Lechtal-Runde mit Fallenbacher-, Bacher- und Vorderseespitze


Publiziert von kneewoman , 19. August 2016 um 01:06.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:12 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 4 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Reutte ins Lechtal und auf der Bundesstraße bis Bach. Im Ortszentrum nach links abbiegen, an einer Brücke (links) und einem Haus (rechts) vorbei steil einige Serpeninen bergauf. Wenige Parkplätze kurz vor dem Ende der öffentlichen Straße Richtung Madau

Die Idee, eine Runde durchs Lechtal zu drehen, kam mir letztes Jahr während der Verwall-Durchquerung. Vor allem beim recht qualvollen Aufstieg zur Edmund-Graf-Hütte hatte es mir die Vorderseespitze angetan. Über den Winter hatte ich dann Zeit genug eine schöne Rundwanderung auszutüfteln, die zwar nicht ganz ohne doppelte Wege auskommt, aber doch viele interessante Gipfel passiert und dabei dort endet, wo man gestartet ist.
 
Hier die Kurzfassung des Wegverlaufs:
 
Tag 1: Bach --> Alperschonalpe --> Fallenbacherspitze --> Fredrick-Simms-Hütte
Tag 2: Fredrick-Simms-Hütte --> Kaiserjochhaus --> Leutkircher Hütte
Tag 3: Leutkircher Hütte --> Östliche Bacherspitze --> Kaiserjochhaus --> Ansbacher Hütte
Tag 4: Ansbacher Hütte --> Vorderseespitze --> Alperschonalpe --> Bach
 
Und jetzt nochmal etwas ausführlicher. Wie immer gehe ich nur auf die Wegstrecken ein, die selten beschrieben werden und wo ich das Gefühl habe, dass meine Darstellung einen sinnvollen Informationszugewinn darstellen könnte.
 
Tag 1
Zugegeben, der Start der Tour war mir nicht gerade angenehm. Zunächst einmal das Fahrradfahren, welches ich – wie bereits in anderen Tourenberichten erwähnt – alles andere als schätze. Vom Parkplatz in Bach ging es zunächst Richtung Madau und dann weiter ins Alperschontal. Laut anderer Menschen braucht man für die gesamte Strecke zur Alperschonalpe etwa 1:30h. Ich habe 2:00h gebraucht +  0:30h, weil ich mich verfahren hatte und das Rad auf einem schmalen Pfad zurück zur Forststraße hinuntertragen musste. An der Alperschonalpe angekommen habe ich mir erst mal nasse Füße geholt, weil der Weiterweg in alten Karten rechts vom Alperschonbach eingetragen ist. Aktuell führt er aber zunächst links vom Bach hinauf. Richtig ist man also, wenn man bis zu den Knien im Schlamm des Viehtriebs weiter ins Alperschontal ansteigt ohne am Ende der Almstraße den Bach zu queren. Insgesamt fährt man wohl am besten, wenn man sich einfach an die Ausschilderung zur Ansbacher Hütte hält.
 
