Altmann


Publiziert von Urs , 31. Juli 2016 um 15:48.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:30 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1935 m
Abstieg: 1935 m
Strecke:Wasserauen - Hüttentobel - Schrennenweg - Schirmhütte - Meglisalp - Spitzigstein - Oberchellen - Löchlibetter - Löchlibettersattel - Fählentürm, West- und Mittelgipfel - Fleckli - Altmann, Südkamin - Altmannsattel - Fliswand - Rotsteinpass - Oberchellen - Spitzigstein - Meglisalp - Unterstrich - Seealpsee - Wasserauen
Kartennummer:1115 Säntis

     
 

Einstieg
Aufgrund der gestrigen Tour starte ich heute etwas später in Wasserauen. Wie nicht anders zu erwarten, ist der Andrang von Wanderfreunden riesig. Weit hinten auf der Wiese darf ich für 3.- Fr. das Auto parkieren. Das Wetter ist wie angekündigt super und auch die Temperaturen gehen an die 30°C. Ich wähle den direkten Aufstieg zur Meglisalp über das Hüttentobel und den Schrennenweg. Natürlich bin ich hier nicht alleine unterwegs. Dafür ist man häufig im schattigen Wald und im oberen Teil wird man sogar zu dieser Tageszeit noch vom Marwees- Schatten vor der Sonne geschützt. In der Meglisalp gönne ich mir zuerst ein feines Mittagessen.

Löchlibetter (T5)
Frisch gestärkt wandere ich weiter über Spitzigstein und den Rotsteinpassweg zum Abzweiger in die Löchlibetter. Der Weg ist schon seit Jahren wegen Steinschlag gesperrt. Die Wegspuren sind ab dem Wanderweg relativ gut zu erkennen. Nach einem kleinen Restschneefeld führt ein steiler Weg hinauf zum Einstieg. Dieser ist auch noch durch ein steiles Schneefeld verdeckt. Dieses überquere ich horizontal und klettere in den Felsen zu den Wegspuren hinauf. Nach links geht es entlang der abschüssigen Flanke weiter bis der Weg von einem weiteren Schneefeld verdeckt wird. Es ist sehr steil und eine Begehung ohne Pickel (evtl. Steigeisen) würde ich nicht empfehlen. Nach einigen Hm Abstieg klettere ich in brüchigem Gestein hinauf zum oberen Ende des Schneefelds. Hier kann es relativ gut umgangen und zum Schluss überstiegen werden. Nun folgt ein steiler direkter Aufstieg von ca. 100 Hm. Ein felsiger Teil in der Mitte ist mit alten Stahlseilen gesichert. Eine weitere Felsstufe wird unterhalb wieder nach links in feinem Geröll umgangen. Danach geht es nochmals ca. 100 Hm im ZickZack auf einer Grasflanke steil hinauf und zum Schluss rechtshaltend zur offiziellen Wandertafel beim Löchlibettersattel. 
Insgesamt ein sehr schöner Aufstieg, wenn der Steinschlag nicht wär. Die Wegfindung sollte man auch nicht unterschätzen, da keine Markierungen vorhanden sind. Von der Ausgesetztheit ist es ähnlich wie in der Chammhalde. 

Fählentürm, West- (T4+) und Mittelgipfel (T6,II-)
Weiter geht die Tour über die Grasflanke und den Grat hinüber zum Fählentürm Westgipfel. Auf dem Weg hat es einige sehr eindrückliche, senkrechte Löcher, vor allem das Oberste scheint extrem tief zu sein. Im Gras und leicht brüchigem Gestein kommt man recht gut auf den Gipfel. Ich mache eine Pause und erfreue mich an der super Aussicht und dem schönen Wetter. 
Nun folgt der mit Abstand schwierigste Teil der Tour. Über den brüchigen und sehr schmalen Grat klettere ich hinüber zum Mittelgipfel. Es ist extrem ausgesetzt und es lohnt sich jeden Griff und Tritt genau zu prüfen. Auch auf dem Mittelgipfel gibt es wieder eine kurze Pause. Wie immer ist die Freude gross, dass der schöne Gipfelsteinmann für das Gipfelbuch immer noch so schön dasteht. Und wie immer beeindruckt mich die Überschreitung zum Ostgipfel, welcher hier über eine steil abfallende Platte weitergeht. Für mich geht es heute wieder zurück zum Westgipfel. Die Schwierigkeiten über den Grat natürlich immer noch hoch, trotzdem ein wenig angenehmer in diese Richtung. Vom Westgipfel steige ich hinüber zum Wanderweg Löchlibettersattel - Alp Häderen. 

