Kurzbericht 

TUS Tourenwoche Vanoise La Poule


Publiziert von Dolmar , 16. April 2017 um 22:20.

Region: Welt » Frankreich » Vanoise
Tour Datum: 3 April 2017
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 6 Tage

La Poule, das Huhn, außer ein zwei mal Spuren von Schneehühnern haben wir von Hühnern oder gar vom französischen Gockel nix gesehen. Das lag aber nicht an einer schlechten Wetterlage, ganz im Gegenteil dieses war excellent. Auch in den zahlreichen Tellern auf den Hütten war weder Huhn noch Gockel.
Nein die Namensgebung kommt vom geografischen, der Vanoise Nationalpark soll als Fläche betrachtet einem Huhn gleichen. Nun denn meine Fantasie hat hierfür nicht gereicht, aber ich kann mit Bestimmtheit sagen, das die Vanoise keine Hühnerkacke ist. Vielmehr landschaftlich und auch kulinarisch nicht nur eine Reise Wert sondern grandios ist. 

Die TUS Tourenwoche stand auf wackligen Beinen, zuerst hat kurzfristig das Tourenwochen Urgestein und in dieser Funktion auch Tourenleiter, Kopf und Planer absagen müssen. 
Übrig geblieben sind zwei zwar entschlossene Tourengänger aber mit der Planung für eine Woche nicht vertraute. 
Die Neuplanung bestand mehrheitlich aus, " etz gehn mir da hin ".
Das eigentliche Ziel war eine 4 Tagestour in der Haute Maurienne, wir haben uns noch g´schwind auf den entsprechenden Hütten angemeldet, gänzlich ohne französisch Kenntnisse nur mit ein paar Brocken Englisch, aber es ging.
Der Wetterbericht hat noch für den Samstag und Sonntag Vormittag Schneefall ausgegeben.

Egal, der in Ostalpen Dimensionen denkende, freut sich ein paar cm Neuschnee ist doch super haben wir schon einen netten Powder zum Skifahren. 
Zu fast unchristlicher Uhrzeit fahren wir am Sonntag morgen los gegen Frankreich, das Wetter ist erwartungsgemäß bescheiden. letzte Hoffnungen das sich die Wolken noch kurz vor Bonneval sur Arc lichten zerschlagen sich, vielmehr wird der Schneefall dichter und viel. 
Wenn`s am französisch italienischen Grenzkamm schneit dann halt richtig, es gab so viel Neuschnee das heute keine Möglichkeit mehr Bestand auf die erste Hütte zu kommen.
Wir nächtigen in einer CAF Selbstversorger Hütte und beraten auf den Folgetag, unsere Stimmung ist ziemlich gedrückt, damit hatten wir nicht gerechnet. Blinder Optimismus hat uns hergebracht und nun ist das Entäuschungsloch schon größer ausgefallen. Anderen Türlern ging es ähnlich, so wird die Hütte zu einem Schmelztiegel von gestrandeten. Austausch von alternativen Touren Möglichkeiten machen die Runde, irgendeiner ist immer ein "Locel" und kennt die nähere und weitere Gegend und davon gibt es hier viel.

Tag 1
Am Montag morgen, nehmen wir nochmal Kontakt auf mit der ersten Hütte. Keine guten Aussichten
80-90cm Neuschnee alle Hänge Lawinenschwanger wir könnten eventl. zur Hütte kommen, aber mehr geht nicht. Also war das umswitchen auf die alternative die I Wahl.
Da finden wir in dem mitgeführten Buch auch noch eine Umschreibung von der empfohlenen Tourenecke, und wir starten mit gering erhellter Stimmung nach Westen, der Vanoise entgegen. Unser Ausgangspunkt ist Aussois, hier kommen wir an die Tel. Nr der ersten Unterkunft gleich mit der Bemerkung -ist glaub ausgebucht-.
Einstimmig sagen wir uns wenn da kein Platz ist, ist die Tourenwoche somit beendet. War sie nicht, die Hütte nicht ausgebucht und die Tourenwoche nicht zu Ende, vielmehr haben wir sozusagen den "Reset" Knopf gedrückt.
Mit endlich prächtiger Stimmung und passender Euphorie geht`s mittels Sessellift bei bestem Wetter endlich richtig los.
Erstes Ziel ist die Refuge de la Dent Parrachee, diese wird nach einer kurzen Abfahrt auf der Piste und einem 1/2 stündigen Gegenanstieg bei brütender Hitze erreicht. Der Tag ist noch jung 12:00 Uhr, und wir wollen noch ein paar Meter Skifahren, also ziehen wir unsere Spur in der Mittagshitze ohne groß Gepäck zum Lac du Genepy und hier sticht uns natürlich gleich ein keckes Dreieck ins Auge welches geradezu nach uns ruft um hier am Nachmittag zwei nette Lines in den unberührten Hang zu ziehen. Zugegeben in der Mittagshitze kommen wir kräftig ins schwitzen, aber wir erreichen das klein Ziel, welches uns auch noch mit einer netten Rundsicht erfreut. In Top Powder ziehen wir die Lines durch den Hang und sind bald darauf wieder an der Hütte, Ein nun doch guter Start in die Tourenwoche hat begonnen.

