Biwaktour über die vier Gipfel ob Faldumgrund


Publiziert von Camox , 29. August 2016 um 23:25.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:27 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2335 m
Abstieg: 2335 m
Strecke:Bahnhof Goppenstein – Faldumalp – Stritungrat – Niwungrat – Niwen – Niwenpass – Faldumrothorn – Pt. 2'441 – Faldumpass – Loicherspitza – Pt. 2'662 – Tellifurgga – Faldumgrat – Alplighorn – Lötschentaler Höhenweg – Faldumalp – Bahnhof Goppenstein

Vergangenes Wochenende stand eine interessante Biwaktour auf dem Programm. Ich wollte den Faldumgrund mehrheitlich über den Grat umschreiten. Entstanden ist eine grössere Tour in einer wilden Landschaft. Ein Gewitter sorgte zudem dafür, dass nicht ganz alles so harmonisch verlief. Aber beginnen wir von vorne..
 

Start um 11 Uhr am Bahnhof Goppenstein. Als erstes Ziel galt es die Faldumalp 800 Vertikalmeter weiter oben zu erreichen, was auf sehr direktem und entsprechend steilem Weg gelingt. Insofern froh darüber war ich, dass ab dem Bahnhof zuerst noch ein paar hundert Meter in flacherem Terrain zu gehen waren - zum Aufwärmen der Muskulatur. Alsbald aber zweigt linkerhand der Wanderweg ab und der Aufstieg begann. Damit erreichte die Schweissflüssigkeit höchste Durchflusswerte bei der Sekretion aus den Drüsen. Mein schwerer Rucksack trug in doppelter Weise zum Schweisstrieb bei, einerseits durch sein hohes Gewicht und andererseits seiner grossflächigen Erwärmung meines Rückens. Der Aufstieg gelang aber dank einiger Abwechslungen gut; er führt über zahlreiche Kehren durch Weiden und Wälder und bietet dabei immer wieder schöne Ausblicke. Eine junge Schlange auf dem Weg bemerkte ich zum Glück, sodass ich sie umgehen konnte. Nass, als hätte ich mit den Kleidern geduscht (aber mit Sicherheit nicht so gut riechend) erreichte ich nach diesem Aufstieg die Faldumalp. Dort nahm der Brunnen bei der Kapelle sogleich meine volle Aufmerksamkeit ein und ich füllte die mitgeführten Flaschen auf. Dann ging es noch ein paar Meter die Fahrstrasse weiter hoch, bevor ich rechts in den Wanderweg zum Niwen einbog.
 

Dieser Weg wurde wohl von einem anderen Macher erbaut, denn er führt im Gegensatz zu vorher in mässig steilen Kehren und stets nahe am Grat in Richtung dieses Gipfels. Etwas streng war nur der erste Abschnitt bis zu den Lawinenverbauungen, doch half diesmal ein frischer Wind aus dem Rhonetal bei der Kühlung. Hier wurde ich am Himmel über mir auf die Flugkünste eines Falken aufmerksam. Das Tier habe ich gleichentags und tags darauf noch ein paar Mal in der Region gesehen. Ab den Lawinenverbauungen führt der Weg über kleinere Auf- und Ab's und nur mehr leicht steigend zum Gipfelkopf des Niwen. Nach kurzem Schlussaufstieg war dieser schnell bezwungen und ich geniesse den schönen Ausblick, vor allem in Richtung Süden. Im Nordwesten blickte ich, wie im Aufstieg so oft, zum Faldumrothorn, dem technisch anspruchsvollsten Gipfel dieser Tour. Er sollte mein nächstes Ziel sein.


