Monte Cevedale (3769m) - auf dem Dach des Eisriesen


Publiziert von Daniel87 , 11. April 2017 um 14:20.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:29 März 2017
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:P Enzianhütte-Zufallhütte-Martellerhütte-Zufallferner-Monte Cevedale-Abfahrt wie Anstieg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im Vinschgau auf SS38 zwischen Reschenpass und Meran, kurz nach Schlanders, Abzweigung Richtung Goldrain; dort, bei einem Kreisverkehr, rechts ins Martelltal. Nun etwa 20km, bei immer schmalerer Straße und in unzähligen Kehren, vorbei am Stausee, bis Gasthof Enzian (2051m). Dort kostenloser P (im Winter).

Ist man auf der Suche nach einem möglichst hohen Berg für Skitouren, so wird man am Cevedale fündig, denn wenn die Bedingungen es zulassen, kann man vom Cevedale-Gipfel bis ins Tal hinab abfahren. Gelegentlich als höchster Skitourenberg der Ostalpen angepriesen, sorgt dieser Umstand selbstverständlich auch für einige Begehungen an schönen Tagen. Es überwiegen aber bei weitem die positiven Eindrücke. Wenn man dann am Schneegrat kurz vor Erreichen der Spitze dieses hohen Berges auf die gewaltigen Getscher hinunter blickt, weiß man schließlich endgültig, dass sich die Anstregungen ausgezahlt haben.

Eigentlich kann man die vorgestellte Tour gut innerhalb eines Tages bewältigen, im Sinne der Stressreduktion bietet sich aber die Übernachtung auf der Marteller Hütte geradezu an, Bergsteigen soll ja wenigstens ansatzweise genussreich bleiben.

Tag 1:

Vom P bei der Enzianhütte folge ich am Vorabend der eigentlichen Tour dem breiten Wanderweg Richtung Zufallhütte, die Ski müssen aber am Rucksack bleiben, für Ende März liegt auf über 2000m für ein nordostseitiges Tal erstaunlich wenig Schnee (geschlossene Schneedecke erst auf rund 2400m).

Bei der Zufallhütte angekommen, geht es links haltend (südlich) weiter hinauf zur Marteller Hütte, wobei die Route des Weges recht raffiniert kleinere Felsbarrieren überwindet um später, bei einem Plateau, wieder deutlich abzuflachen. Dort angekommen thront 300m höher, auf einem Felsvorsprung, die Hütte, welche man jetzt schon gut erkennt. Diese wird schließlich auf deren Westseite, in einem großen Bogen, und über einen nicht unerheblich steilen Hang (>30°) erreicht. Bedauerlicherweise verlor ich aber nach der Zufallhütte kurz die Orientierung. Wegen zahlreicher Schneereste auf den Markierungen und irreführender Spuren stieg ich versehentlich ins Madritschtal auf. Den Fehler bemerkte ich erst, nachdem der See im Tal in einem komplett falschen Winkel lag und ich schon 200m höher war. Im Eiltempo gelangte ich aber noch vor Einbruch der Dunkelheit zum ersten Etappenziel.

Tag 2:

Am nächsten Morgen werde ich bei der Marteller Hütte von einer rosa gefärbten Königsspitze begrüßt, für mich das "Matterhorn" der Ortler-Alpen. Voller Elan geht's so nun südwestlich der Zufallspitze entgegen; nach etwa 2km wiederum rechts haltend auf die Gletscherzunge des Zufallferners. Der Ferner wird später ca. 3km verfolgt (immer geradeaus), die Ausblicke sind dabei schon jetzt klasse. Auf einer Höhe von 3300m mache ich einen großen Bogen südwärts, hierbei sollten linkerhand die kleinen Steilstufen unterhalb der Gletscherkanten gemieden werden (Spalten!). Schon bald rückt der eindrucksvolle Doppelgipfel aus Zufallspitze und Monte Cevedale ins Blickfeld. Blankeis schimmert heute glücklicherweise nur abseits des steilen Gipfelanstiegs, den ich dennoch nur ohne meine Ski begehe (Skidepot 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels). Zwar hat es meist guten Trittschnee auf breiter Spur, stellenweise ist es aber dann doch geringfügig vereist, so dass Steigeisen die bessere Wahl waren und ich die Ski eigentlich nicht vermisse. Der finale Schneegrat zum höchsten Punkt und zum schönen Gipfelkreuz ist dann wieder leichter.

Bei Traumwetter und -aussicht lässt es sich lange auf diesem feinen Berg aushalten. Gefühlt 50 Tourengeher sind hier heute unterwegs doch ich verbringe sogar rund 20 Minuten allein am Gipfel bis auch auch ich mich wieder ins Tal verabschieden muss.

Die Abfahrt und der Abstieg erfolgen auf gleichem Wege.

Schwierigkeiten:

Vom P zur Zufallhütte: T2 (1/2 Stunde).
Zufallhütte - Marteller Hütte: WS+ (Anstieg zur M. Hütte >30°, sonst flacher; 1 Stunde).
Marteller H. - Skidepot (3600m): WS (wenig steile Hänge, kaum 30°; Gletscher; 3 Stunden).
Gipfelanstieg Cevedale: WS- (Steigeisen sinnvoll; alternativ mit Ski ZS, 35°; 1/2 Stunde).

Fazit:

Viele Worte muss man bei dieser Tour eigentlich nicht verlieren, der Cevedale bietet ein prima Panorama, das nur vom Ortler und der Königsspitze leicht eingeschränkt wird, welche aber auch geradezu einen Blickfang darstellen. Auch der Anstieg ist landschaftlich nie langweilig, ständig gewinnt man andere, überwältigende Eindrücke. Lediglich das Tragen der Ski von der Zufallhütte, hinunter ins Tal, war nicht geplant und kann nach der interessanten Abfahrt ziemlich lästig sein. Die Marteller Hütte kann man sehr empfehlen.

Tourengänger: Daniel87


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 14. April 2017 um 17:34
Hey Daniel, Gratulation zu diesem Klassiker der Ostalpen! Und bestes Wetter hattest du ja auch - ich habe damals bei meinem Besuch leider kaum die Hand vor den Augen gesehen. Viele Grüße!

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. April 2017 um 13:06
Hi, danke für deinen Kommentar! Ich habe deinen Bericht gesehen, schade, dass die Wetterbedingungen nicht gepasst haben! Im Sommer ist man in dieser Hinsicht leider oft vom Glück abhängig ...

VG Daniel


Kommentar hinzufügen»