Vom Gabelschrofen (2010m) zum Geiselstein (1884m) - "Direkter Grat"


Publiziert von AIi , 26. Oktober 2016 um 22:17.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:20 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

Die Idee für die anschließend beschriebene Route über drei Gipfel stammt ursprünglich aus der 2. Auflage des Alpenvereinsführers Ammergauer Alpen von 1982. Hier wird unter Nummer 291 die "Dreigipfeltour" vorgestellt, bei welcher jeder Gipfel des Ammergauer Dreigestirns Geiselstein, Gumpenkarspitze und Gabelschrofen besucht wird. Für die unter a) aufgeführte "Einfachere Möglichkeit" braucht es keine allzu ausgefeilten Kletterskills, wodurch ich diese Kombination von Normalwegen und Nord-Süd Überschreitung des Gabelschrofen bereits vor zwei Jahren unternommen habe. Ein großes Ziel war spätestens seitdem, eigentlich aber schon seit meiner ersten Besteigung des Gabelschrofen (übrigens vor genau drei Jahren), die unter b) angeführte Variante "Direkter Grat" zu machen. Nun, drei Jahre später, mit wesentlich mehr alpiner Erfahrung als damals an Bord, war es Zeit die interessante Überschreitung anzugehen.

Wir starten aufgrund von vorhergesagtem Regen am Nachmittag für Ammergauer Verhältnisse recht früh um 6 Uhr an der Ammerwaldlam. Über markierte Wanderwege geht es durch das Roggental zum gleichnamigen Sattel hinauf und weiter übers Fensterl zur Krähe (ca. 2h). Von dieser jenseitig hinab und über eine kurze felsigere Stelle hinunter zum Gabelschrofensattel. Bis hierhin handelt es sich um markierte Wanderwege bis T3.

Am Gabelschrofensattel beginnt die "Dreigipfeltour" Variante "Direkter Grat".

Zuerst steht der Normalweg des Gabelschrofen über die Südrinnen und das zwischenliegende Schrofenstück auf dem Programm. (T5 II) Da ich die Südrinnen schon oft begangen habe, entscheiden wir uns für die etwas spannendere Umgehung rechts über eine Platte (III-). Am oberen Ende der oberen Südrinne gibt es erneut die Wahlmöglichkeit zwischen dem Normalweg rechts und einem leichten Überhang links (III-). Nach dem obligatorischen Gipfelbuchcheck beim immerhin schon 8. Besuch machen wir uns an den Abstieg über die Nordrinne. Dazu vom Gipfel in die unverfehlbare Rinne nach Norden hinab und sobald sich der Nordgrat zurücklegt aus der Rinne hinaus und über Schrofen in den Sattel nördlich des Gabelschrofen. (T5+ II) Von hier über den teilweise etwas ausgesetzten aber insgesamt gutmütigen Grat aus Gras und Fels hinüber dem Gabelschröfle (T4 I), dem heimlichen vierten Gipfel der Dreigipfeltour. Vom Gabelschröfle ein Stück zurück Richtung Gabelschrofen und anschließend durch steiles Schrofengelände hinab zu einem großen Absatz unterhalb des Gabelschröfles. Von diesem nicht durch einen Trichter nach Osten ins Obere Gumpenkar hinab, sondern etwas rechts (östlich) des Verbindungsgrats zur Gumpenkarspitze durch eine kleine Schrofenrinne zu einer breiten Grasfläche hinunter. Die Rinne wird auf den letzten Metern brüchig und steil, hier ist Vorsicht geboten! (T6 III-)

Damit ist der erste von drei Teilen der Tour, nämlich die Süd-Nord-Gabelschrofengesamtüberschreitung, erledigt. Es folgt der "Sandwichgipfel", die Gumpenkarspitze. 

