Silberspitz, Hochmättli und Etscherzapfen (und der Versuch den Widerstand zu reduzieren)


Publiziert von Kauk0r , 9. September 2016 um 19:10.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 7 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SG   Schilt-Mürtschengruppe 
Aufstieg: 1200 m
Strecke:13 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Alpstraße von Murg bis zum P2 im Murgtal, Parkscheinautomat bei Alp Untere Plätz (10 Sfr oder Zahlschein falls Münzen nicht passend), am Ende über Schotterpiste.
Unterkunftmöglichkeiten:Murgseehütte am Ober Murgsee

Inspiriert durch die Berichte von PStraub (*Auf der Höhe bleiben: Grat Silberspitz - Etscherzapfen mit Bonusprogramm ) und dyanarka (*Geologische Gipfeltour im Murgtal ( Tour 1)) und auch Bildern von einigen Anderen zog es mich ins landschaftlich wunderschöne Murgtal. Die Möglichkeiten sind hier bei recht hohem Ausgangspunkt recht vielfältig, letztlich entschied ich mich aber bei Traumwetter für die ruhigste Variante: die Gipfel von Silberspitz (2236 m), Hochmättli (2252 m) und Etscherzapfen(-Grat) (2231 m).

Die Route wird in den beiden Links bereits gut dokumentiert, von mir noch einige Anmerkungen.

Der Weg zur Alp Bütz ist durchgehend gut ausgeprägt, die von PStraub erwähnten Farn-Wucherungen sind nicht mehr das Problem, teilweise wurde der Farn wohl vom Hirten etwas ausgedünnt. Man quert unter der Alp hindurch und erblickt dann die freie Weide nach oben die Wegspuren zum Durchlass am Latschenfeld. Die Spuren leiten weiter zum Brunnen und verlaufen sich dann im Bereich Ober Bütz etwas. Ursprünglich wollte ich nun nach Norden zum P.1985 zu steigen und dann zu versuchen P.2026 der Dreitüre zu besteigen. Allerdings war der Schäfer mit seinem Hund dort oben am Blockfeld oberhalb von Chalttalplanggen mit abzäunen beschäftigt...und da ich nicht wusste wie der Hund auf seltenen Besuch reagieren würde, ließ ich die beiden in Ruhe. Scheinbar hätte dort aber eine gute Spur hinaufgeführt: Den grasig-steinigen Rücken am Ende der Pfadspuren gegen die Felsen des Silberspitz hinauf und dort muss es dann unterhalb eine Spur geben.

Ich bin erwähnten Rücken nur etwas nach oben und unter den Felsausläufern nach links abgebogen. Hier quert man aktuell einen Zaun und klettert unter einem umgestürzten Baum hindurch. Kurz abwärts zeigen sich gegenüber dann wieder Pfadspuren, diese sind auffindbar und entsprechen der Schweizer Karte. Etwas weiter trifft man ein Blockfeld, welches ich auf halber Höhe und mit Hilfe seichter Pfadspuren gequert habe. Steigt man am Rand über die sanfte Grasrampe weiter auf, kann man oben auf guter Spur in weitem Bogen weitergehen. Ziel sind die deutlichen, aufwärtsführenden Pfadspuren unterhalb einer kleinen Felswand. Diese Spuren leiten in einen weiten Kessel unterhalb des Grats zwischen Hochmättli und Silberspitz. Der Kessel teilt sich zu zwei Grasrinnen auf (siehe Foto hier). Was die Beschreibungen bisher angeht, bin ich hier unsicher. Leitet die rechte Rinne zu P.2156? Die Pfadspuren weichen definitiv unterhalb der Rinnen nach links aus und führen (wohl leicht, T3) in weitem Bogen therotisch in den Sattel direkt vor dem Nordostrücken des Hochmättli. Da ich als erstes auf den Silberspitz wollte, beging ich die rechte Rinne, der Grat ist von unten aus nicht gut abschätzbar. Diese Rinne führt vor diesem Mocken (auch bei PStraub erwähnt), also nordöstlich, sprich Richtung Silberspitz auf den Grat. In der Rinne gibt es seichte Tritte (wohl von Schafen und Regenwasser?), allerdings steilt das Gelände deutlich an und die Tritte sind in aller Regel abwärtsgerichtet. Irgendwie sah das von unten leichter aus, ich fühlte mich im Aufstieg recht gefordert (wenn auch nicht überfordert, volle Konzentration war dennoch gefragt). Sicherheit gab es immer wieder durch Eindrehen von Grasbüscheln, was aber immerhin Graskletterei Grad I wäre. Oder lag es daran, dass ich zum ersten Mal mit neuen Schuhen unterwegs war, denen ich noch nicht vertraute? Jedenfalls wird bei PStraub der Aufstieg zum Grat P.2156 mit T4 bewertet, ich würde die rechte Rinne mit T5- bewerten, ein reines T5 ist es nicht, aber vom Bauchgefühl her auch nicht viel weniger. Die linke Rinne schien von oben betrachtet nicht als die unbedingt bessere Wahl. Nun geht es über einen kleinen Aufschwung in Richtung Silberspitz, das Abklettern Richtung Silberspitz ist weniger ein Klettern denn ein nettes Kraxeln. Danach auf Pfadspuren zum Gipfel des Silberspitz (2236 m), den ein Steinmann mit Gipfelbuch ziert. Letzteres ist schon etwas angegriffen aber brauchbar...immerhin schon seit 1995 im Einsatz und vllt. 2/3 voll, wenige Einträge (<10) die letzten Jahre.

