Alpsteinrunde mit Westl. Fählenturm, Chreialpfirst, Roslen-/Saxerfirst und Mutschen


Publiziert von Chrichen , 4. Januar 2017 um 08:15.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:17 Dezember 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:ca. 20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Wattwil / Postausto bis Wildhaus SG, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Mitte November hätte ich mir kaum erträumen können, dass im Dezember nochmals so schöne Wanderungen bei wenig Schnee möglich sein würden. Die Bedingungen waren immer noch bestens, und so wollte ich einigen bekannten Gipfeln im Alpstein einen Besuch abzustatten. Chreialpfirst, Roslen-/Saxerfirst und Mutschen bieten wunderbare Ausblicke in die wilde Landschaft des Alpsteins und sind deshalb sehr lohnend. Um bei der Gelegenheit etwas Neuland entdecken zu können, entschied ich noch für einen Abstecher zum Westlichen Fählenturm.

Chreialpfirst, Roslen-/Saxerfirst und Mutschen konnte ich schon im Herbst vor einem Jahr auf *dieser Wanderung besuchen. Von einem Start in Stauberen wollte ich dieses Mal absehen, da ich nicht wusste, wie die Bedinungen auf dem nordseitig verlaufenden Weg bis zur Saxerlücke sein würden. Deshalb entschied ich mich für Start und Ziel in Wildhaus. Der Westliche Fählenturm kann in einem längeren Abstecher von der Zwinglipasshütte aus erreicht werden. Eigentlich würde er besser in andere Routenkombinationen passen, bei den aktuellen Verhältnissen schien mir aber die gewählte Variante angebracht.

Wildhaus - Flürentobel - Alp Tesel - Chreialp - Zwinglipasshütte (T2)
Nach einer etwas umständlichen Anreise mit dem ÖV starte ich kurz nach Tagesanbruch um 8 Uhr morgens in Wildhaus. Nach einigen Vorbereitungen laufe ich der Strasse entlang bis zur Talstation der Gamplütbahn und weiter durch das urchige Flürentobel hoch zum Wegweiser beim P.1389. Ich beeile mich ein wenig, denn die geplante Wanderung ist eher lang und die Tage sind kurz geworden. Im oberen Teil des Tobels ist der gut ausgebaute Weg steil und mit vielen Stufen versehen, was ein gutes Vorankommen ermöglicht. Unter Verwendung der gemütlichen Gamplütbahn könnten ein paar Höhenmeter abgekürzt werden. Ein zeitlicher Vorteil ergibt sich dadurch aber nicht unbedingt.

Es folgt ein Flachstück über ein pickelhartes Natursträsschen zur Alp Tesel. Gegen Ende kürze ich weglos über die Wiese ab, um direkt zum Wanderweg hoch zur Chreialp zu gelangen. Sehr breit und mit etlichen Stufen bereichert führt der Weg in Serpentinen die Geländestufe hinauf. Dieses Teilstück kann Berichten zufolge im Winter, wenn der Weg tief im Schnee vergraben ist, zum Pièce de résistance werden und durchaus alpinen Charakter aufweisen. Gegenwärtig liegt bis kurz vor der Chreialp kein bisschen Schnee. Eindrücklich zeigen sich dort Moor, Girenspitz und die Altmann Südwand. Da lässt man sich gerne ein wenig Zeit für Fotos. Eine kurze schneebedeckte Traverse führt zu den romantischen Alpgebäuden. Endlich erreiche ich die Sonne, welche heute steter Begleiter bleiben soll - ausser in den wenigen Momenten, in denen sie sich fast vollständig hinter den dichter werdenen Schleierwolken versteckt.

Von der Chreialp bis zur Zwinglipasshütte liegen nun viele dünne harte Schneefelder. Dank guter Spuren lassen sie sich problemlos begehen und die Wegfindung ist einfach. Der Hund von nachfogenden Wanderern begleitet mich gesellig bis zur unbewarteten Hütte. Ca. um 10 Uhr treffe ich auf der sonnigen Hüttenterrasse ein und mache zusammen mit zwei anderen Berggängern eine gemütliche Verpflegungspause. Sie wollen den Säntis via Fliswand und Lisengrat besteigen - eine Route, die bei den gegebenen Verhältnissen um einiges anspruchsvoller ist als meine geplante Wanderung.

