Hochwanner (2746m)


Publiziert von gero , 13. Februar 2009 um 17:56.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:15 Juli 2003
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Leutasch (P Gaistal) - Rotmoosalm - Mitterjöchl - Hochwanner - Steinernes Hüttl - Leutasch
Kartennummer:FB WK 322 + AV-Karten 4/2, 4/3

Der Hochwanner - noch so ein Berg, den zu besteigen man schon etwas narrisch sein muß! "Von Süden leicht, aber mühsam zu ersteigen", so heißt es im DAV-Wettersteinführer, und ich füge leidenschaftlich hinzu: "landschaftlich großartig".

Ich startete am Parkplatz Gaistal (1250m), westlich von Leutasch-Platz, kurz nach 4 Uhr, bereits in der Dämmerung. Ein Stück geht es die Gaistalstraße hinein, dann zweigt der Fußweg ab, hinauf Richtung Hämmermoos- bzw. für unsere Tour maßgebend zur Rotmoosalm. Prachtvoller Sonnenaufgang, die südlich vorgelagerten Felskulissen der Mieminger Kette erstrahlen im Rot des ersten Lichtes. Nach etwa 2 Std. Fußmarsch ist die Rotmoosalm (1904m) erreicht; es geht immer gut markiert die Wiesenhänge hinauf. Wir befinden uns hier unter den Felswänden des Hinterreintalschrofen, der Hochwanner liegt westlicher und ist noch nicht zu sehen.

Dann wird das Gelände etwas steiler, man steigt Richtung Predigtstuhl hinauf, diesem prächtigen Aussichtspunkt, der dem südlichen Wettersteinkamm vorgelagert ist. Wenn man mag, kann man ihn mitnehmen, aber es ist nur bedingt ratsam, denn der folgende Aufstieg zum Hochwanner wird noch unsere ganze Kraft beanspruchen.

Nördlich des Predigtstuhls erreicht man ein namenloses Jöchl (2100m), der Weg quert nun eine Weile in fast gleichbleibender Höhe die Südhänge des Hochwannermassivs bis zu einem Rücken, der vom Hochwanner herunterstreicht und im Mitterjöchl unseren bisher bequemen Weg kreuzt. Bis zum Mitterjöchl (ca. 2150m) wird man ab Parkplatz etwa 3 Std. gebraucht haben; hier kann man hinuntersehen auf das Steinerne Hüttl, zu dem wir später absteigen werden.

Nun wird es zusehends anstrengender und anspruchvoller!

Vom Mitterjöchl folgt man auf Steigspuren dem besagten Rücken aufwärts; zunächst hat man Grasgelände unter den Sohlen, das aber schnell in Schrofen und schließlich in brüchigen, kleinsplittrigen Schutt übergeht. Der Gipfel des Hochwanner ist hoch droben bereits zu sehen - aber er ist weiter weg, als man meint, noch über 600Hm. Nach weiteren 45 Minuten endet der Schrofenrücken an einem Felsriegel, der den Zugang zum darüber befindlichen Hochwannerkar sperrt; dieser Punkt ist durch eine Holzstange markiert. Man überwindet den Felsriegel erstaunlich einfach durch eine 30m hohe Schutt- und Schrofenrinne (I) und erreicht in der Folge auf Steigspuren rechts haltend, gelegentlichen Steindauben folgend, das riesige Hochwannerkar, das relativ steil zum Hochwanner hinaufzieht.

Dieses Kar ist mir unangenehmer in Erinnerung, als es zunächst aussah. Der Untergrund ist erstaunlich fest, aber steil und mit losem, rolligem Grus bedeckt. So müht man sich, den besten Weg suchend, irgendwie aufwärts zum Gipfelstock, der südseitig in einem namenlosen Sattel (ca. 2600m) fußt. Ist man erst einmal dort angelangt, dann hat man es fast geschafft; der restliche Aufstieg sieht erfreulicherweise unschöner aus, als er ist: über viel Schutt geht es nicht mehr ganz so anstrengend wie bisher bis zum Gipfelkreuz des Hochwanner (2746 m) hinauf. Etwa 5 Std brauchte ich für den gesamten Aufstieg ab Leutasch.

Vom Hochwanner hat man natürlich eine prächtige Aussicht: sei es nach Süden über die Mieminger Kette hinweg in die Zentralalpen (Zillertal, Stubai, Ötztal), sei es nach Norden in das übrige Wetterstein. Und ganz besonders gut einzusehen ist der Jubiläumsgrat, der vom Hochblassen hinüber zur Zugspitze führt.

Etwa eine Stunde hielt ich mich auf diesem einsamen Gipfel auf - dann machte ich mich wieder an den Abstieg, die ganze Schotterschinderei hinunter. Vom Mitterjöchl ging ich natürlich noch hinüber zum Steinernen Hüttl (1925 m), um mir in dieser urig-einfachen Jausenstation eine Maß zu genehmigen. Wie schön, nach dem anstrengenden Teil des Tages die Füße auszuruhen und diesen warmen Sommertag zu genießen.

Ein ganzes Stück ist es dann noch hinab ins Gaistal und auswärts zum Parkplatz nach Leutsch. Aber der Erfolg verleiht uns wieder einmal Flügel!

