Binn-Leuk (1/9): Saflischpass - Seewjihorn - Bortelhütte


Publiziert von cicindela , 10. September 2016 um 23:51.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:13 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:21 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:bus Fiesch-Binn
Unterkunftmöglichkeiten:Bortelhütte

Nachdem der Rhone 45km schnurgerade durch das Goms fliesst, macht das Tal bei Visp einen Knick. Folglich bilden die Berge der Augstbordregion den Talschluss für die Aussicht vom Goms, so auch von meinem Standort in Ausserbinn. Genaue Analyse der vertrauten Aussicht lehrt, das es sich um drie Kulissen händelt:
  • das Violenhorn, ein Vorgipfel des Augstbordhorn, mit einem langen Ausläufer nach (Obers) Gibidum und Brandalp
  • die eigentliche Hauptkette, mit Ginalshorn, Signalhorn und Ergischalphorn
  • weitere zwei Gipfel noch ein Tal hinterher, zwischen Turtmanntal und Val d'Anniviers.
Mit der Karte dabei entstehen automatisch Pläne um das Gebiet auf einer Wanderung aus der Nähe kennen zu lernen. Man brauche mindestens drei Tage für die drei Kulissen, aber noch toller wäre es, das zu kombinieren mit einem Anmarsch von dem Binntal aus. So entwickelt sich die Idee für einen 9-tägigen Trekking, entlang Hütten und Hotels, von Binn nach Leuk.

Kurz nach 7 Uhr stehe ich auf dem Dorfplatz in Ausserbinn für die Busfahrt nach Binn. Noch vor der Bus kommt, kann ich mitfahren im Auto eines Zürcher Strahlers. Er will mich sogar nach Heiligkreuz fahren, aber ich hatte mich schon vorgenommen von Ze Binne über Rufibort zum Saflischpass gehen.

Nach der Querung des Lengtalwasser beim Stausee geht es zügig bergan durch dem Wald. Nach einer Stunde geht es weiter über einer Forststrasse. Nach einem Lärchenwald öffnet sich der Blick auf dem Oberblatthorn, und kurz danach auf auf meinem Zwischenziel Pt. 2691. Beim Talschluss bei der Mässhitta zweigt sich den Weg: links geht es zum Blausee. Das wäre die kürzeste Route zu meinem Ziel, das Steinutal; den weglosen steilen Absteig von der Blauseelicke mag ich aber nicht versuchen auf den ersten Tag meiner Trekking. Ich gehe also den Hang rechts hinauf in der Richtung Saflischpass.

Jetzt geht es steil hinauf durch artige Blumenwiesen. Ich begegne auch noch ein Cicindela gallica, nach dem ich meinen Hikr-account genannt habe: er ist ebenso wie ich ein "Sandlaufkäfer". Beim Tanzbede kommt man im Banne der kargen Hänge des Bättlihorn. Kurz vor dem Saflischpass zweige ich nach links ab: ich möchte nicht über den Pass nach Rosswald, sondern mit einer Überschreitung des Seewjihorn ins Steinutal. Von Pt. 2506 führt ein Pfadspur über den NO-Grat aufs Graus Horli, das sogar ein eigenes Gipfelkreuz hat.

Von hier geht es nun auf den Grat zum Pt. 2691. Der Grat ist durchzogen von einem Band aus Dolomitgestein. Diese Gegend muss wohl ein Strahler-leckerbissen sein! Nach Absteig zum Pt. 2615 geht es nunmehr weglos auf die nächste Graterhebung: Pt. 2718. Beim Gipfel wird es steiniger, und beim kurzen Absteig hinterher ist es nicht klar, wie man das macht. Dies muss wohl die "kleine Kletterstelle" sein, die *genepi in seinem Bericht erwähnt. Mist, ein Sandlaufkäfer wie ich mag gar keine Kletterstellen! Meines längeren Zögern wird offenbar bemerkt von einem Mann der mit seinem Hund hier unterwegs ist. Er hat mich passiert, weil er den Gipfel über einem steilen Schneefeld umgehen hat. Überraschend schnell ist er bei mir. Ich frage ihm ob ein Absteig von diesem Felsklotz überhaupt möglich sei (ich kann das von oben nicht übersehen). C'est peut-être un peu airienne, mais oui, antwortet er. Auf meiner Bitte hilft er mich die zwei oder drei Griffe und Tritte zu finden die es benötigt um den Felsen zu überwinden. Uff, das Glück ist mit mir heute! Ohne diese Hilfe (wieder von einem Strahler, wie es sich herausstellt) weiss ich nicht wie ich das weiter machen hätte sollen...

