Überschreitung der Chilchberge


Publiziert von Nik Brückner , 30. August 2016 um 00:11. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:24 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Ortstockgruppe   CH-UR 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:15km

Dritter Urlaubstag! Und nach der Überschreitung des Chratzerengrats und der Druesberg-Südkante musste wieder was Längeres her. Die Überschreitung der Chilchberge!

Wenn Berge schon "Kirche" heißen.... Mit solchen Gipfeln hab ich ja etwas Erfahrung (etwa hier) - aber zwei Kirchen am gleichen Tag, das kannte ich noch nicht.



Zwei Kirchen? Etwa katholisch und evangelisch? Nein, bei der Glattalp gibt es einen Kleinen ("Chli") und einen Großen ("Gross") Chilchberg. Beide heißen so, weil sie unheimlich schmale Grasfirsten sind, deren Überschreitung zu den absoluten T6-Klassikern gehört.

Also Polyphias "Renaissance" eingelegt, hingefahren und raufgebaumelt zur Bergstation der Glattalp-Seilbahn (Kapazität: 8 Personen alle 30 Minuten) auf 1869 Metern. An der Glattalphütte (1896m) vorbei ging es hinauf auf den Grossbodenkreuzsattel (2056m). Dort traf ich auf zwei nette Schweizer und lernte Reinhold kennen, der ebenfalls in meiner Richtung unterwegs war. Und so wanderten wir zusammen über den Glattalpfirst Richtung Chilchberge. Er hatte nicht vor, dort mit hinaufzusteigen, aber es interessierte ihn, was ich vorhatte und er beschloss, mich im Auge zu behalten und mich zu filmen! Reinhold hatte nämlich eine neue Kamera und wollte die gern ausprobieren. Da kam ich ihm gerade recht. - Tja, und das hatte ich schließlich auch noch nicht: Einen Film von mir in einer T6-Tour!

Reinholds Filme konnte ich hier nicht einstellen, aber ich habe ein paar Stills erstellt, die ich an den entsprechenden Stellen zwischen meine Fotos eingewürzt habe. So kann man die Tour mal von unten sehen.

Von der Bergstation über den Glattalpfirst: Wege und Weglein, T3, 1:15


Vor dem Chli Chilchberg trennten wir uns also, und ich begann meinen Anstieg. Offenbar gibt es verschiedene Routen auf den Chli Chilchberg, ich stieg etwas rechts der Kante einen Grashang hinauf, überwand eine felsige Steilstufe und querte dann nach rechts in eine steile Rinne. Auf der anderen Seite der Rinne ging es hinaus und über einen steilen Grashang hinauf auf den Grat. Das hatte gerade mal eine Viertelstunde gedauert.

Von hier aus ist es eine Gratüberschreitung: In wenigen Minuten hinauf zum Gipfel des Chli Chilchbergs (2269m), und von hier aus in etwa doppelter Zeit hinüber in die Scharte zwischen Kleinem und Großem Chilchberg. Hier kommt der Normalweg auf den Chli Chilchberg herauf (der sich wohl im T4-Bereich bewegen dürfte; Abstiegsmöglichkeit).

Nun geht es zur Felswand des Großen Chilchbergs, die man allerdings nicht erklettert, vielmehr geht es auf dem breiten (aber abschüssigen) Grasband erst einmal waagrecht in die Südflanke hinaus. Wer sich die zuvor schon angesehen hat, der hat bestimmt schon den geeigneten Durchlass entdeckt, eine Stelle, an der die Felswand in ein paar kurzen Rippen ausläuft und lang nicht mehr so hoch (und so steil) ist. Oberhalb sind sogar von Weitem Trittspuren zu sehen. Es geht also auf dem Grasband bis zu dieser Stelle, und über Fels (kurz II) hinauf zu den Trittspuren. Weiter oben hält man sich dann zunächst tendenziell eher links, um einige Felsen weiter oben im Hang zu umgehen, und nach diesen Felsen dann wieder rechts, um die einzige Stelle auf dieser Seite des Bergs zu erwischen, durch die man auf den Grat gelangt: Eine grasige Rinne hinauf in einen Durchlass zwischen den Felsen ganz oben. Für den Anstieg zum Grat habe ich 30 Minuten gebraucht.

