Noch einmal wandernd ins Liderengebiet: Rossstock (2460m)


Publiziert von Chrichen , 21. Dezember 2016 um 21:30.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 4 Dezember 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-SZ 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 975 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:ca. 12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Flüelen / Postauto bis Brügg (Bürglen UR) / Seilbahn in zwei Sektionen bis Biel (Kinzig)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem ÖV: Seilbahn ab Ratzi bis Spirigen / Postauto ab Spirigen, Post bis Flüelen / Weiter mit dem Zug

Nachdem ich ein paar Tage zuvor bereits den *Chaiserstock besteigen konnte, wollte ich dem Liderengebiet nochmals einen Besuch abstatten. Über die guten Verhältnisse wusste ich von der vorangegangenen Tour bescheid. Etwas planlos und dennoch geplant schwebten mir der Fulen, der Rossstock und der Gamperstock im Kopf herum. Erreichen konnte ich nur den Rossstock, dennoch war es ein toller Tag in den Bergen.

Biel (Kinzig) - Fruttstägen - Rossstocklücke (T4-)
Morgens vor 9 Uhr starte ich bei der Bergstation in Biel. Zügig geht es den Weg nach Fruttstägen hinauf. Sobald sich die ersten Sonnenstrahlen zeigen wird schlagartig warm, und ich schreite nur noch im Pullover über die breiten Wege und Strässchen hoch. Es gibt etwas mehr Eis auf dem Weg als zuvor, ansonsten hat sich erwartungsgemäss wenig geändert. Die Steilstufe bei Fruttstähen kann auf aperem Weg durchschritten werden (T3). Oben angekommen geht es meist über Schnee weiter bis zum Wegweiser unterhalb der Rossstocklücke.

Hier ziehe ich nach einer gemütlichen Rast die Steigeisen an und gehe direkt auf die gut gespurte Lücke zu. Mit den Steigeisen lässt sich das Couloir angenehm durchsteigen. Der Pickel hätte den Komfort noch etwas verbessert, denn die Stöcke mit den grossen Tellern finden nur wenig Halt auf dem hartgefrorenen Schnee. Die steilsten paar Meter bewältige ich im 4WD. Der Ausstieg gestaltet sich dank der sehr guten Spuren insgesamt einfach. Ungespurt wäre dies wesentlich anspruchsvoller.

Bei der Rossstocklücke deponiere ich die Stöcke und eine Wasserflasche. Während einer kurzen Pause mustere ich respektvoll die wenig einladende Flanke des Fulen. Ich stelle mich auf die Kälte der schattigen Nordwand ein und ziehe bereits die Jacke und warme Handschuhe an.

Versuch Fulen (im Sommer T4)
Eine Besteigung vom Fulen bei winterlichen Bedingungen hätte mich schon länger gereizt. Bis anhin konnte ich nichts über eine Winterbesteigung in Erfahrung bringen. Dies dürfte aufgrund der Steilheit und der Nordlage wohl nur schon der Lawinengefahr wegen ein heikles Unterfangen sein. Bei den aktuellen vorwinterlichen Verhältnissen jedoch ist die Lawinengefahr eher unproblematisch. Ich habe mich für einen Versuch dem Sommerweg entlang entschieden. Je nach Schneelage sind möglicherweise andere Routen denkbar.

Bei der Rossstocklücke sehe ich eine Spur, die gegen den Sommerweg zum Fulen hochzieht. Die Spur bricht jedoch nach einigen Metern ab. Bis zur ersten markanten Stufe ist es noch nicht ausgesetzt. Selber spurend überwinde ich diese in gutgriffigem steilen Schnee. Ab hier befindet man sich oberhalb eines Felsbandes und muss in ca. 40° geneigten Hängen weiter traversieren.

Die Schneequalität wechselt kleinräumig, wobei harter Schnee, trockener Trittschnee und gedeckelter Pulver dominieren. Die Schneehöhen bewegen sich zwischen wenigen Zentimetern bis geschätzt überknietief. Bei den Stufen ist Schnee eingeblasen, so dass sie mit nur wenig Felskontakt überwunden werden können. Der Schnee ist dort aber stellenweise unangenehm pulvrig. An einigen Orten schaut noch der haltlose Fulen-Schutt hervor. Das Trasse des Wanderwegs ist manchmal schemenhaft zu erkennen. Zwar halten sich die Einsinktiefen stark in Grenzen, die Spurarbeit ist aber dennoch sehr anstrengend, weil die Tritte gut sitzen müssen.

