winterlich auf Wildgärst - und das Schrybershiri mitgenommen


Publiziert von Felix , 7. November 2016 um 15:52. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:28 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1505 m
Abstieg: 1505 m
Strecke:Schwarzwaldalp - P. 1520 - P. 1697, Bidem - P. 1854 - Scheidegg Oberläger - Lüsegg - P. 1940 - Wischbääch - Wart - Wildgärst - Wart - (P. 2536) - Schrybershiri - Hagelseewli - Hundsflüö - P. 2008 - P. 1778 - Pfanni - Brand - Schwarzwaldalp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Ettiswil, Autobahn Sursee - Alpnach, Umfahrungsstrassen Sarnen - Giswil - Lungern, Brünig - Meiringen - Rosenlaui nach Schwarzwaldalp
Kartennummer:1229, 1209

Beim heute leeren, grossen, Parkplatz auf der Schwarzwaldalp - das Restaurant und Hotel, wie auch das Rosenlaui, mit Betriebsferien -  beginnen wir im schattigen, kühlen Reichenbachtal unsere etwas längere und einige Höhenmeter umfassende Tour auf einen, wie wir hoffen, noch „machbaren“, knappen Dreitausender.

 

Nach dem Strassenabschnitt geht’s ab P. 1520 recht steil über Alpwiesen und im Wald hoch bis zur Alp Bidem; noch warm angezogen setzen wir unseren Aufstieg, nun nur noch über Weidegelände, im Schatten des Wetterhorns - welches am Gipfel von den ersten Sonnenstrahlen beschienen wird und zusammen mit der imposanten Westwand des Scheideggwetterhorns vor uns hoch aufragt - fort, hinauf zu einer ersten Querung des Geissbaches. Kurz danach gewinnen wir die Flächen der bereits eingewinterten Alp Scheidegg Oberläger - und nun die Sonne; ein idealer Platz für einen ersten kurzen Halt.

 

Kurz nach P. 1940 überqueren wir den Bach wieder, und wandern erst nur gemächlich ansteigend ins Tal des Wischbääch hinein - das  Schwarzhoren näher, unser Gipfelziel noch erst im Hintergrund erkennbar. Wo das Gelände wenig steiler wird, können wir oberhalb von uns zwei Gämsen beobachten, welche sich kaum stören lassen - die eine sich uns sogar nähert um zu sehen, wer denn noch zu so später Jahreszeit hier rauf will …

 

Übrigens verläuft der BWW bis zur Kuppe direkt unter dem Schrybershiri westlich, also rechterhand des Baches, und trifft erst südlich von P. 2536, wo der Bergweg einen markanten Bogen nach Westen macht, wieder auf die in der LK (und auf map.geo.admin.ch) eingezeichnete Route.

Im grossen Geröllfeld unterhalb der Ostflanke des Schwarzhorens ist ein grosses Rudel Gämsen unterwegs - weit behänder als wir; treffen wir nun doch hier auf eine erst nur schwache Schneeauflage. Je höher wir im stets reichlicher vorhandenen Schnee steiler ansteigen, desto schwieriger wird die beste Wegsuche: zwar sind auf einzelnen Steinen noch wenige Markierungen zu erkennen, wie jedoch auf der Höhe des
Blau Gletscherli
s die Mulden mit tieferem Schnee gefüllt sind, und eine schwache Spur nicht mehr dienlich ist, wird das Vorwärtskommen etwas anspruchsvoller - der Durchschlupf durch felsigere Passagen im tiefen Schnee muss gesucht werden. Da wir uns nun im Schatten des Horens aufwärts mühen, laufen wir nun wieder bei frostigen Verhältnissen - so sind wir dankbar, dass wir auf Wart wieder an die Sonne heraustreten.

 

Hier eröffnet sich der Blick auf die nachfolgende Gipfelpassage - allerdings bleibt der höchste Punkt des Wildgärsts noch verborgen. Während der Passübergang überwechtet ist, ist jene in der unteren Hälft doch etwas abgeblasen - der Serpentinenweg hebt sich, da schneebedeckt, gut zwischen den schneefreien grösseren Steinen von diesen ab. So ist, so weit möglich, der Rand des Wegleins, oder einzelne schneefreie Passagen, für ein trockeneres Vorwärtskommen zu wählen. Wie die Gipfelkuppe abflacht und sich weitet, nimmt die Schneehöhe zu; wir schreiten beinahe etwas ehrfürchtig den grossen Steinmännern (an der Seite gegen das Gärstenhorn und dem Brienzersee) zu - erhaben wirkt die unberührte Schneefläche mit der nun traumhaften Aussicht auf die höchsten der Grossen Berner, den Tiefblick auf drei weitere Gewässer (Thunersee, Lungernsee und Sarnersee) sowie der Weitblick zu den Urner Berggipfeln.