Die uhrige Hütte Parrachee ist ein empfehlenswertes Hüttchen,eher nicht wegen der Nachtlager aber vor allem zwingend des Nachtessens wegen.
Ich Liste nur hier mal auf, was in abgeschwächter Form auf jeder Hütte ähnlich aufgetischt wurde.
Suppe
Salat
Hauptgang
Käse
Tarte
Genepie (Schnaps) 
und alles lecker schmecker reichlich zu haben.

Tag 2
Um ca. 7:00 Uhr des Folgetages verlassen wir die Hütte mit vielen anderen, Holländer, Schotten, Franzosen, nur Alemannen sind wir die einzigen. Unser nächstes Ziel führt vorbei am Lac du Genepy und zieht hinauf zum Col de Labby. Es läuft sich deutlich leichter in der morgentlichen frische mit unseren mächtigen Rucksäcken als in der Mittagshitze, schon blad erreichen wir den Col und werden mit einer tollen Aussicht belohnt, es ist doch immer wieder beeindruckend, wie sich bei markanten Übergänge die andere Talseite eröffnet wir werden sozusagen landschaftlich im bildlichen Sinne erschlagen.
In einem Linksbogen fahren wir durch zwei Felsinseln hindurch auf den Glacier de la Mahure, alles in feinstem Powder. Wir bekommen das Grinsen vor Freude nicht mehr aus dem Gesicht.
Da es noch nicht allzu spät ist beschließen wir, noch einen Abstecher in den Gletscherkessel, über uns zu machen, wir ziehen unsere Spur bis an die Felswände von Dent de la Parrachee und Pointe della Fournache. Erneut tauchen wir ein in die wunderbare Welt des Powder Skifahrens und fahren im Glücksrausch den Glacier hinab. Nach einem kurzen Gegenanstieg erreichen wir den Lac de l`Arpont. Und weiter auf bestem Sulz zur Refuge de l`Arpont. 
Diese Hütte wurde erst kürzlich neu erbaut und bietet entsprechend Komfort ohne das Hüttenambienete zu vernachlässigen. Unumstrittener Star auf der Hütte ist das kleine Zwerghäschen. Dieses ist seiner Stellung bewusst und hoppelt recht selbstsicher in der Hütte umher..
Für den morgigen Tag ist schlechtes Wetter vorhergesagt, leichter Schneefall und tief hängende Wolken.
Viele Gruppen entschließen sich die Softvariante zu nehmen und gehen nicht über den 3500m hohen Col de Chasseforet.

Tag 3
Nun es könnte ja besser werden als vorhergesagt und so ziehen wir voller Optimismus bei zunächst recht gutem Wetter hinauf zum Lac de l`Arpont und weiter auf den Glacier du Dome de Chasseforet.
In einem Drama würde jetzt stehen; die Wolken hüllen einen undurchsichtigen Mantel des Schweigens um die Tourengeher usw. ....
Jedenfalls beginnt es zu schneien, die Sicht fällt auf wenige Meter, wir können noch eine 3-er Gruppe vor uns ausmachen, wir schließen zwingend zu diesen auf. Die Sicht ist Null in allen Richtungen ist die gleiche Farbe wie der Schnee.
Die 3 haben ein GPS dabei, was für die Orientierung doch hilfreich ist. gemeinsam gehen wir weiter im Witheout.
Da öffnen sich die Wolken und wir finden uns auf einem  Plateau unter einer gut 100-150m hohen beeindruckenden Eismauer. Rechts an dieser vorbei ist der Weiterweg, wir bleiben aber lieber zusammen trotz der guten Sicht. 15 min später hat sich die gute Sicht in nichts aufgelöst, die Wolken verschlucken uns erneut, Irgendwie habe ich aber das Gefühl die 3 gehen wo anders hin als da wo wir hin wollen, ich verstehe ja kein Wort.
Wir beschließen nun auf eigene Faust mittels Kompass weiter zu gehen. Die Navigation mit Kompass setzt natürlich voraus das man weiß wo man ist, das war nur wage zu behaupten aber ein leichter Schatten zeigte uns an das es hier zum Col gehen könnte und die Kompassrichtung hätte gepasst. 

