Sentiero Alpino Calanca


Publiziert von CampoTencia , 6. September 2016 um 16:47. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Misox
Tour Datum: 1 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Arbeola-Molera   CH-GR 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:San Bernardino, Posta
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Arvigo, mit Seilbahn nach Braggio
Unterkunftmöglichkeiten:Rif. Pian Grand, Rif. Ganan, Cap. Buffalora, Rif. Alp di Fora
Kartennummer:1254 Hinterrhein, 1274 Mesocco, 1294 Grono

Endlich! Nachdem wir den Calanca Höhenweg aus verschiedenen Gründen schon 4 mal absagen mussten, hat es nun doch geklappt. Und dies erst noch bei besten Wetterbedingungen, trocken und sonnig, aber doch nicht zu heiss.
 
Wir starten in San Bernardino, Posta, um 10 Uhr. Auf weichem Nadel-gepolstertem Weg geht es durch einen herrlichen Wald, den Bosch d'Isola, langsam hoch. Auf etwa 1800m betreten wir offenes Gelände und überschreiten den Ri de Confin. Feine Himbeeren und Heidelbeeren verleiten zum Naschen. Eine kleine Schlange, vermutlich eine Kreuzotter, flüchtet vom warmen Weg ins Gras, als wir ihr zu nahe kommen. Bald ist der Pass di Passit erreicht und wir halten an den kleinen Seen Mittagsrast. Beim grösseren See steht ein eher unbekanntes Rifugio.
 
Nach der Pause steigt es südwärts an, es geht durch steinigeres Gelände hoch zum Pass de la Cruseta. Schöner Blick hinunter zu den Seen und der Cima de la Fopela. Gleich bei der Markierung auf dem Grat ist eine Kette angebracht, die über die steile Felsstufe hinunter hilft. Danach wandert man in der Flanke des Piz d'Arbeola zur Bocca de Rogna. Ein kurzer Abstieg von 150 Hm und unter dem Piz Pian Grand gleich wieder 150 Hm hoch zum Rifugio Pian Grand. Wie Dreieckskäse stehen die beiden Hüttchen da und bieten einen lieblichen Anblick. Wir richten uns in der Haupthütte mit der Küche ein. Diese ist mit allem ausgestattet, was es an Geschirr, Pfannen und Gaskocher braucht. Dann geniessen wir ein paar schöne Stunden im Freien, bevor wir uns an die Zubereitung des Abendessens machen. Das gleichzeitige Kochen mit sechs weiteren Berggängern funktioniert reibungslos.
 


Um 6 Uhr stehen wir auf, kochen Kaffee und Tee und setzen uns für das Frühstück hin. Aufräumen, alles einpacken und dann marschieren wir um 7 Uhr los. Das Einlaufen besteht darin, recht steil gleich den ersten Pass über blockiges Gelände zu erklimmen. Die Cresta Bedoleta ist mit 2514m der höchste Punkt dieser Etappe. Nicht weniger steil ist der vorsichtig zu begehende Abstieg bis P.2262, wo es anschliessend erst flacher, doch später wieder steil zur Alp de Trescolmen hinunter weiter geht. Der schöne Lagh de Trescolmen würde zum Verweilen einladen, doch die 2. Etappe des Höhenweges ist noch lang.
 
Wir steigen über dem See hoch und wandern längere Zeit in der Flanke des Piz del Large, bis wir nach kurzem Anstieg die Bocchetta del Büscenel erreichen. Weiter in steil abfallendem, teilweise felsigem Gelände ansteigend gelangen wir zur Fil de Ciar. Ketten helfen über die ausgesetztesten Stellen. Der weitere Weg bis zum Rif. Ganan ist einfach und ohne Probleme zu begehen. Das Rifugio mit 7 Schlafplätzen und Kochgelegenheit wäre eine zusätzliche Möglichkeit für eine Übernachtung, sei es, um die Etappe zu unterbrechen oder bei Wetterumsturz Unterschlupf zu finden.
 
