Ärtele- und Entschligegrat (2659m) - Panoramarunde über der Engstligenalp


Publiziert von Chrichen , 28. Februar 2017 um 18:12.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:19 Februar 2017
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 740 m
Abstieg: 740 m
Strecke:ca. 8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug nach Frutigen / Bus bis Adelboden, Oey / (ca. 100m zu Fuss, kleine Brücke überqueren) / Bus bis Adelboden, Unter dem Birg / Luftseilbahn bis Engstligenalp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(gleicher Weg umgekehrt)

Der Ärtele- und Entschligegrat können in einer landschaftlich schönen und eher kurzen alpinen Schneeschuhtour von der Engstligenalp aus besucht werden. "Gipfelziel" stellt dabei der unscheinbare P.2659 dar, der mit einer umso tolleren Aussicht aufwartet. Steter Blickfang ist das Tschingellochtighore. Aus unmittelbarer Nähe zeigt es sich besonders eindrücklich. Unweit vom Skizirkus der Engstligenalp bietet die Panoramarunde erstaunlich viel Ruhe und Einsamkeit.

Am Sonntag stand seit längerem einmal wieder eine Schneeschuhtour mit Aichen auf dem Programm. Die Tour sollte nicht allzu lange sein und dennoch genügend Würze und Abwechslung bieten. Aufgrund des Lawinenbulletins wollten wir uns eher auf den westlichen Teil der Schweiz konzentrieren. Bei meinen Recherchen stiess ich auf den Entschligegrat - eine Tour die mir seit der Lektüre von *diesem Bericht von poudrieres schon länger im Kopf herumschwirrte. Als ich dessen Bilder am Vortag auch Aichen gezeigt hatte, war sie gleich Feuer und Flamme. Etwas unsicher waren wir uns wegen der Schwierigkeit der Tour, denn die Beschreibung im SAC Führer lässt nicht gerade einen Sonntagsspaziergang erwarten. Deshalb nahmen wir sicherheitsahalber auch Steigeisen mit, was ein guter Entscheid war.

Engstligenalp - Ärtelegrat - Entschligegrat P.2659 (WT5-)
Leider läuft die weite Anreise mit dem ÖV heute zunächst nicht ganz nach Plan. Die Stationsansage im Bus nach Adelboden ist falsch, und prompt steigen wir eine Haltestelle zu früh aus, so dass wir den Anschluss bei Adelboden, Oey zur Talstation der Engstligenbahn verpassen. Dank guter Verbindungen kostet uns das nur eine halbe Stunde. Danach heisst es nochmals etwas Anstehen bei der wegen dem Skitourismus überlasteten Seilbahn zur Engstligenalp. Mit ca. 40 Minuten Verspätung können wir schlussendlich bei der Bergstation der Engstligenalp starten und dem Trubel entweichen.

Der Ärtelegrat lächelt uns gleich von Beginn an entgegen. An einem markanten Hügel vorbei geht es unweit vom Kinderskilift gegen Osten. Der Grat wird ca. entlang dem Sommerwanderg erreicht. Anschliessend folgen wir einer Spur querend in den Hang hinein, um danach nochmals über einen steilen Direktaufstieg den Gratrücken zu gewinnen. Vermutlich könnte über einen rassigen Aufschwung direkt dem Grat gefolgt werden. Schon ziemlich zu Beginn wird ein schön schmaler aber wenig ausgesetzter Gratabschnitt überschritten. Das macht grossen Spass. Danach folgt ein steiler Grataufschwung zum Chüematti hoch. Ab da ist der Grat stets einfach und nie ausgesetzt. Nur auf die Wechten der Nordost-/Nordseite ist Acht zu geben. In den Südflanken und auf der abgeblasenen Gratabschnitten liegt sehr wenig Schnee. Zum Teil gibt es sogar grössere apere Flächen.

Via P.2275 schreiten wir auf dem nunmehr breiter werdenden Gratrücken dem stets sichtbaren Tschingellochtighore entgegen. Schon jetzt lässt sich ein Teil der später folgenden Querung unter diesem begutachten. Oft knirscht der kaum mit Schnee bedeckte Schutt unter den Schneeschuhen. Nicht zuletzt deshalb wechseln wir schon kurz nach der Abzweigung mit Wanderwegweiser auf ca. 2430m Höhe auf Steigeisen. Es macht kaum Sinn bei so wenig Schnee mit Schneeschuhen zu gehen. Wir folgen nach Möglichkeit den härteren Schneefeldern bis nahe unter das Tschingellochtighorn. Noch wären die Steigeisen nicht nötig. aber später werden sie einen guten Dienst erweisen. Eine einsame Spur markiert, wo die Querung begonnen werden kann. Prinzipiell ist man aber recht frei.

