Entlebucher Flühe


Publiziert von Bergamotte , 6. November 2016 um 16:52.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum: 4 November 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Entlebucherflühe - Fürstein   CH-LU 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1830 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:20km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Flühli, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Gfellen
Unterkunftmöglichkeiten:Alprestaurant Stäldeli
Kartennummer:1169 / 1189

Der Winter steht vor der Tür, also auf zur grossen Abschlusstour! Nachdem ich diese Saison schon einige Male im Entlebuch unterwegs war, soll sie hier auch zu Ende gehen. Die Region wird von "richtigen" Alpinisten gerne belächelt: Was soll ich auf Hubel, Chnubel und Güpfi? Gewiss, die meisten Gipfel sind unschwierig zu erwandern und reichen kaum über 2000 Meter, sprich perfekt für die Nebensaison. Doch gleichzeitig findet man mit der Schrattenflue und den Entlebucher Flühen zwei Massive, die mit ihrer Schönheit und Wildheit so manchem 3000er die Show stehlen.

Kurz vor acht Uhr laufe ich vom Hauptplatz in Flühli (884m) los. Es ist schattig und frostig kalt hier unten. Die Sonne versteckt sich um diese Jahreszeit lange hinter der Schwändiliflue, die das Dorf um 1000 Meter überragt. Doch im steilen Aufstieg ins Rüchiloch gerät jeder ins Schwitzen. Der Weg ist seit neustem blau-weiss markiert. Das ist Blödsinn und auf der Landeskarte so (noch) nicht vermerkt, die Schwierigkeiten übersteigen kaum die T2. Für den Abstieg hingegen kann ich die Route nicht empfehlen, viel zu steil und rutschig ist das Terrain. Um schneller die Sonne zu erreichen, steige ich direkt zum Pässchen P. 1684 hoch. Der Weg ist kaum mehr zu erkennen, die Markierungen hingegen schon. Anschliessend durch lichten Wald zur Schwändiliflue (1797m) mit Kreuz und Buch. Wer's gerne gemütlich mag, erreicht den Gipfel übrigens ohne grossen Aufwand ab Stäldeli.

Nach einer ersten Pause beginnt die eigentliche Gratwanderung, welche erst Stunden später auf der Torflue ihren Abschluss finden wird. Ich folge zunächst dem Wanderweg Richtung Wasserfallenegg. Ich verlasse ihn nach Umgehung dieses prägnanten Felsriffs bei erstbester Gelegenheit und steige weglos zurück zum Grat (ungefähr bei P. 1831), T5. Anschliessend wieder einfacher über Wegspuren immer dem Grat folgend bis an den Fuss der mächtigen Grönflue. Die Variante durchs Couloir wurde durch Tobi vorbildlich beschrieben (sein Topo). Kommt man wie ich über den Schwändiliflue-Grat (statt von der Alp Grön wie Pasci), kann man den Einstieg unmöglich verpassen: Man steigt einfach den ersten Einschnitt im Felsgürtel hoch. Das Couloir selber hab ich mir wilder vorgestellt. Ja, es ist steinschlägig, aber die technischen Schwierigkeiten sind moderat: T5+, allenfalls T6-. Gegen oben weitet sich das Couloir zu einem Kessel und leicht links haltend erreicht man direkt das Kreuz auf der Grönflue (1946m).

Der kurze Abstieg über die Normalroute erfolgt über schwache Wegspuren im Bereich vom Nordgrat. Zur Baumgartenflue (1919m) ist es dann ein Katzensprung. Gerne hätte ich mich hier für die Mittagsrast installiert, doch auf der Krete ist es wegen des kräftigen SW-Winds einfach zu kalt. So verziehe ich mich ein paar Meter in die Südflanke und geniesse nun windstill die Herbstsonne. Eine gute Stunde später führen mich Wegspuren in Gratnähe zur Leitere (1829m) und damit zurück ins Wanderwegnetz. Ich deponiere den Rucksack und spurte kurz zur Wasserfallenegg (1731m) runter und zurück (muss man nicht verstehen). Die Schafmatt (1978m) mit ihrem vorgelagerten Gipfelkreuz ist anschliessend in gut zehn Minuten erreicht. Die Aussicht ins Entlebuch Richtung Napf ist formidabel, aber das gilt für alle Entlebucher Flühe.

Nun beginnt der aus meiner Sicht lohnendste, aber sicherlich wildeste Teil der Überschreitung. Der gesamte Grat bis zur Torflue P. 1603 lässt sich auf Gamsspuren begehen. Der markante Felsaufschwung P. 1836 wird ostseitig umgangen (wie auch andere, kleinere Hindernisse). Eine Kalkplatte gleich im Anschluss scheint aus der Distanz unüberwindbar, tatsächlich kann sie über Grasnarben begangen werden (T5-). Im gesamten Bereich der Äbnistetteflue (1833m) wird das Gelände grasiger und gutmütiger (max T4). Kreuz und Buch befinden sich übrigens auf dem NO-Gipfel. Via Normalroute könnte man nun durch die SW-Flanke zur Alp Chäslistette absteigen. Aber ein Gratwanderer wie ich bleibt natürlich oben und zieht weiter zur Torflue. Das geht ganz leidlich, auch wenn Schwierigkeiten und Wildheit zu- bzw. Wegspuren abnehmen. Die T5 wird aber nirgends überschritten. Der Führer erwähnt unter der Torflue einen Eckpfeiler bei ca. 1700m. Das muss ein Fehler sein, hier gibt es nichts. Gemeint ist vermutlich die wenig markante Kuppe bei ca. 1675m. Aber wer sich schon die Mühe macht und die Torflue begeht, soll gleich bei P. 1603 vorbeischauen; das ist der einzig wahre Eckpunkt.

Von dort quere ich einige Meter zurück (Vorsicht Felsabsätze!), um über die Flanke unschwierig zum Wanderweg abzusteigen. Dieser bringt mich zur Toregg (1485m), welche die Täler der Grossen und Kleinen Entle verbindet. Natürlich würde eine Komplettüberschreitung der Entlebucher Flühe auch den Schimbrig beinhalten. Doch weil ich schon mal oben war, hält sich meine Motivation auf einen weiteren Aufstieg nach absolvierten 1800Hm in Grenzen. Deshalb beginne ich auf der Ober Loegg (1469m) mit dem Talabstieg nach Gfellen (1016m) runter. Das zieht sich ganz schön in die Länge, so dass ich mit Jogging etwas "nachhelfen" muss.


Zeiten
1:45  Schwändiliflue
1:05  Grönflue
1:20  Schafmatt
0:40  Äbnistetteflue
0:35  Torflue
1:15  Gfellen (zügig)

Tourengänger: Bergamotte


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Geodaten
 32875.gpx Entlebucher Flühe

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