Nach den ersten matschigen Metern wird dann auch der Weg etwas besser und überquert den Bach ein erstes Mal mittels eines Holzstegs. Will man nun zur Fallenbacherspitze bleibt man von dort an auf der rechten Bachseite und steigt von dem von dem Punkt, wo der zweite Holzsteg wieder zurück auf die Ostseite leitet weglos weiter. Hier ist die Wegfindung nicht immer ganz einfach. Zunächst steigt man nach leicht links (S) querend durch lichtes Latschengelände. Man halte sich jedoch eher an den rechten Rand der Latschengasse. Denn wenige Meter bevor diese sich schließt führt öffnet sich ein schmaler Latschendurchschlupf nach rechts. Hier geht es zunächst auf undeutlichem, aber schon nach wenigen Schritten deutlich erkennbarem Pfad nach Norden querend weiter, bis man auf die nächste, diesmal scharf geschnittene und nach links führende Latschenschneise trifft. Ihr folgt man und gelangt so in mäßig steilem Zickzack zu einem Felsriegel, der an seinem Fuß auf einem deutlichen Pfad nach rechts umgangen wird. Am rechten Rand des Buckels angekommen schaut man auf eine grasbewachsene Senke unterhalb der Südwand der Fallenbacherspitze. Hier heißt es abermals weglos nach links zur Geländekante westlich der Fallbacherspitze ansteigen. Ich bin rechts des kleinen Felsabbruchs (Bild), nah an der Südwand hinaufgestiegen. Nach diesem steilen, wadenstrapazierenden Anstieg ist endlich der Blick auf das obere Gamskarle und den Anstiegsweg zur Fallenbacherspitze gewonnen und man hat Gelegenheit sich aus der Ferne zu orientieren. Es gibt verschiedene Vorschläge, wie der Einstieg am besten zu finden ist. Ich persönlich fand es am einfachsten, in schrofig-gerölligem Gelände direkt auf die Gamskarscharte zwischen Fallenbacherspitze und Fallenbacherturm anzusteigen, etwa bis zu einem markanten Felsblock in Fallline der Scharte. Dann direkt unter dem Südwestgrat der Fallenbacherspitze in Geröll und Blöcken nach rechts queren, am dunklen und am hellen Turm vorbei und wirklich bis das gelblich gefärbte Gestein der Südwand den Weiterweg versperrt (hier berichten andere von einem großen, ovalen Fleck aus dunklem Gestein, den ich aber nicht gesehen habe). Von diesem Punkt aus geht es hinter einer Gratrippe nach links eine gelb-splittrige Rampe hinauf (I+, kurz) und dann recht mühsam weiter in einer gerölligen Rinne auf den Südwestgrat hinaus, wo man auf die glatten Platten des Gipfelaufbaus der Fallenbacherspitze trifft. Ihnen weicht man so lange als möglich nach links (W) oben querenend aus, bis man von einem großen Block aufgehalten wird. Dieser wird linkerhand überklettert, um zu dem dahinterliegenden, nach rechts hinaufführenden Riss in der Platte zu gelangen, welcher den leichtesten Gipfelaufstieg ermöglicht, jedoch gerade beim Abstieg psychologisch durchaus anspruchsvoll ist. Hat man die Platte überwunden geht es über Geröll und Blockwerk in einem Linksbogen zum Gipfel der Fallenbacherspitze. (Von der Alperschonalpe 3:30h, wobei man schon ca. 0:30h für Verhauer und Wegsuche dazurechnen kann.)
 
Der Abstieg ins Obere Gamskarle verläuft auf dem Anstiegsweg. Von dort aus wollte ich eigentlich südseitig unter dem Fallenbacherturm nach Westen queren und zum Ostgrat der Feuerspitze aufsteigen. Laut AV-Führer sollte es sich bei diesem Grat um anspruchsvolles Gehgelände handeln. Von der Fallenbacherspitze sah dies aber ganz anders aus (siehe Bild). Außerdem war ich eh verdammt spät dran und würde so oder so nur mit Mühe rechtzeitig zum Essen auf der Simmshütte einschlagen. Also habe ich mich von dieser Idee verabschiedet und bin einfach weiter unterhalb des Fallenbacherturms und der Feuerspitze Richtung Stierjoch gequert. Dazu steigt man bis ganz zur Gamskarscharte hinauf und läuft dann über abschüssige Grashänge und Schuttreißen nach Westen, wann immer möglich die Gamswechsel nutzend. Die meiste Zeit über kann man sich ohne Höhenverlust knapp unterhalb des Fels halten. Nur für einen letzten felsigen Vorsprung muss man ein Stück hinabsteigen. Da die ganze Sache völlig weglos ist und der bisherige Aufstieg (gesamter Tag: 2.500hm) sich in meinen Beinen durchaus bemerkbar machte, war mir das für diesen Tag auch Abenteuer genug. Vor allem weil man noch zwei Jöcher – nun auf markiertem, von der Ansbacher Hütte kommenden Wanderweg – passieren muss, bis man endlich die Simmshütte erreicht. An dieser Stelle ein Hoch auf meine Zähne-zusammenbeißen-Playlist :-) - und da sonst niemand mehr unterwegs war: Kopfhörer rein und so laut mitgrölen, wie man eben noch kann… (Ich habe 2:00h bis zum Stierjoch gebraucht und dann nochmal 1:00h für den Rest, wobei ich von der Abzweigung zur Wetterspitze runtergejoggt bin, um pünktlich um 17:55Uhr auf der Simmshütte zu sein.)
 
Tag 2
 
In Anbetracht der Belastung durch den Vortag, habe ich es an diesem Tag ruhiger angehen lassen. Nach dem Weck-Konzert des Wirts der Simmshütte (früher Raintalangerhütte) habe ich mir einen gemütlichen Frühstückkaffee auf der sehr empfehlenswerten Hütte gegönnt und bin gemütlich in 4:00h zum Kaiserjochhaus und weiteren 1:30h zur Leutkircherhütte gelaufen. Unterwegs sehr schöne Landschaft, tolle Ausblicke zum Hohen Riffler, eine beeindruckende Wildtierdichte und – mit dem Malatschkopf – ein maximal unanstrengendes Gipfelchen (+0:30h).
 