Zwinglipasshütte - Westlicher Fählenturm - Zwinglipass/Chreialppass (T4+, I)
Gut gerastet und verpflegt mache ich mich zum Westlichen Fählenturm auf. Zunächst geht es noch ein gutes Stück dem Wanderweg in Richtung Rotsteinpass entlang bis unter das Rässegg (auf einer Höhe von ziemlich genau 2100m). Da der Wanderweg teilweise unter dem Schnee verschwunden ist, nehme ich eine etwas direktere Linie, was ohne Steigeisen bei dem harten Schnee ziemlich fordernd ist und kaum Vorteile bringt. Andere Berggänger machen es schlauer und gehen dem Weg entlang.

Unterhalb vom Rässegg folge ich nun undeutlichen Begehungsspuren in gut gestuftem Gras in Richtung Osten. Später gibt es wieder eine geschlossene Schneedecke, die sich ohne Steigeisen gerade noch begehen lässt. Wahrscheinlich wäre es entspannender gewesen, die Eisen anzuziehen. Das Ziel ist sichtbar, und der Weg in etwa durch das Gelände vorgegeben. Im Wesentlichen folge ich am Fuss von Rässegg und Altmann in Richtung Löchlibettersattel (P.2160). In der neuen Online-Karte ist eine Wegspur eingezeichnet. Ich steige am rechten Rand einer auffälligen Rinne über Kalkfelsen und Schnee hoch. Hier sehe ich zwei alte Markierungen. Danach halte ich mich weiter rechts und erreiche über einfaches meist schneebedecktes Karstgelände direkt den Grat östlich vom Löchlibettersattel.

Von diesem Punkt aus sieht der Westliche Fählenturm ziemlich spektakulär aus. Der Weg bis zum Gipfel ist erfreulicherweise komplett schneefrei. Die Wegfindung ist einfach: Zuerst muss man dem Grat bis zum Gipfelaufbau folgen. Grosse Karstlöcher werden dabei umgangen. Es gibt Begehungsspuren, die oft in der Südflanke verlaufen. Eine gigantische Doline wird südseitig in steilem Gras umgangen. Ansonsten kann man sich nach Wunsch ziemlich direkt an den nordseitig senkrecht abbrechenden Grat halten, was ich auf dem Rückweg machen werde. Je mehr man sich dem Gipfel annähert, desto zahmer zeigt er sich. Im unteren Bereich gibt es zwei Möglichkeiten, die beide funktionieren: Linksseitig dem Grat entlang oder über eine steile Grasrinne rechts davon.

Im Aufstieg wähle ich die erste Variante. Über den Grat wird nordwestseitig eine leicht ausgesetzte Kraxelstelle erreicht, welche zu einem kurzen Verbindungsgrätchen führt. Diesem folgend gelangt man nochmals an eine etwas ausgesetzte nordwestexponierte Kraxelstelle. Letztere führt direkt zum Gipfel hoch. Fels/Schrofen sind gutgriffig, wobei es einige lockere Steine gibt. Z.T. liegen noch ganz kleine weiche Schneeflecken, die jedoch nicht stören. Stellenweise ist der Fels mit einer hauchdünnen Eissschicht überzogen. Auf dem Gipfel mache ich eine kurze Fotopause und geniesse die Aussicht über die scharfen Grate, die zum östlichen Fählenturm weiterziehen. Wenige Meter neben dem Steinmann gibt es noch einen Nebengipfel, von dem aus man einen Tiefblick zum Fählensee geniessen kann.

Auf dem Rückweg wähle ich die gut gestufte steile Grasrinne. Sie sieht von oben her begehbar aus, was sie auch ist. Der Pickel bietet zusätzliche Hilfe. Meistens halte ich mich nahe an die in Abstiegsrichtung rechtsseitigen Begrenzungsfelsen. So gelange ich rasch wieder in flacheres Gelände und dem Grat entlang geht es zurück zum Ausgangspunkt. Für den Rückweg zum Zwinglipass folge ich nach einem kleinen Abstecher zum Löchlibettersattel meiner Spur um's Rässegg herum und später dem Wanderweg. Von einer direkteren Linie sehe ich ab, da ich zeitraubende Exkursionen im unübersichtlichen Kartstgelände vermeiden möchte.

Zwinglipass/Chreialppass - Chreialpfirst - Roslen-/Saxerfirst (T2)
Vom Wegweiser aus folge ich Fusspuren von Vorgängern und wrw-Marikierungen entlang zum Chreialpfirst. Das Ruchbüel lasse ich aus. Da der Wanderweg oft unter dem Schnee verschwindet, muss man die Linie ein wenig suchen. Auf dem langen Rücken vom Chreialpfirst angelangt, geht es ziemlich weit fast flach bis zum Steinmann, der den höchsten Punkt markiert. Stets zeigen sich der Altmann, die Fählentürme, Freiheit und Hundstein von ihrer eindrücklichsten Seite.

