Auf dem Maximiliansweg durchs Ammergebirge - Via Klammspitzgrat zur Kenzenhütte


Publiziert von Grimbart , 9. Oktober 2016 um 11:43.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:22 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage 9:45
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1330 m
Strecke:ca. 21 km
Unterkunftmöglichkeiten:Pürschlinghaus (DAV), Kenzenhütte (privat)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen Nr. BY6 und BY7 (Ammergebirge West und Ost)

Meine Hoffnung, dass die Teilnahme an der alljährlichen Mehrtagestour durch die Anfang-August bei einem MTB-Sturz erlittenen Blessuren und Prellungen nicht gefährdet sein würde, bekam durch die Wanderung auf den *Mittagskopf neuen Aufwind. Die geprellte rechte Schulter zwickte zwar noch bei so manch hastiger Bewegung, doch war die Bewegungsfähigkeit nicht mehr eingeschränkt. Anders sah es da mit dem arg gestauchten linken Handgelenk aus. Heben und ziehen war schmerzlos möglich, doch Liegestütze waren noch nicht drin. Von diesem Handicap wollte ich mir aber die Vorfreude auf vier schöne Tage mit alten Freunden nicht vermiesen lassen.

Für dieses Jahr oblag die Organisation dem im Münchner „Exil“ lebenden Freundeskreis, dessen Wahl auf das Ammergebirge fiel. Die Vorzüge und landschaftlichen Reize der Ammergauer Alpen sind der Hikr-Community dank den liebevollen Berichten von Winterbaer schon wohl bekannt. Nun hatte ich die Gelegenheit mich auch einmal selbst davon zu überzeugen. Am ersten Tag stand die Anreise nach Oberammergau und der gemütliche Zustieg zum Pürschlinghaus am Programm. Am zweiten Tag ging's dann mit der Überschreitung der Großen Klammspitze aber schon zur Sache.

 

Tag 1 – Über den Kofelsteig zum Pürschlinghaus (T2):

Als Treffpunkt war die Echelsbacher Brücke in Rottenbuch ausgemacht. Von dort sollte uns dann die Buslinie 9606 nach Oberammergau bringen. Die Betonung liegt auf „sollte“, denn die für den Transfer vorgesehene Busverbindung verkehrte nur an Schultagen und nicht in der Ferienzeit. Da ja genügend PKW's vorhanden waren, ging's dann notgedrungen per PKW zum Parkplatz bei der Talstation des Kolbensattelifts in Oberammergau.

Von dort führt der Wanderweg links des Kolbenbachs durch Wald hinauf zu einem Fahrweg. Diesem folgend wandert man – vorbei an der Kolben Alm – hoch bis nach einer Linkskehre ein Steig abzweigt. Den Fahrweg nach links verlassend, führt ein Waldsteig zunächst flach in Richtung des Brunnberggrabens und später rechts des Grabens bergwärts bis zu einer Wegverzweigung. Hier teilte sich dann unsere Gruppe. Der Großteil entschied sich für die Zustiegsvariante über den *Sonnenberggrat. Ich für meinen Teil wählte – in Rücksicht auf meine Blessuren – die gemütliche Variante über den Kofelsteig.

Weiterhin durch Wald führt der Steig hinüber zu den wenig anschaulichen Verbauungen am Kolbensattel. Zu denen man aber nicht absteigen muss, wenn man dem Kofelsteig folgt. Dieser führt um den Nordrücken des Sonnenbergs herum in den Plattenberggraben, wo man man dann auf den Hütten-Fahrweg trifft. Auf diesem geht’s dann hoch zu den ehemaligen Jagdhäusern des „Kini“.

 

Tag 2 – Über die Große Klammspitze zur Kenzenhütte (T4, I):

Der Vormittag – Vom Pürschlinghaus zur Brunnenkopfhütte (T3):

Am Vorabend hatten wir uns für den Übergang zu den Brunnenkopfhäusern auf die lange Variante über Teufelstätt- und Hennenkopf verständigt. Im Nachhinein betrachtet hatten wir uns damit aber zeitmäßig ordentlich vertan und es wurde schließlich ungewollt ein sehr, sehr langer Tag. Davon ahnten wir aber noch nichts als uns der Tag mit absolutem Kaiserwetter begrüßte. Nach dem Übergangstag versprach das AKW eine perfekte Fernsicht und ließ das Wanderherz gleich einmal höher schlagen.

