Vorderhörnle und Kugelfirst - Über die Latoraalpen nach Fraxern


Publiziert von Grimbart , 4. Januar 2017 um 20:42.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:28 Dezember 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 910 m
Strecke:ca. 14,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit den ÖBB nach Sulz-Röthis, weiter mit der Linie 63 nach Viktorsberg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Linie 62 nach Weiler, Gemeindeamt; weiter mit der Linie 60 nach Götzis, Bahnhof.
Kartennummer:ÖK-25V Nr. 1224-West (Hohenems)

Wanderschuhe statt Schneeschuhe in der Weihnachtswoche? Bei solch Wetter zum Jahresausklang ist der Griff zu Ersteren keine Überlegung wert. Die Überlegungen gelten vielmehr dem Tourenziel. Ob ihrer sonnigen Lage sind die zwei Bergdörfer Fraxern und Viktorsberg auch im Dezember begehrte Ausgangspunkte für Wanderungen über dem Vorarlberger Rheintal. In der Regel wird die Hohe Kugel von den Sonnenanbetern gestürmt. Viel ruhiger hat man es hingegen auf dem benachbarten Kugelfirst. So man in Kombination mit dem Vorderhörnle, dem höchsten Gipfel zwischen Kugel und Freschen, den langen Weg durch das Frödischtal zu den Latoraalpen nicht scheut, kommt man sogar noch in den Genuss purer Einsamkeit.

 

Vom eintönigen Zustieg durch das Frödischtal sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Zu Beginn führt der Fahrweg noch über offene Flächen und bietet schöne Ausblicke über das waldreiche Frödischtal und zur Alviergruppe. Ab dem Bachtobel ist's dann vorbei mit der Aussicht, auch wenn der Wald an der ein oder anderen Stelle noch den Blick frei gibt zu Freschen und Nob. Bei der Wegverzweigung bei Langahola wählt man den unteren Fahrweg und folgt diesem hinein bis ins Remseleloch. Hier setzt links der steile und ruppige Alpweg zur Unteren Latoraalpe an. Im Zick-Zack geht’s über diesen nun hoch zur wettergebräunten Alphütte.

Der weitere Aufstieg zur Oberen Latoraalpe ist nun großteils weglos und nicht markiert. Am Besten steigt man gleich hinter der Hütte – sich links haltend – über die Weide hoch zu einem Boden. Hier lässt sich ein Bachgraben bei einer alten Wildbachverbauung problemlos queren. Über einen zeigt sich nun ein zerfurchtes Rutschgebiet. Rechts oder links vorbei, das war nun die große Frage. Meiner Erinnerung nach müsste ein alter Steig links davon hinauf zur Oberen Latoraalpe führen. Auf der Suche nach diesem alten Pfad stieg ich – mich eher links haltend – zu einer Baumgruppe hoch. Dort traf ich dann auf einen Trampelpfad, dem ich kurz folgte. Am Rand einer Runse mühte ich mich schließlich gerade hoch und traf auf etwa 1.400m auf den alten Steig. Dieser führte nun in zwei Kehren zur Oberen Latoraalpe hinauf.

Von der Oberen Latoraalpe führt ein Viehpfad nach SO zum Kamm hinüber. Diesem folgt man aber nur für ein kurzes Stück und steigt – auf eine kleine Tanne zuhaltend – nach links über die Weide zu einem kleinen Boden hoch. Hier nun weiter zum nahen Kamm, wo man auf den markierten Gratweg zum Vorderhörnle trifft. Dieser führt allerdings nicht direkt über den bewaldeten Gipfelkamm des Vorderhörnle, sondern dreht auf etwa 1.600m nach links in die Flanke ab. Alten Steigspuren folgend kann man aber auch direkt am Grat, dem einen oder anderen Totholz ausweichend, zum östlichsten Punkt des Gipfelkamms (1.656m) emporsteigen. Dabei erleichtert der hartgefrorene Boden zu dieser Jahreszeit den Aufstieg ein wenig.

Von hier hat man einen schönen Ausblick über das Ebnitertal und hinüber zum Hohen Freschen. Sogar die zwei Buine sind bei guter Fernsicht zu sehen. Der höchste Punkt des Vorderhörnle (1.663m), der etwas weiter im Westen liegt, bietet demgegenüber keinerlei Aussicht, da er mit Bäumen und Buschwerk überzogen ist.