Zwischen Gabelschröfle und Gumpenkarspitze bildet der Verbindungsgrat einen langen, mit kleinen Felsabsätzen gespickten, Sattel aus. Wegen der Unübersichtlichkeit steigen wir ein Stück ins Gumpenkar ab um anschließend den Verbindungsgrat am Fuß der Gumpenkarspitz Südwand zu erreichen. Rückblickend wäre ein direkter Gratübergang vermutlich doch schneller und angenehmer gewesen. In der Gratscharte am Südwestfuß der Gumpenkarspitze fragt man sich, wie es weitergehen soll. Der AVF schickt einen nach Westen um ein nicht identifizierbares "Eck" und anschließend die Südwestflanke hinauf. Nach einigem Überlegen steigen wir ein kleines Stück nach Westen hinab und anschließend über ein unübersichtliches Rinnensystem in die Südwestflanke auf. In dieser dann nach Osten hinauf und in einem Linksbogen zum Gipfel. Die Route ist brüchig, nicht eindeutig beschreibbar und allgemein unsinnig. Der einzige Grund diese zu begehen ist die "Dreigipfeltour", bei der sie den theoretisch schnellsten Anstieg aus dem Gabelschröflesattel darstellt. 
Vom Gipfel der Gumpenkarspitze steigen wir über den Nordgrat in den Geiselsteinsattel ab. Dieser ist in einem anderen Bericht in der sinnvolleren, umgekehrten Richtung bereits beschrieben, daher hier nur die Zusatzinfo: Ohne ihn bereits begangen zu haben, wäre die Wegfindung im Abstieg nochmals schwerer. Als Fazit der Gumpenkarspitzüberschreitung kann man sagen, dass sie vermutlich außer der "Dreigipfeltour" so nicht gemacht wird. Der Normalweg ist bei Weitem der sinnvollste Anstieg.

Der letzte Teil der "Dreigipfeltour" ist die Überschreitung des Geiselstein, Aufstieg über die Kletterroute in der SW-Wand, Abstieg über den Normalweg. Im Vergleich zum Vorangegangenen sicher der klettertechnisch schönste Teil der Tour, der auch an sich häufig gemacht wird. Dazu vom Geiselsteinsattel auf Wegspuren dem Normalweg ein kurzes Stück folgen und bei der roten Aufschrift auf einem Fels "SW" nach rechts Abbiegen und zu einem Absatz unterhalb der SW-Wand aufsteigen. Von hier in der ersten Seillänge schräg nach links hinauf zum erstem Stand. Von diesem durch eine Verschneidung kurz hinauf und anschließend nach rechts mit Spreizschritt über eine Platte. Anschließend weiter nach links zum zweiten Stand und von diesem über eine Leiste zum Gipfel. (Ungenaue Beschreibung, AVF, Topo, Klettterführer, hilfreich) Trotz der geringen technischen Schwierigkeit von max III-, ist Sichern aufgrund der Ausgesetztheit angenehm. Der Abstieg erfolgte über den Normalweg des Geiselstein, anschließend ging es im Dauerregen übers Fensterl zurück zur Ammerwaldalm.

Schwierigkeiten:
Ammerwaldalm - Gabelschrofensattel: markierte Wanderwege, bis T3, gut 2h
Gabelschrofen Südrinnen: T5 II 
Gabelschrofen Nordrinne: T5+ II
Übergang Gabelschröfle: T4 I
Abstieg Gabelschröfle - Südwestfuß Gumpenkarspitze: T6 III
Südwestflanke Gumpenkarspitze: T6 III
Nordgrat Gumpenkarspitze: T5 III
SW-Wand Geiselstein: T4 III-
Normalweg Geiselstein: T4 II
Rückweg Ammerwaldalm via Fensterl: T3

Fazit:
Eine Tour, die sich in dieser Form wohl nur für Gebietskenner lohnt. Ohne zumindest Teile wie den Nordgrat der Gumpenkarspitze zu kennen, wird es schnell zu einem sehr mühseligem Unterfangen. Dennoch ist die "Dreigipfeltour Direkter Grat" die logische Route über drei der markantesten Ammergauer Berge. Außerdem wird einem, welches Kriterium man auch heranzieht, eine geniale Abwechslung geboten, die es so in den Ammergauer Alpen kein zweites Mal gibt. Insgesamt würde ich die Route also eher kein zweites Mal begehen, das eine Mal bereue ich jedoch keineswegs!




Tourengänger: AIi


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Kommentare (4)


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DHM123 hat gesagt: Klasse-Tour !
Gesendet am 26. Oktober 2016 um 22:37
Respekt, da braucht's gute Nerven,
LG aus M, Detlev

AIi hat gesagt: RE:Klasse-Tour !
Gesendet am 27. Oktober 2016 um 14:55
Hi Detlev,
danke dir!
Wenn man das Gelände kennt und gewohnt ist, gehts ganz gut.

LG back aus LL, Ali

Nic hat gesagt:
Gesendet am 27. Oktober 2016 um 08:29
Servus Ali,

gratuliere zur schönen Überschreitung! Das kleine Gabelschröfle muss ich wohl jetzt auch endlich mal besuchen. Ist ja schon lange mal geplant. Vielleicht bescherrt uns der November ja nochmal ein paar schöne Tage und es geht sich noch die ein oder andere nette Tour aus. Bestimmt!

VG Nico

AIi hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Oktober 2016 um 14:58
Servus Nico,
für kommendes WE sieht das Wetter ja nach schönstem Spätherbst aus! Da geht sicher noch was.

Gruß Ali


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