Auf's Wilde Mannle 3019m im Winter


Publiziert von alpensucht , 26. Februar 2017 um 14:40.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 3 Februar 2017
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Vent - Stablein - Depot - Gipfel - Vent
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch's Ötztal bis Zwieselstein, Abzw. n. Vent
Unterkunftmöglichkeiten:Talhütte Zwieselstein (DAV Regensburg)

Splitboardtour zum Zweiten.
Auf unserer zweiten Tour wählen wir eine mehrheitlich südseitige Route. Nordseitig gibt es mehr Gefahrenstellen bei Lawinenstufe 3. Da ich das Wilde Mannle im Sommer schon mehrmals von verschiedenen Seiten besucht habe und das Skigebiet unterhalb nur wenig frequentiert wird, entscheiden wir uns für den Versuch dieses schönen Gipfels.


Vent - Stablein Mittelstation über Piste  WS,  1h 15min (Gehzeit)
Um 7:45 Uhr betreten wir die Piste zum Stablein. Kein Mensch scheint auf Tour zu sein. Nur unsere Ski knirschen schön über die frisch präparierte Piste. Die wird bald schon ziemlich steil, wenn man über die rote aufsteigt. Man könnt auch die viel längere Rodelstrecke als Aufstieg benutzen. An den steilsten etwas vereisten Stellen weichen wir ins Gelände aus, wo der Schnee nicht komprimiert wurde.
Mit Harscheisen neigt man dazu die Serpentinen steiler zu gehen. Wir haben das heute nicht nötig. Das Wetter soll gut bleiben und wir haben nicht gerade eine Monstertour vor uns liegen.

Am Restaurant von Stablein kehren wir 45min ein. Meine Kameraden genießen ein starkes Heißgetränk mit Schuss. Auch wenn man kein Hobbit ist, genießt man gern ein zweites Frühstück. Außerdem habe ich eine aufgeriebene Ferse zu versorgen.

Über den südseitigen Sommerweg zum Depot  ZS  2h 45min
Gegen 9:45 Uhr machen wir uns nach dem LVS-Check wieder auf in die Schönheit des frischen Morgens. Wir halten uns zunächst weit rechts an den Rand der Piste. Nach einer steileren Stufe (Stütze 5 vom Lift) überqueren wir die Piste schnell nach links und entfernen uns im Gelände dahinter. Irgendwo hier bin ich vor zwei Tagen beim Abfahren auf einer verborgenen Eisplatte im Gelände ausgerutscht. Die Windverfrachtung verdeckt alle Eisplatten zuverlässig, was uns trotz Harscheisen zur Vorsicht mahnt.

Einer schmalen, planierten Trasse ins Rofenkar folgen wir nicht. Es zieht uns eher Richtung Endpunkt des Lifts und zum Sommerweg. Um 10:40 Uhr passieren wir das Liftende und ziehen kühn zur steilen Flanke des Sommerwegs. An der steilsten Stelle sind es nicht viel unter 40°. Dort trage ich meine Bretter bis über die abgeblasene Geländekante in eine Senke.

Wir wechseln uns ab beim Spuren. Über die Steilheit insgesamt bin ich jedenfalls weniger begeistert, als ich es zu Fuß mit Steigeisen wäre. Etwas im Zweifel darüber, wie wir wieder herunter fahren wollen, steigen wir nach einem Päuschen dennoch bis zum Gipfelaufbau auf knapp 2900m. Inzwischen setzt leichter Schneefall ein und der Wind weht kräftiger.

Zum Gipfel durch die Südwestflanke  T5-, II   50min (Gehzeit)
Am Depot benötigen wir wegen geschäftlicher Probleme ziemlich lange (30min). Nach dem Wechsel auf Steigeisen steigen wir in die steile Gipfelflanke ein. Die Trasse vom Sommerweg ist teilweise zu erkennen. Oft weichen wir wegen zu viel lockeren Schnees auf dem Weg in die abgeblasenen, brüchigen Felsen aus (bis II). Die anstrengensten Stellen sind eine gut gestufte Verschneidung und die Fixseilstelle.

Durch mein routiniertes Tempo in solchem Gelände wird der Abstand zu meinen Partnern größer. Warten am Gipfelgrat bedeutet frieren, deshalb versuche ich mein Tempo bewusst zu drosseln. Im Genuss der schönen Stapferei falle ich trotzdem immer wieder in mein normales Tempo. Gemeinsam gehen wir die letzten Meter zum Gipfelkreuz. 14 Uhr.

Obwohl der Wind kalt ins Gesicht schneidet, verbringen wir hier beinahe dreiviertel Stunden. Das Gipfelbuch ist total voll. Im Winter waren bisher nur wenige Menschen oben. Der Abstieg zum Depot fällt uns allen deutlich leichter als aufwärts. Die Sicht ist inzwischen aufgeklart, das Hochjochtal wird mit Licht durchflutet. Ich steige absichtlich sehr schnell ab, um einen Zeitvorsprung zum Umbauen auf Snowboard herauszuholen.

Abfahrt durch Westflanke und über Piste  ZS-  1h 30min
Unsere Abfahrtsroute legen wir in die Westflanke Richtung alter Moräne vom Rofenkarferner. Es schauen noch viele Felsen hervor und manche liegen tückisch knapp unter der Oberfläche. Wir fahren deshalb sehr vorsichtig und in sehr kurzen Etappen ab. Um zu einer perfekten Rampe zu gelangen, die weit links hinüber zum Skigebiet zurück leitet, müssen wir eine über 40° steile Rinne überwinden. Die rutschen wir nach einigem Zögern quer hinab. Die Schneequalität bietet hier sehr guten Seitenhalt und die Decke scheint gut mit dem älteren Untergrund verbunden zu sein. Letztendlich bereitet mir der steile Teil unter der Rinne am meisten Freude. Mit hohem Tempo gleite ich direkt in die recht flache und langgezogene Rampe. Weit vor dere Ende lege ich noch einige Meter zu Fuß zurück (der kaum vermeidbare Nachteil mit Snowboard).

Die anschließende flache Querung zum Südhang führt uns auf die planierte Spur, in der wir sehr schnell werden. Die letzten Meter zur Stablein- Mittelstation bieten höchsten Genuss. Die späten Pistenfahrer sind vor wenigen Minuten gen Tal verschwunden. Uns umfängt nun eine wunderschöne Abendstimmung, weil einige Wolken so gnädig sind, für uns einige Lücken für die untergehende Sonne offen zu lassen.

Die restlichen Pistenmeter bleiben deshalb sicher noch lange in Erinnerung, obwohl sie so schnell vorüber gehen.

Dieser Tag könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft zwischen dem Skibergsteigen und mir gewesen sein. Leider können wir Flachländer diese Freundschaft kaum so intensiv wie gewünscht pflegen. So müssen wir die gemeinsamen Zeiten besonders intensiv auskosten und ansonsten die Fernbeziehung mit Hilfe digitaler Medien pflegen.


Tourengänger: alpensucht, jowiesel


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