Zwei Tage im Hochstubai: Becher und Wilder Freiger


Publiziert von Sn87 , 26. August 2016 um 09:54.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:24 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sterzing - Ridnauntal - Bergwerksmuseum
Unterkunftmöglichkeiten:Grohmannhütte, Teplitzer Hütte, Becherhaus
Kartennummer:AVK Hochstubai

Zunächst hätte diese Woche der Ruhe und Erholung vor dem Karwendellauf-Wochenende dienen sollen. Andererseits: ein mehrtägiges Schönwetterfenster war angekündigt und da diese heuer rar gesät sind, war am Wochenbeginn durchaus ein Anflug von schlechtem Gewissen ob des vorsätzlichen Nixtuns vorhanden. Als ich das spontane Angebot für eine Tour zum Wilden Freiger bekam, waren diese Vorsätze doch ziemlich schnell vergessen und tags darauf gings schon los:

Tag 1: Start am Vormittag gegen halb zehn am Parkplatz des Bergbaumuseums in Maiern im Ridnauntal.

Erst durch angenehm kühlen Wald führt der Weg am teils reißenden Gletscherbach entlang. Bald steiler aber auf sehr gutem Steig an den ersten Granitblöcken vorbei zur Hochebene Aglsboden.

Hier ein Stück am Nordrand der Talebene entlang durch sumpfige Wiesen, dann in steilen Serpentinen gute 400 hm durch die Latschenzone bergan auf die nächste Talstufe. Wir sind gerade noch rechtzeitig durchgekommen, eine Stunde später wäre es schon sehr sehr warm gewesen, immerhin waren hohe zweistellige Temperaturen auf 3000m angekündigt!

Dann ein flacheres Stück über dem tief eingeschnittenen Bach zur schön gelegenen Grohmannhütte. Wir können die "Luftpost" beobachten, die in diesen unzugänglichen Regionen den Materialtransport übernimmt. Von hier aus sind schon die Gletscher zu sehen. Grandiose Sicht auf die Gipfel und Grate, die Übeltalferner und Ebenen Ferner einrahmen!

Der vorletzte Anstieg führt über 300 hm zur Teplitzer Hütte. Das Gelände wird immer wilder, karger und die Aussichten beeindruckender. Jetzt relativ lang in moderatem Auf und Ab durch mehrere breite Rinnen und Ausbauchungen nach Westen queren. Dabei sehr abwechslungsreiche Landschaften:  Bachüberquerungen, flachgeschliffene Felsplatten, rotbraunes und hellgraues Blockgelände und  tiefblaue, glitzernde Gletscherseen.

Zuletzt wird im Kar, das von Becher, Wildem Freiger und Rotem Grat eingerahmt ist, ein kümmerlicher Gletscherrest beschritten. Beinahe eben stapft man wenige Minuten auf sulzig-sandigem Untergrund und quert dann den Becher-Südgrat.

Nun folgt der finale Anstieg zum Becherhaus: recht steil, ordentliche Tiefblicke, hervorragend versichert.

Am Becherhaus (3195m, zuletzt T4, I; 6 Std.) angekommen bestaunen wir zunächst die unglaubliche Lage. Gletscherberge in Nord, West und Süd; Dolomitenzacken im Südosten. Die Fernsicht ist wegen der Wetterlage enorm. Der lange Marsch hat sich für mich jetzt schon gelohnt.

Tag 2: Start kurz vor 6 in der Früh, den schönen Sonnenaufgang beobachten, dann Frühstück.

Ein sehr gut versicherter Weg führt den Blockgrat entlang zum sogenannten Signalgipfel (3392 m, T4, I, ca. 30 Minuten) mit Wetterstation und verfallenem Steinhäuschen. Die Sicht ist bereits hier gigantisch. Die exponierte Lage des Becherhauses ist nach wie vor beeindruckend. Am Tag der Begehung wars bis hier schneefrei.

Das letzte Gratstück zum Gipfelaufschwung ist fast eben und nach Nordosten moderat steil. Hier sind 2 kleine Firnfelder zu queren und es ist gut gespurt - eine Rutschpartie ginge aber weit abwärts.
Der finale Aufschwung liegt in wenigen Minuten unter uns und schon stehen wir am großen Gipfelkreuz des Wilden Freiger (3418m, T4, I, ca. 15 Minuten vom Signalkopf). Nun ist die Sicht auch nach Norden und Nordwesten ungehindert. Die Luft ist völlig klar, sogar die Gebäude der heimatlichen Nordkettenbahn sind mit freiem Auge zu sehen! Die Fotos sprechen für sich, einfach grandios!

Bald beginnen wir den Abstieg, denn hier ist heute natürlich viel Verkehr. Beim Becherhaus wird nochmals Wasser besorgt, bevor der lange heiße Marsch zurück ins Ridnauntal beginnt.

Großartige, verhältnismäßig leichte Tour unter besten Bedingungen auf einen der höchsten Stubaier ohne Gletscherkontakt. Man könnte wirklich fast ein schlechtes Gewissen bekommen.

Tourengänger: Sn87


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