Kreuzjoch über die Pisten, zwei Varianten in einem Bericht


Publiziert von MatthiasG , 16. Januar 2017 um 13:36.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Verwallgruppe
Tour Datum:15 Januar 2017
Ski Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Am 7. 1. bin ich von der Talstation der Hochjochbahn in Schruns die Piste entlang zur Kapellalpe aufgestiegen. Das war aus folgenden Gründen eher nicht so fein:
  • Ständig der Piste entlang
  • Unter duzenden laufenden Schneekanonen durch
  • Auf Abschnitten (rote Piste), die so steil sind, dass man auf dem Schneekanonenschnee keinen Halt mehr hat, und eigentlich kreuzen müsste, aber dann müsste man quer über die Piste, denn daneben ist kein Platz
  • Wenn man früher als 8 gehen wollte, wäre das lebensgefährlich, da die Pistenraupen hier mit Seilwinde arbeiten müssen (hab mich davor telefonisch erkundigt, und dann im Aufstieg mehrere Anhängepunkte für die Stahlseile gesehen).

Oben beim Kapellrestaurant habe ich dann zum Glück andere Tourengeher getroffen, die sich besser auskannten, und mit den Tipp gegeben haben, von Gamplaschg über den alten Kropfenweg und die Rodelbahn aufzusteigen.

Am 9. 1. hab ich das dann gemacht, das ist der erste GPS Track. War vom Aufstieg her fein, aber in Gamplaschg kann man nirgends parken (ich hatte einfach Sauglück, da mir ein Anwohner seinen Privatparkplatz zur Verfügung gestellt hat), und die Auffahrt war bei dem Schnee sogar mit meinem Allrad eher abenteuerlich. 

Am 15. 1. (zweiter Track) bin ich dann halt wieder die Piste hoch, aber nur bis zu dem Punkt, wo man auf den alten Kropfenweg wechseln kann. Das scheint mir die ideale Vorgehensweise zu sein. Muss man halt am Anfang eventuell Harscheisen nehmen, wenn es sehr eisig ist. Bis zum Kropfenweg stellenweise sehr steil, dann angenehm, dann auf der Rodelbahn fast flach, dann kommen wieder Pisten, wobei es noch einmal sehr steil wird, dann kommt der Tunnel, wo man angeblich eigentlich nicht durch darf als Tourengeher, es gehen aber trotzdem alle, und der Rest ist dann mäßig bis wenig steil. Die letzten Meter zum Gipfel sind einfach begehbar, solange die Felsen aus dem Schnee herausschauen. Es sind vom Skigebiet weg nur ca. 40m.

Ein Pistenwächter hat mich aufgehalten, als ich noch auf einem Weg mit Wegerecht war. Freundlich ist etwas anderes. Gestört hat ihn, dass ich die Piste überquert habe, an einer Stelle, wo es halt nicht anders ging. Ich habe ihn gefragt, was ich denn seiner Meinung nach sonst tun soll, daraufhin deutete er vage auf einen Grat, und meinte "ja halt durch den Tiefschnee da hoch". Alleine, bei Lawinenwarnstufe 4. Schon lustig, den eigenen Kunden schreibt man vor, dass sie keinesfalls die Piste verlassen dürfen, wegen Lebensgefahr, Naturschutz und so. Und den Tourengeher, der brav am Pistenrand geht, und nur quert, wenn er unbedingt muss, jagen sie davon. Gefährliches Hindernis, klar, aber die Snowboarder, die scharenweise direkt hinter den blödsten Kanten am Boden sitzen, stören wohl nicht?
Hier kann man den Pisten aber nicht ausweichen, wenn man eine halbwegs sichere, energiesparende Linie gehen will. 

Er hat dann auch noch darauf hingewiesen, dass man den Skitunnel als Tourengeher nicht benutzen darf, weil das sehr gefährlich sei. Tatsächlich ist der Tunnel im Sommer als Wanderweg gekennzeichnet (also rechtlich fragwürdig, ob da im Winter tatsächlich andere Regeln gelten können) und so flach, dass ich mich wirklich frage, wie man es da schaffen kann, sich bei einer Kollision zu verletzen.

Und zum Glück sind auch sonst von unten bis oben immer Wege mit Wegerecht unter dem Schnee. Also meiner Meinung nach gibt es hier keinerlei rechtliche Handhabe, den Tourengeher zu verweisen. Das habe ich ihm freundlich mitgeteilt, und dann hat er wie eine alte Leier von vorne begonnen, und mir ein Abenteuermärchen davon aufgetischt, wie viele Gerichtsprozesse "er" schon gewonnen habe. Ich habe ihm dann erklärt, dass ich mir von keinem Großgrundbesitzer meine Berge vermiesen lasse, und bin einfach weiter gegangen. Schade, wenn es kein Miteinander am Berg geben kann, weil manche aus Profitgier (40 Euro Halbtageskarte!) den ganzen Berg für sich vereinnahmen wollen. Wenn ich als Jäger die Leute im Wald, die aus Unkenntnis manchmal Regeln verletzen, so anfahren würde, könnte ich am nächsten Tag davon in der Zeitung lesen, und ich wäre ganz sicher der Böse.

Tourengänger: MatthiasG


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Geodaten
 33742.gpx Von Gamplaschg
 33743.gpx Von der Hochjoch-Bahn Talstation

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Kommentare (2)


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paul_sch hat gesagt:
Gesendet am 18. Januar 2017 um 17:59
Und die Moral von der Geschicht:
Auf Berge mit Lift geht man nicht!
:-)

MatthiasG hat gesagt: :)
Gesendet am 19. Januar 2017 um 10:23
Der Reim ist gut, aber ich geh da jetzt erst recht so oft wie möglich hinauf. Irgendwann werden auch die letzten Berg-Profiteure bemerken, dass man auf die Freiheit der Leute, die da zu Fuß raufkommen, nicht einschränken kann.


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