Als erstes Ziel war der Teufelstättkopf ausgegeben. Dieser ist in etwas mehr als einer ½ Stunde vom Pürschlinghaus aus erreichbar. Der Steig führt allerdings gleich zu Beginn steil über einen Hang hoch und leitet danach entlang eines bewaldeten Rückens zum Sattel zwischen Latschen- und Teufelstättkopf. Von der Abzweigung aus lässt sich der Teufelstättkopf in gut 5 Minuten besteigen. Der Schlussaufstieg über den Gipfelfelsen (T3) erfolgt ostseitig und ist mit Drahtseilsicherungen versehen. Die speckigen und abgegriffenen Felsen mahnen aber zur Vorsicht. Die Aussicht ließ nichts zu wünschen übrig. Beim Blick nach Westen zu Hochplatte & Co dämmerte es aber schon bei manch einem, das ein langer Tag bevorstehen würde.

Vom Teufelstättkopf wieder zurück an der Wegverzweigung führt der Steig mit ein wenig Höhenverlust an die imposante Wand des Laubenecks heran. Diese wird auf einem grünen Band teils ausgesetzt gequert. Beim Ausstieg ist dann auf wenigen Metern die Zuhilfenahme der Hände gefragt. Aufgrund der nordostseitigen Ausrichtung der Traverse präsentierte sich diese noch recht feucht. Die feuchten Verhältnisse waren aber auch auf dem nachfolgenden Abschnitt hinüber zum Hennenkopf vorherrschend. Auf schmalem Steig ging's mal über Wiesen, mal zwischen Latschen hinunter zur Einsattelung östlich des Hennenkopfs.

Dem weiterhin schmalen Steiglein folgend geht's nach dem Sattel rechts um einen Rücken herum hinauf zum SO-Kamm des Hennenkopfs. Auf den Gipfelfelsen zuhaltend wird dieser im Wald südlich umgangen. Danach leitet das Steiglein steil hoch zum W-Grat. Hier hätten wir dann auf die Abzweigung zum Gipfel treffen sollen, doch wurde diese vom Großteil der Gruppe übersehen. Angesichts des fortgeschrittenen Vormittags war mir aber auch nicht unbedingt danach einen weiteren Gipfel einzusammeln.

Nun hält man sich an den stellenweise dicht bewachsenen W-Grat bis eine unscheinbare Spur vom Grat nach links in die steile Flanke abzweigt. Über das bescheidene Steiglein geht’s in der Folge im Zick-Zack hinunter zum Höhenweg. Wer dem deutlicher ausgeprägten Steig geradeaus folgt merkt bald, dass er auf dem falschen Weg ist. Denn der immer dichter werdende Gratbewuchs sorgt für reichlich Unbehagen. Also lieber Augen auf, dann ist der Zick-Zack-Steig hinunter zum Maximiliansweg auch nicht zu verfehlen.

Hat man den Höhenweg erreicht hat man noch eine gute Stunde bis zu den Brunnenkopfhäusern vor sich. Im Bereich des Dreisäulenkopfs, der südlich in teils abschüssigem Waldgelände umgangen wird, zeigte sich der Weg nicht nur in teils desolatem Zustand, sondern auch von seiner Nassen und schmierigen Seite. Vor allem die Kombination mit Wurzelwerk, Fels und Matsch verlangte nach aufmerksamen Gehen. Ab der Einmündung in den Reitweg war damit aber Schluss und der sehr zu empfehlende Kaiserschmarrn bei der Brunnenkopfhütte nicht mehr weit.

 

Der Nachmittag – Die Überschreitung der Großen Klammspitze (T4, I):

In mehreren kleinen Gruppen trudelten wir zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr bei der Brunnenkopfhütte ein. Damit auch noch den Nachzüglern Zeit zur Erholung und für das Mittagessen blieb brachen wir erst um 13:30 Uhr auf ins Wintertal. Dieses wurde an diesem Tag aber so gar nicht seinem Namen gerecht und präsentierte sich vielmehr als ein sommerlicher Glutofen. Das schlug sich dann auch auf unsere Gehzeit und den Wasserverbrauch nieder.

Zum Anstieg auf die  Große Klammspitze sind auf Hikr schon genügend Berichte veröffentlicht worden. Im Wintertal selber und in den ersten Kehren, die bis unter die Felsen führen, findet man gute Wegverhältnisse vor. Auf der Querung hinüber unter die Scharte im O-Grat wird das Gelände aber zunehmend anspruchsvoller. Kurz vor der Scharte hat man dann die Wahl, ob man durch einen schmalen Kamin oder links daneben ausgesetzt zur Scharte hochsteigen möchte. Bei viel Verkehr am Berg kann es hier zum ersten Rückstau kommen. Von der Scharte führt der Steig dann hinüber zum SO-Grat. Die letzten 100 Höhenmeter stehen dann im Zeichen von einfacher Felskraxelei. Kurz vor dem Gipfel muss schließlich noch ein kleines Wändchen überklettert werden. Dabei brach meine Schürfwunde am linken Knie wieder auf. Statt dem Genuss der phänomenalen Aussicht, die bis in die heimatliche Silvretta reichte, war somit einmal die Erstversorgung der Wunde gefragt.

