In Binn, und um Binn, und um Binn herum...


Publiziert von rojosuiza , 13. November 2016 um 12:55.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:27 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Binn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Binn
Unterkunftmöglichkeiten:Binn

 

Fahrplanlesen, das war früher eine Kunst. Mit dem Taktfahrplan hat rojosuiza es durch Fahrplanvermutung ersetzt. Das funktioniert ganz toll am Anfang und am Ende des Tages. Darum watschelt er jetzt von Ernen nach Ausserbinn; der Frühkurs des Postautos  ab Fiesch endet im Oktober schon in Ernen. Das gibt Gelegenheit, gemächlich in Gang zu kommen, und sich fotografisch der Nordseite des Rhonetales zu widmen. Die aufgehende Sonne illuminiert die Kulissen aufs vortrefflichste: die Theatervorstellung kann beginnen.

 

In Ausserbinn, am Rank bei Hubel, ist es eine Stunde später und das Postauto gabelt den Fahrplanleser auf und bringt ihn schnell durchs dunkle Loch hinein ins Tal nach Binn, Innerbinn sozusagen.

 

Dutzende Male ist rojosuiza nach Heiligkreuz gegangen; immer wieder passiert ihm im Wald ob dem Lengtalwasser irgendwie ein Schnitzer. Auch jetzt kommt er vom oberen Pfad ab und sieht sich plötzlich hinabsteigen auf die Wiesen von Heiligkreuz, wo er gar nicht hin will. Die Karte zeigt, dass nur über diese kleine Wiese marschiert werden muss und nur wenige Höhenmeter weglos durch den Wald gemacht werden müssen, und schon hat das verlorene Schaf seinen Weg wiedergefunden.

 

Kartenlesen hilft überhaupt. So ist das Schild hier zur 'Obere Stafel' abmontiert. Vielleicht weil es Winter wird, und die lieben Kinderlein nicht mehr ins Ausgesetzte hinaus rollen sollen; oder ist der Weg gar aufgegeben? Er ist etwas überkrautet, aber sonst sehr gutmütig. Er führt zuerst zum Chällerli, was hübsch und verlassen ist: es besteht aus ein oder zwei Hütten. Passender Name übrigens...

 

Jetzt im Vorwinter liegt das Tals des Fleschbaches im ewigen Schatten, und rojosuiza ist ganz unten im Keller. Warm ist es hier gar nicht, und der Bergheld wünscht sich, bald die Sonne wieder zu erreichen. Die Lärchestafel hat genau das: viele Lärchen. Sonne hat sie nicht. Erst ganz oben, auf der auf der Oberen Stafel, 2169m, steht man in der wärmenden Sonne. Hier ist es schön und angenehm. Für eine Rast ein guter Ort, aber rojosuiza hat keine Zeit. Er weiss - und dieses Mal weiss er es sicher - wann das letzte Postauto ab Binn abgeht.

 

Was hat er denn eigentlich vor, der Bergheld? - Übers Furggulti will er, und danach hinauf zu den drei Seelein im Osten. Dort endet die gerade Linie, die rojosuiza sich vorgestellt hat. Dort gibt es auch wieder einen Pfad, der hinabführt, zurück nach Binn.

 

Erst aber muss das Furggulti gemeistert sein, ab der Obere Stafel weglos. Es liegt Altschnee, meist hart und tragfähig. Das Manövrieren zwischen den Blöcken, die hier wild herumgestreut liegen, wäre erspriesslicher ohne Schnee, da man die Löcher zwischen den Steinen und Blöcken ohne weit sicherer einschätzen könnte.  Schliesslich hat die Plackerei ein Ende und rojosuiza steht oben. Sieht er See? - Kein See weit und breit. Eine kleine Einsenkung, ein kleiner Gegenanstieg, und dahinter wär er dann: der erste See. Danach noch ein kleiner Gegenanstieg und noch ein See; und dann gleich noch einmal.

 

Was sagt die Uhr? - Die Uhr sagt: absteigen jetzt, sofort - oder Ade Postauto und übernachten zu Binn. Hier gibt es ein schönes Blockfeld, das hinunterfliesst zum Maniboden. Dort unten verläuft der Weg, der von den Seen her kommt.

 

Ab jetzt spult es nur so hinab. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. rojosuiza findet den Weg, schnellt bald an der Mineraliengrube vorüber, gerät auf die Strasse, kürzt ab über den Schutt der Halde im Bachbett, um eine Kurve abzuschneiden, kommt zurück zur Strasse und läuft auf ihr aus dem Hochland ins Tal hinab, immer scharf neben der Binna.

 

Flachlandlaufen, ja, das kann rojosuiza, daran ist der Flachländer inzwischen reichlich gewöhnt. Obwohl der Bergschuh jetzt weniger geeignet ist, springt er dahin und daher, und läuft und läuft... damit ihm die Zeit nicht davonläuft! Wird die Zeit reichen? Ein paar Leute bei kurz vor der Brücke über die Binna, sonst ist rojosuiza auf dem ganzen Lauf von Binn zu Binn keine Menschenseele begegnet. Reicht die Zeit? Reicht die Zeit? Reicht die Zeit?

 

rojosuiza muss geschlagene zehn Minuten warten auf sein Postauto. So lange hat er nirgends stillgestanden heute. Was für eine exzellente Planung wieder einmal. Eine Stunde zu spät gestartet, das wohl. Aber am Nachmittag rechtzeitig abgewichen von der Planung. Und jetzt überaus pünktlich zur Abfahrt ins Feriendomiziel. rojosuiza ist mit sich und der Welt völlig zufrieden...


Tourengänger: rojosuiza
Communities: Alleingänge/Solo


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Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

mst hat gesagt:
Gesendet am 13. Juli 2017 um 00:49
Hoi!

Kleine Frage: ich verstehe nicht ganz; bist du direkt vom Mässersee nach Binn abgestiegen oder doch zuerst bis zum Geisspfadsee?

Und sind die 10 Stunden von Ernen aus gerechnet, inklusive deines Sprintabstiegs?

rojosuiza hat gesagt: Keine Seen gesehen...
Gesendet am 13. Juli 2017 um 08:10
Die guten Seen habe ich gar nie gesehen, keinen von ihnen. Wenn Du die elektronische Landeskarte aufschlägst: Furggulti 2352 - Punkt 2277 - das Schuttfeld hinunter zum Maniboden 2026 - Weg zur Mineraliengrube Lengenbach - Strasse nach Binn.

Die Seen hätten mindestens noch zwei Stunden extra gekostet.

Habe ich von Ernen aus gerechnet, oder von Binn aus? - Das weiss ich nicht mehr sicher. Der Abstieg und der Rückmarsch nach Binn sind aber bestimmt in den 10 Stunden enthalten.

rojosuiza hat gesagt: RE:Keine Seen gesehen...
Gesendet am 14. November 2018 um 09:14
Inzwischen habe ich die Seen doch noch gesehen; passt alles in die Zeit zwischen dem ersten und dem letzten Postauto nach und von Binn...

www.hikr.org/tour/post137830.html


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