Der Piz Ganan ist der nächste Gipfel (oder eher ein Punkt auf einem langen Grat?) und gleichzeitig die letzte grössere Erhebung vor uns. Der Weg dahin scheint ewig zu werden: das Blockgelände hindert am schnellen Vorwärtskommen. Der Tiefblick dann hinunter ins Calanca-Tal ist gewaltig und entschädigt für das Steinhüpfen. Beim folgenden Abstieg ist nochmals Vorsicht geboten, rutschige und ausgesetzte Stellen fordern uns. Was uns dann am P.2269 erwartet, lässt unser Herz höher schlagen: der Lagh de Calvaresc bietet einen Anblick, der kaum mehr überboten werden kann. Wie ein Herz, darum auch der geläufige Name Herzlisee. Wir können uns kaum davon lösen.
 
Vor uns liegt nun das letzte Wegstück hinunter zur Alp Calvaresc und die Querung im Hang des Fil de Calvaresc zur Cap. Buffalora. In mässigem Auf und Ab geht es über offenes Gelände mit verblühten Alpenrosen und zum Schluss durch schönsten Lärchenwald. Bei der Capanna werden wir mit einem Glas Tee willkommen geheissen. Der feine Duft aus der Küche lässt uns auf ein feines Abendessen freuen. Und es ist dann wirklich hervorragend, was uns von der freundlichen Hüttenmannschaft serviert wird!
 

 
Tagwache um 6 Uhr, Frühstück um 6.30 Uhr. Wir sind gespannt auf die 3. Etappe, die zwar kürzer als die zweite ist, aber an Schwierigkeiten in keiner Weise zurücksteht. Im Lärchenwald steigen wir hoch und erreichen über Blockgelände den Grat. Die ersten Edelweiss unserer diesjährigen Unternehmungen begrüssen uns. Nach einigen Schritten stehen wir auf dem Pass de Buffalora.
 
Ein kurzer Abstieg und schon geht es wieder hoch. Der Weg durch das Blockgelände zum Fil de Nomnom 2427m ist dank der vielen Markierungen nicht zu verfehlen. Ein grosser Steinmann begrüsst uns. Der nun folgende Abstieg über die nächsten abschüssigen und rutschigen 100 Hm ist sehr anspruchsvoll. Ketten helfen über schwierige Stellen hinweg und eine Eisenleiter mit anschliessender Kettenstrecke überwindet eine sonst fast unüberwindbare Passage. Nachher kann man sich wieder entspannen: locker steigen wir in das Gelände unterhalb der Bocchetta di Groven ab. Der Weg durch Aion ist angenehm zu gehen. Noch ein kurzer Anstieg und wir stehen auf dem bewaldeten Grat der Motta del Perdül. Hier wäre ein sehr steiler Abstieg nach Selma möglich, was ja aber nicht zu unseren Plänen gehört.
 
Immer ansteigend folgen wir dem Weg unterhalb des Piz de Groven, bis wir das Val d'Auriglia erreichen. In dieses mächtige, steile und tiefe Tobel führt eine 3-teilige Eisenleiter hinunter. Von oben sieht sie stellenweise überhängend aus, das Ende nicht sichtbar. Ob das gut geht? Na ja, wir sind ja nicht die Ersten, wird schon gehen. Und es geht gut. Die anschliessende Querung des Baches ist auch nicht ohne. Und gleich folgt eine Kettenpassage fast senkrecht durch Felsen hinunter. Für Anspannung ist also gesorgt.
 
