Wege aus der Millionenmetropole - oder wie wir verlernen, Entfernungen zu deuten


Publiziert von scan , 27. November 2016 um 15:18.

Region: Welt » Deutschland » Alpenvorland
Tour Datum:19 November 2016
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 50 m
Abstieg: 50 m

"Wie lange bracht man eigentlich, um aus der Großstadt heraus zu kommen?" Dieser Gedankengang stellte sich bei mir recht schnell ein, seitdem ich wieder in München arbeite und täglich 20 Kilometer zur Arbeit pendele. Im diesem Zusammenhang kam auch die für mich ernüchternde Feststellung, dass überraschend wenige Menschen einen tatsächlichen Überblick der Entfernungen in dem Raum haben, in welchem sie sich tagtäglich bewegen.

So können Pendler und Großstadtbewohner zwar die genaue Kilometerzahl vom Wohnort zur Arbeitsstelle benennen, allerdings nicht, wie lange sie damit zu Fuß unterwegs wären oder überhaupt gehen müssten, wenn sie auf Autobahnen und Einfallstraßen verzichten müssten. Gleichzeitig werden 10-minütige Fußstrecken in der Mittagspause mit dem Bus zurückgelegt, weil die Leute nicht mehr überblicken, dass man Wegstrecken auch zu Fuß gehen kann und dabei schneller ist als mit dem Bus oder Tram.

Zu guter Letzt ist die Millionenmetropole auch ein Gefängnis aus Straßen und Gebäuden, welches die Natur aussperrt. Da hilft es einfach mal, hin und wieder aus diesem Trott auszubrechen und ganz einfach zu Fuß nach Hause gehen. Wer im Norden oder Süden wohnt, ist natürlich durch die Isar und den Englischen Garten fein heraus, wer Richtung Westen muss, tut sich da schon etwas schwerer. Erste Versuche über die Landsbergerstraße erwiesen sich als fad und etwas trist. Nimmt man jedoch einen Umweg über Großhadern in Kauf,  kann man recht elegant den großen Ausfallstraßen entgehen und am Ende sogar noch durch Wald und Felder laufen. Die Erkenntnis dabei ist allerdings hart: Eine 25-minütige Autofahrt oder auch 50 Minuten mit den Öffentlichen wird somit zu einem 3 1/2 Stunden langen Fußmarsch. 

Hinweis in eigener Sache: Die begangene Strecke entstand aus einer Vielzahl verschiedener Wegexperimente nach Hause. Zeitgleich wollte ich schöne Sommer- oder Herbstbilder nicht einstellen, sondern möglichst aktuelle Bilder von meinem letzten Nachhauseweg zu Fuß. Mittlerweile auch schon wieder viel zu lange her :-)


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Kommentare (7)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 27. November 2016 um 15:30
Ein interessanter Bericht! In der Tat habe ich auch den Eindruck, dass die Großstadtmenschen das Abschätzen der täglichen Verkehrswege zunehmend verlernen - aber das liegt natürlich in der Natur der Sache, wenn man sie in S-Bahn, Bus oder im Stau zurück legt. Analog zu deinem Ansatz habe ich im Sommer auch den München-Teil meines täglichen Wegs mit dem Radl zurück gelegt und dabei festgestellt, dass die Stadt doch nicht so groß ist, wie man eigentlich meint; ich war damit sogar deutlich schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mein Vorteil: Es ging an der Isar entlang ;-) . Viele Grüße!

Erdinger hat gesagt: Schließe mich Stefan an...
Gesendet am 27. November 2016 um 17:41
..., da ich den Bericht auch interessant finde. Ist mal was anderes! Ich kann das mit dem Radl in München bestätigen, man ist des Öfteren schneller, als mit Bus oder Bahn. Wobei ich natürlich auch sehr oft auf die U-bahn zurückgegriffen habe.

LG

Tef hat gesagt:
Gesendet am 27. November 2016 um 21:24
Servus,
also ich finde, daß deine Beobachtungen auch für die Landbevölkerung gelten, eventuell noch mehr. Denn am Land wird jeder Meter mit dem Auto zurückgelegt, teilweise fehlen Gehsteige oder gar Radelwege. Neulich wurde ih Zeuge, als sich am Land zwei Bekannte am Radl getroffen haben und der eine sich verschämt entschuldigte " mein Auto ist gerade in der Werkstatt"
Man kann also deine treffenden Beobachtungen auf die ganze Gesellschaft ausweiten, in der Großstadt fällt es halt ob des vielen Verkehsr mehr auf
LG
Tef

ABoehlen hat gesagt:
Gesendet am 28. November 2016 um 11:15
Hallo!
Gratulation zu diesem Bericht! Endlich wird das «zu Fuß [von der Arbeit] nach Hause gehen» hier mal beschrieben! Obwohl ich das (wenn immer möglich) 2 – 3 Mal pro Woche praktiziere und dadurch pro Jahr über 1000 km zurücklege, bin ich noch gar nie auf die Idee gekommen, darüber einen Bericht zu schreiben. Dabei gibt es auch auf solchen Strecken viel zu entdecken, wie Du gut dokumentiert hast!

3.5 Stunden ist allerdings etwas gar lang, um das regelmässig zu machen. So viel Zeit hat man ja in der Regel nicht zur Verfügung. Da habe ich das Glück, dass mein Heimweg nur rund 2 Stunden dauert, gegenüber 1 Stunde mit Tram und Zug. Dass man aber gar nicht selten schneller ist als die Autos im Stau ist aber immer wieder motivierend!

LG Adrian

P.S. Werde dann meinen Arbeitsweg bei Gelegenheit auch mal hier dokumentieren; Bilder hätte ich genug!

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. November 2016 um 23:07
Das hat mich gefreut. Ich habe von 1983 bis 2006 im Westend gewohnt. Die Barthstraße hast Du, glaube ich, auch abgebildet.

Nach Unterföhring in die Arbeit bin ich mit dem Rad gefahren oder mit der S- Bahn. Zu Fuß allerdings habe ich es nie probiert.

Schad, einmal hätte ich es machen sollen...

VG Andreas

shanB hat gesagt:
Gesendet am 5. Januar 2017 um 23:40
Es gibt ein Schätzmaß von mir: Was du in einer Stunde mit dem Auto fahren kannst, dazu brauchst du mit dem Rad einen Tag.
Was du mit dem Rad in einer Stunde fahren kannst, dazu brauchst du zu Fuß einen Tag.
Stimmt nicht immer und nicht für alle, ist aber ein wertvoller Gedanke, vor allem dann, wenn man überlegt, was man alles sehen kann bei den verschiedenen Fortbewegungsarten.

trainman hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. November 2018 um 04:23
Na ja, eine Stunde mit dem Rad, das sind mal ca.25-30km,wenn man nicht gerade ein Profi ist.Und selbst die 45km eines Profis können mit guter Kondition in einem halben Tag zu Fuß bewältigt werden,sogar von einem alten Esel wie mir.
Grüsse
trainman


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