Wir erreichen auch so etwas wie einen hohen Punkt wir befindenn uns fast am Gipfel des Dome de Nantes Der Col liegt unwesentlich tiefer, wir können nur erahnen wo wir sind, es ist zu Flach um genaueres zu deuten. Nun bekommt mein Kompass noch den Witheout, irgendwie will er nun nicht mehr eindeutig nach Norden zeigen. Bei kleinen Rutschfahrten wird es schwierig das Gleichgewicht zu halten. Kann leicht ausprobiert werden einfach mal die Augen schließen und losfahren ohne zu wissen wo es nach unten geht. Jetzt beginnt ein kleiner Rundgang auf dem Gletscherplateau. Zweifel kommen auf ob wir nicht doch besser bei den anderen geblieben wären. Über uns scheint schwach die Sonne durch die Wolken und mein Partner hat die gute Idee uns nach dieser zu richten und den Weg nach Nord zu finden. Nach ca. 1 Std. ohne Sicht sehen wir plötzlich hinter uns die 3 anderen kommen.
Wir waren also gar nicht mal falsch. Wir beschließen zusammen zu bleiben, gemeinsam finden wir den weiteren Weg zum Col du Pelve.
Die Sicht wird nun zunehmends besser und wir trennen uns wieder beim weiteren Weg zum Col du Dard.
Die Sicht ist jetzt gut die Sonne kommt heraus, vor uns liegt eine endlos erscheinende Gletscherfläche, flach und weit, wir müssen wie die anderen auch Stöckeln, am Ende dieser Gletscherfläche finden wir den Absieg problemlos, ob das ohne Sicht auch gegangen wäre na ja. Vor uns liegt noch eine Traumabfahrt in bestem Powder hinab zur Refuge du Col du Vanoise. Für diese Etappe benötigten wir 8 h.

Nun steht halt direkt hinter der Hütte der Höhepunkt der Vanoise, die La Grande Casse, ein ungemein formschöner hoher, steiler Berg. Wenn der hier dasteht und wir hier sind wird beschlossen das wir da rauf müssen. Die Lawinenverhältnisse sind trotz des gestrigen geringen Niederschlags mehrheitlich gut. 

Tag 4
Als erste Gruppe ziehen wir in die Hänge der La Grande Casse. Den genauen Aufstiegsweg kennen wir nicht, aber spuren von vor zwei Tagen zeigen in etwa den Weg im unteren Teil an. Mit jedem Schritt aufwärts wird es auch logisch. Den unteren Bereich überwinden wir in einem Linksbogen unter der Felswand und erreichen so den Glacier des Grand Couloirs. Ab hier wird der Schnee tief, und wir müssen deutlich Schnee verdichten. Rückblickend erkennen wir noch weitere teils große Gruppen uns nachkommen. Mit zunehmender Höhe ergeben sich gewaltig eindrückliche Tiefblicke, die Aiguille de la Vanoise wirkt bald schon als Winzling. Es steilt hier nun zunehmends auf, bis 40°Grad steil.
Die Spitzkehren sind gerade so noch möglich, aber die Spurarbeit geht nicht spurlos an uns vorüber wir verlieren gegenüber den nachkommenden deutlich an Tempo. Kurz vor dem erreichen der großen Einsattelung überholt uns ein Bergführer der 6er Gruppe. Am Col des Grands Couloirs macht dieser aber Pause und wartet auf seine Gruppe. Also Spuren wir erneut den Schlußhang hinauf.
Bald wird es zu steil und exponiert auf teilweise eisiger Unterlage.
Wir beschließen Depot zu machen und steigen mit Steigeisen die restlichen 30 Höhenmeter den überwächteten Schneegrat hinauf zum Gipfel.
Glücklich es geschafft zu haben bei gigantischer Rundsicht und windstille entgegen der Wettervorhersage, genießen wir unser erreichtes Tagesziel, Wir können stolz auf uns sein, wir haben komplett durchgespurt und für heute als erste den Gipfel erreicht.
Es gibt untereinander eine 50 % Gratulation für das erreichen des Gipfels. Einig beeilen wir uns mit der Abfahrt, wir wollen aus dem Grand Couloir so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone heraus, da jeder nach uns fahrende eine Lawine in dem steilen Hang auslösen könnte, und da wollen wir nicht mehr drin sein.
Wie bei dieser Tour bereits zur Gewohnheit geworden geht es die Grands Couloirs in Top Powder hinunter, schnell erreichen wir den unteren Teil, hier wartet noch eine Sulzabfahrt bis zum Wandfuß.
Ein kleiner Gegenanstieg zur Hütte und das Bier hat uns, oder andersrum, die anderen 50 % Gratulation folgen. 

