Breithorn Westgipfel (4164m)


Publiziert von Chrichen , 11. Mai 2017 um 20:37.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:22 April 2017
Hochtouren Schwierigkeit: L
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:ca. 6 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Zermatt / ca. 20 Minuten zu Fuss bis zur Talstation / Gondelbahn via Furi und Schwarzsee bis Trockener Steg (ohne Umsteigen) / Seilbahn bis Klein Matterhorn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Inspiriert von der Wetterprognose, entschieden wir uns zu einem Ausflug ganz in den Süden und in luftige Höhen. Eine kurze Tour mit schönem Panorama zum Breithorn Westgipfel (Zermatter Breithorn) sollte es werden. Für mich eine 4000er Premiere.

Das Breithorn ist wohl einer der am leichtesten zu habenden 4000er. Es ist mir schon vor einigen Jahren ins Auge gestochen, als ich mit meiner Frau das Klein Matterhorn (im Marketing-Fachjargon auch Glacier Paradise genannt) und den sehr empfehlenswerten Gletscher-Palast besuchte. Schon damals herrschte ein buntes Treiben am Berg, und schon damals schien es mir, als würde seine riesige Eiskappe zum Greifen nahe stehen.

Wir haben uns entschieden, das Breithorn im Rahmen eines ÖV-Marathons als Tagestour zu besteigen. Wie wir ohne Akklimatisation auf die Höhe reagieren würden, war ein grosses Fragezeichen. Schlussendlich ist es recht gut gegangen, zumindest während der Tour.

Anreise
Morgens vor 06:00 Uhr treffen wir uns bepackt mit der Hochtourenausrüstung und Schneeschuhen am Zürich HB. Gut vier Stunden später werden wir uns auf 3800m bei der Bergstation Klein Matterhorn befinden. Alle Verbindungen klappen problemlos. Um 09:14 treffen wir pünktlich in Zermatt ein, und nehmen uns der Herausforderung an, die vom SBB-Fahrplan ziemlich sportlich vorgegebene Umsteigezeit von 15 Minuten zwischen Bahnhof und Seilbahnstation (inkl. Ticketkauf) einzuhalten. Sowohl Kondition als auch Orientierungssinn sind gefragt - wir scheitern kläglich. Dank Winterbetrieb handeln wir uns dennoch nur eine kleine Verspätung ein. Ca. um 10:15 treffen wir somit nach einer gemütlichen Gondel- und dichtgedrängten Seilbahnfahrt bei der Bergstation Klein Matterhorn ein. Sogleich machen wir uns auf den Weg durch den Stollen zur Toilette, und voller Spannung und Vorfreude geht es zusammen mit zahlreichen Skifahrern auf's weite Breithornplateau hinaus.

Klein Matterhorn - Breithornplateau - Breithorn Westgipfel (WT4, L+)
Zuerst laufen wir auf der Piste dem stillstehenden Schlepplift entlang ca. bis zum P.3795. Die Temperatur beträgt ungefähr -10° und es weht ein kühles Lüftchen. Ein Blick über das Gletscherplateau hinweg zum Breithorngipfel zeigt, dass wir heute wenig Einsamkeit erleben werden. Das war natürlich mehr oder weniger zu erwarten, und darüber zu nörgeln wäre fehl am Platz. Machen wir doch genau dasselbe wie das Gros der Gipfelaspiranten. Später habe ich auf zwei Fotos, die ich gleich zu Beginn geschossen hatte, ca. 230 Personen gezählt. Insgesamt dürften an diesem Samstag mit Prachtswetter um die 250-300 Leute am Breithorn Westgipfel unterwegs gewesen sein.

Beim P.3795 bereiten wir uns vor und ziehen die Schneeschuhe an. Ich erhalte endlich eine Gelegenheit, meine neu erstandene Gletscherbrille mit Sehkorrektur auszuprobieren. Wir peilen kurz die Lage und stellen dabei fest, dass Anseilen überhaut nicht in Mode ist. Mit einem etwas flauen Gefühl im Magen folgen wir der Dynamik und fragen uns heimlich, ob das wirklich in Ordnung ist.

Die Route ist bestens markiert von schwarzen Pünktchen, die sich langsam zum Gipfel hocharbeiten oder der Spur folgend absteigen. Von der Bergstation aus wird zunächst ungefähr der oben erwähnte P.3795 angepeilt, um dann über das Breithornplateau in einem weiten Bogen bis nahe zur italienischen Grenze hin ausholend den Gipfelhang zu erreichen. Damit umgeht man die Spaltenzone, die in den Kleinmatterhorn Gletscher überführt. Der Gipfelhang wird zunächst diagonal von Ost nach West traversiert. Am Schluss steigt man wieder nach Osten ungefähr dem Rücken folgend zum Gipfel hoch. Dabei sollte man zu Beginn nicht allzu nahe an den nördlichen Abbruch gehen wegen eventuellen Wechten.

Während wir bis zum P.3795 eher etwas zu hastig gelaufen sind, trotten wir nun in schon fast unnatürlich langsamen Schritten über das Breithornplateau dem Gipfelhang entgegen, immer auf eine gute Atmung achtend. Zeit ist vorhanden. Dennoch finde ich anfänglich den Rhythmus nicht ganz so richtig. Bald benötige ich eine kurze Pause, um meine winddichte Überziehhose anzuziehen. Auf dem Plateau gibt es mehrere Spuren, wir halten uns an die am meisten begangene. Sanft ansteigend werden die ersten Höhenmeter gemacht.

