Kurzbericht 

Cima della Bondasca, long and lonely


Publiziert von Dolmar , 18. März 2017 um 23:36.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Bregaglia
Tour Datum:17 März 2017
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 2470 m
Abstieg: 2470 m

Eine wunderschöne Woche liegt zurück, das kommende WE verspricht allerdings alles andere, also habe ich kurzfristig Urlaub genommen um die schöne Woche (Wetter) mit einer schönen Skitour zu krönen.
Ein lang gehegter Wunsch ist die Cima della Bondasca, nicht wegen der stolzen Gestalt etwa, was sie nun wirklich nicht ist sondern weil es der einzige Gipfel in der Bondascagruppe ist wo mit den Ski erreicht werden kann und beeindruckende einblicke in die populären Felsriesen gibt, Grate und Platten welche die Herzen der Kletterer und vor allem auch meins höher schlagen lassen. 

Nachteil (und das ist der einzige) vom schönen warmen Frühlingswetter ist, das ein früher Start nötig sein wird, und knappe 2500 Hm brauchen auch seine Zeit.
Da das Bergell vom Bodensee recht weit entfernt liegt bedarf es eine Anreise am Vortag.
Unbekannt bei dieser Tour ist die Schneelage. Da ich nur die vermutlichen Schneefälle und die Schneekarten vom SLF kenne, soll heißen ob der eher spaltige Vadrec da la Bondasca auch gut genug eingeschneit ist ohne allzu große Risiken einzugehen bei der allgemein schwachen Schneelage im Engadin. Die Sache mit dem Felssturz bzw. unruhigen Cengalo hatte ich schon gar nicht auf dem Radar. Manchmal ist es gut die Hinweistafeln erst nach der Skitour zu lesen. 

Start nach einer recht warmen Nacht um 5:15 Uhr direkt in Bondo, die Zufahrtsstraße zum öffentl. Parkplatz unterhalb von Laret ist gesperrt, war auch noch nicht geräumt.
Auf sehr holprigem Wanderweg geht es mit aufgebundenen Ski durch den Wald.
nach einer 1/2 Std, wechseln hart gefrorener Schnee und apere Stellen auf dem Weg.
Ca. ab P.1176 kann angefellt werden, mit nur noch zwei folgenden Portagen erreiche ich nach 1 1/4 Std.
Laret. Hinweistafeln auf den Felsturz im Jahre 2011 weisen darauf hin, das aufgrund laufender Radarmessungen jederzeit auch jahres-  tageszeitlich unabhängig der untere Bereich des Cangalo in Bewegung ist, und zu Stürzen droht und zwar in einem noch größerem Ausmaß als 2011. Der Hüttenzustieg zur Cabana Sciora ist deshalb verlegt worden.
Wie bereits erwähnt habe ich die Hinweistafel erst danach genauer studiert.
Die Skiroute führt durch das riesige Geröllfeld zu einer Rinne genau mittig zwischen Cengalo und Gemelli.
Beim Aufstieg präsentiert sich die Schaufel der Piz Badile Nordwand in voller Pracht, der Wunsch zur Durchsteigung über die Cassinführe rückt ins Bewusstsein.
Etwa auf Höhe 2000 wende ich mich nach links (Osten)oberhalb der großen Moräne über Hänge direkt hinauf auf den Vadrec da la Bondasca.
Der Schnee präsentiert sich als tragender Harschdeckel mit zahmen Windgangeln. Eigentlich hatte ich gehofft an dieser nordseitigen Lage noch etwas Pulver zu finden, aber nun denn so geht das auch. Viel mehr erfreut mich, das der Gletscher sehr gut eingeschneit ist und ohne kopfzerbrechen ein Aufstieg über den Gletscher möglich ist.

Ab Höhe 2700 werden die Beine schwer, ab jetzt geht es nur mehr langsam bergauf. Es bedarf mehrerer Päuschen, es scheint kein Ende zu nehmen, auf der harten Unterlage greifen in dem kalten Schnee die Felle nicht optimal, die Harscheisen helfen nur bedingt  da für diese der Schnee wieder nicht hart genug ist und deren Tiefgang bei der Steighilfe zu gering ist. So wird beim Aufstieg öffters mit der Steighilfe gespielt.
Auch dieser Aufstieg findet einmal ein Ende nach genau 6Std 15min um 11:30Uhr. Oben am Grat (Passo del Ferro) bläst ein schneidiger Wind.
Vom Skidepot zum Gipfel geht es über apere Felsen anfangs leicht aufwärts. An einem nordseitigen Hangelriss unter senkrechter Platte beschieße ich gut 5m unter dem Gipfel umzudrehen, hier wird es mir mit bedacht auf das Retoure zu heikel mit den Skischuhen.
Südseitig Wind abgewandt finde ich zwischen zwei Platten einen wunderschönen Sitz fürs Vesper.
Nach gedankenverlorenen 20 Min. schaue ich nochmal um die Ecke ob es weiter westl. besser ginge für einen erneuten Versuch auf den Gipfel, aber hierzu hätte ich im Kombigelände gerne Eisen gehabt oder zumindest einen Pickel, beides führe ich bei dieser Tour aber nicht mit. Somit belasse ich es mit dem Gipfel und rüste um zur Abfahrt.
Der Schnee ist hart und griffig, teils auch ruppig aber gut zu fahren, stellenweise findet sich auch ein wenig Sulz, blindlings drauflos fahren geht aber nicht, Etwas acht geben auf die Spalten bzw. mögliche Spalten muss schon sein. nach dem Vadrec wird unter den Felswänden des Cengalo der Schnee schwer und zunehmend tiefer. Im Trümmerfeld und später im Bachbett hinunter bis ca. 100m vor Laret in nun tiefem schweren Pappschnee. Die Abfahrt bis Laret dauerte nicht einmal 1 Std.
In Laret gibt es nochmal eine letzte Sause bei frühlingshaften Temperaturen. Der Weiterweg entlang der Fahrstraße präsentiert sich als geeiere im Bremsschnee. Nun nimmt man sich auch Zeit die Hinweistafeln mal genauer zu lesen, wie bereits am Anfang erwähnt.
Es darf jeder für sich selbst entscheiden ob der ein solches Risiko eingehen möchte, beim Aufstieg hält man sich ca. 1 1/2 Std., bei der Abfahrt je nach dem, aber auf jeden Fall kürzer in der Gefahrenzone auf. Ich persönlich beurteile die Gefahr gleich wie bei einem Eisbruch/Serac. Auch hier kann nicht gesagt werden wann ein Stück abbricht, aber das ein Bruch kommt steht außer Frage.
Nach zwei Portagen ist im Wald endgültig Schluß mit Skifahren es dürfen die Ski wieder geschultert werden. Bei Tageslicht ist der Wanderweg etwas angenehmer zu gehen als im Lichtkegel der Stirnlampe heute morgen, aber trotzdem stozig.
Um 13:45 Uhr treffe ich wieder in Bondo ein.

Nach dem ich mich Umgezogen habe schlendere ich noch ein wenig durch die engen Straßen von Bondo, tauche gedanklich in die Vergangenheit ein, wo das Leben in solchen Bergdörfern sicher kein Zusckerschlecken war.

 

Tourengänger: Dolmar


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