Viggartal-Umrundung


Publiziert von gbh , 11. August 2016 um 23:25.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Tuxer Alpen
Tour Datum:31 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2500 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:30 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖBB-Postbus bis Haltestelle "Ellbögen Marxen"
Zufahrt zum Ankunftspunkt:IVB-Bus Linie J

Die Überschreitung der drei Bergkämme, die das Viggartal im Süden, Osten und Norden begrenzen, also vom Morgenköpfl bis zum Patscherkofel, ist eine konditionell fordernde und landschaftlich schöne Tour im Nahbereich von Innsbruck. Das erste Drittel des Grates bis zur Kreuzspitze führt weglos durch eine einsame, alpine Landschaft mit einigen alpinistisch durchaus herausfordernden Passagen; auch die zweite Gratpassage bis zum Glungezer ist noch relativ alpin und einsam, während der weitere Weg bis zum Patscherkofel über bequeme und viel begangene Wanderwege führt.
Anmerkung: Die Zeitangaben bei der Tour entsprechen meinen eigenen Gehzeiten, die tendenziell eher flott sind (mit durchschnittlich rund 550-600 HM pro Stunde) und gegebenenfalls entsprechend angepasst werden müssen.

Ausgangspunkt der Wanderung ist die Haltestelle "Ellbögen Marxen", mit dem Postbus in 30 Minuten vom Innsbrucker Hauptbahnhof erreichbar. Wer mit dem Pkw anreist, parkt am besten beim Parkplatz Mühltal etwas weiter nördlich und passt Anfang und Ende der Tour (bis Morgenköpfl bzw. ab Patscherkofel) dementsprechend an.
Gegenüber der Bushaltestelle folgt man dem Sträßchen nach Penzen und zweigt nach ca. 10 Minuten links (gelber Wegweiser "Jakobsweg") in eine Seitenstraße ab. Bei der ersten scharfen Rechtskurve geradeaus weiter auf einem kaum sichtbaren Wiesenweg bergauf, bis dieser erneut auf eine Straße trifft. Dort kurz nach rechts, nach ca. 50 m wieder links oberhalb eines Bauernhofs vorbei auf einen Wiesenweg, der schräg ansteigend zuerst durch Wiesen, dann in den Wald führt. Man könnte diesem (unmarkierten, aber deutlichen) Weg folgen, bis er auf einen Forstweg trifft, würde sich auf diesem dann rechts halten, bei der ersten Wegverzweigung scharf links, danach die erste Abzweigung rechts ignorieren und der zweiten scharf rechts folgen und dann geradeaus weitergehen, bis man auf ca. 1800 m auf einem schwach ausgeprägten Geländerücken auf einen gelben Wegweiser Richtung Morgenköpfl treffen würde. Ich bin stattdessen bereits an der Waldgrenzen weglos entlang des besagten Rückens aufgestiegen, habe im Wald kiloweise Pfifferlinge eingesammelt und bin ziemlich genau bei dem Wegweiser auf den Forstweg getroffen.
Ab hier folgt man einem unmarkierten Pfad, der anfangs durch die Spuren von Holzfällerarbeiten überdeckt ist (immer am rechten Rand dieses Schlags halten). Weiter oben wird der Pfad wieder deutlicher und führt aus dem Wald hinaus und durch Almrosengelände zum Morgenköpfl, einem kleinen Felsgupf im hier noch breiten und gutmütigen Rücken; auf den letzten paar Metern führen Steigspuren von Norden bzw. Nordosten her auf den Gipfel (2:15 h).
Wieder zurück zum Fuß des Gipfelaufbaus, dann auf Wegspuren am oder leicht links vom Gratrücken bis zum Überfallgründl, einem breiten Joch vor dem Gipfelaufbau des Morgenkogels, und von hier aus auf weiterhin nur schwachen, nun aber rot markierten Wegspuren zum Morgenkogel (3 h).
Von diesem zweiten Gipfel folgt man dem Grat über gutmütiges Blockgelände bis zum nächsten Kopf. Ab hier wird der Grat anspruchsvoller, das heißt: nie extrem schmal, aber ausgesetzt und mit einigen Felsstufen. Den ersten Gratabschnitt kann man entweder direkt übersteigen (I, anfangs sehr ausgesetzt) oder mit kurzem Abstieg rechts auf einem Grasband umgehen (ebenfalls ausgesetzt, aber leicht). Beide Wege treffen sich wieder am Grat, dem man folgt, bis man vor einer gut 5 m hohen, geneigten Wandstufe steht. Hier entweder direkt direkt und recht unproblematisch entlang von zwei Rissen