Höfatsnadel (1760m) - Kurz aber mühsam


Publiziert von AIi , 7. November 2016 um 21:47.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:31 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m

Die Höfatsnadel in den Allgäuer Alpen ist ein spezielles Tourenziel. Weder besonders hoch, noch besonders schön schlummert sie in der Nordflanke der berühmten Schwester vor sich hin und erhält wenig Aufmerksamkeit. Dies liegt zu einem guten Teil sicher auch an ihrer schwer zugänglichen Lage und der verhältnismäßig mauen Kletterei. Da es hier aber weder um Aussicht, Einsamkeit oder Kletterei geht, sondern um das Gesamterlebnis der einzigartigen Tour, möchten wir einen Versuch wagen...

Wir starten gemütlich am späten Vormittag mit den Rädern in Oberstdorf. Vorbei am Skisprungstadion folgen wir der asphaltierten Straße ins Oytal, die nur ganz am Anfang etwas steiler ist. Ab dem Oytalhaus gehts auf Schotter weiter das Tal hinein, beim Prinzenkreuz (Brücke über den Bach) stellen wir die Räder hinter einem Findling abseits der Straße ab. Zu Fuß folgen wir dem mittlerweile in den meisten Karten enthaltenen Pfad zur Rauenhalsalpe, der Pfad ist schmal und teilweise versichert aber insgesamt einfach zu begehen.

Ab der Rauenhalsalpe beginnt der anspruchsvolle Teil des Zustiegs. Vom Hüttl queren wir über das Alpgelände nach Süden und gelangen an die abweisende Flanke eines, von der Höfats nach Norden ziehenden, Gratausläufers, auf welchem auch die Höfatsnadel steht. Um zur Nadel zu gelangen müssen wir in der Nordseite des Gratausläufers auf dessen Ostseite queren, da nur dort ein Aufstieg durch Steilgras möglich ist. Wir verlassen also die gutmütige Alpwiese und stehen sogleich in der feucht-erdig und nur mit Unkraut bewachsenen, dafür aber umso steilen Flanke. Mühsam queren wir die kurze Distanz - nicht mal der Pickel greift hier. Als nächstes Highlight folgt ein steiles Gebüsch, durch welches wir in Falllinie zum unteren Ende der Grasflanke auf der Ostseite des Gratausläufers aufsteigen. Immerhin kann man sich an den Büschen gut hochhangeln, der Untergrund gibt auch dort nichts her. Anschließend steigen wird durch Steilgras in der Ostflanke und die direkte Grathöhe des Ausläufers zum Fuß der Höfatsnadel.

Diese wird in einer Seillänge an der Südwestkante, also der Höfats zugewandten Seite, bestiegen. Die Kletterei über etwa 20m ist teils brüchig und befindet sich im vierten Grad. Unangenehm aber zum Gesamterlebnis passend ist die Absicherung der Route. Diese muss nämlich komplett eigenständig bewerkstelligt werden, Bohrhaken oder ähnliches gibt es nicht. Im unteren Teil kann zweimal eine Schlinge gelegt werden, weiter oben findet man mit gutem Auge eventuell einen Spalt um einen Klemmkeil zu verankern. Am höchsten Punkt ist eine Abseilmöglichkeit eingerichtet.

Zurück am Fuß der Nadel beginnt der mühsame Abstieg zurück zur Rauenhalsalpe. Zunächst geht es auf dem Rücken oder in der Flanke rechts daneben zurück zum oberen Ende des Gebüsches. Anschließend durch dieses hindurch und zur Querung zurück zur Rauhenhalsalpe. Die unangenehme Querung, für mich Schlüsselstelle der gesamten Tour, hielt eine böse Überraschung bereit. Während ich im Hang auf meinen nachkommenden Bruder wartete, (ich stand an dem Fleck bereits eine knappe Minute) verlor ich plötzlich den Halt und rutschte die Flanke hinab. Reflexartig versucht man natürlich zu bremsen, bei der Steilheit und rutschigen Erde ohne ein standhaftes Gewächs jedoch ohne Erfolg. Nach etwa 15 Metern wurde der unfreiwillige Abstecher von einem den Hang begrenzenden Gebüsch beendet. Mit zerissener Hose, Kratzern und einem tieferen Schnitt an der linken Hand vom Bremsen (trotz Handschuhen) bin ich leicht lädiert davon gekommen. 
Auch wenn die Erwähnung dieses Vorfalls das Vorurteil der draufgängerischen Jugend in den Bergen bei manchen festigen mag, bin ich überzeugt, dass dies Bestandteil meines Berichts sein muss. Wer anspruchsvolle Touren postet, ist verpflichtet eine ehrliche Berichterstattung abzuliefern. Neben unzähligen positiven Aspekten ist immer auch ein Restrisiko vorhanden. Diese andere Seite der Medaille gehört zum Bergsteigen dazu.

Von der Rauenhalsalpe steigen wir über den Anstiegwegs zu den Rädern ab. Diese bringen uns zügig und entspannt zurück nach Oberstdorf.

Schwierigkeiten:
Oberstdorf - Prinzenkreuz: L T1 Fahrweg
Pfad zur Rauenhalsalpe: T3 ,schmal, teils versichert
Zustieg Höfatsnadel von der Rauhenhalsalpe: T6 wechselnder, anspruchsvoller Untergrund
Höfatsnadel: IV , selbst zu versichern, Abseilmöglichkeit am Gipfel vorhanden (1 SL ca. 20m)

Tourengänger: AIi


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