Kurzbericht 

Hochgwas (2365m) - Saisonabschluss im goldenen Lechtaler Herbst


Publiziert von Andy84 , 14. November 2016 um 00:03. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 1 November 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Kartennummer:AV 2/2 Allgäuer - Lechtaler Alpen Ost und AV 3/4 Lechtaler Alpen - Heiterwand und Muttekopfgebiet

Das kleine Gebirgsdorf Gramais am Ende des wunderschönen Gramaiser Tales ist Ausgangspunkt für zahlreiche reizvolle und stille, meist lange Gipfeltouren. Dieses Jahr haben wir bereits öfters diese kleinste Gemeinde Österreichs für interessante Überschreitungen *Wilde Überschreitung vom Großstein (2632m) zur Südlichen Torspitze (2622m) über dem Rosskarsee oder auch auf die eindrucksvolle Leiterspitze *Große Leiterspitze (2750 m) - Hauptgipfel des Medriol aufgesucht. Da war es für uns fast selbstverständlich das wir auch die Saison bei einer einsamen Gratüberschreitung über Gramais ausklingen lassen.
Yeti hat die heute begangene Runde bereits vor ein paar Jahren durchgeführt *Urtümliches Lechtal - Kontraste zwischen Steilgras und Fels über 5 Gipfel in der Lichtspitzgruppe und uns diese bei der gemeinsamen Tour auf die Noppenspitze *Noppenspitze (2594m) NO-Grat - ein Berg ohne Hype ein paar Tage zuvor immer wieder schmackhaft gemacht.



Vom Wanderparkplatz geht es auf ausgeschildertem Pfad gen Osten dem Sattele entgegen. Im Blickfeld ist dieses schon recht früh und man meint auch das man da gleich oben ist, derweil täuscht hier die Entfernung gewaltig. Wegen der wilden Schlucht des Gramaiser Tals wurde Gramais lange Zeit von Imst über das Hahntennjoch und das Sattele versorgt.
Heute führt hier nur eine schwache Spur hinauf.

Nach dem gemütlichen und am Ende etwas steileren Aufstieg steigen die Schwierigkeiten direkt nach dem Sattele nun deutlich an.
Zunächst dem steilen Aufschwung nach Norden entgegen, die Steilstufe dann nach rechts querend auf den nächsten Rücken umgegen und über diesen im teils sehr steilen (bis 50°) Gras hinauf zum hinteren Riefenkopf (T4). Da hier oben die Wadeln sauber am qualmen sind legen wir eine erste Pause in der warmen Herbstsonne ein.

Gemütlich geht es nun nach Nordosten, der Hochgwas wartet. Über gutmütiges Steilgras geht es hinauf auf den Grat, das Schaulaufen vor eindrucksvoller Lechtaler Kulisse beginnt. Über ein paar kleine Aufschwünge geht es hinauf zum höchsten Punkt der heutigen Tour.
Der Hochgwas ist ein Paradeaussichtsgipfel auf dem man normalerweise seine Ruhe hat. Das wird sich auch der Einheimische aus Boden gedacht haben der komplett überrascht war als wir 4 uns zu ihm auf den Gipfel gesellt haben.
Eigentlich hätte man die Tour hier schon beenden können, zu einladend waren die großen Graskuhlen in denen man die Sonne geniessen und halb einschlafen kann.

Nun steht uns aber der anspruchsvollste Teil der heutigen Tour bevor. Von Norden hat der Hochgwas mit seinen sehr steilen Grasflanken eine gewisse Ähnlichkeit mit der Allgäuer Graskönigin names Höfats. Ganz so schwierig ist es zwar nicht, trotzdem muss beim Abstieg über die teils sehr steile Nordschulter und der anschließenden gefroren, trittarmen und bis zu 60° steilen Nordflanke höchste Vorsicht geboten sein. Ausrutschen ist hier strengstens untersagt, einen Sturz in dem Gelände verfängt man normalerweise nicht mehr.

Aus der Scharte geht es danach einfach hinauf auf den höchsten Punkt des Spitzkopfs.
Während manch Tourenteilnehmer für die nötige Bierkühlung sorgt folgen wir dem etwas bröseligen Grat ein Stück nach Norden zum vorgelagerten Gipfelkreuz mit Buch und Gipfelschnaps. Die Flasche ist leider nicht mehr zu öffnen da der Korken abgebrochen ist.
Viel los ist hier oben beim besten Willen nicht, und wenn dann besuchen nur Einheimische diesen tollen Aussichtsgipfel.

Nach ausgiebiger Rast geht es wieder zurück auf den Hochgwas, im Aufstieg versuchen wir eine andere Variante etwas oberhalb, die Querung auf die Nordschulter ist jedoch noch etwas anspruchsvoller weil nun gar keine Tritte mehr vorhanden sind.

Vom hinteren Riefenkopf geht es nun auf dem breiten Kamm über den vorderen Riefenkopf dem Wannekopf entgegen. Dieser Gipfel ist in den alten Führern als Hintere Riefenspitze geführt, in deren Ostgrat bauen sich die steilen und extrem abweisend wirkenden Riefentürme auf.
Der Aufstieg zum Wannekopf ist nun von der etwas bröseligen Art, das Gras ist dem Schotter gewichen. Ein großer Steinmann ziert den Gipfel, die Aussicht ist wie auch bereits von den Gipfeln zuvor klasse.

Der nun folgende Übergang zum Seitekopf schaut sehr interessant aus, in den alten Führern und auch in der AV-Karte ist dieser unter dem Namen Wannenschoß aufgeführt. Dazu steht geschrieben:
Von den Einheimischen "Schoaßgwänd" genannter und nach Norden mit Wänden, nach Süden mit plattigen Flanken abfallender Hauptdolomitgrat. Er trägt mehrere lustig zu überkletternde Erhebungen.
Genau auf die lustig zu überkletternden Erhebungen freut es uns nun richtig. Direkt auf dem Grat geht es nach Westen, dieser schnürt sich teilweise sehr interessant zusammen (bis II). Recht bald baut sich ein sehr steil wirkender Turm vor uns auf, über eine gut gehbare Südrinne wird dieser jedoch schnell und einfach (II-) gewonnen, danach etwas einfacher weiter über einen weiteren Gratkopf auf den letzten Gipfel des heutigen Tages.
Der Seitekopf ist einer der wenigen Gipfel um Gramais mit markiertem Aufstiegsweg. Trotz starkem Wind geniessen wir noch einmal ausgiebig die tollen Herbstfarben bevor wir über den breiten Südwestrücken und später steil durch die Lawinenverbauungen direkt nach Gramais absteigen.

Schwierigkeiten:

T3          Gramais - Sattele
T4+        Sattele - Hinterer Riefenkopf
T3+          Hinterer Riefenkopf - Hochgwas
T5+, I     Hochgwas - Spitzkopf
T3+, I     Abstecher zum Gipfelkreuz
T4          Hinterer Riefenkopf - Wannenkopf
T5, II      Wannenkopf - Seitekopf
T2          Seitekopf - Gramais


Fazit:

Ein absoluter Traumherbsttag bei schönstem AKW in den Lechtaler Alpen. Viel schöner, abwechslungsreicher und eindrucksvoller kann man die Wandersaison kaum ausklingen lassen. Nun ist uns auch bewusst warum Yeti von der Tour so geschwärmt hat.

Tourengänger: ADI, Yeti69, Andy84, Nic


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