Lauterbrunner Breithorn via Südgrat


Publiziert von pboehi , 28. August 2016 um 16:50.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:25 August 2016
Hochtouren Schwierigkeit: S
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-BE 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 2185 m
Abstieg: 355 m
Strecke:Fafleralp - Burstspitzen - Lauterbrunner Breithorn
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Fafleralp (via ÖV oder mit Auto)
Unterkunftmöglichkeiten:Mutthornhütte SAC

SAC-Führer "Jungfrau Region" von Karl Hausmann (2010): S. 170 (110.1 Westgrat) und S. 182 (111.1 Überschreitung von S nach N) und S. 178 (110.7 Südgrat)

Als Freund von Grattouren folgte ich dem Vorschlag meines Bergführers Markus, den Südgrat des Lauterbrunner Breithorns zu machen. Die Herausforderung dieser Tour liegt nicht in der technischen Schwierigkeit, sondern in deren Länge.

Anreise am Vorabend der Tour zur Fafleralp (1767m), wo wir im schönen Hotel Fafleralp abstiegen. Das gemütliche Hotel kann wärmstens empfohlen werden. Wir nutzten den Anreisetag, um den Einstieg auf den Grat im Raume Gugginbärg zu rekognoszieren, was sehr zu empfehlen ist, findet der Aufstieg später nachts im freien Gelände statt.

Tagwache um 2:00, ein kurzes Frühstück, Abmarsch um 2:45 Uhr. Aus irgendwelchen Gründen fühlte ich mich nicht ganz fit, Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen und Appetitlosigkeit quälten mich, weshalb ich praktisch nichts ass und mich an das Flüssige hielt, in der Hoffnung, dass die Bewegung an der frischen Luft Besserung bringen würde.

Auf dem regulären Wanderweg marschierten wir im Lichte unserer Stirnlampen via Faflermatte nach Guggistafel, der Weiler wird vor den ersten Häusern links umgangen, am oberen Rand führt der Weg in nordöstlicher Richtung weiter, der Abzweiger des auf der Karte eingezeichneten Weges auf ca. 1960m ist völlig zugewachsen und nicht mehr als solcher zu erkennen, wir haben uns deshalb etwa 100m später direkt in das sumpfige Gelände geschlagen und den direkten Aufstieg zum Weg gesucht, welcher etwa auf einer Höhe von 2000m schräg nach Nordosten bis 2200m verläuft, bevor die Wegspuren sich verlieren und man direkt im Bereich der ausgeprägten Runse aufsteigt, welche zum Pt. 2584m führt. Das Gelände wird von vielen Schafpfaden durchzogen, welche horizontal verlaufen und einem in die Irre führen können.

Wir kamen etwa nach 2.20h auf dem Grat an, der untere Teil ist sehr flach und kann noch als Zustiegsgelände betrachtet werden, irgendwann stiessen wir auch auf die ruhenden Schafe, welche rasch in eine Flanke auswichen. Erst knapp unterhalb von 2800m wird der Grat etwas felsiger, sodass wir uns anseilten und in leichter Kraxelei über geschichtete Felsen uns fortbewegten. So langsam brach der Tag an und wir konnten das umliegende Panorama im Morgenlicht bewundern.

Im mittleren Gratabschnitt kommt die Burstspitza, eine Serie von Türmen (3023m, 3119m, 3184m, 3173m, 3196m), welche einzeln überschritten werden, alle Türme können abgeklettert werden, der letzte Turm kann westlich umgangen werden. 

Nach etwa 6.45h erreichten wir den Burstsattel (3165m). Ich fühlte mich immer noch unwohl, mir fehlte die gewohnte Kraft und Spritzigkeit, ich schleppte mich über die Hügel, sodass ich kurz den Gedanken ans Aufgeben hatte, vor allem beim Blick auf das noch Bevorstehende. Wir prüften unsere Optionen: Abstieg in die Flanken würde uns in schwieriges Gelände bringen, private Helikopterunternehmen dürfen in der Regel nicht Bergungen machen, und für die Rega war ich noch zu gut beieinander. Zudem rückte das Ziel mit jedem Schritt näher, sodass eine Vorwärtsstrategie am sinnvollsten erschien. Fazit: Ich beschloss, mich zusammen zu reissen und Etappe für Etappe hinter mich zu bringen.

