Funtenseetauern von der Wasseralm


Publiziert von Btina79 , 2. Oktober 2016 um 19:24.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum: 1 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 1 Tage 10:00
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1950 m
Strecke:ca 19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Boot nach Salet, zu Fuß zur Wasseralm.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von St. Bartholomä mit dem Boot zurück.
Unterkunftmöglichkeiten:Wasseralm, Kärlingerhaus

Ich lese öfter die Tourenberichte hier und wollte auch gern einen kleinen Beitrag leisten.

Von der urigen Wasseralm (wo es abends sehr feine Gemüsesuppe mit mindestens zehn Sorten Gemüse und morgens eine Riesenschüssel Müsli mit frischem Obst gibt, und wo nachts die Hirsche lauter röhren als die Schnarcher sägen) sind wir um 7 Uhr morgens aufgebrochen.

Man folgt zunächst dem Weg 424 in Richtung Hochbrunnsulzen, oberhalb der Wasseralm. Es geht steil hoch durch den Wald, und man muss sehr aufmerksam sein, um den Abzweig in Richtung Funtenseetauern nicht zu verpassen: Etwa 20 Minuten nach der Wasseralm geht es auf dem Weg leicht nach links, und rechts in der Wiese ist ein Fels, auf dem in sehr verblasster roter Schrift "FS" (oder vielleicht "FT"?) steht.

Wir haben den Trampelpfad, der bei diesem Fels vom Hauptweg abgeht, schon bald verloren, aber das macht nichts, weil die Richtung klar ist und das Gelände nicht übermäßig anspruchsvoll - es geht nach oben. Wir haben uns am Anfang eher rechts in dem weiten Tal, also unterhalb der Kuhscheibe gehalten, aber das geht bestimmt auch mittig.

Nach einiger Zeit haben wir Steinmännchen entdeckt, die im ersten Teil des Aufstiegs eher spärlich, aber ausreichend sind. Der Untergrund besteht überwiegend aus diesem rauhen, griffigen Fels mit scharfen Rillen, Rinnen, Furchen und Löchern und ein bisschen Gras, und man kommt ganz gut voran, ab und zu ein bisschen mit Einsatz der Hände, oder mit Stöcken - obwohl weglos, ist das nicht allzu schwierig. Wir hatten auch keine großen Orientierungsschwierigkeiten; entweder der Weg ist nach dem Gelände offensichtlich (z.B. geht es einmal ein breites Band mit Gras nach schräg links oben) oder man sieht in der Ferne einen Steinmann, auf den man einfach querfeldein - wenn man will, auch mal ein bisschen kraxelnd - zuhält.

Vor dem unsünnigen Winkel gelangt man auf eine kleine Erhebung, die als Zwischenziel gut mit Steinmännchen markiert ist und wo man gut eine kleine Pause einlegen kann, bevor man das letzte Stück durch den unsünnigen Winkel aufsteigt zum Sattel zwischen Graskopf und Leiterkopf. Der Weg dorthin ist kürzer als er aussieht; wir haben auf dem Abschnitt wieder mehr Steinmännchen gefunden und sind im Wesentlichen in einem großen "Z" (erst links, dann rechts) hochgegangen.

Oben war es recht zugig und wir sind schnell weiter auf die Süd/Westseite. Man quert weitgehend auf derselben Höhe, bisweilen ein bisschen ansteigend, über Blockgelände und grobes, festes Geröll. Der Wegverlauf ist hier ziemlich gut mit Steinmännchen markiert und die Landschaft ist sehr beeindruckend - karg und öde, mit markanten Felstürmen, und bald sieht man auch den Gipfel der Funtenseetauern, und links unten den kleinen See in der Steinigen Grube.

In der Senke unterhalb des Gipfels haben wir im groben Blockgelände irgendwann die Steinmännchen verloren, aber das macht nichts - der Anstieg ist klar; mittelsteil, mit festem Geröll, Felsen und Gras.

Gut vier Stunden nach Abmarsch an der Wasseralm waren wir oben. Die Aussicht ist grandios; das ganze Steinerne Meer liegt unter einem, der Hochkönig mit Schnee, der Watzmann, der Königssee ... Bei uns war es leider diesig in Richtung Süden, sodass wir kaum was von den schneebedeckten Bergen in Österreich gesehen haben.

Auf dem Abstieg in Richtung Kärlingerhaus geht man erst gemütlich über einen Grasbuckel, durch ein bisschen Geröll und dann über einen wunderbaren, aber ziemlich ausgesetzen Grat ... Das war ein Highlight der Tour, aber nicht zu unterschätzen. Wir sind da sehr langsam und vorsichtig gegangen. Es ist zwar vom Untergrund her nicht schwierig (fester Fels und Gras), aber es geht schon ordentlich runter auf beiden Seiten. Man muss nicht klettern und braucht höchstens ab und zu bergab kurz die Hände.

Nach dieser abenteuerlichen Einlage geht es rot-weiß markiert den steilen Grashang vom Stuhljoch hinunter zum Hauptweg in Richtung Kärlinger Haus. Schon von weit oben hat man einen wunderschönen Tiefblick auf den Funtensee und die Hütte. Der Abstieg vom Gipfel bis zur Hütte hat bei uns gut zwei Stunden gedauert. Eine Kuchen- und Nudelpause hatten wir uns da gut verdient.

Dann sind wir über die Saugasse nach St Bartholomä abgestiegen. Wir haben dafür anstelle der angeschriebenen 3 3/4 Stunden nur ca. 2 1/4 Stunden gebraucht. Der Weg ist durchweg gut zu gehen, zieht sich am Ende aber ein bisschen.

Insgesamt waren wir mit Pausen ca. 9,5 Stunden unterwegs, aber ich denke, man sollte vorsichtshalber lieber mehr Zeit einrechnen! Bei uns hat alles gut geklappt und wir sind bergab generell ziemlich schnell unterwegs.

Ganz toll, wenn man dann unten bei den Touristenmassen in St Bartholomä ankommt, den Blick hebt und weit oben den Funtenseetauerngipfel sieht und sich denkt, vor ein paar Stunden waren wir noch da oben, und zwar ganz allein ...

Eine wunderbare, vor allem sehr abwechslungsreiche Tour mit Wald, Alm, Latschen, Lärchen, Fels, Geröll, See. Die Bewertung ist schwierig - am anspruchsvollsten fand ich den Grat, dafür würd ich T5 vergeben. Die I ist dafür, dass man manchmal im Blockgelände die Hände zur Hilfe nehmen muss. Obwohl weglos, war der Rest aber nicht besonders schwierig. Bei schönem Wetter ist die Orientierung kein Problem und auch wenn man die Ideallinie verlässt, wird es nach meiner Einschätzung nicht gefährlich. Bei Nebel oder Regen würde ich diese Tour aber auf keinen Fall machen.

Tourengänger: Btina79


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