Vom Glattalpfirst über den Chli auf den Grat des Gross Chilchberg: Steilgras und Gratüberschreitung, T6, 1:20


Ab hier wird es leichter. Zum Gipfel hinauf ist es eine Gratüberschreitung, aber weder schwierig noch allzu schmal, T3, allenfalls T4. Dann steht man am höchsten Punkt.

...wo sich eine tolle Rundsicht auftut, die man hier endlich genießen kann. Geradeaus, im Osten, fasziniert der Höch Turm, rechts daneben der Ortstock. Über der davon hinunterziehenden, langen Kette ragen im Süden Bifertenstock und Tödi hervor, Clariden und Gross Schärhorn.

Weiter Richtung Südwesten dominieren die Schärhörner und Gross Windgällen. Im Südwesten selbst dann findet sich mit Finsteraarhorn, Schreckhorn und Lauteraarhorn sogar einiges an Pominenz. Viel näher: Höch Windgällen und direkt im Westen: Fulen, Chaiserstock und der Wasserberg First. Dahinter erstreckt sich am Horizont die Jurakette und, noch weiter entfernt, die Gipfel der Vogesen und des Schwarzwalds, mit Grand Ballon, Gazon de Faite, Belchen und Feldberg. Davor sind die Mythen zu erkennen. Viel näher die lange Kette mit Forstberg, Druesberg und Mieserenstock. Im Norden und Nordosten schließlich dominieren Pfannenstock, Bös Fulen und Glärnisch.

Am Gipfel des Grossen Chilchbergs (2426m) ändert sich dann die Landschaft: Heraus aus dem Gras, hinein in den Schotter. Der Abstieg in die folgende Scharte ist äußerst unangenehm zu gehen: Eigentlich ebenfalls nicht sehr schwierig, muss man vorsichtig über steiles Gesplitter hinunter. Ich wollte zum Glattalpsee, dazu steigt man hinunter zum tiefsten Punkt (obwohl man schon früher vom Gratrücken absteigen könnte), genau dort eröffnet sich dann eine unerwartet leichte Abstiegsmöglichkeit in einer Rinne (Ier-Stellen). Weiter unten geht es dann einen Geröllhang hinunter in angenehmeres Gelände.

Hier unten traf ich dann wieder auf Reinhold. Wir unterhielten uns über die Chilchberge, unsere weiteren Tagespläne und sahen uns die von ihm gefilmten Passagen an. Dann tauschten wir Adressen aus und gingen unserer Wege.

Hoffe, Du hattest noch einen wundervollen Tag, Reinhold! Danke für die irren Filme!

Ich stieg über Weiden schnell hinunter zum See.

Abstieg vom Grossen Chilchberg: weglos, T5/I und leichter, 45 Minuten


Auf dessen Südseite wanderte ich dann mit herrlichem Blick auf die Chilchberge zurück zur Seilbahn. Ich kehrte im Bergrestaurant Glattalp (1871m) ein, dann machte ich mich auf die letzten Meter - dachte ich! Denn an die 40 Personen warteten hier auf ihre Beförderung. Bei acht Personen alle 30 Minuten macht das...

...einen schnellen Abstieg. In 35 Minuten stieg ich die 700 Meter zur Sali-Talstation (1155m) ab.

Glattalpsee - Talstation: Wanderwege, T2, 1:05


Fazit:

Grandiose Tour in klassischem T6-Gelände. Eins meiner absolkuten Highlights! Nur der Abstieg vom Grossen Chilchberg....


Ausrüstung:

C-Schuhe, Stecken, Helm, Pickel.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (2)


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PStraub hat gesagt: Nur fair ..
Gesendet am 31. August 2016 um 07:20
.. dass du im Gebiet des Glarner Führers Kopf und Kragen riskierst. Haben Irène und ich in Monnem schliesslich auch gemacht!

Schöne Bilder, schöne Tour!

Nik Brückner hat gesagt: RE:Nur fair ..
Gesendet am 2. September 2016 um 15:06
Hiho!

Kopf und Kragen riskiert? In Monnem?!? Sag bloß, da gibt's T6-Touren, von denen ich nichts weiß?!?

Gruß,

Nik


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