Nach Überwinden einer zweiten Stufe stehe ich vor einem Abschnitt wo nur wenig Schnee liegt, und der auf mich irgendwie besonders unangenehm wirkt. Hier sagt mir das Bauchgefühl "umkehren". Bis dahin habe ich nur langsam vorankommend einen guten Teil der Traverse gemacht, bis vor den Punkt, wo der Weg nach einer Kante bald in Serpentinen aufsteigen würde. Der weitere Weg würde sicherlich nicht einfacher werden. Der Rückweg geht dank der nun bereits vorhandenen Spur um einiges schneller und angenehmer. Allzuweit bin ich ja nicht gekommen. Für mich war es eine gute Übung im Gehen mit Steigeisen und Pickel. Zurück bei der Rossstocklücke widme ich mich nun benachbarten dem Rossstock - ein wunderschönes Trostpflaster.

Rossstocklücke - Rossstock - Rossstocklücke (T4-)
Der Weg zum Rossstock hinauf ist bestens gespurt. Ich folge den Tritten durch die an einer Stelle ziemlich steile Flanke bis an den Fuss der Kraxelstelle. Es ist eine ganz andere Welt hier als am Fulen. Genüsslich mache ich viele Bilder vom Objekt des Scheiterns :-). Die Rinne kann entweder der Kette entlang in leichter Kraxelei überwunden werden, oder direkt durch den Schnee. Ich wähle letztere Variante, welche noch nicht gespurt ist. Das Schneekraxeln macht durchaus Spass.

Oberhalb der Rinne mache ich nochmals einige Fotos und wechsle einige Worte mit drei Personen, die von der Liderenhütte her gekommen sind. In freier Wegwahl geht es teils über Schnee, teils über Gras einfach zum Gipfel hoch. Steigeisen wären hier nicht nötig, es läuft sich aber noch ein Tick angenehmer damit. Auf dem Gipfel mache ich nur eine kurze Rast, um die Aussicht zu geniessen. Über den gleichen Weg steige ich wieder zur Rossstocklücke ab, wo ich meine deponierten Sachen aufsammle.

Rossstocklücke - P.2075 - Chinzig Chulm (T4-)
Der Abstieg von der Rossstocklücke macht Spass. In den Hängen unterhalb vom Couloir kann man im mittlerweile weicheren Schnee effizient bis zum Wegweiser abrutschen. Via Unterfrutt gehe ich dem Chinzig Chulm entgegen - stets den Gamperstock im Blickfeld. Ich beeile mich, denn ich möchte diesem Gipfel auch noch einen Besuch abstatten. Nach Durchrechnen der Zeiten muss ich mir jedoch eingestehen, dass dies äusserst stressig werden würde. Ich verspüre wenig Lust auf einen Abstieg im kalten Halbdunkel nach Ratzi, und so entscheide ich mich, den Gamperstock sein zu lassen und stattessen noch ein paar sonnige Momente auf dem Lang Egg und Chinzig Chulm zu verbringen.

Chinzig Chulm - Ratzi (T2)
Nach einer ausgiebigen Rast begebe ich mich auf den Abstieg nach Ratzi. Ein Wechsel aus Wanderwegen und Strässchen führt eher langgezogen zum Zielort. Die Wege sind nicht immer angeschrieben, so dass hie und da ein Blick auf die Karte hilfreich sein kann. Dank der schönen Landschaft im Schächental und dem sonnigen Weg hat sich diese Variante sehr gelohnt. Nebst einem imposanten Rückblick zum Rossstock und Fulen lassen sich der Gross Windgällen, die Schärhörner und der Clariden bestaunen. Ich erreiche gerade eine Seilbahnfahrt mit Postautoanschluss und bin früher als erwartet wieder zuhause.

Den Rossstock kann man guten Gewissens mehrmals besuchen. Wie bereits im Bericht zum Chaiserstock erwähnt, lohnt sich gegenwärtig ein Zustieg von Süden her via Biel (Kinzig). Pickel und Steigeisen sind dank vorhandener Spuren nicht zwingend notwendig, jedoch empfehlenswert. Mit dem Fulen hat es leider nicht geklappt, was aber nicht weiter schlimm war. Es war mir wichtig, keine erhöhten Risiken einzugehen. Im Gebiet um den Chinzig Kulm konnte ich vielen Wanderern begegnen, die den wunderschönen Tag an der Sonne genossen haben.

Tourengänger: Chrichen


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