Grand Muveran, Grand Morcle 1968


Publiziert von FJung , 13. April 2017 um 20:30.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:12 Oktober 1968
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VD   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1572 m
Abstieg: 1891 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Martigny - Ovronnaz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Lavey - Morcles - St. Maurice
Unterkunftmöglichkeiten:Cab. Rambert

Im Dunkeln fuhren wir durch das Rhonetal, der Himmel war schon bedeckt, und wir sahen unsere Tour schon platzen, aber wir sagten uns, es hatte auf jeden Fall seine guten Seiten, daß wir so früh aufstanden, so verschliefen wir nicht diesen Samstag.
Von Montreux kommend, bogen wir hinter Martigny links ab und fuhren durch Weinanbaugebiete aufwärts, mit herrlrichen Blicken nach unten. In Ovronnaz in 1479 m kamen wir mit dem letzten Benzintropfen an (wir hatten vergessen zu tanken) und kehrten den Wagen gleich bergabwärts, 
Um 7 Uhr brachen wir, Peter, Kurt (2 Arbeitskollegen) und ich auf. Bald erreichten wir ein kleines Hochtal, in dem Almhütten standen, dann gingen wir einen Bergabsatz empor und erreichten nochmals ein kleines Hochtal. Hier fanden wir den ersten alten Schnee. Über Geröll erreichten wir unser erstes Ziel, die Cabane Rambert in 2580 m Höhe. Während wir uns eine Suppe bereiteten, wurde das Wetter besser, die Wolken rissen manchmal auf, und um 10.30 Uhr brachen wir auf, nachdem wir die Rucksäcke von allem unnötigen Zeug geleert hatten.
Ein kleiner Weg war vorhanden, der später durch Steinmänner ersetzt wurde. An einigen Stellen lag noch Schnee, und ich konnte meinen Pickel gebrauchen, während er mir bis hierher nur hinderlich war. Der Weg war nur noch schwer zu erkennen, aber wir gingen immer in der richtigen Richtung, links im Fels empor, dann über Felstreppen zum Grat, wo noch viel Schnee lag und wir sehr vorsichtig gehen mußten. 