Wenn man nicht, wie ich, allein unterwegs ist, würde sich für diesen Tag der Ferneraufstieg auf die Vorderseespitze mit Abstieg nach Süden anbieten. Oder man macht einen Abstecher auf die Holzgauer Wetterspitze, die ich mir für eine weitere Tour durchs Lechtal aufgespart habe.
 
Tag 3
 
Für den dritten Tag hatte ich mir zunächst die Überschreitung der Bacherspitzen und die Fallersteißspitze vorgenommen. Der Wirt der Leutkircher Hütte bat mich jedoch von diesem Vorhaben abzusehen, weil aktuell durch den vielen Regen sehr viel Gestein losgewaschen wurde und unterhalb des Grates zwei Höhenwege verlaufen. Vielleicht wollte er mich aber auch nur einfach so von der Idee abbringen und bewertete daher auch die Schwierigkeit des Anstiegs auf die Östliche Bacherspitze mit III. Wie auch immer – der Wetterbericht gab ihm recht und ich beschränkte mich auf die sehr empfehlenswerte Östliche Bacherspitze. Zur Überschreitung gehen die Informationen übrigens auseinander: Während der AV-Führer den Weiterweg als deutlich anspruchsvoller beschreibt, meinte ein Einheimischer auf der Leutkircher Hütte, dass er da keinen Unterschied festellen könne. Auch ein neueres Buch spricht von maximal II+.
 
Dazu wählt man von der Leutkircher Hütte den oberen, schwarzen Weg Richtung Ulmer Hütte. Dort, wo der Weg schließlich waagrecht nach Westen führt (habe dort ein kleines Steinmandl gebaut), geht es direkt hinauf über einen Grasbuckel zum Einstieg am Ostgrat (ca. 1:00h). Dieser zeichnet sich durch, für Lechtaler Verhältnisse, herrlich festen Fels aus und geht tatsächlich nicht über den zweiten Grat hinaus. Die Wegfindung ist darüber hinaus unschwierig. Zunächst direkt den ersten Aufschwung hinauf (II), eine Rinne queren und über deren grasige, linke Begrenzung hinauf zum Grat. An diesem hält man sich weitgehend. Einige Steinmandl und sogar Hacken gibt’s auch. Nur einmal wird eine etwas plattige Stelle auf der Nordseite erstiegen und zum Schluss gibt’s noch eine kleine Balancierstelle und schon ist man am Kreuz der Östlichen Bacherspitze (0:45h). Zurück zur Leutkircher Hütte gings für mich also diesmal auf demselben Weg (1:15h).
 
Der Rest des Tages verlief wieder gemütlich, wohl aber mit einigen Regenschauern auf markierten Wanderwegen. Also in gut 1:00h zum Kaiserjochhaus und in weiteren 3:00h zur Ansbacher Hütte.
 
Tag 4
 
Für diesen Tag stand nun endlich die Vorderseespitze, vor der ich schon ein wenig Bammel hatte, über den Ostgrat auf dem Programm. Auf Nachfrage beim Hüttenwirt habe ich zudem erfahren, dass die Südrinne zwingend Steigeisen erfordere und wohl keine anderen Aspiranten für diesen Gipfel anwesend seien. Beim Essen habe ich mich jedoch mit zwei Lechtal-erprobten Mädchen unterhalten, die diese Tour eine Woche zuvor gemacht hatten (an dieser Stelle herzlichen Dank an Kathi und Lissi!). Ihre Bilder haben mich dazu bewogen, den Hüttenwirt zu fragen, ob er eventuell noch einen Pickel hätte, zu den Steigeisen, die ich selbst mithatte. Freundlicherweise rüstete mich der Wirt aus seinem privaten Fundus aus und ich konnte mich mit gutem Gefühl auf den Weg machen.
 
