Grenzwanderung Schweiz * Etappe 42 * Lac de Taney - Miex


Publiziert von laurentbor , 23. Juli 2016 um 14:45.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum:21 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   CH-VS 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1408 m
Abstieg: 1408 m
Strecke:17.2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zürich - Lausanne - Aigle - Vouvry - Le Flon (Miex)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Le Flon (Miex) - Vouvry - Aigle - Lausanne - Zürich

Bereits die zweite Etappe in den Alpen führt auf den höchsten Gipfel des nördlichen Chablais, also des Alpenkamms zwischen Genfersee und Val d'Illiez. Les Cornettes de Bise (Die Hauben des Nordwinds) sind eine markante Felsformation die zusammen mit dem benachbarten Grammont die bekannte Silhouette des Südufers des Genfersees bilden. 1906 gab es konkrete Pläne eine Zahnradbahn auf den Grammont und eine Verlängerung auf die Cornettes de Bise zu bauen. Jedoch wurde der Plan in den nachfolgenden Kriegsjahren nicht mehr weiter verfolgt und schliesslich fallen gelassen.

Diesem Umstand sei Dank können Marcel und ich uns auf eine Wanderung in unberrührter Natur freuen. Wir gehen diese Etappe als Rundtour vom Weiler Le Flon (Miex) aus an und gleich zu Beginn treibt uns der steile Aufstieg zum Col de Taney die Schweissperlen auf die Stirn. Ein ebenso steiles Fahrsträsschen führt zum Maiensäss Tanay, ist jedoch nur mit einer Bewilligung der Gemeinde Vouvry zu befahren. Vom Col de Tanay öffnet sich der Blick auf die liebliche Mulde des Lac de Taney und dem bekannten Sujet der Jumelles (Zwillinge) dahinter. Der Weiler Tannay ist eine Ansammlung von typischen Walliser Holzchalets - fein herausgeputzt als Ferienhäuschen. Am Westende des Sees liegt die Unterkunft in der ich mit Patrick übernachtet habe - wir gönnen uns hier einen Kaffee vor dem weiteren Aufstieg.

Nun folgt der Weg einem Bächlein entlang der eine wunderbar bunte Wildblumenwiese bewässert. Erst fallen uns die bunten Schmetterlinge auf, und gleich darauf die lästigen Bremsen. Etwas scherzhaft taufen wir das Tal "valley of flies" und sind froh, dass wir nach der Alp Montagne de Loz aus dem gröbsten raus sind. Hier auf etwa 1900 Metern finden wir ein schönes Plätzchen mitten in blühenden Alpenrosen und Enzianen für einen Lunch. Wir stärken uns vor dem happigen Schlussanstieg.

Wir umrunden die Tête de Lanchenaire auf abwechslungsreichem Pfad durch Wiesen und Steinfelder und plötzlich sehen wir das Gipfelkreuz der Cornetes de Bise vor uns. Doch noch ein beträchtlicher Aufstieg liegt vor uns - der nun sogar noch über Restschnee vom letzten Winter führt. Die Passagen sind ausgesetzt, jedoch mit etwas Trittsicherheit und Kraxlerei gut zu meistern. Mitten in dieser Geröll und Schneelandschaft taucht plötzlich ein junger Seinbock vor uns auf, verblüfft bleiben wir stehen und betrachten uns gegenseitig. Das Tier scheint ohne Scheu zu sein und weicht auch nicht zur Seite als wir unbehände weiter über den Schotter kraxlen. Doch das Tier ist nicht alleine - überall entdecken wir nun Böcke, Geisen und sogar Kitze, bestimmt zwanzig Stück. Wir sind fasziniert von dieser unerwarteten Begegnung und lassen uns etwas Zeit die Tiere zu beobachten. Später erzählt uns der Wirt in Miex, dass es sich wohl um eine der zwei in der Schweiz vorkommenden Mufflonherden handelt. Diese Wildschafe stammen ursprünglich aus Korsika und wurden vor vielen Jahren in den französischen Alpen als neues robustes Haustier eingeführt. Nun verwildern einige Herden zusehends und wandern auch in grenznahe Schweizer Täler ein. Die Abstammung erklärt auch, warum die Mufflon nicht sehr scheu auf uns reagiert haben.

Vom Col Cornettes de Bise steigen wir unverzüglich zum Gipfel auf...wir wollen endlich oben stehen! Die Aussicht vom Gipfel ist fantastisch - der gesammte Genfersee liegt unter uns. Leider ist der heutige Tag etwas diesig und so sind die Stadt Genf, der Mont Blanc und die Dents-du-Midi nicht sichtbar. Wir rasten unsere Glieder beim Grenzstein und erfreuen uns an den lustigen Bergdohlen welche für ein paar Brosamen eine waghalsige Flugakrobatik vorführen. Wir verlassen de Cornettes de Bise mit der tiefen Zufriedenheit des erfolgreichen Gipfelstürmers und müssen aufpassen, dass uns die Konzentration für den rutschigen Abstieg nicht verloren geht.

Über französisches Gebiet erreichen wir die verlassene Alphütte La Calaz und treffen unterwegs auf ein ausergewöhnlichen Wanderer. Ein Jugendlicher der mit Ski und Skischuhen auf dem Buckel den Hang hoch steigt und seine Familie welche ihn begleitet. Der Mutter entfährt es nach meinem Nachfragen nur: "Oh, il est fou!" und erwähnt, dass er auf den Schneeflecken des letzten Jahres ein paar Schwünge ziehen will. Was man nicht alles antrifft in den Bergen....

Beim Col de Verne machen wir eine Rast und entspannen unsere Knie und Muskeln vom anstrengenden Abstieg. Nun verlassen wir die Grenze um durch das Val Verne zurück nach Le Flon abzusteigen. Das klassisch U-förmige Gletschertal ist voll im Alpbetrieb und daher nicht mehr so abwechslungsreich wie noch der Aufstieg. Beim Hof Verne suchen wir vergebens eine Wasserquelle, da unser Vorrat bereits einige Zeit zuvor zu Ende ging. Zwar finden wir kurz vor dem Ziel noch einen Brunnen, doch den richtigen Durst löschen wir im Restaurant "Cornettes de Bise" in Miex bei einem kühlen Bier. Nach einem kleinen Schwatz mit dem Wirt fahren wir müde aber glücklich nach Hause.

Hier geht es zur nächsten Etappe

Tourengänger: laurentbor


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