abklettern (I), oder man steigt links ein paar Meter ab und folgt dann einem schräg nach rechts abfallenden Grasband. Weiter am Grat bis zu einer zweiten, 3 m hohen Wand, die durch einen tiefen Riss senkrecht abgeklettert werden kann (II). Im weiteren Gratverlauf warten noch zwei senkrechte Wände, von denen ich die erste auf III, die zweite auf II (mit einem gut kletterbaren Riss) einschätzen würde; diese Passage lässt sich aber durch einen Abstieg nach links durch schuttiges und erdiges Gelände gut umgehen, was ich auch gemacht habe. Nach der zweiten Wand trifft man wieder auf den Grat, der nun wieder deutlicher sanfter wird und in einigem Auf und Ab (einige Stellen I, könnten auch leicht umgangen werden), zuletzt steiler bergauf, auf die Durrenseespitze führt (4:10 h).
Von diesem Gipfel weiter dem Grat Richtung Osten, Anfangs kurz markiert, dann wieder weglos mit einigen kurzen Stellen I, wieder in einigem Auf und Ab bis in ein Joch, in dem man auf einen markierten Weg trifft, der nun problemlos zum Gipfel der Kreuzspitze führt (4:40 h).
Nach diesem vierten Gipfel der Tour wechselt man die Gehrichtung nach Norden und folgt dem gut markierten Weg, der den breiten Gratrücken entlang zum Glungezer führt - mit vielen kurzen Auf- und Abstiegen, teilweise recht anstrengend durch Schutt-, Platten- und Blockgelände. Bei etwa der Hälfte des Grats erreicht man den tiefsten Punkt, von dem aus sich der Grat steil zum Vorgipfel der Gamslahnerspitze aufrichtet - kurz vor dem Vorgipfel teilt sich der Weg, eine drahtseilversicherte Passage umgeht den Vorgipfel links, die andere, reizvollere Variante leitet geradeaus durch einen kleinen Durchschlupf und eine Ier-Passage direkt auf den Vorgipfel und über diesen flach hinüber zum Hauptgipfel (der einzige Gipfel der Tour ohne Kreuz, 5:30 h).
Weiter in unverändertem Gelände zum Glungezer, den man nicht bei der riesigen Antenne, sondern erst etwas später beim Gipfelkreuz erreicht hat, 6h), kurz hinunter zur gleichnamigen Hütte und von dort in wenigen Minuten zur Sonnenspitze (6:10 h). Eine Einkehr in der Hütte empfiehlt sich nicht zuletzt aufgrund der zurecht berühmten nepalesischen Nudelpfanne.
Von der Sonnenspitze zurück zur Hütte (steht man am Gipfel, würde man vermuten, dass man den Abstieg auch abkürzen kann, indem man dem Ostgrat folgt - das ist allerdings ein Trugschluss, am Weg ist man schneller) und folgt von hier aus dem anfangs etwas gar flach angelegten, aber guten Steig, zuerst in ein paar Serpentinen Richtung Viggartal, dann in einer langen Querung in Richtung Viggarspitze. Unterhalb von deren Gipfelaufbaus weist ein hölzerner Wegweiser nach oben, dieser schwach ausgeprägte Steig verliert sich zwar bald, das gut gestufte Gelände erlaubt aber ein unproblematisches Aufsteigen bis zum Gipfel der Viggarspitze (6:50 h).
Im Abstieg folgt man dem Westgrat auf Steigspuren, die bald wieder auf den gut markierten Steig treffen. Dieser mündet kurz danach in den Zirbenweg ein, über den man die Boscheben-Alm erreicht. Dort zweigt ein bequemer Weg zum Gipfel des Patscherkofel ab, dessen Gipfelkreuz sich neben den riesigen technischen Anlagen (Sendemasten) fast verliert (7:50 h).
Etwas rechts vom Gipfelkreuz führt ein schwacher Steig durch die Almrosenhänge Richtung Inntal (immer eher rechts halten), der auf ca. 2000 m in den Zirbenweg einmündet. Dort kurz links, dann wieder Richtung Inntal auf steilem Steig zur Lanser Alm. Bei der Alm nicht dem ersten Weg nach links folgen - der würde zur Patscher Alm führen -, sondern kurz am Fahrweg bergab und dann auf dem zweiten Steig Richtung Igls. Auf ca. 1200 m mündet dieser Steig in einen Forstweg, dem man folgt, bis man auf ca. 1050 links und dann gleich nochmals links zur Siedlung beim Reitzentrum Igls abzweigen kann. Direkt bei der kleinen Siedlung gegenüber vom Reitzentrum befindet sich eine Bushaltestelle, bei der man in die IVB-Linie J einsteigen und zum Hauptbahnhof retourfahren kann (10 h).

