Die kleine Ponjin-Überschreitung (2383 m) - Ein Steilgrasberg in der Rosengartengruppe


Publiziert von DiAmanditi , 28. August 2016 um 19:15.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:19 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:12 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Bozen aus durchs Eggental und über den Karerpass ins Fassatal, dieses nach Norden Richtung Canazei weiterfahren; zwischen Mazzin und Campestrin nach links abbiegen. Dort findet man einen nicht besonders großen, aber auch nicht zu kleinen, gebührenfreien Parkplatz. Hier ist das Rifugio Dona ausgeschildert.

Ein Steilgrasberg in der Rosengartengruppe?! Der meint wohl eher einen Steilfelsberg. Tja, Falsch gedacht: Es gibt tatsächlich auch in der Rosengartengruppe Steilgras. Davon hat wahrscheinlich kaum jemand etwas gehört, schließlich findet man es auch an keinem Dolomitberg, der gesuchte Gipfel ist nämlich aus Vulkangestein aufgebaut und nur eine unscheinbare, grasige Randerhebung im Nordosten der Rosengartengruppe, die jedoch durchaus interessant und auch sehr steil sein kann. Ihr Name lautet Ponjin und war mir schon auf der Karte und vom Plattkofel aus aufgefallen. Wegen seiner exponierten Lage als Nordostpfeiler der Rosengartengruppe bietet er gute Aussicht auf die das  Fassatal umrahmenden Berge. Da der Gipfel nahezu unbekannt ist, findet man mit ziemlicher Sicherheit am Gipfel kaum einen weiteren Bergwanderer. Wir beschlossen jedenfalls, den Gipfel als Abschluss für unseren Urlaub zu besteigen.

Die Tour startet am Parkplatz zwischen Mazzin und Campestrin, an dem das Rifugio Dona, das es zunächst zu erreichen gilt, bereits ausgeschildert ist. Eine Beschilderung Richtung Ponjin gibt es jedoch nie. So folgt man erst einmal der Forststraße, die mit blauen Strichen und gelegentlich auch rot-weiß-rot markiert ist, in den Wald hinein und durch diesen aufwärts. Bald wird der Weg erheblich steiler und führt anstrengend und  den Berg hinauf. Das dauert eine ganze Weile, bis der Weg abflacht und man die Waldgrenze erreicht. Da bei unserer Tour das Wetter nicht optimal war, zogen nun immer wieder Wolkenfetzen ins Hochtal hinein, welches wir jetzt erreichten, und als wir an den kleinen Fostiac-Hütten vorbeikamen, erzeugten diese Wolken unterhalb des Ponjin liegenden Felskessel eine mystische Stimmung. Kurz darauf erreichten wir das wiesige Hochtal, das Val di Dona heißt, und bald auch das kleine, gemütliche Rifugio Dona.

Ab hier beginnt nun der Anstieg auf den Gipfel des Ponjin. Dazu wandert man erst weiter ins Tal hinein an mehreren Hütten vorbei. Bald kann man rechts eine Steigspur erkennen, die am Hang querend einen Sattel anpeilt. Dieser, dessen Name Pas de Ciampai lautet, wird kurz darauf erreicht. Der Pfad ist zwar auf der Karte eingezeichnet, wir jedoch folgten diesem nicht und stiegen direkt weglos zum Sattel an. Dort befinden sich Wegweiser, die allerdings nicht beschriftet sind. Wer hier vorbeikommt und einen Stift dabei hat, kann ja für andere Berggänger die Bezeichnungen "Ponjin" und "Rif. Malga Micheluzzi" hinzufügen. Nun folgt man dem schon ziemlich aussichtsreichen Grat auf einer schwächer ausgeprägten Pfadspur nach rechts an einem Zaun entlang. Zunächst werden ein paar Gratbuckel überschritten, bald jedoch werden beidseitig die Flanken steiler; nordseitig wird es felsig und südseitig trifft man auf erstes steiles Gras. Manchmal ist es etwas ausgesetzt, aber kaum auf der Südseite. Schließlich, nach weiteren Graterhebungen folgt der Schlussanstieg und man erreicht den höchsten Punkt des Ponjin.