Am Gipfelhang zeigen sich einige Stellen mit Blankeis. Die Spur führt aber geschickt in einer schön geraden Linie stets im vom Wind bearbeiteten harten Pulverschnee nach oben. Manchmal werden wir überholt, manchmal überholen wir andere Tourengänger. Die meisten sind mit Skiern unterwegs, einige Leute gehen (wegen der Schneequalität etwas eiernd) mit Pickel und Steigeisen. Für die heutigen Verhältnisse sind die Schneeschuhe ziemlich ideal. Die zahlreichen Begegnungen sind stets freundlich, und die Stimmung ist gut. Da die technischen Schwierigkeiten nicht allzu gross sind, ist gegenseitiges Ausweichen überall unproblematisch. Der Hang weist im Bereich der Spur eine Steilheit von 30-35° auf. Bei guten Verhältnissen fühlt sich das kaum ausgesetzt an. Bei Blankeis dürfte um einiges mehr an Vorsicht vonnöten sein. Der Wind legt mehr und mehr zu. Bei besonders starken Böen stehen wir jeweils kurz still. Der Aufstieg ist ungewöhnlich anstrengend, und es haben sich ganz leichte Kopfschmerzen eingestellt. Dank tiefem Tempo geht es aber bestens voran.

Nach der langen Traverse gehen wir (wiederum etwas zu schnell) in relativ direkter Linie zum Gipfel hoch und ignorieren die Zickzack-Spur der Skitourengeher weitgehend. Da wir wegen unserer weiten Anreise etwas später gestartet sind, gibt es bei unserer Ankunft nicht mehr so viele Leute auf dem Gipfel. Dafür empfängt uns zuoberst ein sehr starker Wind. Dies mag uns aber nicht davon abhalten, eine längere Aussichtspause einzulegen. Der Weiterweg zum Mittelgipfel dem Grat entlang würde reizen und läge zeitlich vermutlich noch gut drin. Wegen der starken Böen folgen wir jedoch der Vernunft und verzichten darauf.

Breithorn Westgipfel - Breithornplateau - Klein Matterhorn (WT4, L+)
Zum Abstieg auf gleichem Weg gibt es wenig zu sagen. Auch bergab geht es ganz flott. Wegen der fehlenden Anstrengung vergessen wir ein wenig, bewusst auf gute Atmung zu achten. Die letzten Meter über das Breithornplateau und die kleine Gegensteigung zur Bergstation ziehen sich etwas in die Länge. Dort wo wir wieder die Piste beim Schlepplift erreichen, ziehen wir die Schneeschuhe aus und versorgen einige Utensilien. Sich nach vorne zu beugen fühlt sich erstaunlich unangenehm an. Mit den Schneeschuhen in der Hand laufen wir über die Piste zurück zum Restaurant der Bergstation, wo wir noch etwas trinken wollen.

Epilog
Mich hat es unglaublich nach einem Cordon Bleu oder Schnitzel mit Pommes gelüstet. Die Preise sind aber fast so hoch wie die Bergstation Klein Matterhorn selbst. Wie ich darüber sinniere, ob sich eine solche Investition in kulinarischen Genuss auf sprichwörtlich höchster Ebene dennoch lohnen würde oder ob ich jetzt besser eine heisse Schokolade oder einen Kaffee bestellen sollte, beginne ich mich etwas benommen zu fühlen. Plötzlich stellt sich sogar eine leichte Übelkeit ein. Stevo47 ergeht es nicht anders. Deshalb ändern wir unseren Plan und steigen gleich mit der nächsten Bahn ab. In der Seilbahn fühle ich mich etwas erschöpft und müde. In Zermatt unten geht es schon wieder viel besser, nur die leichten Kopfschmerzen sind noch da. Der Traum vom Cordon Bleu wird durch die Realität eines am Vortag gekauften Sandwiches ersetzt. Nach einem gemütlichen Dorfspaziergang haben wir sogleich einen Zug für die lange Rückreise.

Im Zug zwischen Bern und Zürich werde ich plötzlich von einem bekannten Gesicht angesprochen. Es ist Stijn, der ebenfalls gerade auf der Rückreise von einer Wanderung ist. Wir unterhalten uns gemütlich zu dritt. Das kleine ÖV-Hikrtreff ist ein schönes abschliessendes Highlight an diesem Tag!


Das Zermatter Breithorn via Normalweg an einem Wochenendtag mag nicht jedermanns Geschmack sein. Wir haben die aussichtsreiche Tour dennoch sehr genossen und uns über die erfolgreiche Besteigung gefreut. Bei einem nächsten Mal gerne mit Mittelgipfel. Ohne Akklimatisation ist es eigentlich ganz gut gegangen. Jedoch hat sich gezeigt, dass eine vorgängige Übernachtung auf etwas grösserer Höhe sicher sinnvoll gewesen wäre.

SLF: gering

Tourengänger: Chrichen, Stevo47


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Kommentare (1)


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Stijn hat gesagt: Begegnung im Zug
Gesendet am 9. Juni 2017 um 12:50
Hoi Christian,
Ich habe erst jetzt deinen Bericht gefunden.
Es war ein toller Zufall euch auf dem Rückweg zu treffen im Zug. Nochmals gratuliere zur Breithorn!
LG,
Stijn


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