Fleckistock über kompletten SW-Grat


Publiziert von Patricia , 21. Juli 2016 um 17:22.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:20 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:18km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:kostenloser Parkplatz in der Voralpkurve erreichbar über Göschenen
Unterkunftmöglichkeiten:Voralphütte

Der dominanteste auf der östlichen Talseite des Voralptales ist neben dem markant gezackten Salbitschijen wohl der Fleckistock. Eine Felsbastion, die in alle Himmelsrichtungen Grate und Rippen entsendet und dazwischen schuttig-brüchige Flanken beheimatet. Seit dem massiven Felsausbruch im Südgrat des Fleckistockes wurde der ehe schon mühsame Anstiegsweg zur nördlichen Fluelücke vollständig verschüttet und von einer Begehung wird dringend abgeraten. Somit bleibt der Zugang zum Südostgrat von der Voralpseite versperrt, eine Alternative musste her...

Im SAC Auswahlführer Zentralschweiz ist die Rede neben dem schönen Südostgrat auch von der Traversierung vom Stucklistock her, wobei über den SW-Grat/Flanke abgestiegen wird. Warum also nicht dort aufsteigen und um die Tour zu komplettieren, den SW-Grat bereits an seinem untersten Ausläufer direkt beim blau-weissen Panoramaweg beginnen?

Ohne genaue Infos bleibt so eine Tour immer ein kleines persönliches Abenteuer. Welche Kletterschwierigkeiten erwarten mich? Kommt man über den Gendarmen drüber? Muss ich in die Flanke ausweichen? Mein Ziel war klar definiert: möglichst immer auf der Gratschneide entlang. Das hiess für mich aber auch genau mit dieser Ungewissheit leben, entscheide ich mich für die Kraxelei auf einen Turm, besteht die Gefahr, auf der anderen Seite nicht abklettern zu können und die Kraxelei wieder retour zu begehen...was die Tour ganz schön in die Länge ziehen kann.

Ich verfolge also nach der Voralphütte den gut ausgetretenen blau-weissen Weg hinauf Richtung Salbitbrücke, an der Abzweigung schlage ich den Pfad des Panoramaweges ein, der nur noch undeutliche Spuren aufweist, aber gut sichtbare Markierungen hat. Noch bevor dieser Weg abwärts verläuft, grenzt der SW-Grat-Ausläufer fast bis an den Weg, mit blauer unleserlicher Schrift steht etwas am Felsen geschrieben. Hier zweige ich ab und suche mir den Weg des geringsten Widerstandes hinauf auf den Grat, der aus flechtigen Blöcken, Schutt und Rasentritten geformt ist. Die Felsabschnitte sind zuweilen recht brüchig, zaghaft halte ich mich an Griffen fest, belaste hauptsächlich nur die Füsse und verteile meine 4 Punkte auf unterschiedliche Abschnitte, so dass im Falle eines Falles....

Ich überklettere alle Aufschwünge, zum Glück geht es auf der Rückseite immer weiter oder ein kurzer 3m Abkletterer folgt. Zum Schluss hin wird der Grat noch recht schmal und ist mit einigen Zacken gespickt. Ich siedele die Kletterschwierigkeiten im 3.Grat an. Schliesslich mündet dieser erste Gratabschnitt, welcher rechts und links von grossen Block- und Schuttwüsten begrenzt wird, in den "Normalweg", der durch einen überdimensional grossen Steinmann markiert ist (nördlich P2837). 

Gute Spuren und zahlreiche Steinmänner weisen ab nun den Weg, der keine Kletterschwierigkeiten bereithält, nur versiertes Gehen im Schuttgelände ist gefragt. bei P3251 mündet der Anstieg in den Südostgrat des Fleckistock. Die Felsqualität auf der Gratkante wird zunehmend besser, es fängt langsam an richtig Spass machen im griffigen Gestein höher zu turnen. Der mit Steinmännern markierte Weg verläuft allerdings in der schuttig-brüchigen Westflanke, für den schnellen Abstieg bestens, aber für den Aufstieg lohnt dann doch mehr der Klettergrat, wenn die Zeit reicht. Der zieht sich nämlich noch ganz schön in die Länge, der Gipfelkopf möchte schlichtweg nicht näher kommen!

Den allerletzten Aufschwung schenke ich mir und benutze auf den Westflankenanstieg, da der Gendarm an Mächtigkeit die anderen übertrifft und ich mir nicht sicher sein kann, ob es auf der anderen Seite hinab geht. Die Entscheidung war gut, sah von unten doch schwieriger aus. So dann erreiche ich bald den Gipfelkopf, welcher über ein 10m Schneefeld erreicht wird. Der Schnee ist butterweich und kein Problem, bei pickelhartem Schnee sind hier gute Tritte oder Steigeisen und Pickel nötig, ein Fehltritt wäre fatal. Es folgt die "Crux", ein 10m Aufschwung in bestem griffigen Gestein, der durch ein Fixseil entschärft wurde. Diese 10m bieten die beste Kletterei, schade, dass nicht der ganze Grat aus dieser Gesteinsqualität besteht!

Ein grosser Gipfelsteinmann dominiert den höchsten Punkt, in ihm ist das Gipfelbuch versteckt. Nicht all zu viele Begeher finden sich darin, aber doch immerhin bekommt der Fleckistock ab und an Besuch.

Für den Rückweg benutze ich besagten Steinmannweg in der Westflanke, Konzentration in dem brüchigen Gelände ist gefragt, die Mandli aber gut ersichtlich und die Spuren trügen nicht. Anstatt den untersten SW-Grat wieder abzuklettern, entscheide ich mich jetzt für den Abstieg über die SW-Flanke östlich des P 2837. Ein einziger Geröll-Schutt-Haufen, dazu noch gehörig steil. Kräftezehrend und volle Aufmerksamkeit verlangend. Wer die Augen offen hält, stösst auf Trittspuren, die das Hinuntersurfen zeitweilig zulassen. Im unteren Teil kann dann je nach Jahreszeit über Schneefelder gesurft oder aber über den Anstieg/Abstieg zur Fluelücke (wenn man ihn denn in der Blockwüste entdeckt) etwas gutmütiger zurück nach Hüblen bei P2462 abgestiegen werden.

Retour auf bekanntem Panoramaweg zur Voralphütte, wo unterwegs noch eine Wasserfassung die trockene Kehle befriedigt, und weiter das schöne Voralptal hinaus in gemächlichem Gefälle zur Voralpkurve.


Bemerkungen:
Als Tagestour ein ziemlicher Gewaltakt. Ich war als Trailläufer ausgerüstet mit Trailrunningrucksack und -schuhen mit Minimalgepäck ausgestattet gut 6h für die gesamte Tour unterwegs. 3h45min alleine bis zum Gipfel. Ein "normaler" Berggeher darf sicherlich das doppelte an Zeit beanschlagen, womit die Länge  und die Anforderungen an die Tour deutlich werden sollte. Sicheres Bewegen im Schuttgelände Voraussetzung, sowie, dass alles seilfrei begangen wird. Wählt man "nur" den Aufstieg über die Schuttflanke und folgt immer den Steinmännern, dann beschränkt sich die Kletterschwierigkeit auf II, sowie den 10m Fixseilaufschwung (III).

Tourengänger: Patricia


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Kommentare (1)


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markus1968 hat gesagt:
Gesendet am 23. November 2016 um 12:47
Hallo Patricia
tolle Leistung, du und "Bergamotte" könntet euch glaube ich zusammen tun. Er rennt wie du genauso schnell durch die Bergwelt ;-)

Lieber Gruss
Markus


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