Mit Scheideggwetter-, Wetter- und Schwarzhoren als Gegenüber halten wir etwas windgeschützt die Mittagsrast ab, geniessen das fantastische Panorama - und entscheiden, nicht zum Nordgipfel weiterzuwandern (was einen doch beträchtlichen „Schneewaggel“ beinhalten würde), sondern erst auf derselben Route abzusteigen - und uns das kecke Horn, unter welchem wir vorbeizogen sind und dessen senkrechte Westflanke wir betrachtet haben, „anzusehen".

 

So steigen wir unschwierig im Sonnenschein ab zum Pass Wart, danach auf etwa derselben Spur - kurzzeitig wieder im Schatten - weiter hinunter, und verlassen nun die Aufstiegsroute auf ungefähr 2550 m. Wir halten im schneefreien Geröll auf P. 2536 zu, unterqueren diesen auf dessen Südseite und streben auf sanftem, nur noch wenig schneebedeckten, Gelände in südöstlicher Richtung dem leicht abweisend wirkenden Felszahn zu, welchen wir gern besteigen möchten.

 

Nach einem kurzen Anstieg in die Lücke (nahe welcher sich ein kleines Seelein gebildet hat) zwischen Schrybershiri, Wintergipfel, und unserem Ziel, suchen wir eine Einstiegsmöglichkeit. Ich finde eine solche direkt am SE-Grat-Ausläufer, währenddessen Ursula weiter östlich Gehgelände (und wenige blaue Pfeile) vorfindet. Unterhalb des finalen Felsaufbaues des Schrybershiri’ folgen wir gemeinsam dem plattigen, steilen, Gipfelaufbau. Kurz etwas mutzgriffig, etwas auf Reibung gehend, doch meist mit guten Haltemöglichkeiten, überwinden wir die kurze Plattenflucht, und den obersten Felsaufbau - herrlich! Und: was wir während des morgendlichen Aufstieges aus der Ferne als schräge Gipfelstange interpretiert haben - ist ein alter, zwischen Felsritzen eingesteckter Tourenski ;-) - da deutet einiges auf einen Hikr hin …

 

Wir freuen uns ob des unerwarteten und anregenden Gipfelerfolges; halten eine weitere, kurze, Rast ab, bevor wir uns auf den längeren Rückmarsch begeben. Dafür wählen wir für den ersten Teil das Tälchen nördlich des Wintergipfels; darin steigen wir weglos über Geröll und durch einzelne kleine Felsblöcke hindurch zum überaus malerischen Hagelseewli ab.

Weiterhin weglos, nun auf Alpweiden, steuern wir Richtung P. 2293, und steigen danach beachtlich steil hinunter zur Brücke über den Pfannibach und flach zum nahen P. 2008.

 

Auf nun ausgeschildertem BWW setzen wir unsere Tour fort hinunter zu P. 1778 und Pfanni; über Brand erreichen die Hütte auf 1619 m, ab welcher wir weglos über teils sehr sumpfiges Weide- und Waldgelände abkürzen. In ziemlich direkter Linie suchen wir die besten Durchgänge und steigen, einige stattliche, grosse Laubbäume bewundernd, ab zur Strasse und Brücke über den Pfannibach zum Parkplatz Schwarzwaldalp. 


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (4)


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Chrichen hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2016 um 20:22
Wunderbare Bilder und eine Tour, die ich mir gerne für die nächste Saison vormerke! Vielen Dank für den schönen Beschrieb!!

Viele Grüsse, Christian

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 20:30
ich danke dir Christian

die Kombination dieser zwei so unterschiedlichen Gipfel ist empfehlenswert.

lg Felix

Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2016 um 22:13
Lieber Felix, vielen Dank wieder für diesen tollen Bericht, der - wie immer - das höchste Qualitätssiegel trägt und ein Referenzwerk ist. Immer wieder schön zu lesen! Noch viele tolle Touren und beste Grüsse, Steve

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. November 2016 um 08:02
viel der Ehre - besten Dank, Steve!

wie ich bereits oben schrieb: nachahmenswert ist die Tour - und wir trafen herrliche Verhältnisse an ... und wenn der Bericht dies widerspiegelt - umso besser ;-)

lieber Gruss, Felix


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