Zwei Tage auf der Leglerhütte (2273m) mit Ausflug zur Chärpfscharte (2644m)


Publiziert von Chrichen , 9. Januar 2017 um 08:19.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:29 Dezember 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Chärpfgruppe 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:ca. 17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Schwanden GL / Alpentaxi bis Kies Talstation / Luftseilbahn bis Mettmen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)
Unterkunftmöglichkeiten:SAC Leglerhütte

Kurz vor Jahresende wollten Aichen und ich nochmals gemeinsam in die Berge, denn es war nach wie vor grandioses Wetter angesagt. Eine Hüttenübernachtung sollte es werden. Da wir schon einmal die Leglerhütte im Winter besuchen wollten, schlussendlich aber nicht gehen konnten, bot es sich an dies nun nachzuholen. Als mögliches Gipfelziel haben wir uns für den Chli Chärpf entschieden. Erreicht haben wir nur die Chärpfscharte, die Tour war aber dennoch sehr schön und genussreich.

Auf der Leglerhütte konnten wir die Tödi Suite buchen, und so kamen wir Ende 2016 nochmals in den Genuss von so richtig dekadenten Luxusferien. Die Reservation vom Alpentaxi zwischen Schwanden und Kies hat ebenfalls reibungslos geklappt, so dass dem Unternehmen nichts mehr im Wege stand. Einzig die Verhältnisse bezüglich Schneemenge und Qualität waren ein grosses Fragezeichen. Die Auskunft von der Hütte und ein Eintrag beim Konkurrenzportal gaben gute Anhaltspunkte: viel Eis und wenig Schnee auf dem Hüttenweg. Scheinbar hatte aber in der letzten Zeit niemand den Chli Chärpf anvisiert. Schlussendlich entschieden wir, die Schneeschuhe zuhause zu lassen, auf das Risiko hin, dass wir eventuell frühzeitig abbrechen müssten.


Tag 1: Zustieg zur SAC Leglerhütte

Mettmen - Niderenalp (T1)
Nach einer angenehmen Anreise mit Zug, Alpentaxi und Seilbahn starten wir morgens kurz nach 9 Uhr bei der Alp Mettmen. Das Alpentaxi kostet uns einen schmerzhaft hohen Betrag, da wir nur zu zweit sind, und eine Mindestgebühr pro Fahrt verlangt wird. Das ist jedoch durchaus verständlich, und wir hatten uns bereits darauf eingestellt. Alles steht im Zeichen von Luxusferien :-).

Von der Bergstation der Luftseilbahn Mettmen aus laufen wir am neuen Berghotel vorbei zum Damm vom Garichti Stausee. Der Hüttenweg zur Leglerhütte ist dort gut angeschrieben. Wir folgen der kürzeren Variante via Niderenalp, welche den Normalweg darstellt. Zunächst gilt es den von einer dünnen Eisschicht überzogenen Staudamm vorsichtig zu überqueren. Danach geht es auf einem breiten aber oft vereisten Strässchen in einem steilen Hang querend zur Niderenalp hoch. Die Winterroute unten durch ist mit Stangen markiert, aufgrund des Schneemangels wird aber dem Sommerweg gefolgt. Die vereisten Stellen lassen sich mit der nötigen Obacht ohne zusätzliche Ausrüstung überwinden (respektive umgehen), Steigeisen oder Schneeschuhe sind jedoch nicht fehl am Platz. An einer Stelle hat sich schon beinahe ein kleiner Eisfall über das Strässchen ergossen. Danach geht es wieder einfach über eine Talebene zu den Alpgebäuden. Auch hier versteckt sich unter einer Schneeschicht oft glattes Eis. Bei vorsichtigem Gehen hat man dennoch hinreichend Grip. Zu dieser Jahreszeit ist der Hüttenweg fast immer in tiefen Schatten getaucht.

Niderenalp - Kärpfbrücke - Hübschböden - SAC Leglerhütte (T2)
Von der Niderenalp aus führt ein von den zahlreichen Vorgängern gut gespurter Wanderweg an der Kärpfbücke vorbei, via P.1853 weiter durch das Tal und dann bei P.1923 zu den Hübschböden hoch. Diese sind vor allem mit hübschen Eisblattern belegt. Also nochmals vorsichtiges Gehen. Für einen kurzen Moment erreichen wir die Sonne und nutzen die Wärme für eine Pause. Bei dieser Gelegenheit ziehen wir die Steigeisen an. Zwar haben wir die vereisten Stellen bereits hinter uns gebracht, aber es lässt sich damit im hartgetretenen Schnee besser laufen. Für Schneeschuhe hätte es über weite Strecken eher zu wenig Schnee, wobei sich einzelne Abdrücke dennoch ausmachen lassen.