Der Blick vom Gipfel, 3051 m, war atemberaubend. Die Diablerets waren in Wolken gehüllt, aber gut waren die Zacken der l'Argentière, die sich aus einem Tal unter uns erhoben, zu erkennen, die Dents du Midi zeigten sich von einer mir unbekannten Seite, der Montblanc war herrlich anzuschauen, die Bossonshügel waren gut auszumachen, der Glacier Argentière imponierte sehr, die Grandes Jorasses lugten dahinter hervor.
Die Wolken gaben  aber nur manchmal die Sicht frei, und wir stiegen wieder ab, der Schnee war etwas mehr aufgetaut., manchmal auch vereist. Mit einem großen Schritt hielt ich mich mit gestreckten Armen an den Felsen fest. Als ich gerade den Schritt machte, löste sich der etwa ein Kubikmeter große Fels an meiner linken Hand, und rutschte an uns vorbei donnernd in die Tiefe. Wenn ich mit der Hand nicht soliden Fels gefaßt hätte, könnte ich diese Zeilen wohl nicht mehr schreiben. Meide beiden Kollegen waren zum Glück hinter der heiklen Stelle geblieben, so daß wir weitergehen konnte. Ohne weitere Zwischenfälle kamen wir wieder bei der Hütte an, wo wir es uns draußen gemütlich machten, denn dort war es wärmer als in der Hütte. 
Kurt mußte am Abend wieder zu Hause sein, und er sprang in 35 Minuten wieder zu seinem Auto und führte es zur nächsten Tankstelle, während wir uns Gulaschsuppe machten und uns schon auf die Ruhe freuten. Ein einsamer Wanderer kam den Berg herauf. Es war der Hüttenwart, der auch eine Flasche Gas mitbrachte, so daß wir für den Abend Licht hatten. Er zeigte uns aber vorher den Raum für Brennholz, Säge und Beil, und während die Wolken vor Matterhorn, Weißhorn, Montblanc und Dents du Midi vollkommen verschwanden, sorgten wir für Brennholz. Der Hüttenwart lud uns dann zu einem Café ein, wir schauten der untergehenden Sonne zu und waren ganz ruhig, als der Himmel sich rot färbte und langsam einige Zirrhuswolken erschienen.
Um 22 Uhr ging ich nochmals vor die Tür, als ich Stimmen hörte. Dann war Licht vor mir. Eine sechsköpfige Gruppe war von Les Plans, (Pont de Nant) der Nordseite, aufgestiegen, mit dem "Guide des Alpes Vaudoises", Ausgabe 1946 (eine neuere Ausgabe gab es noch nich!!!) Dort war die Hütte gleich hinter dem Frete de Saille eingezeichnet, wo sie früher auch einmal gestanden hatte, aber zerfallen ist und nun weiter östlich wieder aufgebaut wurde, was die sechs aber erst sahen, als sie die Landeskarte im Maßstab 1:50.000 genauer prüften. So gingen sie den  Bergkessel entlang und fanden mit Glück die schon dunkle Hütte. 
Wir hatten, von Süden kommend, keine Probleme, die Hütte zu finden, da uns der Weg zwangsläufig zu ihr führte.
Am Morgen brachen wir früh auf, der Boden war noch gefroren, und wir gingen den Weg zurück bis zur Alp Saialle, wo wir rechts am Hang entlangliefen, dann durch ein Couloir gingen, vor uns ein topfebener Kessel, der auch in der Prärie hätte sein können. Dort gingen wir bergab, dann wieder berghoch zum Col de Fenestral, wo eine Hütte für Skifahrer steht (stand?) Von dort schauten wir hinab zum Lac de Fully, dessen Wasser von einer Mauer gestaut wird und Elektrizität liefert. Wir suchten uns den Weg durch Geröll, Schnee und Felsen, alles verlief ohne Schwierigkeiten, und wir erreichten bald den Gipfel des Grande Morcles, 2969 m, von wo wir schaudernd auf die 2500 m tiefer liegende Rhoneebee blickten, direkt unter uns. Flogen wri? Und diese Felswand sollten wir runtergehen? Aber man hatte uns gesagt, daß ein Weg hinabführte, den wi auch bald fanden. E it sehr exponiert angebracht, führte um Ecken, wobei ich vom Rücken den Pickel nehmen mußte, denn sonst stieß ich gegen den Fels. Der Weg war nur 50 cm breit, rechts lotrechter Fels abwärts, links aufwärts. Auf einem Fels ruhten wir uns aus und schauten uns an. Peter versprach mir, ein Biuer auszugeben, wenn wir wieder heile unten ankämen. Auch ich hatte einen solchen Weg noch nicht gesehen, und als wir endlich das erste Gras unter unseren Füßen hatten, nahmen wir uns die Zeit, das Bergpanorama aufzunehmen. Immer die Walliser Alpen und Montblancgebiet vor Augen, os stiegen wir abwärts. 
Im Bergdorf Morcles warteten wir auf den Postbus, während Peter sein Versprechen einlöste. Der Bus brachte uns im Dunkeln nach St. Maurice, von wo wir mit dem Zug nach Montreux zurückfuhren, begafft von den Mitreisenden im Anzug und mit Hut.
Das war dann auch unsere letzte Bergtour 1968.

Tourengänger: FJung


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5 L II
WS
20 Sep 08
Grand Muveran 3051m · Cyrill
T5 L II
T5 II
28 Aug 16
Grand Muveron 3051m · Anda
T5 II
16 Jul 11
Grand Muveran (3'051m) · Paet
T3 L II
3 Okt 10
Derborence - en octobre... · lorenzo
T3
14 Sep 19
Dent de Morcles · Ovronnaz

Kommentar hinzufügen»