Um wieder zurück zum markierten Wanderweg zu gelangen bleibt man vorerst dem Gipfelkamm treu. Sobald von links herauf der Wanderweg wieder ins Blickfeld rückt, peilt man die Höhe haltend diesen an. Bei einer WBW-Wegmarkierung mündet das Steiglein schließlich in den offiziellen Weg ein. Der bewaldete höchste Punkt des Vorderhörnle wird nun wenige Meter unterhalb umgangen. Kurz darauf ist dann die W-Schulter erreicht. Von dort führt der Steig nun nach Norden in eine Mulde hinab. Nach Westen abdrehend geht’s im Anschluss über eine Anhöhe hinüber zum Küaboda. Über diesen wandert man nun – an einem Wegweiser vorbei – hoch zum Kugelfirst (1.647m).

Zum Aussichtspunkt vorne beim Kreuz (1.617m) sind's dann noch etwa fünf Minuten. Dazu geht’s zunächst hinab zu einem Wäldchen. Durch dieses hindurch öffnet sich einem endgültig der überwältigende Ausblick über das Obere Rheintal mit Rätikon, Glarner- und Appenzeller Alpen.

Für den Abstieg zum Treiet wählte ich – in der Hoffnung vereisten Wegen ausweichen zu können – den Weg über das Bäraloch. Es blieb beim Wunsch, die Realität schaute anders aus. Durch die südliche Ausrichtung des Hanges taute während des Tages zwar der Boden auf, wodurch sich aber auch die abfließenden Wasser alle am Weg sammelten. Über Nacht fror dann wieder alles zu, sodass peu à peu eine perfekte Natureisbahn entstand. Die mitgeführten Krötle (=Schuhkrallen) erwiesen sich einmal mehr als äußerst nützlich.

Vom Treiet ging's dann via Rotastoa hinüber zum Fraxner Maiensäß. An der Sattelalpe vorbei folgt man zunächst dem Fahrweg hinab bis kurz vor die erste Kehre. Hier zweigt nach rechts der Rotsteinerweg ab. Auch wenn er schmal, mit feinem, rutschigen Schieferbruch bedeckt ist und man sich nirgends festhalten kann, sind die wbw-Markierungen aber zu hoch gegriffen. Bei trockenen Verhältnissen ist die Querung der zerfurchten Flanke problemlos zu begehen. Aufgrund der schattigen Lage ist aber zu dieser Jahreszeit mit Vereisungen und hartgefrorenen Schneefeldern zu rechnen. Gefährlich wird’s vor allem dann, wenn die vereisten Stellen von Neuschnee bedeckt sind und die Gefahr somit nicht unmittelbar erkennbar ist. Solche Wegverhältnisse waren am 3.1.2017 für einen Wanderunfall ursächlich. 70 Meter stürzte ein Wanderer durch das felsdurchsetzte Gelände ab. Dabei hatte er mehrere Schutzengel und trug nur Prellungen und Abschürfungen davon.

Am Beginn des Steigs zog ich mir jedenfalls wieder die „Krötle“ über die Schuhe. Just wartete dann auch gleich die erste Rinne mit Vereisungen und hartgefrorenen Schneeresten auf. Das Schneefeld war bereits mit alten Tritten versehen, die ausreichend Halt gaben. Die Eisplatte danach erforderte aber einen größeren Ausfallschritt. Hat man die Rotastoariese hinter sich führt der Steig durch Wald und über eine Lichtung hinaus zu den Wiesen beim Fraxner Maiensäß. Über den breiten Weiderücken noch hinab und einer Einkehr steht nichts mehr im Weg.

Hinab nach Fraxern bieten sich ab dem Maiensäß zwei Optionen: den langen Weg über den Fahrweg oder den kurzen über den Maiensäßweg. Nimmt man den Fußweg, so geht’s durchwegs über Wiesen und durch Wald bergab zum Fraxner Sportplatz. Lediglich dreimal muss man kurzzeitig mit Fahrwegen vorlieb nehmen.

Für den weiteren Abstieg ins Dorfzentrum folgt man beim Sportplatz der Straße bis zum Wegweiser bei Kapieters. Hier links ab und bald darauf entlang eines Bachgrabens bergab bis zu einem Bauernhof. Dort trifft man auf einen Fahrweg, der in einer Kehre hinunter zu einem Fischweiher führt. Am Weiher vorbei ist's nun nicht mehr weit bis zur Bushaltestelle beim Dorfbrunnen von Fraxern.

 

Gehzeiten:

Viktorsberg, Kirche – Langahola – Untere Latoraalpe (ca. 1' 25'') – Obere Latoraalpe (ca. 40'') – Vorderhörnle (ca. 25'') – Kugelfirst (ca. 20'') – Bäraloch – Treiet (ca. 30'') – Fraxner Maiensäß (ca. 35'') – Fraxern, Dorf (ca. 50'')


Tourengänger: Grimbart


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