Wir folgen der Spur in die zunehmends steiler werdenden Hänge hinein. Während der Traverse wird nochmals an Höhe gewonnen. Um die Steigeisen sind wir recht froh, da der Schnee teilweise sehr hart ist, und hie und da über freiliegenden Schutt gegangen werden muss. Eindrücklich sind die Felsformationen am Tschingellochtighore aus unmittelbarer Nähe. Nach einer kurzen Passage mit etwas tieferem gedeckeltem und nicht tragendem Schnee erreichen wir schliesslich knapp an den Felsen vorbei den Wanderwegweiser beim P.2632. Wenn man sich hier nun zurückwendet, kommt man durchaus ins Staunen, denn von hier zeigt sich das Tschingellochtighore sehr schmal - ja schon fast wie eine Felsnadel. Auf dem Entschligegrat empfängt uns ein ziemlich frischer Wind.

Eine grössere Gruppe von Skitourengängern macht sich gerade auf dem schon nahen P.2659 zur Abfahrt bereit. Sie sind über die weiten Südhänge bis dort aufgestiegen. Nach zahlreichen Fotos vom Blickfang Tschingellochtighore machen wir uns ebenfalls zum mittlerweile wieder in Einsamkeit getauchten P.2659, unserem heutigen "Gipfelziel". Bei wunderbarer Aussicht zum Altes, Rinderhorn und Doldenhorn gönnen wir uns eine längere Fotopause und ziehen wieder die Schneeschuhe an. Für Speis und Trank ist es ein bisschen zu windig.

Entschligegrat P.2659 - Entschligegrat P.2625 - Engstligenalp (WT4)
Wieder mit den Schneeschuhen an den Füssen folgen wir in grandioser Landschaft dem breiten Grat weiter bis zum P.2625. Danach steigen wir ca. entlang der in der LK eingezeichneten Schneeschuhroute in steilem Gelände ab. Ein harter Deckel ist von einer dünnen Schicht Pulverschnee überzogen. Für Schneeschuhe sind das ziemlich rutschige Bedingungen. Ensprechend vorsichtig bewegen wir uns im teils 35° steilen Gelände - einmal sogar kurz rückwärtsgehend. Auf einer kleinen Terrasse legen wir wingeschützt und im warmen Sonnenscheindie die langersehnte Stärkungspause ein.

Danach steigen wir weiter ab und queren einer Spur folgend ein Stück weiter gegen Nordwesten, um einer Steilstufe auszuweichen. Einfach erreichen wir schliesslich die Ebene mit Seelein zwischen P.2355 und P2350. Von dort aus gibt es einige Spuren, die den Abstieg ungefähr dem Wanderweg folgend anzeigen. Bald gelangen wir ins Skigebiet und folgen kurz der Piste, bevor wir den Skitrubel bei einer markanten Kurve der Piste rechtsseitig über kurz etwas steiles Gelände wieder verlassen. Einer langgezogenen Mulde folgend steigen wir weiter ab bis zur weiten Ebene der Engstligenalp. Diese überqueren wir selber spurend bis nahe zur Seilbahnstation, wo sich zahlreiche Touristen tummeln.

Dort angekommen werden wir von einem kleinen Kulturschock heimgesucht. Nach einer ziemlich einsamen Tour müssen wir gut 40 Minuten anstehen, bis wir mit der vollgestopften Seilbahn hinuntergleiten können. Bei dem schönen Wochenendswetter ist das in einem beliebten Skigebiet wohl zu erwarten...

Eher kurze und zackige Tour in alpiner Umgebung mit schönem Panorama. Die Gratpassagen sind von der technischen Schwierigkeit her meist unproblematisch. Schlüsselstelle ist die Querung unter dem Tschingellochtighore in teilweise >35° steilen und weiten Hängen (SE-Exposition). Je nach Verhältnissen können Steigeisen von Vorteil sein. Besondere Beachtung ist der Lawinengefahr zu schenken. Dies gilt auch für den Abstieg vom P.2625. Die Orientierung ist insgesamt relativ einfach, beim Abstieg sollte darauf Acht gegeben werden, den steilsten Hängen auszuweichen. Die Schwierigkeit entspricht wohl eher einem WT4 als WT5. Dennoch habe ich mich an die Wertung vom Führer gehalten. Bei den Ortsnamen bin ich weitgehend den Bezeichungen auf der Landeskarte gefolgt, die aber nicht einheitlich sind.

SLF: mässig

Tourengänger: Chrichen, Aichen


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Kommentare (1)


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Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 1. März 2017 um 10:34
Tolle Tour mit eindrücklichen Bildern - wunderschön und bestens beschrieben! Vielen Dank und beste Grüsse, Steve


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