Kurzbericht 

Gehrenspitze (2163m) - "Langer Westgrat"


Publiziert von Andy84 , 24. November 2016 um 10:58.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:15 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Kartennummer:AV-BY 5 Tannheimer Berge Köllenspitze, Gaishorn

Die Tannheimer Berge sind bei Kletterern wie auch bei Wanderern bekannt und sehr beliebt. Im Gebiet um das Gimpelhaus und die Tannheimer Hütte ist an den Wochenende trotz fehlenden Lifts die Hölle los, auf den Gipfel von Rote Flüh, Gimpel und Kellenspitze benötigt man trotz etwas anspruchsvolleren Anstiegen teilweise Platzkarten. Auch die vielen schönen Kletterwände sind von unzähligen Seilschaften überlagert.

Ebenfalls sehr beliebt, aber vielleicht doch ein gutes Stück ruhiger geht es am dritthöchsten Gipfel der Tannheimer, der Gehrenspitze zu.
Diese ist ebenfalls ein extrem abwechslungsreicher Gipfel, bietet sie doch neben dem schönen Normalweg  2 sehr interessante und vorallem bei den Einheimischen sehr beliebte Gratvarianten.
Zudem kommen auch die Kletterer an der Gehrenspitze voll auf ihre Kosten, die Südwände bieten allerbesten Fels und wunderschöne Routen.
Den größtenteils grasigen Aufstieg über den Ostgrat habe ich schon früher dieses Jahr unternommen, der etwas anspruchsvollere Westgrat war seitdem ganz weit oben auf meiner To-Do-Liste.


Bei Bergtouren habe ich eigentlich eine starke Aversion gegen Seilbahnen, ein Gipfel muss meiner Meinung nach erkämpft werden. Da meine Knie aber immer wieder mal Mucken macht und zudem das schwere Kletterzeug nicht wirklich zur Besserung beiträgt, geht es heut mittels der Hahnenkamm-Bahn hinauf zur Bergstation.
Auf dem breiten Wanderweg unter dem Kreuzbergerl hindurch und an der Lechaschauer Alpe vorbei Richtung Gehrenalpe, kurz davor dann hinauf zum Gehrenjoch.

Hier hat man nun die Möglichkeit sich eine der 2 Varianten des Westgrats auszusuchen.
Wir entscheiden uns heute für den langen Westgrat, damit der Tag auch gut genutzt wird.

Langer Westgrat:

Dazu steigen wir nach ein Stück nach Norden ab (T4) und und queren über steile Grasschrofen hinunter zum Einstieg. Dieser ist nicht ganz einfach zu finden, man muss schon ein gut Stück hinunter, ein großer roter Punkt in der in der Topo erwähnten Einstiegsrinne markiert den Einstieg.

Nach der schönen Rinne (III-) geht es direkt auf dem Grat weiter, die Orientierung ist nicht schwer. Einfach auf dem Grat bleiben, die in der Topo eingezeichneten Haken oder Sicherungsmöglichkeiten leiten einem den Weg. Bald ist auch der Gratturm bestiegen, das Wandbuch oder Gratbuch finden wir leider nicht. Nun ist es aber an der Zeit das Seil aus dem Rucksack zu nehmen, der Abstieg von diesem Turm ist extrem brüchig. Die Abseilstelle ist ca. 25m lang.
Direkt im Anschluss folgt die "Schlüsselstelle" des Grates, ein Aufschwung im unteren IV-Grat, weswegen wir das Seil für diese Seillänge doch verwenden. Im Nachhinein würden wir den Aufschwung etwas leichter bewerten, auch das Seil wäre beim nächsten Mal nicht notwendig.
Mittlerweile hat der Nebel den Grat erreicht und macht das Ganze etwas spannender, zumal sich der Grat auch immer mehr zusammenschnürt.
Es folgt eine der schönsten und ausgesetztesten Passagen im allerbesten Fels, um einen großen Block wird kurz in eine kleine Scharte abgestiegen und in Traumfels der nächste Aufschwung genommen.
Nach einer kurz Gehpassage folgt ein weiter sehr geiler Aufschwung im schönen III-ten Grat, danach wieder ein längeres Gehstück mittels welchem man zum letzten großen Aufschwung gelangt.
In gutem Fels über eine Rinne hinauf auf den Grat, danach folgt eine kleine Mutprobe, die kurze Reitpassage wartet. Hier sollte man besonders auf Steinschlag achten da der Normalweg direkt darunter liegt. Vorallem der folgende Aufschwung ist dann etwas brüchiger.
Leider ist hier dann auch schon der tolle Grat zu Ende, nach einem kurzen Abstieg in die Scharte folgen wir dem Normalweg hinauf zum Gipfel, welchen wir im Nebel für uns alleine haben.

Nach einer ausgiebigen Rast geht es hinunter zur Lechaschauer Alpe und mit der letzten Seilbahn des Tage zurück ins Tal.


Anmerkungen:

Der lange Westgrat hat insgesamt 20 Seillängen, dabei sind die meisten im Bereich zwischen 2 und 3 anzusiedeln.
Drei Seilängen sind mit III+ bewertet, die Schlüsselseillänge mit IV-.
Von den 20 Seillängen haben wir 4 gesichert, im Nachhinein würden wir die angesetzten Schwierigkeiten etwas senken, vorallem die III+ und die IV- Seillängen sind unserer Ansicht nach etwas leichter, weswegen wir den Grat das nächste Mal auch seilfrei angehen werden.

Will man den Gratturm besteigen so ist das Seil schon sehr ratsam, dessen direkter Abstieg ist extrem brüchig und das Abseilen hier sehr zu empfehlen. Man kann diesen jedoch auch komplett umgehen und sich so das Seil sparen.

Die Kletterschwierigkeiten sind mit dem schönen Westgrat an der benachbarten Kellenspitze zu vergleichen, dieser ist etwas niedriger bewertet.

Fazit:

Der lange Westgrat ist ein absoluter Leckerbissen, der Fels größtens schön fest, in manchen Seillängen sogar überragend. Eine Tour die man eindeutig öfters machen kann, für den guten Bergsteiger auch seilfrei locker zu machen.



Mit dabei: Johannes von festivaltour.de

Tourengänger: Andy84


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