Ein unvergesslicher Tag in den Bergen erwacht. Wir marschieren von Grafenort zur Talstation der Mettlenbahn. Die Bahn führt in zwei Etappen zum Eggendossli hinauf. In der Mittelstation Hinterrugisbalm hat man eine gute Sicht auf den in den Wald geschnittenen Tunnel, durch welcher die Seilbahn fährt. Oben angekommen wandern wir zum Lutersee und von dort hinauf auf die Bockialp, wo wir auf eine Gruppe Gamsen treffen. Diese verflüchtigen sich sofort in zwei Richtungen.
Oben auf dem Sattel Bocki-Rotisand angekommen machen wir unsere Mittagspause und montieren unsere Kletterutensilien. Gemächlich geht es in der Dreierseilschaft am kurzen Seil über den ersten Grathügel. Der Grat wird zunehmend schwieriger. Nach dem ersten Abstieg stehen wir vor der ersten Schlüsselstelle, einer ca. 6 Meter hohen Wand, die es zu bezwingen gilt. Diese haben wir - mit Schlingen & Expressen gesichert - bestens gemeistert. Anschliessend geht es auf dem Grat weiter, der Trampelpfad jeweils gut sichtbar. Stellenweise geht es über ausgesetzte Felspassagen, welche mit Grasbüscheln gespickt sind. Das Gestein oft griffig, manchmal aber auch lose. So hatten wir einige Male einen losen Stein in der Hand. Wenn man weis, dass die Steine nicht immer halten: Geringes Risiko. Auf dem Grat sind uns auch zwei Gamsen begegnet, diese querten den Grat kurzerhand von der einen auf die andere Seite, wie wir einen Fussgängerstreifen überqueren.
Die zweite Schlüsselstelle ist dann auch einfacher als dass sie im Rückblick aussieht. Es handelt sich um den Abstieg vom Sunnigberg, eine ca. 20 Meter hohe, breite Felswand, die auf der westlichen Seite der Front - via Kamin - am einfachsten zu bewältigen ist. Im Rückblick sieht diese Wand sehr Eindrucksvoll aus, so auch die vor uns liegende Nünalphorn-Nordwand ;-) Bis zu dieser geht es nochmal über Stock und Stein, der Grat lädt teilweise sogar zu einer Pause ein. Der Schlussaufstieg war dann noch die letzte Schlüsselstelle. Doch auch hier, mitten in der Wand, sieht es einfacher aus als von der Ferne. Trittsicherheit ist auf dem gesamten Grat gefordert, teils klaffen hohe Wände in die Tiefe. Mit dabei hatten wir mehrere Schleifen in zwei grössen, mehrere Friends und ein 50 Meter Seil. Unterwegs trafen wir lediglich auf zwei, schlecht erhaltene Bohrhacken.
Auf dem Nünalphorn hat man ein phänomenales Panorama. Dieses wurde bei unserer Ankunft noch durch einen auf ca. 3000 Metern Höhe kreisenden Bartgeier verschönert. Ein majestätisches Tier. Es deutete darauf hin, dass es einer der jungen Bartgeier war, der vor wenigen Monaten auf der Frutt ausgesetzt wurde, denn er zog immer wieder in Richtung Engstlensee.
Der Abstieg war dann alles andere als erholsam. Über das Juchli gelangten wir in den Geröllkegel hinein, welcher fast bis hinunter zur Wanghütte reichte. Eine spontane Idee - mit dem Trottinett von Unter Trübsee nach Engelberg zu rauschen - versüsste den langen Tag in den Bergen.
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