Der Anstieg auf die Vorderseespitze ist bereits sehr präzise beschrieben worden (http://www.hikr.org/tour/post41013.html), weswegen ich mich hier kurz fassen kann. Allerdings bin ich am vom ersten Grataufschwung an zunächst schräg nach links oben in die Südflanke gestiegen, bevor es in einer Rinne nach recht auf den Grat geht (II). Das mit der Brüchigkeit ist sicher so eine Erwartungssache. Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Steinmänner stehen auch herum, auch wenn sie häufig recht klein sind und einen eher im Weg bestätigen, als ihn zu weisen – aber das ist ja auch schon mal was. Und auch wenn man mal nicht die optimale Linie findet, ist das Gelände doch nie schwieriger als der II. Grad. Von der Ansbacher Hütte habe ich zum Gipfel der Vorderseespitze 3:45min gebraucht.
 
Vom Gipfel geht es dann kurz auf dem sehr gerölligen Anstiegsweg wieder zurück bis in die Scharte, wo die Südrinne beginnt. Hier habe ich dann Steigeisen und Pickel ausgepackt und bin hauptsächlich rückwärts und stufenschlagend, nur selten seitlich absteigend hinuntergepickelt. Handschuhe wären toll gewesen! Danach geht’s dafür recht zackig im Schuttkar hinunter, wobei man manchmal aus einer Rinne, die sich gänzlich in Bewegung setzt hinaushechten und abwarten muss, bis sich die Lage wieder beruhigt hat. Nun über Geröll und Grasmatten hinab Richtung Vordersee, bis man auf den Wanderweg vom Kaiserjochhaus zur Ansbacher Hütte trifft. Da ich dem Wirt ja seinen Pickel zurückbringen musste blieb mir das Flarschjoch zum dritten Mal nicht erspart, aber es hat sich definitiv gelohnt den Pickel dabei zu haben. Für den Rückweg zur Ansbacher Hütte habe ich insgesamt 3:00h gebraucht, wobei ich davon 1:00h in der Südrinne und 1:00h auf dem Wanderweg war.
 
Sehr stolz und glücklich habe ich mich nach einem Radler auf der Hütte an den Abstieg ins Alperschontal gemacht, wobei ich das leidige Flarschjoch zum vierten Mal überschritten habe. Dann geht’s aber landschaftlich sehr hübsch und gut gemütlich abfallend zurück in den Talgrund des Alperschontals. Hier wieder matschig und aufgrund der Aussicht auf Fahrradfahren weniger gut gelaunt (ich finde runterfahren nicht besser als rauffahren) weiter zur Alperschonalpe (2:00h). Von dort auf bekanntem Weg zurück nach Bach – die 1:15h die ich dafür gebraucht habe, sind sicher kein Richtwert, es sei denn man ist ein ebensolcher Schisser wie ich. :-)

Tourengänger: kneewoman


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

ReinerD hat gesagt:
Gesendet am 19. August 2016 um 09:35
Servus Sarah,
da kontest ja doch noch das Wetterfenster optimal für eine
schöne Lechtalergipfelrunde nutzen.
Ein Playlistsong um rechtzeitig zum Abendessen auf der
Hütte zu sein klingt interessant, wobei ...
Bier gibt' doch mindest bis halb 10 ,-)

Maxe hat gesagt:
Gesendet am 23. August 2016 um 07:38
Gratulation zu dieser großzügigen Rundtour! Sehr interessanter Bericht, der sich super liest. Interessant ist die jetzt noch mit Schnee gefüllte Südrinne an der Vordersee, das hätte ich in der Form zu dieser Jahreszeit nicht erwartet.
Hat es auf der Fallenbacher mittlerweile ein Gipfelbuch oder ist die Kassette immer noch offen?

Viele Grüße, Max

kneewoman hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2016 um 10:58
Hi Max,

danke für deine Nachricht.

Ich meine mich daran erinnern zu können, dass ich mich auf der Fallenbacherspitze ins Fipfelbuch eigetragen und dabei überlegt habe, was ich nun hinsichtlich meines Weiterwegs angebe. Ich bin mir aber ehrlich gesagt nicht 100% sicher. Ich habe dort nur ganz kurz gerastet und war hauptsächlich mit Überlegungen zur weiteren Wegplanung beschäftigt.

Dass in der Südrinne noch ca 1-1,50m Schnee liegt hätte ich auch nicht gedacht. Desswegen hatte ich ja den Pickel auch nicht mit. Allerdings ist die Südrinne wirklich eher eine Südschlucht - da kommt kaum je die Sonne hin. Ich denke, es lohnt sich einfach immer den Pickel dabeizuhaben - bis zum Spätsommer für die Rinne und dann halt für den blanken Ferner.

Viele Grüße,
Sarah


Kommentar hinzufügen»