Gemütlich geht es weiter zum P.2108 und dann der Sunnenbergfurggele entgegen. Der Name mag trügen, wir bewegen uns im Schatten. Danach folgt nochmals ein steileres Stück, bevor sich die Leglerhütte zum ersten Mal zeigt. Bis zur Hütte konnten wir sehr gut ohne Schneeschuhe gehen.

Bei der Hütte eingetroffen, geniessen wir zunächst ausgiebig die wärmende Sonne auf dem aussichtsreichen Bänklein neben der Flagge und lassen es uns auf der Hüttenterrasse mit Speis und Trank gut gehen. Danach checken wir beim freundlichen Hüttenpersonal ein und lassen uns zu unserer Suite führen. Noch einmal geniessen wir draussen die Sonne, bis diese sich allmählich zwischen Tödi und Clariden zu verabschieden beginnt. Neben uns übernachtet nur noch eine Dreiergruppe in der Hütte. Auch sie wollen am nächsten Tag zur Chärpfscharte aufsteigen, was unsere Motivation hebt. Nach dem währschaften Essen bestaunen wir draussen vor der Hütte den fantastischen Sternenhimmel. Danach gehen wir schon bald zu Bett und geniessen eine ruhige und dank Schlafsack warme Nacht.


Tag 2: Ausflug zur Chärpfscharte und Abstieg

Nach dem wohlschmeckenden Frühstück wollen wir uns am Chli Chärpf versuchen. Ob dies ohne Schneschuhe und der Verhältnisse wegen gelingen wird, ist fragwürdig. Ein Versuch ist es aber auf jeden Fall wert. In den letzten Tagen scheint niemand von der Leglerhütte aus in Richtung Chli Chärpf gegangen zu sein, und so werden wir denn auch die zweifelhafte Ehre erhalten, die Chärpfscharte "anzuspuren" (= ein schöner Ausdruck für sich hochwühlen und -kämpfen).

SAC Leglerhütte - Chärpfscharte - SAC Leglerhütte (ca. T4 oder WT4-WT5)
Wir starten ca. um 08:30 von der Hütte aus. Zuerst folgen wir ein Stück weit einem bereits ausgetretenen Weglein (dieses habe ich am Vortag schon kurz erkundet). Anschliessend entscheiden wir uns, die Querung unter dem Unter Chärpf zu nehmen, welche fast ohne Höhenverlust dem Ziel entgegenführt (Skiroute 307a, Wegspur im Sommer). Hier ist der Schnee aufgrund der Exposition oft eher hart, und die Einsinktiefe meist nicht allzu gross. Einige pulvrige Stellen in der Umgebung grösserer Steine sind zeitraubend. Oft ist die Wegspur unter der dünnen Schneedecke knapp zu erahnen. Manchmal liegt sie sogar frei. Steigeisen sind ideal, denn der Hang ist doch recht steil (bis 35-40° im Bereich des Pfades), und weiter unten gibt es manchmal Felsstufen. Für Schneeschuhe ist definitiv die Skiroute 307b (unsere Abstiegsvariante) zu empfehlen.

Nach der Querung gilt es noch einige Höhenmeter in einem kleinen Tälchen zu gewinnen, um über den rechtsseitigen Felsriegel zu gelangen, welcher schliesslich in der Umgebung vom P.2484 in wenig steilem Gelände einfach umgangen werden kann. Hier bewegt man sich oft über schneebedeckten Blockstein, was zum Teil fordernd ist. Hie und da sacken wir mit einem Bein weit ab. Schliesslich sehen wir zum ersten Mal die Chärpfscharte von Nahem. Der Aufstieg sieht alles andere als einladend aus. Eine Chance wollen wir ihr aber geben.

Ein anstrengender Abstieg in weichem Schnee traversierend bringt uns ins Tälchen unterhalb der Scharte hinab. Wir entscheiden uns, der üblichen Route zu folgen, welche in etwas weniger steilem Gelände oberhalb einer Felsstufe hindurchführt. Im untersten Teil steigen wir zuerst über ein kleineres sanft geneigtes hartes Triebschneepaket auf. Nach einigen Metern gibt es ein deutliches Wumm-Geräusch und später Rissbildung, wie aus dem Lehrbuch. Trotz geringer Lawinengefahr ist der Anmerkung im Lawinenbulletin, dass kleine Triebschneepakete leicht auslösbar seien, Beachtung zu schenken. Wäre das Paket grösser oder steiler gewesen, hätten wir es nicht betreten.

