Kamýk, Líska, Hradišťko a Vraník


Publiziert von lainari , 2. Februar 2017 um 18:37.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum:28 Januar 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 460 m
Abstieg: 460 m
Strecke:7,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Všechlapy
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 10 České středohoří západ

Kamaik, Liske Berg, Berg Radisch und Wranek Berg
 
Es ist Wochenende und just dort wo Wanderungen möglich sind, wurde erneut die Nebelmaschine angeworfen. Da die Meteorologen für die nächste Woche mit schmuddeligem Tauwetter drohen, starte ich trotzdem zu einer Tour ins frostige České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge). Heute will ich einmal fern jeglicher touristischer Infrastruktur ungestört die Tierwelt des steppenhaften Mittelgebirges beobachten. Dazu fahre ich nach Všechlapy (Wschechlab) in der Nachbarschaft von Libčeves (Liebshausen). Die Landschaft ist in bleiernes Grau gehüllt und wäre ohne Schnee unter diesen Umständen wegen totaler Trostlosigkeit zu meiden. Ich parke am kleinen Dorfplatz und gehe auf einem Flurweg vorbei am Kirchlein aus dem Ort heraus. Weglos biege ich kurz darauf nach rechts und strebe dem unübersehbaren ersten Bergziel zu. Ein anderer Wanderer erklimmt gerade den Berg. Wir treffen uns als er am Gipfel des Kamýk (Kamaik) zum Abstieg aufbricht. So kann ich in aller Ruhe in die trübe Runde schauen und entdecke nordöstlich des Berges eine Herde Mufflons im Offenland. In der benachbarten Geländekammer stehen einige einzelne Rehe. Ich steige in dieser Richtung vom Berg ab und halte in Luftlinie auf mein nächstes Ziel zu. Dabei muss ich wegen der Schneeauflage (10-20 cm, teilweise verweht, gerade noch wandertauglich) keine Rücksicht auf die Wegbeziehungen und den Untergrund nehmen. Zu einer anderen Jahreszeit sind hier ggf. Felder und Weiden auf Wegen und an Flurkanten zu umgehen. So komme ich zum Fuß des bewaldeten Líska (Liske(n) Berg) und steige von Westen steil auf den Berg hinauf. Der Hochwald ist dabei einigermaßen gut gangbar. Etwa 50 m unterhalb des Gipfels stöbere ich eine Rotte von ca. 20 Wildscheinen in ihrem Tageseinstand auf. Glücklicherweise trotten sie im steilen Gelände geordnet davon. Auf dem Gipfel scheuche ich ungewollt noch einen einzelnen Mufflon-Widder auf. Bei Ausgrabungen hat man auf dem Gipfel einige prähistorische Keramikreste gefunden. Wegen der knappen Platzverhältnisse geht man aber eher von einer möglichen Kultstätte als einem Siedlungsplatz aus. In nordwestlicher Richtung steige ich vom Berg ab. Durch die Schneeauflage geschieht dies rasch und knieschonend.
 
Ich überquere Offenland und nehme mir den nächsten bewaldeten Gipfel vor. Auch hier treffe ich wieder auf einigermaßen gut gangbaren Hochwald. Westlich des Berges startet im Wald eine Herde von etwa 25 Mufflons zur Flucht. Im nördlichen Schatten des Gipfels befinden sich noch einmal um die 15 Tiere die sich den anderen anschließen. Wegen ihrer raschen Vorwärtsbewegung im unübersichtlichen Gelände entsteht dabei kein brauchbares Foto. Die feuchtkalten sechs Minusgrade laden auch nicht zu einem längeren Ansitz ein. Der Gipfel des Hradišťko (Berg Radisch/Hradiske(n) Berg/Hraidischken) bildet eine scheinbar quadratische, in der Mitte leicht eingesenkte Hochfläche, deren höchster Punkt an der Nordostecke zu finden ist. Bei Ausgrabungen im 19. Jh. wurde auf dem Plateau eine befestigte Siedlung bzw. ein alter Burgplatz nachgewiesen. Ich verlasse das größere Waldstück in südwestlicher Richtung und gehe erneut über Offenland zum nächsten Ziel. Der Kegel des Vraník (Wranek/Wranek Berg) ist auf der Nordhälfte bewaldet und auf der Südhälfte grasbewachsen. Im Gelände sind viele Tierfährten sichtbar. Da sich ein leiser Zug eingestellt hat, der die gefühlte Temperatur drastisch absinken lässt, steige ich im Schutz des Waldes hinauf und anschließend ohne größere Pause direkt nach Süden wieder hinunter. Unten folge ich einem Gebüschstreifen weiter in diese Richtung, bis ich auf einen Graben treffe. Hier biege ich nach links, scheuche einige Rehe auf und laufe entlang des gehölzbestandenen Ufers bis zur Fahrstraße. Diese führt mich schließlich nach wenigen Metern zurück nach Všechlapy.
Fazit: Die Wilddichte und die Berge unterschiedlichsten Charakters haben die Tour lohnenswert gemacht.
 
Nun begebe ich mich auf die Rückfahrt und möchte mir noch ein wenig Sonne gönnen. Dazu lenke ich das Auto in Richtung Südosten. Nach wenigen Kilometern nimmt die Schneedecke merklich ab und ich erreiche die (Steinerne) Sonne - Kamenná slunce. Das bei Hnojnice (Noynitz) gelegene Geotop entstand, als bei einem urzeitlichen Vulkanausbruch herausgeschleudertes Gestein auf Tonerde traf. Beim Eindringen der glühenden Masse wurde das Mineral in seiner Umgebung gebacken und es entstanden mehr oder weniger große „Sonnen“. Beim Tonabbau wurde diese Seltenheit freigelegt und später unter Schutz gestellt. Im angrenzenden Wäldchen befindet sich noch ein Cihlářská pec (Ziegeleiofen) von 1781. Da sich mit den Rohstoffen der Umgebung offenbar keine besonders brauchbaren Ziegel („Modell Zwieback“) herstellen ließen, wurde das Unterfangen alsbald wieder aufgegeben.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h 30 min.
Die Bergzugänge sind weglos und unmarkiert (T2).
Die restliche Strecke ist ebenfalls größtenteils weglos und mit T1 zu bewerten.
In anderen Jahreszeiten können Umwege um Weiden oder Felder erforderlich werden.

Tourengänger: lainari


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