Zum Abend hin verlassen wir die Hütte in Richtung Pralognan la Vanoise bis zur Refuge les Barmettes. Die haben wir für uns ausgesucht, da diese Wasser zum Duschen etc. bietet. Direkt an der Skipiste gelegen haben wir am nächsten Tag "easy going" hinab ins Tal.

Tag 5
Das ist mehrheitlich der Tag, über dessen Etappe der Mantel des Schweigens geworfen werden sollte.
Vielleicht liegt es aber auch daran das bei längeren Touren irgendwann auch mal ein Einbruch kommen muss. 
Jedenfalls ist es eine Zubringer Etappe.
Nach der kurzen Pistenabfahrt nach Pralognan la Vanoise irren wir im Ort umher auf der Suche nach dem richtigen Wanderweg, es soll einen geben mit Schneeauflage damit wir die Ski nicht auf die ohnehin schon schweren Rucksäcke aufbinden müssen. Letztlich binden wir die Ski doch auf und plagen uns bei zunehmender Hitze das ewig lange Tal hinein.
Eine gute Stunde später können wir wieder anfellen aber das Tal zur Refuge Peclet Polset scheint endlos, die so geliebte Sonne brennt auf unser Haupt, saugt die Kräfte aus uns heraus, nach unendlichen 6 Std. Aufstieg kommen wir fix und fertig bei der Hütte an.
Das einzig positive an dem Aufstieg ist der Blick auf den Dome de Polset. Was gleich mal neue Ideen für den Folgetag bringt. Diesen eleganten Berg können wir weder links noch rechts liegen lassen, zumal dieser Schinderzustieg auch nach einem Genußgipfel verlangt. 

Tag 6

Mit leichtem Rucksack, ziehen wir los, wir sind zeitig unterwegs, da das heute die Schlußetappe gibt, und der Rückweg nach Aussois ansteht.
Flott  gehen wir am Lac Blanc vorbei und gewinnen über eine Steilstufe das Gletscherplateau des Glacier de Gebroulaz,. Wär hätte es gedacht, wieder mal nur Powder hier heroben, wir ziehen der angelegten Spur folgend in 2 Std. auf den Dome de Polset.
Die Aussicht erschlägt uns wierderum fast, die Sicht reicht vom Mont Blanc im Nordosten bis zur Barre de Ecrins im Südwesten, auch der Monte Viso zeigt sich uns, soll es doch, vielleicht kommen wir auch mal zu Ihm. Nach ettlichen Foto`s und einer kurzen Pause fahren wir wiedermal in diesem herrlichen Powder hinunter zur Hütte, nehmen unser restliches Material fast komplett auf. Jeder haut sich zur Stärkung noch ein Mega Omlett rein und dann geht`s an die Heimetappe.
Von der Hütte muss erst kurz abgefahren werden in den Talgrund bevor wieder angefellt wird für den Gegenanstieg zur Breche de la Croix de la Ruie. Wer Felle hat hat`s gut, ich hab Felle, Andreas nicht, Scheiße in der Eile sind die liegen geblieben. Da ich Felle hab, hole ich diese dann g`schwind.
Der Anstieg zur Breche in der Mittagssonne setzt mir wieder g`hörig zu. An der Breche, ein Felsspalt im Gratverlauf müssen die Ski nochmal für kurz aufgebunden werden, Steil geht´s ca. 50 Meter zum Durchschlupf.
Oben angekommen sehen wir teils bekanntes, in Sulz fahren wir über schöne Hänge ab zur Refuge du Fond d Aussois. Ein weiterer Gegenanstieg bringt mich an die Grenze der Kraft, ich habe keine Lust mehr, es soll jetzt enden, so geht`s mir nun auch mit den Buchstaben finden für diesen Bericht.

Nach dem finalen Anstieg fahren wir in tiefem Schnee zur Refuge de la Dent Parrachee und an dieser  vorbei umständlich hängequerend zur Liftstation L`Armoise. Für diesen Lift gilt noch unsere Liftkarte welche wir vor Tagen gelöst haben. Bequem schweben wir nach oben.

Nun noch in bösem Sulz auf der Piste hinab nach Aussois, der Kreis ist geschlossen. Ausgepauert aber voller Eindrücke  treten wir die Heimreise an.
Schade das unser dritter Tourenpartner nicht dabei war.

Ich schwärme noch heute von dieser Tour vor allem auch kulinarisch.

Tourengänger: Dolmar


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