Dazu steige ich wieder vom Gipfelkopf ab und dann scharf links auf gut ersichtlichen Wegspuren zum Niwenpass runter. Möglicherweise waren diese Wegspuren früher ein Wanderweg, denn später fand ich östlich unterhalb des Passes eine gemalte Rot-Weiss-Markierung auf einem Stein. Beim Pass ging es nun vorerst aber in Richtung Westen, teils auf Schafwegen, die Höhe haltend, durch die Flanke des Faldumrothorns weiter. Auf dem Pass stehend erblickt man bereits ein Felsband, das sich schräg von rechts oben in einer Geraden durch die Südflanke des Faldumrothorn zieht (siehe Foto mit Routendarstellung). An dessen unteren Ausläufer sind Wegspuren ersichtlich, welche ich so anpeilte. Die Pfiffe der Murmeltiere reflektierten von den Felsen meines Gipfelziels nieder und überhaupt machte der Anblick des Berges von hier aus noch mehr Eindruck als ohnehin schon vorher. Die Wegspuren beim Felsband erreicht, deponierte ich den Rucksack, denn ich werde den Gipfel auf einer Hin- und Zurücktour besuchen. Eine Überschreitung wäre zwar möglich, bedingt aber Kletterstellen im III. Grad. Auf meinem weiteren Weg durchquere ich das Band auf Wiesen und führe meinen Aufstieg relativ direkt steil die Flanke hoch fort. Oben sind bereits die Gipfelfelsen sichtbar. Ich strebe aber vorerst die rechte Kante des, in Falllinie gesehen, über mir liegenden Felsblocks an. Dort treffe ich wieder auf Spuren und folge diesen bis an den Grat und weiter ein paar Felszacken rechts (südlich) umgehend in Richtung des Gipfelkopfs. Die ersten Felsen des Kopfs werden auf dieser Seite ebenfalls umgangen und danach kann man sogleich links in ein steiles, kurzes Couloir einsteigen. Dieses ist dank guter Stufung relativ angenehm zu begehen. Ist man nicht solo unterwegs, ist aber auf Steinschlag zu achten. Ich folge dem Couloir bis zum Grat und steige diesen rechts, kurz III, alles auf dem Scheitel bleibend direkt auf den Gipfel des Faldumrothorns empor. Einfacher gelänge der Aufstieg, wenn man vor dem Erreichen des Grates bereits rechts aus dem Couloir aussteigen würde. Diese Wegführung ist von unten allerdings schlecht einsehbar; sie war mir im Abstieg aber willkommen. Die Aussicht auf dem Gipfel ist ganz hübsch; man sieht frontal in den Faldumgrund hinein und dahinter ins Lötschental. Eindrücklich, auch dank der Tiefenblicke! Ein lohnender Punkt!

 

Auf gleichem Weg ging ich wieder zurück zu meinem Rucksack und weiter zum Niwenpass. Über ein Schneefeld stieg ich nun östlich in Richtung Faldumgrund. Beim Abstieg entdeckte ich dank aufmerksamen Ohren eine an der Oberfläche liegende Wasserquelle. Diese kam mir gerade recht und ich füllte so mein Proviant wieder auf. Das Ziel war es nun, die Felsen des Ostgrates vom Faldumrothorn zu umgehen. Über groben Schotter umging ich diese in relativ naher Distanz. Links über mit sorgten Steinböcke dafür, dass weiter Schotter in diesem Tal liegen würde, indem sie beim Herumturnen Steine lösten. Entlang der Felsen stieg ich auf der anderen Seite des Grates noch kurz und kräfteraubend im groben Schotter hoch und erreichte danach rechts haltend über Wiesen einen angenehm begehbaren Schäferweg, den man von unten bereits erblicken konnte. Diesem folgte ich bis zum Faldumpass. Ab dort ging es alles auf dem Grat hoch zur Loicherspitza, die, nebenbei bemerkt, eigentlich gar nicht so spitz ist. Dabei sind zwei Felsabsätze zu überklettern, allerdings nicht sehr schwierig. Dann erreichte ich den Gipfel, dessen Kreuz sich etwas unterhalb des höchsten Punktes befindet. Der Gipfel selbst lud, abgesehen von der Aussicht, nicht wirklich zum Verweilen ein: Er war flächendeckend, pardon der Ausdruck, verschissen, da er von den Schafen gerne als Läger genutzt wurde.

Es war erst halbsechs und ich entschied mich, dem Grat Richtung Alplighorn noch ein Stück zu folgen. Vom Niwen-Aufsieg her sah ich bereits, dass die erste Passage bei dieser Begehung mit schwerem Rucksack wohl besser in der Flanke umgangen wird. Und so stieg ich vom Gipfel nach Osten ab und traversierte die Hänge, dabei nahe westlich von Pt. 2'662 vorbei kommend. Dann ging es wieder in Richtung Tellifurgga an den Grat zurück und weiter auf diesem zu Pt. 2'777. Dort entschloss ich mich dazu, mein Zelt aufzubauen und zu nächtigen.


Nach dem Z’Nacht und dem Bestaunen des Sonnenuntergangs ging ich bereits um 20 Uhr schlafen. Fürs erste, denn um 23 Uhr wachte ich auf und hörte Donnergrollen. Es war bereits finster und mit Blick aus dem Zelt konnte ich die Situation nicht objektiv beurteilen. Nur viele Blitze sah ich in einer breiten Front am Himmel in der Ferne. Dann konsultierte ich das Niederschlagsradar, welches mir prophezeite, dass die Gewitter auch in meine Richtung unterwegs waren. Nix gut, dachte ich so ausgesetzt am Grat und entschloss, dass ich mich von hier verziehen sollte. So zog ich mit Stirlampe, Gepäck und Zelt los in die Südflanke und dabei auf der Suche nach einem Unterstand. Unterhalb Tellifurgga fand ich eine kleine Felsnische, welche ich mit der Zeltblache seitlich etwas abdecken konnte. Dort drin, vor Blitzen geschützt wie ich hoffte, harrte ich nun eine Stunde lang aus. Das Gewitter kam näher und näher, schwächte sich aber dabei auch ab. So hatte ich am Schluss nur noch den Niederschlag dieser Gewitterzelle über mir. Ich traute mich wieder ins offene Gelände und stellte im Regen in einer Schuttmulde das Zelt auf. Dann ging ich um halbeins wieder schlafen. Später wachte ich nochmals kurz auf und über mir war ein traumhafter Sternenhimmel. Ein schöner Anblick, der auch für meinen weiteren Schlafverlauf in positivem Sinne förderlich war.