Jener wird zwar von Südwesten her auf einer leichten Grasflanke erreicht, in den anderen Himelsrichtungen jedoch begrenzen Felsstufen den Gipfel, an dem sich nicht viel mehr als ein Ameisenhaufen und eine kleine Stange, wie es sie in Elektrozäunen gibt, befindet. Die Aussicht jedoch ist umso grandioser: Man sieht die gesamten umliegenden Berge sprich Langkofelmassiv, Sellastock, den Gebirgskamm der Marmolada mit Trabanten, die Monzoni, die nahe Larsecgruppe, die Rosszähne und den Rand der Seiser Alm. Ebenso eindrucksvoll sind die Tiefblicke ins Dona-, Duron- und Fassatal. Ein Kreuz gibt es auch, bloß das steht am etwas niedrigeren Südgipfel. Den besuchten wir nachher auch noch, aber erst einmal wollten wir noch etwas erkunden, und zwar, wie der Kamm weiterverläuft. Um das zu tun, stiegen wir erst ein paar Meter im Steilgras hinab und querten zum Grat zurück, wo uns eine leicht ausgesetzte Ier-Stelle erwartete (wir kletterten etwas unterhalb des Grats, direkt wäre ausgesetzter). Nach dieser erreicht man auf dem leichten, grasigen Grat zwei Sporne, die durch eine Rinne voneinander getrennt sind. Auf diesen angekommen überlegten wir, die Überschreitung fortzusetzen, machten dies aber nicht, da der Kreuzgipfel noch wartete

So querten wir im Steilgras zurück zur Scharte zwischen Hauptgipfel und Kreuzgipfel, letzteren erstiegen wir daraufhin über 4 Kraxelmeter im I. Grad. Alternativ steigt man leichter über die steile Gipfelgrasrinne auf, die von Süden her kommend direkt am Kreuz endet. Hier genossen wir die Aussicht und machten eine Pause, bevor wir über den Südgrat abstiegen. Jener beginnt mit einer Felsstufe, die man jedoch über die oben schon genannte Gipfelrinne umgeht. Danach traversiert man im Steilgras zurück zum ebenfall grasbewachsenen Grat, dem nun steil hinunter gefolgt wird. Nach einiger Zeit sind einige vegetationsfreie Flecken zu sehen, die man als Pfadspur deuten kann. Diesen folgten wir, bis sie sich verloren und erreichten - nun ohne Spur - kurz darauf die Baumgrenze und etwas unterhalb dieser den markierten Weg von vorhin zwischen Fostiac und dem Rifugio. Ab dort geht es auf Weg 577 zurück zum Parkplatz.

Zum Rückweg selbst ist wenig zu sagen, außer eine interessante Beobachtung oberhalb von Fostiac. Dort befindet sich der schon genannte Felsenkessel, in dem es Wiesen, Felsen und ein paar Bäume gibt. Und auch Murmeltiere. Denn wir hörten sie schon von weitem rufen und wennig später erblickten wir sie auch: Eins schaute aus seinem Bau heraus, während drei andere innerhalb von nur zehn Metern nebeneinander standen und die Lage peilten. Nach ausreichend Beobachten und Fotos gingen wir weiter, nur um kurz darauf noch eines auf einem Felsen sitzend zu sehen. Auch noch ein Sechstes, das lautstark warnte, bekamen wir zu Gesicht. Und kurz darauf wussten wir auch die Ursache für das ganze Gepfeife: Ein Fuchs schlich zwischen den Felsen umher... Ob er ein Murmeltier fangen konnte, weiß ich nicht, denn wir gingen bald weiter, für die Murmeltiere aber hoffe ich, das er das nicht geschafft hat. Jedenfalls kamen wir schließlich nach dem Abstieg durch den Wald wieder am Parkplatz an.

Schwierigkeiten:
°Von Campestrin zum Rifugio Dona:T1
°Vom Rifugio Dona auf den Ponjin:T2
°Abstecher zum Ostgipfel und Kreuzgipfel:T3, I
°Abstieg über den Südgrat: T3
(Steilgras max. 45°, bei Rinne evetntuell auch noch das ein oder andere Grad mehr; G2)

Fazit:
Ungewöhnliche Tour in der Rosengartengruppe; das Steilgras hier war schon ziemlich interessant, man könnte auch die Überschreitung nach Osten fortsetzen. Die Wanderung ist wenig frequentiert, auf dem Weg zum Rifugio trafen wir zwar ein paar andere Wanderer, aber am Gipfelkamm waren wir immer allein. Schön war auch, dass wir so viele Murmeltiere beobachten konnten.

Tourengänger: DiAmanditi
Communities: Unbekannte Touren


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Kommentare (4)


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Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2016 um 16:39
Servas!

So ein Zufall! Genau den Berg hatte ich mir letztes Jahr während unserer Alpendurchquerung auf der Etappe Sella - Plattkofel genauer angesehen! Schöne Tour!

Gruß,

Nik

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 16:46
Servas!

Jedem Grasbergfreund, der auf den Plattkofel unterwegs ist, wird der Ponjin auch auffallen. Trotzdem ein lustiger Zufall! Die Überschreitung nach Osten ist bestimmt auch toll, aber diese Variante genügt auch schon für eine schöne Tour.

Grüßle, DiAmanditi

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 17:03
Ein schöner Berg! Muss gleich mal die Fotos aus dem letzten Jahr hervorkramen!

Grußerl!

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2016 um 17:12
Wirklich ein toller Berg! Die Fotos rauszukramen lohnt sich da sicherlich!

Lieben Gruß an Dich!


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