Il Chapütschin und La Muongia


Publiziert von Delta Pro , 9. September 2016 um 09:15.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum: 3 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Corvatsch-Sella-Gruppe   Sellakamm 
Zeitbedarf: 10:15
Aufstieg: 1430 m

Eine Bergtour in den einsamen Weiten des Val Roseg und Val Fex

Klerikal geht es zu und her auf den Gipfeln im hintersten Val Roseg. Il Chapütschin, der "Kapuziner", steht neben la Muongia, der "Nonne". Die beiden formschönen Gipfel gehören also zueinander, werden wohl aber kaum je gemeinsam bestiegen. Während der Chapütschin eine häufig ausgeführte, einfache Hochtour ist, scheint sich keiner für La Muongia zu interessieren (noch kein Hikr-Bericht). Der Gipfel ist aufgrund des verspalteten Roseg-Gletschers nicht ganz einfach zu erreichen und fällt neben den höheren Nachbarn etwas zwischen die Maschen. Doch mit seiner breiten Eiskappe zur linken und dem kecken Felsturm zur rechten, steht die „Nonne“ exakt in Verlängerung des Val Roseg und ist deshalb einerseits weit herumsichtbar und bietet andererseits perfekte Ausblicke in alle Richtungen.

Wir haben die – zugegeben – etwas umständliche Überschreitungs-Tour von Chapütschin und Muongia mit einem gemütlichen Biwak am wunderschönen Lej Alv auf der Terrasse im hinteren Fextal kombiniert. Die Tour wurde dadurch relativ lang und anstrengend, wir wurden aber mit viel Einsamkeit und Hochgebirgs-Eindrücken belohnt. Was kann es schöneres geben, als auf unbekannten Routen, ohne einen Menschen zu sehen, neue Gipfel zu besteigen? Die Überschreitung des Chapütschin ist einfach und erfordert bei guten Verhältnissen keine Seilsicherung. Die Besteigung der Muongia hingegen durch die zerborstene Nordwestwand ist nicht trivial und trifft sicher nicht den Geschmack eines jeden Bergsteigers.


Um 5.40 verlassen wir das Zelt beim Lej Alv und steigen durch Geröllhalden hinter dem See hinauf. In der Dunkelheit erwischen wir natürlich nicht die Idealroute und stellen eine halbe Stunde später erstaunt fest, dass es sogar schwache Wegspuren und Steinmänner gibt, welche den Aufstieg erleichtern. Durch eine Mulde mit Eisresten und viel Schutt unmittelbar unter den Wänden des Piz Lej Alv gelangt man auf eine Verflachung und quert dann rechts aufsteigend zum Sattel bei Pt 3095. Als wir vor nunmehr 12 Jahren die Route mit Ski hinuntergerauscht sind, ging’s einfacher und schneller... Kurzer Abstieg und mit den Steigeisen über den im unteren Teil aperen Vadrettin da Chapütschin hinauf bis man auf ca. 3300 m.ü.M. den Nordgrat erreicht. Über diesen in der Morgensonne unten in leichter Kraxelei auf den Gipfel (bis hierhin T4-T5).

Nach einer Rast steigen wir nach Südwesten ab. Die Route scheint häufig begangen im Rahmen der Chapütschin-Überschreitung – es haben sich Wegspuren ausgebildet. Bald wird das Gelände ziemlich steil, ist aber gut gestuft und einfach begehbar (T5, auch eine Bewertung mit WS ist wohl gerechtfertigt). In schöner Gratwanderung geht es nun, meist in Geröll, über den Chapütschin Pitschen zur Fuorcla. Am Seil steuern wir nun auf dem noch schneebedeckten Gletscher einen Felskopf auf ca. 3100 m.ü.M. an, wo sich ein Durchschlupf durchs Spaltenlabyrinth abzeichnet, über welchen wir die Gletscherebenen bei der Fuorcla dal Glüschaint anstreben möchten, um die Muongia dann von der einfacheren Ostseite anzupacken. Leider stellt sich heraus, dass zu dieser Querung eine Eiswand traversiert werden müsste, die für unsere nicht wirklich steileistaugliche (Biwak-) Hochtourenausrüstung nicht geeignet scheint.

Etwas enttäuscht suchen wir nach Alternativen und finde eine solche in der Nordflanke der Muongia. Durch einen noch gut eingeschneiten, ca. 40-45 Grad steilen Schneehang mit einigen tückischen Spalten erreichen wir den Sattel westlich der Muongia und gelangen auf Schnee an den Fuss der NW-Wand. Während diese Route im alten SAC-Führer als ZS beschrieben ist, wird sie im neuen aus nicht ersichtlichem Grund als WS eingestuft, was mir zu tief erscheint. Das Gelände ist steil, brüchig und abschüssig. Während ein Aufstieg von unten gesehen ziemlich verwegen aussieht, bemerkt man bald, dass sich recht gute Schuttbänder zwischen den Felsstufen befinden. Über diese arbeiten wir uns im Zickzack in der Falllinie des Gipfels hinauf. Sichern ist schwierig, an einigen Stellen aber möglich. Das Gipfelbuch im grossen Steinmann weiss nur gerade von drei Begehungen seit 2014 zu berichten – ein exklusives Ziel also!

Vorsichtiger Abstieg auf derselben Route. Schweisstreibender Aufstieg zurück über den Gletscher und ein weiteres Mal über den Chapütschin Pitschen. Für den Abstieg über den Vadrettin da Chapütschin montieren wir Seil und Steigeisen (zum vierten Mal heute) noch einmal und wandern dann auf dem Pfad zurück zum Lej Alv. Nach kurzer Rast und dem Zusammenpacken des Materials geht es weiter auf den Rückweg zum Furtschellas, welcher zwar landschaftlich wunderschön ist, sich aber beträchtlich in die Länge zieht.

Tourengänger: Delta, Xinyca


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