Nach dem Burstsattel wird das Gelände steiler und es muss mehr geklettert werden, eigentlich der attraktive Abschnitt der Tour. Das Spielerische machte es mir leichter, und ich kletterte doch mit Freude über die diversen Türme und Auf- und Abschwünge, ich legte immer wieder kurze Pausen ein und versuchte, mich mehr oder weniger konstant weiter zu bewegen. Das Feenkindl (3602m) kam in Sichtweite, wir hielten dieses zuerst für den Gipfel des Kleinen Breithorns und mussten dann erkennen, dass noch eine tiefe Scharte vor diesem zu überwinden war.

Auch den Aufstieg auf das Kleine Breithorn (3656m) schaffte ich innert nützlicher Frist, die Kletterei überstieg nie den III Grad und war somit technisch immer im Plaisir Bereich. Von diesem Vorgipfel muss abgeseilt werden, es hat bestehende Schlingenstände, in 3-4 Etappen seilten wir jeweils knapp 25m ab in die Scharte zum Hauptgipfel. Man hält sich westseitig, wo man jeweils auf passenden Bändern landet.

Vom Fusse des Hauptgipfels des Lauterbrunner Breithorns (3780m) Aufstieg in schottrigem Gelände zum Firnfeld, welches vom Gipfel herunterzieht. Montage der Steigeisen, Markus prüft den Schnee, welcher nass und weich ist, sodass er den direkten Gipfel-Aufstieg als zu riskant einstuft. Wir traversieren deshalb am Fusse des Firnfeldes nach Nordwesten und gelangen so nach insgesamt 11 Stunden zum West-Grat, wo der Normalaufstieg heraufkommt. Von dort aus wären es noch 80 Höhenmeter zum Gipfel. Aufgrund meiner eingeschränkten Verfassung verzichte ich auf das Gipfelerlebnis und reserviere meine Kräfte für den Abstieg zur Mutthornhütte.

Nach einer kurzen Pause mit Trinken und Abmontieren der Steigeisen steigen wir auf dem Westgrat zum Gletscher ab, grösstenteils halten wir uns an den Grat, streckenweise umgehen wir diesen auf der Südseite, wo Stangen und Wegspuren uns den Weg weisen. Vor dem untersten Turm stossen wir auf einige Bandschlingen, an denen sich die Leute nach Süden abgeseilt haben. Wir widerstehen dieser Versuchung, halten uns an den Grat, und gelangen so relativ einfach nach 1:30h  zur Wetterlücke beim Inner Talgletscher.

In weiteren 2 Stunden marschieren wir, dank guten Gletscherverhältnissen ohne Steigeisen, südlich des Tschingelhorns entlang des Petersgrats zum Pt. 3163, wo wir uns wieder nach Norden wenden und auf leicht abfallendem Gletscher zur Mutthornhütte SAC wandern, welche schon bald in Sicht kommt.

Wir werden freundlich in der Hütte mit Tee empfangen und können uns bald von den Strapazen der Tour erholen. Der Aufstieg dauerte 11h, der Abstieg zur Hütte 3.30h. Aufgrund meiner eingeschränkten Verfassung brauchten wir etwas mehr Zeit, aber wir lagen immerhin im Zeitrahmen des Führers, welcher 8-11h für den Aufstieg und 5-6h für den Abstieg veranschlagte.

Fazit: Ein Gewaltsgrat, der durch seine Länge Ausdauer fordert, klettertechnisch unschwierig ist und auf einen schönen Gipfel führt. Die Mutthornhütte SAC liegt traumhaft und einsam, ein Geheimtipp!

GPS-Track mit Polar v800 aufgezeichnet, Bilder mit Canon G1x Mk2, RAW und Lightroom
PS: GPS Track Südgrat mit 4MB zu gross zum Raufladen, bei Bedarf bitte anfragen.




Tourengänger: pboehi


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Geodaten
 31585.gpx Abstieg Westgrat

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Kommentare (1)


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Bombo hat gesagt:
Gesendet am 16. September 2016 um 21:04
Gratuliere zum Breithorä, eine sehr schöne und bei Eurer Variante sehr fordernde Tour!

Weiter so! Gruess
Bombo


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