Gamsscharte am Paternkofel: wir üben Schnee


Publiziert von lila , 1. November 2016 um 15:03.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:21 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   Monte Paterno   Paternkofel 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mautstraße zum Rifugio Auronzo; Mautgebühr 25€
Kartennummer:Tabacco Nr. 010 Sextener Dolomiten 1:25 000

Es gibt ja eine Fülle von Spielformen des Alpinismus: die klassischen Walter-Pause Disziplinen Felsklettern, Wandern, Skitouren und Hochtouren, neuerdings auch trail running, mountain- biking, Panoramisieren etc. Und natürlich jede Menge Feinabstufungen dieser Disziplinen. Dazu kommen die Unterschiede in der Ambition: Genussgeher, Schönwetterausflügler und vom Ehrgeiz zerfressene, Maul- und Höhenmeter-Helden, frisch aus dem Sportmodenkatalog entsprungene und Naturburschinnen, facebookposter und Gedichte Schreiber...

Auf der Tour um die drei Zinnen heute habe ich jedenfalls gelernt, dass man einen Warmfels- kletterer und Paddler ebenso wenig mit Schnee in Berührung bringen darf wie mich mit kaltem Wasser beim Paddeln -  beides wird wechselseitig als Tierquälerei empfunden. 

Nun denn, die Drei Zinnen sind nicht umsonst weltberühmt und auch Menschen, die nicht mit dem Gedanken spielen, im Sommer eine der Kletterrouten auf die Große Zinne zu gehen, genießen die phantastische Aussicht von der Drei Zinnen Hütte auf die spektakulären Zähne. Peter wollte jedenfalls unbedingt zu den drei Zinnen, schon mal schauen ob da nächsten Sommer was geht. Und man hätte ja fast heute... es scheint doch die Sonne und die favorisierte Tour verläuft südseitig... 

Obwohl jede Menge Leute unterwegs sind, gibt es noch keine Spur vom Paternsattel hinauf zum Einstieg des Klettersteiges, wo ich im 
Oktober 2013 wegen zu viel Schnee umgekehrt bzw. Oktober 2014 mühelos auf den Paternkofel gelangt bin. Der Innerkofler-Klettersteig führt durch Stollen aus dem ersten Weltkrieg, die naturgemäß eher schattig sind - derzeit ein guter Nährboden für das Wachstum von Eiszapfen - geringe Körpergröße hier ausnahmsweise ein Vorteil. Bis zur Paßportenscharte verläuft der Steig am Westhang des Paternkofels, am Vormittag also ohne lästiges von-der-Sonne-geblendet-werden. Frischer Pulverschnee lässt mein Herz höher schlagen, das Erkennen von Tritten und Griffen ist dadurch aber zugegebenermaßen etwas eingeschränkt. Wirklich rutschig sind allerdings nur die Holzbohlen, die stellenweise den Weg entlang der Felsbänder überbrücken und auf deren Vorgängermodellen sicher schon der eine oder andere Soldat ebenfalls kräftig geflucht hat.

Der Weg von der Paßportenscharte hinauf zur Gamsscharte verläuft in der Sonne, wir spuren durch 30 cm Pulver - es fühlt sich fast an wie Skitour. In den felsigeren Passagen ist die genaue Wegfindung nicht immer einfach, aber zum Glück weiß ich noch von vor zwei Jahren, wo etwa man am besten hinauf zur Gamsscharte kommt. Wir sind uns einig, dass der weitere - erstmal im Schatten liegende - Klettersteig hinauf zum Gipfel des Paternkofels heute ins gefrorene Wasser fällt.

Auf der Nordseite der Gamsscharte liegt deutlich mehr Schnee, die Drahtseile des De Luca Klettersteiges erleichtern die Wegfindung enorm. Ich erinnere mich, dass wir uns vor zwei Jahren erstmal in der Wand verstiegen haben, bevor wir den Eingang des Tunnels gefunden haben, an dessen Eingang ein Taferl an Dr. Fritz Fall erinnert, der hier vor 16 Jahren heruntergefallen ist. Der Tunnel hat zwar noch ein paar Verzweigungen und Sackgassen, trotzdem kann man sich jetzt nicht mehr wirklich verlaufen und wird kurz oberhalb der Drei Zinnen Hütte vom Berg ausgespuckt. 

An der Drei Zinnen Hütte herrscht reges Treiben, ich setze mich erstmal in die Sonne und verteidige meine Brotzeit gegen die ganz schön aufdringlichen Bergdohlen, Peter ist durchgefroren und sprintet gleich weiter, er möchte sich aufwärmen und noch die Umrundung gehen anstatt des kürzeren Weges zurück über den Paternsattel. 

Fazit: Schnee ist, wenn man trotzdem lacht.

Und vielleicht finde ich ja irgendwann auch Gefallen an kaltem Wasser. 



Tourengänger: lila


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