Tourengänger: gero


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Kommentare (5)


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ju_wi hat gesagt: Wegpunkt eingefügt
Gesendet am 13. Februar 2009 um 20:43
Hi Gero,
hab Dir einen Wegpunkt für den Hochwanner erzeugt.

Beste Website, die ich kenne für Wegpunkte und Koordinaten:
http://www.tourenwelt.info/bergliste/bergliste.php

Grüße, Jürgen

gero hat gesagt: RE:Wegpunkt eingefügt
Gesendet am 14. Februar 2009 um 00:27
Hallo Jürgen,
vielen Dank für den Wegpunkt. Ich hoffe, mein Bericht und die zugehörigen Fotos gefallen Dir. Ist aber schon ein eigenwilliges Ziel, der Hochwanner!

Lieben Gruß, Georg

hiaslmatz hat gesagt:
Gesendet am 17. Juli 2013 um 08:13
Hi Gero,
vielen Dank für die vielen guten und netten Touren-Beschreibungen.
Gestern (16.07.13) konnte ich Deine Angaben zum Hochwanner gut gebrauchen. Eine ganz wunderbare Tour mit einem außerordentlichen Ziel (Übersicht dank Höhe).
Ich bin übrigens (von München) mit Zug angereist und mit Radl: via Ehrwalder-Alm-Bahn (das Radl wird unkompliziert kostenlos mit hoch transportiert), Auffahrt zum Igel-See und Abfahrt bis zur Tillfuss-Alm, dort Radel deponiert; am Abend Abfahrt durchs Gaistal und dann durchs Leutasch-Tal nach Mittenwald; dort wieder in den Zug.
Eine Ergänzung: Der mit dem blauen "W" markierte Durchstieg am Feslriegel ist von Schutt überzogen. Ist im Hochkraxeln noch auszuforschen (durch Wegschieben des Schutts mit den Händen), wo man halbwegs feste Tritte und Griffe findet, hat sich das im Abstieg (für einen Schißer wie mich) als überaus heikel erwiesen. Mit dem Fuß kann man nur tastend nach festen Punkten suchen.
Als ich im Abstieg an die besagte Durchstiegsstelle kam, war ich irritiert, weil jenseits der Rinne in Richtung Westen weitere Steinmänner aufgestellt waren. Auch konnte ich erkennen, dass im Schutt des Mitterjöchl Abstiegspuren weiter westlich waren. Da ich jedoch brav denselben Abstieg nehmen wollte, kletterte ich - wie oben beschrieben, mit zunehmend schlechtem Gefühl - durch die Rinne.
Blöderweise habe ich die Annahme, ob es einen alternativen Weg gibt, um den Felsriegel zu überwinden, nicht geprüft (weil gerade ein anderer Wanderer kam, mit dem ich in ein längeres Gespräch verwickelt wurde). Jedoch auf Google Earth sieht es danach aus, als könnte tatsächlich auf jener 30-Meter-Stufe oberhalb der Rinnen eine horizontale Wegmöglichkeit verlaufen, die (im Abstieg) erheblich sanfter und weniger kraxelig auf die Schuttbahn des Mitterjöchls führen dürfte.
Ich empfehle daher Touren-Gängern, die auch den Eindruck haben, der von Dir nachvollziehbar beschriebene Durchstieg könnte wegs Verschuttung bzw. Verschüttung heikel sein, die Querung nach Westen, die mit Steinmandeln markiert zu sein scheint - jedenfalls im Abstieg.
Beste Grüße,
Matthias

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2013 um 18:56
Servus Matthias,

erst jetzt komme ich nach längerer Zeit dazu, Dir zu antworten.

Ja, das Gelände auf den oberen 600 Hm des Hochwanner ist ziemlich bröselig. Manchmal ändern sich ja auch Wegführungen, und was vor (im vorliegenden Fall) 10 Jahren der Normalweg war, ist vielleicht heute unterm Schutt begraben.

Wichtig ist ja immer, das man gut wieder runterkommt - und das ist bei Dir ja offenbar der Fall gewesen. Im übrigen muß jeder seine Wegführung den momentan günstigsten Verhältnissen anpassen; an den höheren, weniger häufig begangenen Bergen ist dies noch mehr der Fall als bei den Zielen, die zu Hauf erklommen werden.

Jedenfalls beste Berggrüße vom Georg

hiaslmatz hat gesagt: merci
Gesendet am 26. Juli 2013 um 09:31
Servus Georg,
Danke für Deine Nachricht. Ich hatte mit meinem Kommentar vor allem an Gesinnungsgenossen gedacht, die gleichfalls Deine Tourenbeschreibung mit auf den Weg nehmen. Genau - gerade beim bröseligen Zustand am Hochwanner ist anzunehmen, dass sich die Situation immer mal wieder ändert. Umso lohnenswerter könnte sein, einen angepassten Durchstieg oder eine Umgehung an der besagten Felsstufe zu finden. Mir gefiel die Tour derart gut, dass ich sie bald vielleicht nochmal unternehme (womöglich im Herbst an einem klaren Föhntag, weil die Weitsicht enorm sein kann dort oben); sodann werde ich die Lage nochmals solide ausforschen und ggf. hier beschreiben.
Einen guten Sommer und sichere Touren wünsche ich,
Matthias


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