Vom Sattel beim P.2098 aus könnte der Roslen-/Saxerfirst über einfaches Wiesengelände direkt erreicht werden. Ich folge jedoch noch ein Stück dem Wanderweg zum Mutschensattel, und quere dann in den Hang hinein, da ich mich auf die wunderbare Sicht zu den Kreuzbergen freue. Die Kreuzberge im Blickfeld steige ich anschliessend zum gigantischen Steinmann des Roslen-/Saxerfirst hoch. Dieser ist rasch erreicht, denn es gilt lediglich 50 Höhenmeter zu bewältigen. Leider ist die Sonne mittlerweile etwas schwach geworden. Bei schönester Aussicht mache ich eine gemütliche Pause bis die Sonne wieder an Kraft gewinnt,

Roslen-/Saxerfirst - Mutschensattel - Mutschen - Mutschensattel (T3)
Ziemlich direkt steige ich zum Mutschensattel ab und von dort zum Mutschen hoch. Der lohnende Mutschen lässt sich ebenfalls mit nur gut 50 Höhenmetern Aufstieg erreichen. Der Wanderweg ist teilweise mit Schnee bedeckt, was vorsichtiges Gehen verlangt. Dank dem äusserst gut gestuften Gelände muss man sich nicht zwingend an den Weg halten. Auf dem Gipfel mache ich nochmals eine Fotopause und geniesse die neue Perspektive auf die Kreuzberge, sowie die Sicht ins Rheintal. Danach steige ich wieder zum Mutschensattel ab. Eigentlich gäbe es eine direktere Linie für den Abstieg ins Teseltal. Bei dieser Variante müssten zurzeit aber abschüssige Schneefelder begangen werden.

Mutschensattel - Alp Grueb - Alp Tesel - Flürentobel - Wildhaus (T2)
Der Abstieg durch das Teseltal ist lang und bietet landschaftlich nicht so viel Abwechslung. Zuerst gibt es noch einige harte Schneefelder. Nicht immer folge ich der vorhandenen Spur, die alle Querungen des Wanderwegs mitmacht. Beim Kessel vor Obergruebe begegne ich zwei Schneehühnern. Danach geht es eher unspektakulär weiter bis zur Alp Grueb und schliesslich zur Alp Tesel. Im engen Tal komme ich noch hie und da in den Genuss einiger Sonnenstrahlen. Vor der Alp Tesel verschwindet sie aber definitiv. Auf bekanntem Weg laufe ich das Flürentobel hinab, wobei ich dieses Mal die Talstation der Gamplütbahn umgehe, indem ich unten im offenen Teil des Tobels einem angeschriebenen Weg folge. In der Abenddämmerung erreiche ich die Postautohaltestelle mit müden und etwas schmerzenden Beinen.


Eine wunderbare Wanderung bei stimmungsvollem Himmel, deren Länge jedoch nicht zu unterschätzen ist. Lässt man den Westlichen Fählenturm weg, kann man einige Kilometer einsparen, und die Schwierigkeit sinkt auf maximal T3. Landschaftlich hat sich der Abstecher zum Westlichen Fählenturm sehr gelohnt. Die Kreuzberge bewirken immer noch eine grosse Faszination auf mich und machen einen Besuch von Roslen-/Saxerfirst und Mutschen sehr lohnenswert.

Tourengänger: Chrichen


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Kommentare (7)


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Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 4. Januar 2017 um 12:40
Wirklich eindrückliche Bilder von einer spannenden Tour - wie von dir gewohnt super beschrieben und präsentiert. Gratulation und herzlichen Dank!

Seeger hat gesagt: Gratuliere
Gesendet am 4. Januar 2017 um 19:10
Super Bericht und maximale Fotos.
Die Stimmungen der Tour toll eingefangen.
Gruss
Andreas

tricky hat gesagt: Super
Gesendet am 4. Januar 2017 um 22:10
Tolle Tour mit super Bildern hast du da im Alpstein unternommen.

countryboy hat gesagt:
Gesendet am 4. Januar 2017 um 22:10
Da hast du einen Prachtstag wieder super genutzt im schönen Alpstein. Sehr gut beschrieben und top shots!

Chrichen hat gesagt:
Gesendet am 5. Januar 2017 um 07:38
Vielen Dank für die positiven Kommentare! Der Alpstein ist einfach wunderschön! Gerade die vielen tollen und eindrücklichen Berichte hier auf Hikr konnten die Begeisterung für diesen Fleck wecken.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 5. Januar 2017 um 12:47
ich schliesse mich den vier ersten Kommentatoren an - fantastisch!

asus74 hat gesagt:
Gesendet am 5. Januar 2017 um 21:26
Schöne Bericht! und mega Tour!


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