Langes Wochenende im Triftgebiet


Publiziert von Frangge , 11. August 2016 um 22:26.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:27 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 4400 m
Abstieg: 3900 m

Schon für das vergangene Jahr war ein langes Wochenende im Trift-/Sustengebiet  mit einer eher grösseren Gruppe geplant. Im extrem stabilen und trockenen Sommer 2015 haben wir es tatsächlich geschafft, die wohl ungünstigsten vier Tage uns frei zu halten. Also ein erneuter Anlauf 2016. Das Wetter passt, alle sind topmotiviert, es kann also losgehen. Geplant war, an der underen Trift zu starten, auf das Mährenhorn zu gehen, dann auf der Windegghütte zu übernachten, über das Steinhüshorn zur Trifthütte zu gehen, von dort über die Tierberglücke und den vorderen Tierberg zur Tierberglihütte zu gehen. Am letzten Tag würde dann noch das Sustenhorn und der Abstieg bleiben. 

Aber: Kein Plan überlebt die erste Bergberührung (oder so ähnlich)...

Aber von vorne und tageweise:

Donnerstag: Mährenhorn - naja fast (T5-, ca. 7.5h)

Wir starten an der Underen Trift und steigen für meine Verhältnisse etwas zu schnell zu Windegghütte auf. Nachdem wir angemeldet sind, eine Pause eingelegt und unser Material deponiert haben, machen wir uns auf den Weiterweg auf dem Wanderweg Richtung Furtwangsattel. Bald bekommen wir das erste Mal Triftsee mit Triftbrücke und den Triftgletscher zu sehen. Es ist wunderbar, zu sehen in welch grossartiger Umgebung wir die nächsten Tage unterwegs sein werden. Wir folgen dem Wanderweg noch ein wenig und machen auf etwa 2200 MüM eine kleine Pause.

Dort zweigt auch die Route zum Mährenhorn ab. Auf einem Felsen ist ein blauer Pfeil Richtung Mährenhorn gemalt. Dieser Richtung folgen wir und kommen immer wieder an Steinmännern vorbei, die uns zum kleinen See bei Pt 2578 führen. Dort ist noch alles von Schnee bedeckt und wir suchen uns im Schnee eine Route zur Lücke zwischen Pt 2903 und dem Mährenhorn Ostgipfel. Die letzten Meter in die Lücke gehen über Schutt und loses Geröll. Rutschig und sehr unangenehm. Auf der anderen Seite müssen wir wieder ein paar Meter abklettern, wieder in bröselig-rutschigem Gelände. Wir kommen erneut auf ein Schneefeld und steigen zum Ostgrat, in die Lücke zwischen Ostgipfel und den Gipfel des Mährenhorns. Dort angekommen, sehen wir, dass uns noch eine Kletterei zum Gipfel erwartet, wir schätzen die Zeit bis zum z'Nacht in der Windegghütte ab und beschliessen, den Gipfel auszulassen, um nicht zu spät dran zu sein.

Alternativ kann man auch in der Südflanke queren und dann direkt zum Gipfel aufsteigen.

Auf gleichem Weg steigen wir wieder ab zur Windegghütte, wo wir eine Stunde zu früh ankommen. Da waren wir wohl etwas zu konservativ mit der Zeitplanung und hätten den Gipfel höchstwahrscheinlich noch geschafft. Naja, trotzdem hatten wir Spass bei der Fastbesteigung und besser zu konservativ als zu happig.

In der Hütte ging es dann doch eher eng zu, da die Hütte leicht erreichbar ist und wir zur Ferienzeit unterwegs waren, war die Hütte proppenvoll. Unsere mit neun Personen doch etwas grössere Gruppe hatte die Nebenhütte fast exklusiv belegt (wir waren die einzigen, die früh raus wollten) und so haben trotz voller Hütte wir eine recht erholsame Nacht gehabt.

Freitag: Steinhüshorn über die Sacklimi (L, 6.5h)

Wir starten leicht verspätet und nur noch zu siebt um kurz vor sechs an der Windegghütte und folgen zunächst dem gleichen Wanderweg wie am Vortag. Auf einer Höhe von etwa 2200 MüM quert ein Bach den Wanderweg und direkt vor uns liegt knapp links die Anhöhe Pt 2288. Hier muss man etwas schauen, damit man die Wegspuren abwärts zu den Gläckblatten wahrnimmt. Unsere drei schnellsten waren schon an der Stelle vorbeigelaufen...

Wir verlieren ein paar Höhenmeter und suchen uns unseren Aufstiegsweg zur Sacklimi im durchaus festen Geröll auf der Höhe des Tällibachs. Weiter oben queren wir nach Osten und steigen zur Lücke auf. Hier hält man sich besser links (gesehen in Aufstiegsrichtung). Auch der grosse Steinmann befindet sich links von der tiefsten Stelle der Lücke.

An der Sacklimi angekommen, machen wir kurz Pause, geniessen die Aussicht ins Triftgebiet und seilen uns schliesslich für den Gletscher an. Wir halten uns eher nah am Sackgrätli und laufen zügig und gleichmässig den mässig steilen Hang im Zickzack hinauf. Der Gletscher ist oberhalb der Sacklimi komplett schneebedeckt und der Schnee war fest und sehr schön zu begehen. Etwa um halb elf erreichen wir den Gipfel und geniessen eine wunderschöne Aussicht, in die Ferne vor allem nach Westen. Die Aussicht auf die grossen Gipfel des Berner Oberlandes ist beeindruckend und weiter am Horizont grüssen die Walliser 4000er. Wunderbar und dazu sonnig und bei angenehmen Temperaturen.