Mit einem notdürftigen Verband am Knie wartete nun der Abstieg über den  Klammspitzgrat. Zu den Schwierigkeiten und Anforderungen ist auf *hikr schon viel geschrieben worden. Die Einschätzungen von Winterbaer, die sich in diesem *Bericht auch einmal deutlich dazu geäußert hat, geben die Schwierigkeiten sehr gut wieder. Im ersten Teil sind immer wieder ausgesetzte Felsabschnitte zu traversieren, die den Einsatz der Hände verlangen. Und zum Schluss hin warten dann noch einmal zwei kurze Kraxeleinheiten, wobei die letzte beim Ausstieg auf den O-Grat des Feigenkopfs als einzige mit einer Eisenkette versichert ist. Weitere Drahtseilsicherungen an anderen Stellen würden aber der Sicherheit am Klammspitzgrat durchaus dienlich sein, ohne damit den alpinistischen Genuss der Überschreitung zu mindern. Verankerungen für Karabiner sind vereinzelt ja auch vorhanden.

Nach dem Ausstieg führt der Steig stets links der Abbruchkante im Zick-Zack zum bis obenhin begrünten O-Gipfel des Feigenkopfs. Bevor es aber nur noch bergab geht wartet noch der Übergang zum W-Gipfel des Feigenkopfs. Von dort führt der Weg dann über den SW-Rücken hinunter zum Hirschwang-Plateau. Mittlerweile ging der Nachmittag schon in den Abend über und die eisernen Wasserreserven waren auch schon aufgebraucht. Wenigstens war die Hitze einer feinen Brise gewichen und machte den weiteren Abstieg auch bei trockener Kehle erträglich.

Vorbei an der Hirschwanghütte führt der Steig schließlich über eine Steilstufe vom Plateau hinab in den Bäckenalmsattel. Nach so einem langen Tag kam der Steilabstieg durchaus noch als „Absturzhügel“ in Betracht. Zwischen hohem Pflanzenbewuchs und auf steinigem Weg führen mehrere Kehren über den letzten Abhang des Tages hinunter zum mit Eisenhut und Kreuzkraut überwucherten Bäckenalmsattel. Ab dem Bäckenalmsattel geht’s dann wieder auf guten Wegen durch Wald hinab zur Kenzenhütte.

 

Eckdaten:

Tag 1 – Über den Kofelsteig zum Pürschlinghaus (T2):

Distanz: ca. 6,4 km

Höhenmeter: ca. 720 Hm Aufstieg, ca. 30 Hm Abstieg

Dauer: ca. 2' 30''

Gehzeiten: Talstation Kolbensattellift – Kolbensattel (ca. 1' 15'') – Kofelsteig – Pürschlinghaus (ca. 1' 15'')

 

Tag 2 – Über die Große Klammspitze zur Kenzenhütte (T4, I):

Distanz: ca. 14,6 km

Höhenmeter: ca. 1.030 Hm Aufstieg, ca. 1.300 Hm Abstieg

Dauer: ca. 7' 15''

Gehzeiten: Pürschlinghaus – Teufelstättkopf (ca. 35'') – Höhenweg, Abzw. Hennenkopf (ca. 1' 35'') – Brunnenkopfhäuser (ca. 1' 00'') – Große Klammspitze (ca. 1' 25'') – Klammspitzgrat – Feigenkopf (ca. 1' 15'') – Hirschwang – Bäckenalmsattel (ca. 55'') – Kenzenhütte (ca. 30'')


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (2)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 10. Oktober 2016 um 21:20
Willkommen in "unseren" Ammergauer Alpen! Hat es dir gefallen? Der Klammspitzkamm zählt zu meinen liebsten Berggegenden, ich bin dort sehr gerne unterwegs. Viele Grüße!

Grimbart hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Oktober 2016 um 20:16
Oh ja, wir hatten auch richtig Glück mit dem Wetter. Ich hab die Ammergauer Alpen als sehr abwechslungsreich empfunden. Hätte ich mir jetzt nicht so erwartet. Die Aussicht war einfach genial. Im Norden die Ebene und im Süden breiten sich die Alpen vor dir aus.

LG
Erwin


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