Altmann, Südkamin (T5, II)
Den Wanderweg verlasse ich gleich wieder und versuche möglichst direkt und ohne Höhenverlust zum Wanderweg zu kommen, welcher den Altmann und das Rässegg östlich umgeht. Dies gelingt relativ gut. Die messerscharfen Wasserrillen in den Felsen bieten super halt. Unterhalb vom Rässegg treffe ich noch auf die Steinbockkolonie, welche sich durch mich gar nicht stören lässt. Die Tiere sind unglaublich eindrücklich und man hält freiwillig einen gewissen Respektabstand. 
Mittlerweile ist es windig geworden und im Westen ist starke Bewölkung aufgezogen. Da ich noch den Südkamin machen will, lasse ich ein Besuch auf der Zwinglipasshütte aus. Auf dem Wanderweg und über das Geröllfeld gelange ich zum Schneefeld unterhalb des Einstiegs. Der Schnee ist nicht allzu hart und ich kann mit den Schuhen gute Tritte für den Aufstieg schlagen. Um wegen der Wetterverschlechterung keine Zeit zu verlieren, benutze ich zum ersten Mal die Fixseile für den schwierigen Einstiegsteil. Danach klettere ich rechtshaltend in den eigentlichen Kamin und in diesem relativ einfach nach oben. Die Griffe und Tritte sind mehrheitlich sehr fest und sicher. Nach dem Fählentürm Mittelgipfel ist die Kletterei hier ein Hochgenuss. (PS: die GPS- Uhr mag den Südkamin gar nicht und zeichnet ein ziemliches Chaos auf.). Ganz oben, wo der Kamin fertig ist, folgt eine ausgesetzte Querung nach links. Der Fels ist auch hier fest und die Kletterei sehr schön. Zum Schluss folgt noch eine schuttige Geröllrinne wieder nach rechts bis zum Gipfelgrat. 
Das Gewitter scheint nicht mehr weit. Und nachdem auch noch das Gipfelkreuz zweimal hörbar gesurt hat, mache ich mich zügig auf den Abstieg über den Normalweg. In der Fliswand kommen sogar ein zwei Regentropfen vom Himmel. 
Im Rotsteinpass gönne ich mir ein Bierchen und da es draussen plötzlich wieder heller wird auch noch einen Kaffee. Zum Glück wird das Wetter wieder besser. Eine Übernachtung wäre aufgrund der vielen Gäste wohl nur noch auf einem Bank in der Gaststube möglich gewesen, :-) . 

Abstieg
Kaum zu glauben, kein Gewitter, dafür kommt teilweise wieder die Sonne hinter den Wolken hervor. So kann ich mich im Trockenen auf den Abstieg machen. Trotz der fortgeschrittenen Zeit kommen mir auf dem Wanderweg noch viele Leute entgegen. Bei der Meglisalp und im Seealpsee gehe ich nochmals einkehren und geniesse die letzten Sonnenstrahlen des Tages. 

Gipfelbücher
Zum Schluss noch etwas zum Thema Gipfelbücher. Ich persönlich erfreue mich auf einem Gipfel immer an den Gipfelbüchern. Ein wenig die Einträge anschauen und evtl. noch nachforschen, wann man das letzte Mal auf dem Gipfel war, oder wer gerade vorher schon oben gewesen ist. 
Weniger erfreulich ist leider häufig der Zustand der Gipfelbücher oder wie gut ihnen Sorge getragen wird. So kann ich nicht begreifen, wieso man eine Gamelle auf dem Kopf zurück in den Steinmann versorgt (nicht diese Tour) oder gar in zwei Jahren nacheinander die ganze Gamelle inkl. Gipfelbuch nicht mehr auf dem Gipfel ist (Öhrli). 
Heute auf den Fählentürm West- und Mittelgipfel durfte ich mich zum Glück an sauber verpackten und trockenen Bücher erfreuen. Schön, dass hier Sorge getragen wird. 
Dafür hat mich im obersten Teil des Südkamins fast der Schlag (zum Glück nicht Blitzschlag) getroffen. Plötzlich entdecke ich ein Plastiksäcklein in der Rinne und ein wenig darüber zwei rote Kugelschreiber. Ich halte kurz Ausschau, nehme alles mit und gehe zum Gipfel. Zum Glück ist das Gipfelbuch noch an seinem Platz und ich kann mit den Kugelschreibern doch noch ein Eintrag machen. Nähme mich einmal Wunder, wie so etwas passieren kann? 

 
 
     
 
Zeiten: 1:18 h  Wasserauen - Meglisalp 
1:20 h  Meglisalp - Löchlibetter - Fählentürm, Westgipfel
0:35 h  Abstecher Fählentürm, Mittelgipfel
0:31 h  Altmann, Südkamin
2:52 h  Pausen
Entfernung ungefähr (ebenenprojiziert): 21.1 km
Wetterverhältnisse: sonnig --> leicht bewölkt --> Fastgewitter --> leicht bewölkt
Wegmarkierung: weiss-rot-weiss, Wandertafeln
Gipfelbuch: Fählentürm Westgipfel, Fählentürm Mittelgipfel, Altmann
Hilfsmittel: Helm
Tageszeit: 11:16 - 20:17 Uhr 
 
 

Tourengänger: Urs


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 2. August 2016 um 12:45
Sieht nach einer super Tour aus! Gratuliere!

Urs hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. August 2016 um 12:33
Ja, eine sehr schöne Runde, besten Dank.


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