Über Blockgelände und an vielen herrlichen Lärchen vorbei erreichen wir einen weiteren Übergang: der Mottone mit seiner imposanten Felsbastion. Klar, dass wir diese erklimmen müssen! Nach dieser erfreulichen Einlage beginnt der endgültige Abstieg. Südwärts wandern wir hinunter zur Alp di Fora, wo ein weiteres Rifugio als Übernachtungsmöglichkeit steht. Immer im Lärchenwald auf steilem Weg steigen wir die nächsten 400m ab. Bevor wir den Wald verlassen, wundern wir uns über die Anhäufungen von Ästen am Fuss jeder Lärche. In Braggio kehren wir in einem Beizlein ein und geniessen den Anblick der wunderschönen Häuser im höchstgelegenen Dorf des Calanca-Tals. Die Gondelbahn bringt uns schliesslich über die 500 Hm hinunter nach Arvigo.
 
Der Sentiero Alpino Calanca ist sehr anspruchsvoll! Sehr viel Ausdauer/Kondition, Trittsicherheit und teilweise Schwindelfreiheit sind ein Muss.
 

 
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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Geodaten
 31770.gpx San Bernardino - Pian Grand
 31771.gpx Pian Grand - Cap. Buffalora
 31772.gpx Cap. Buffalora - Braggio

Galerie


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Kommentare (8)


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countryboy hat gesagt:
Gesendet am 6. September 2016 um 17:44
Gratulation zu dieser schönen und abwechslungsreichen Mehrtagestour, Herbert und Ella. Da würde ich am liebsten gleich die Übernachtungen buchen, den Rucksack schnüren und nachziehen... Passend zu eurer Wanderung: HERZliche Grüsse, Yves

CampoTencia hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. September 2016 um 20:14
Danke, Yves. Diese Tour ist wirklich ein anspruchsvolles, aber lohnendes Abenteuer über eine lange Distanz. Dafür wird man mit einer Menge an tollen Eindrücken in einer unglaublich schönen Landschaft beschenkt. Wir können dir deshalb nur empfehlen, den Rucksack zu packen und loszuziehen!

Auch dir herz-liche Grüsse, Herbert + Ella

Mo6451 hat gesagt: Calanca Höhenweg
Gesendet am 6. September 2016 um 20:30
ich denke immer wieder gern an meine Begehung im Juli zurück, da hatte es noch viel Schnee, zuviel Schnee. Einige Abschnitte sind übrigens T4, auch wenn sie wrw markiert sind. In dem Buch des Vereins zu dieser Tour kann man das gut nach lesen.

Gratulation zu 3 Tagen eindrücklicher Wanderung.
Der Abstieg über Pian die Renten nach Sta. Maria in Calanca wäre noch ein Sahnehäubchen gewesen.

Im nächsten Jahr gehe ich die Tour noch einmal.

LG
Monika

CampoTencia hat gesagt: RE:Calanca Höhenweg
Gesendet am 6. September 2016 um 20:53
Wir haben uns auch gefragt, ob die wrw-Markierung angebracht ist. Andererseits gibt es viele neue Ketten, die kritische Stellen entschärfen.
Kannst du mir Angaben zum Buch machen? Vielen Dank.

LG Herbert

Mo6451 hat gesagt: RE:Calanca Höhenweg
Gesendet am 6. September 2016 um 21:43
Hallo Herbert,

das Buch ist eher eine Broschüre, die auch in der Cap. Buffalora ausliegt und dort für 6 CHF erhältlich ist. Außerdem gibt es die website http://www.sentiero-calanca.ch/, auf der alle wichtigen Infos zusammengetragen sind und die laufend aktualisiert wird.
Im Moment finde ich leider mein Exemplar nicht, zuviele Wanderbücher ;-)

LG
Monika

Felix hat gesagt:
Gesendet am 13. September 2016 um 12:39
lange schon "geistert" diese Tour in meinem Kopf herum - nun habt ihr dazu einen tollen Bericht verfasst; vielen Dank - und Gratulation!

lg Felix

CampoTencia hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. September 2016 um 16:39
... dann lass den Geistern freien Lauf! Wir wünschen dir und Ursula gutes Gelingen - es lohnt sich!

LG Herbert + Ella

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 15. September 2016 um 19:36
;-) :-)

Danke und liebe Grüsse, Felix


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