Weiter oben ändert der Schnee zu einem Mix aus griesigem Pulver und Trittschnee. Im steilsten Bereich des Aufstiegs dann griesiger Pulver mit leichtem Deckel. Der Schnee hat sich weitgehend aufbauend umgewandelt. Oft gelangen die Füsse durch die dünne Schneedecke hindurch bis zum Fels darunter. Hier können wir uns nur auf allen Vieren hochwühlen. Ein wenig ausgepowert erreichen wir flacheres Gelände und sehen zum ersten Mal, dass inzwischen auch die drei anderen Tourengänger mit Schneeschuhen dem Steilstück zur Chärpfscharte entgegenlaufen. Sie sind später gestartet als wir.

Für ein Weilchen erreichen wir das Sonnenlicht, wobei ein frischer Wind geht. Wir machen eine kurze Pause und einige Fotos auf der landschaftlich reizvollen Scharte, die sogar von einem Steinmann geziert wird. Imposant ragt der Gross Chärpf vor uns auf. Piz Sardona, Piz Segnas, Glarner und Bündner Vorab lassen sich ebenfalls bestaunen. Wie während fast dem gesamten Aufstieg beeindrucken das Glärnisch Massiv, der Höch Turm und Ortstock, sowie die Kette mit den Jegerstöck.

Der Chli Chärpf sieht gut machbar aus, einige wbw-Markierungen sind sogar sichtbar. Mangels Zeit- und Kraftreserven verzichten wir jedoch auf den kurzen Gipfelaufstieg. Stattdessen machen wir uns bald schon auf den Rückweg. Runter geht es schnell und einfach. Nur beim steilsten Teilstück legen wir uns nochmals rückwärts absteigend genussvoll ins Zeug. Wir wechseln noch ein paar Worte mit den drei anderen Tourengängern, bevor wir ihren Spuren folgend ca. der Skiroute 307b entlang zur Leglerhütte absteigen. Diese Variante ist nochmals sehr schön, auch wenn wir manchmal etwas tief einsinken. Von Zeit zu Zeit werfen wir einen Blick zurück und sehen, dass auch die Schneeschuhgänger am Steilstück zur Scharte zu kämpfen haben. Bei den vorgefundenen Bedingungen ist das kein Wunder.

Ca. dort wo sich die Skiroute 307b mit der Route 309 vereint, kommen wir ans warme Sonnenlicht und legen zur Feier eine kurze Pause ein. Die Route muss hier geschickt an kleinen Steilstufen vorbei gefunden werden. Dank der hervorragenden Vorarbeit der drei anderen Tourengänger bieten sich keine Schwierigkeiten. Länger als erwartet ist das letzte Wegstück bis zur Hütte, und ein bisschen müde nehmen wir die letzte Gegensteigung in Angriff. Bei der Hütte geniessen wir ein wohlverdientes Bier, bevor wir uns an den Abstieg machen.

SAC Leglerhütte - Hübschböden - Kärpfbrücke - Niderenalp - Mettmen (T2)
Zum Abstieg gibt es wenig zu sagen. Bei ähnlichen Verhältnissen wie am Vortag wählen wir denselben Weg zurück nach Mettmen. Da wir die Seilbahn um 16:30 Uhr erreichen wollen, beeilen wir uns ein bisschen. Wir laufen dieses Mal fast den gesamten Weg mit Steigeisen, denn schnell ist ein ungewollter Rutscher auf blankem Eis passiert, wenn man müde ist und ein höheres Tempo einschlagen will. Mit 3 Minuten Reserve erreichen wir zufrieden die Seilbahn, und wie wir die Talstation verlassen, ist unser Privatchauffeur auch bereits eingetroffen.

Eine winterliche Tour ohne Winter könnte man sagen. Wir haben die ganze Tour sehr genossen und hatten grosse Freude an der Aussicht, der winterlichen Landschaft und den Herausforderungen. Aichen hatte besonders Spass am steilen Auf- und Abstieg bei der Chärpfscharte. Von der Zeit her wären wir am zweiten Tag mit Schneeschuhen vermutlich etwas schneller gewesen. Richtig vermisst haben wir sie dennoch nicht. Der Aufenthalt in der Leglerhütte hat uns sehr gut gefallen. Gerne werden wir dieses Gebiet wieder besuchen!

Tourengänger: Chrichen, Aichen


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 10. Januar 2017 um 08:31
wiederum (!) - sehr informativ, bestens beschrieben und fotografiert ;-)

lg Felix

Irina_H hat gesagt: Wunderbarer Bericht!!!
Gesendet am 19. Juni 2018 um 12:50
Danke für so viele wunderbaren Infos, ganz speziell für die Gipfelnamen! Sehr schöne Tour, wunderbare Fotos - werde diese Tour jetzt im Sommer machen! DANKE!


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