Die Kamm-Umrundung des Viggartals ist zwischen Morgenkogel und Kreuzspitze nicht zu unterschätzen. Man bewegt sich hier durchgehend in (weitgehend) weglosem Gelände mit vielen Ier-Blockkraxeleien, und der Grat zwischen Morgenkogel und dem tiefsten Grateinschnitt vor der Durrenseespitze ist durchaus anspruchsvoll - je mehr man sich direkt am Grat hält, desto anspruchsvoller. Allerdings: Wer sich diesem Gratabschnitt nicht gewachsen fühlt, kann ihn auch komplett umgehen (den ersten Abschnitt wie beschrieben rechts vom Grat, danach mit Abstieg in die Nordflanke; wählt man diese Ausweichvariante, so wäre die Tour nicht T6, sondern T5).
Nicht ganz zu unterschätzen ist auch die Passage zwischen Kreuzspitze und Glungezer, die zwar gut markiert ist und teilweise auf gutem Steig verläuft, aber ebenfalls noch ein paar Ier-Passagen bietet und durchwegs konzentriertes Gehen verläuft. Der Weiterweg zum Patscherkofel und der Abstieg ins Tal dagegen ist eine unkomplizierte Wanderung.
Die Hauptherausforderung der Tour liegt sicherlich im konditionellen Bereich, wobei hier nicht nur die Weglänge (ca. 30 km) und Höhenmeterzahl (ca. 2.500) zu berücksichtigen sind, sondern auch die Tatsache, dass das viele Auf und Ab über unzählige kleine Gratköpfe und das viele Gehen auf Felsblöcken und -platten ermüdet. Allerdings: Steht man am Beginn der Tour am Morgenköpfl und überblickt den langen Grat, das Tal und den Patscherkofel auf der gegenüberliegenden Seite - und steht man dann am späten Nachmittag auf ebendiesem und blickt zurück zum Morgenköpfl; dann ist dieser Rückblick auf die geleistete Tour eine absolut ausreichende Belohnung für die Mühen.

Tourengänger: gbh


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Kommentare (1)


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koppa hat gesagt:
Gesendet am 2. September 2021 um 19:23
Danke für die Beschreibung, habe heute eine ähnliche Umrundung gemacht.
Von der Sonnenspitze gibt es auch einen wenig genutzte Steig entlang des Kamms, kann ich nur empfehlen


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