Jetzt geht es in einfachen Gelände die letzten meter auf das Seewjihorn (2733m). Erleichtert nach der gelungenen Kletterei geniesse ich hier das Mittagessen. Vom Gipfel siehe ich 600m in der Tiefe schon die Steinubach bei der Stallruine Läger. Der Grashang ist hier aber viel zu steil für den Absteig. Anstatt habe ich vor, um für 2km über den sanfte Grat Sürrigg abzusteigen, von wo ein Wegspur ins Steinutal führt. Der Absteig ist zunächst weglos, aber genussvoll. Ich habe einen waypoint im GPS zwischen den "ü" und "r" von Namen "Sürrigg" auf der LK, damit ich den Wegspur nicht verpasse. Beim "g" werde ich aber ungeduldig, und versuche etwas abzustechen. Hätte ich nicht tun sollen: sobald das Gras steiler wird, ist ein Wegspur eigentlich unerlässig. Bald stosse ich aber auf diesen Wegspur, und so geht es bequemer hinunter. 

Halbwegs der Querung werde ich erschreckt von einigen grösseren Steinen die durch die Luft fliegen, nur etwa 50m vor mir. Erst dan bemerke ich die Gemse 100m über mich, die diesen Steinschlag ausgelöst hat. Mit mehr Aufmerksamkeit gehe ich weiter, aber wie kann man sich überhaupt gegen Steinschlag wehren? Sich zu boden werfen und klein machen? Hat man dafür genugend Zeit? Von weiterem Steinschlag bleibe ich aber verschont, und unverletzt erreiche ich die Stallruine Läger.

Jetzt habe ich vor den Hang abermals für 2km zu queren, diesmal über einen fast horizontalen Pfad nach Pt. 2094. Von daraus könne ich dann absteigen zur Brücke bei Mere. Ich bin gerade dabei eine erste Bachrinne zu queren, als mich zwei junge Schäfer entgegen kommen. Das erleichtert mich: offenbar ist dies ein begehbarer Pfad. Sie fragen mich aber wohin ich wolle. Zur Bortelhütte? Dies sei dann der falsche Weg, und gefährlich überdies! (Gefährlich? Sie kamen selber auch davon! Naja, vielleicht haben sie meine Bachrinne-Querungstechnik als unzureichend beurteilt, oder ist der Hang auch weiterem Steinschlag ausgesetzt). Sie weisen mir auf die Wegspure über Stafelti und Ze Beginnu, und als ich sehe das es hier sogar eine Brücke über den Steinubach gibt, nehme ich ihren Rat dankend entgegen. Es spart noch eine halbe Stunde Gehzeit überdies.

So komme ich schneller als gedacht bei der zweiten Brücke bei Mere. Hier stosse ich auf den markierten Weg zur Bortelhütte. Auf den steht noch 150m Steigung voran. Erst in den letzten 10 Minuten sieht man das Ziel: die Bortelhütte. Ich treffe hier um 19:15 ein, genau 12 Stunden (10Std30' reine Gehzeit) nach dem Start in Binn. Das leckeren Abendessen geniesse ich mit Blick auf den Sonnenuntergang über Brig.

Gehzeite: Ze Binne-Sickerchäller 2Std; Sickerchäller-kurz vor den Saflischpass 2Std; aufs Graus Horli 30Min; Gratüberschreitung zum Seewjihorn 2Std; Absteig zum Steinubach 2Std; zur Bortelhütte 2Std.

Die andere Etappen dieser Trekking:
1. Binn - Saflischpass - Seewjihorn - Bortelhütte
2. *Bortelhütte - Mäderlicke - Simplon Hospiz
3. *Simplon Hospiz - Magelicke - Wyssgrat - Gspon
4. *Moosalp - Augstbordhorn - Brandalp
5. *Brandalp - Signalhorn - Gruben
6. *Gruben - Turtmannhütte
7. *Turtmannhütte - Barrhörner - Turtmannhütte
8. *Turtmannhütte - Meidpass - Cabane Bella Tola
9. *Cabane Bella Tola - Illhorn - Leuk

Tourengänger: cicindela


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