Der Abstieg ging dann sehr zügig vonstatten. Wiederum halten wir uns mehr an den nördlichen Rand des Gletschers und kaum eine Stunde nachdem wir vom Gipfel aufgebrochen sind, erreichen wir das Plateau über dem Obren Absturz und machen erneut eine Pause. Hier ist der Gletscher aper und wir können die Spalten gut umgehen. Wir nehmen es nun gemütlich und verweilen an der Schwemmebene unterhalb der Hütte.

An der Hütte angekommen werden von Turi, dem Hüttenwart mir einem Tee begrüsst und freuen uns über die fantastische Aussicht auf die Gipfel um den oberen Triftchessel und den enormen Gletscher mit seinen Abbrüchen, das sonnige Wetter und weitere zwei Tage unterwegs. Uns hat die Trifthütte sehr gut gefallen, einerseits ist sie dank des Erweiterungsbaus sehr modern ausgestattet, andererseits bleibt ein sehr uriger Charme bestehen. Das Team ist sehr freundlich, aufgestellt und hat uns einige potentielle Touren im die Hütte nähergebracht. Ich (und andere aus unserer Gruppe bestimmt auch) werde sicher bald wieder kommen.

Nach dem z'Nacht kommt draussen mit dem Abendlicht und der Dämmerung noch einmal richtig Stimmung auf. 


Samstag: Übergang zur Tierberglihütte und Versuch Mittler Tierberg (L, 5,5h)

Nachdem der Wetterbericht für Sonntag schlechtes Wetter vorhersagt, wollen wir uns nicht mit dem Vorder Tierberg begnügen, wie ursprünglich geplant, sondern etwas ambitionierter über die Tierberglücke gehen und von dort auf den Mittler Tierberg. Leider hat auch das nicht ganz geklappt.

Wir sind gegen halb sechs von der Trifthütte gestartet, auf dem Hüttenweg zunächst etwas länger als eine Stunde abgestiegen, bis wir Zwischen Tierbergen erreicht haben. Zunächst über Geröll gehen wir später rechts (südlich der Felsinsel) hinauf bis zum Gletscher. Im letzten Stück des Gerölls war der Untergrund sehr lose und unangenehm zu gehen. Links herum wäre wohl geschickter gewesen. Auf dem Gletscher halten wir uns wiederum linksseitig und umgehen so die Bereiche, auf den frisches Geröll herumliegt. Wir können auch einmal beobachten, wie eine ordentliche Portion Geröll vom Mittler Tierberg her herabdonnert. Das letzte Stück zur Tierberglücke steilt dann etwas auf und wir sind froh, im Schatten aufzusteigen, andernfalls würden wir sicher ordentlich ins Schwitzen kommen.

An der Lücke angekommen, begrüsst uns die Sonne und wir machen eine kurze Pause und geniessen die Aussicht zum Sustenhorn. Wir steigen ein wenig ab und versuchen kurz vor der in der Karte eingezeichneten Felsinsel südwärts Richtung Gipfel zu gelangen. Der Schnee ist allerdings schon recht weich und der Gletscher scheint grösstenteils aus Spalten zu bestehen. Uns bleibt also entweder weiter nach Osten abzusteigen und in grossem Bogen auf den Mittler Tierberg aufzusteigen, oder die Sache sein zu lassen und gemütlich zur Tierberglihütte abzusteigen.

Wir entscheiden uns für das zweite und kommen bald an der Hütte an, wo wir einen gemütlichen Nachmittag verbringen. Auch die Tierberglihütte hat einen neuen Erweiterungsbau, die Hütte ist deutlich grösser und macht einen sehr professionellen und durchorganisierten, aber leider kaum heimeligen Eindruck. Liegt vielleicht auch daran, dass wir an den Tagen zuvor in kleineren Hütten zu Gast waren.
 

Sonntag: Leider nicht das Sustenhorn, wetterbedingt der Vorder Tierberg (L, 1h, Abstieg ab Hütte T4, 2.5h)

Am Samstag Nachmittag haben wir mehrfach den Wetterbericht konsultiert und schon jedwede Hoffnung darauf aufgegeben, mehr machen zu können, als einfach nur abzusteigen. Wir schlafen also bis kurz nach sechs Uhr, bemerken dann, dass das Wetter noch für den Vorder Tierberg halten sollte. Andere Seilschaften brechen noch zum Sustenhorn auf oder sind bereits unterwegs.

Wir starten gegen sieben Uhr und marschieren zurück Richtung Tierberglilücke. Der riesigen Spur folgend kommen wir knapp eine Stunde später am Gipfel an und geniessen kurz die Aussicht. Immerhin gibt es hier noch Aussicht, der Gipfel des Sustenhorns befindet sich im Nebel. Im Westen lauern schon dunkle Wolken und wir möchten nicht zu sehr trödeln, damit wir hoffentlich noch trocken absteigen können.

Der Abstieg von der Hütte ist ordentlich steil, teils sind Ketten oder Seile gespannt. In etwa einer Stunde haben wir den obersten Parkplatz erreicht. Gelegentliche Regentropfen stören bislang nicht weiter und kurz später kommen wir pünktlich vor dem Regenwetter am Hotel Steingletscher an.


Endlich hat es geklappt. Wenn auch nicht genau nach Plan. Die vier Tage im Trift-/Sustengebiet haben enorm Spass gemacht. Bei meist schönem bis sehr schönem Wetter haben wir immerhin zwei von vier Gipfeln erreicht und - das ist ja schliesslich wichtiger - viel schöne Zeit draussen an den Bergen verbracht. Hoffentlich klappt es mit den Leuten wieder einmal, ein langes Wochenende mit eher einfachen Touren zu verbringen.

Tourengänger: Frangge


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