Mit dem Sonnenaufgang am nächsten Morgen ging ich nach sieben Uhr von meinem Biwakplatz aus weiter. Zuerst ging’s zurück an den Faldumgrat und diesem folgend wieder an Pt. 2'777 vorbei in Richtung Alplighorn. Vorbei kam ich dabei an Pt. 2'648, welcher eine auffällige Steinkonstruktion besitzt. Kurz darauf muss man an einer Stelle etwas steil über Felsen runtersteigen. Weiter ging es alles auf dem Grat und dabei tendenziell in immer mehr talwärts gerichteter Neigung. Dabei war ich stets auf der Suche nach dem Alplighorn. Es hat zahlreiche Absätze auf dem Grat in dieser Region, die als Gipfel mit Name in Frage kämen. Aber nur auf einem, übrigens einem ganz unscheinbaren, fand ich dann das Kotenkreuz in Stein gemeisselt. Hier musste es also sein. Kurz vorher kommt man noch an einer Lithotelme vorbei, das könnte ich als Hinweis hier noch erwähnen.


Nachdem ich noch kurz den Blick über die Restialp und das Lötschental genossen habe, stieg ich vom Gipfel zuerst in Richtung Faldumgrund die Hänge runter und dann in Richtung der Falllinie direkt in einer Senke zum Lötschental-Höhenweg hinab. Der Abstieg gestaltete sich etwas mühsam, da man in den steilen Hängen mit üppiger Vegetation bei nassem Untergrund kaum Halt fand. Vielleicht hätte ich noch ein Stück weiter in Richtung Faldumgrund traversieren sollen. Nach Erreichen des Wanderwegs folge ich diesem zur Faldumalp. Dort wurde nochmals Wasser getankt, bevor ich den steilen Abstieg zurück nach Goppenstein in Angriff nahm. Dieser ging ordentlich in die Knie und brachte mich auch in dieser Richtung gehörig ins Schwitzen. Immer lauter wurde das Rauschen der Lonza und des Verkehrslärms und dann war der Talgrund auch erreicht. Das letzte Stück in der Horizontalen zum Bahnhof zu laufen, fühlte sich dann recht entspannt an. Hier traf ich wieder auf Menschen. Auf meinem gesamten Rundgang bin ich, abgesehen auf der Faldumalp und etwas darüber, keiner Menschenseele begegnet. Eine wilde und schöne Gegend, dort oben..


 

Bemerkungen

  • Mein Erlebnis mit dem Gewitter war nicht wirklich angenehm. Ein Bergkollge, Maisander, machte mich am Vortag meines Tourenstarts noch auf das Wetter aufmerksam, aber meine Bedenken hielten sich in Grenzen. Denn laut Wettervorhersage war in dieser Region nicht mit Gewittern zu rechnen. Nicht bedacht habe ich, dass zuverlässige Gewitter-Vorhersagen nur im Zeitraum von Stunden möglich sind. Ich denke aber rückblickend, dass ich in der Situation richtig gehandelt habe. Vor dem Einschlafen habe ich das Niederschlagsradar konsultiert und entdeckte noch keine Zelle in meiner Nähe. Ich hätte mir allerdings später einen Wecker stellen sollen, um die Situation nochmals zu prüfen. Ein eindrückliches Erlebnis war es allemal; spätestens, als die nahen Donnerschläge mein Torso zum Vibrieren brachten.
  • Das Alplighorn hat bisher hier auf Hikr noch keinen Eintrag erhalten, was mich etwas überraschte. Für Heidelbeer-Pflücker* würde sich ein Aufstieg zu diesem Gipfel zu dieser Jahreszeit bereits lohnen und auch der Faldumgrat ist eine Überschreitung wert. Er weist allerding ein paar kniffligere Absätze auf, die auch kurzes Klettern im zweiten Grad erfordern (in dem Abschnitt, den ich begangen habe). Man könnte diese aber wohl in der Flanke umgehen. Grundsätzlich ist der Gipfel aber unschwer (T3) ab Faldumgrund erreichbar.
 * oder eben doch keine Heidelbeeren..
  • Die Tour erinnerte mich von der Topografie her an einen anderen Biwak-Rundgang, den ich diesen Sommer auch gemacht habe: Zweilütschenen, Sulwald, Lobhornhütte und dann alles über den Grat via Ars, Lobhörner zur Vordere Sulegg, wo ich damals mein Biwak errichtete. Tags darauf noch auf den Ballenhöchst. Auch eine ganz hübsche Sache!


18.4 Kilometer in der Horizontalen


Tourengänger: Camox


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