Zurück vor den mittleren Aufschwung in Richtung Hochmättli, dieser bereits erwähnte Mocken kann von rechts erstiegen werden oder man geht an der Gratkante nach oben bis zum Felswändchen und quert dann auf passabler Spur nach links hinaus und wird so auf die sanfte Grasabdachung geleitet (T4). Von dort über einen letzten Aufschwung am Grat zum Aufstiegsrücken auf das Hochmättli. Die Felsen spielen keine erschwerende Rolle, alles wird einfach und wenig ausgesetzt erkraxelt. Oben dann auf guter Spur im Grasschofen-Gelände zum Gipfel (T3+). Der Hochmättli-Gipfel (2252 m) stellt ein ausgeprägtes Plateau dar, ein Steinmann ziert es. Vom höchsten Punkt über der Westflanke hat man einen guten Überblick auf die Steinformationen Uf den Charen mit seinen zahlreichen, kleinen Seechen. Die Spuren die Westflanke hinab sind weniger aussagekräftig ausgeprägt, die Flanke an sich ist steil (T4). Ich bin recht direkt auf P.2119 zu abgestiegen, über dem Sattel noch ein Felsriegel der sich bei geschickter Routenwahl einfach zusteigen lässt (max. I), oder man weicht deutlich nach Norden hin aus, bis Spuren hinableiten (siehe diese Wegführung).

Von hier habe ich versucht mich auf einfachstem Weg zum Seelein welches sich auf der Karte zwischen dem Schriftzug Uf den Charen befindet durchzusuchen, was mir gelang. Zurück gings über die Ansammlung von Seen und auf direktem Weg zum östlichen Gratausläufer des Etscherzapfen-Grats. Dies wirkt zunächst schwierig, erweist sich im gut gestuften Gelände aber als harmlos. Damit habe ich das Chli Hochmättli umgangen. Jetzt geht es noch auf dem Grat entlang über die Erhebungen des Etscherzapfen-Grats, abweisende Stellen werden auf guter Spur umgangen. Nach dem höchsten Punkt wird es nochmal anspruchsvoller. Die letzte Erhebung zu P.2210 ließe sich wohl noch recht passabel besteigen, worauf ich allerdings verzichte. Direkt unterhalb führt nach links eine seichte Spur die Rampe hinaus, allerdings weiß ich nicht was danach folgt (im Rückblick wäre das wohl im T5-Bereich möglich gewesen). Ich steige stattdessen eine Etage tiefer und quere die etwas steinigen Wiesen zurück zum Grat (kurz T4+, im beweideten Bereich mit Spuren viel besser). Am Grat nun hinab zur Murgseefurggel und an den Murgseen vorbei zurück zum Parkplatz.

Fazit: Eine grandiose Landschaft mit teils ungewöhnlich gefärbtem Gestein! Die Arven im Murgtal sind eine Augenweide, wenn man auf den Grat zwischen Hochmättli und Silberspitz tritt, ist man vom Panorama Richtung Mürtschenstock überwältigt...und darunter das traumhafte Charen-Plateau...eigentlich kitschige Bergidylle pur...besser lässt es sich nicht beschreiben. Und dazu noch wunderbar einsam und ungestört, bei so tollem Wetter ein perfekter Tag in den Bergen! Um die Tour genießen zu können, sind eine solide Trittsicherheit und ein guter Orientierungssinn, spricht alpine Bergerfahrung nötig. Schlüsselstelle ist die grasige Rinne, und die Querungen im Gratverlauf. Die Stellen an denen Hand an den Fels gelegt werden muss, sind nicht weiter ausschlaggebend für die Bewertung.

Tourengänger: Kauk0r


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