Höllenstein, einsamer Riese über dem Tuxer Tal


Publiziert von kardirk , 5. Juli 2016 um 21:06.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum: 4 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:13,5 km

Der Höllenstein ist ein mächtig über dem Tuxertal aufragender Berg im nördlichen Zweigkamm. Obwohl er optisch so auffallend ins Auge springt gibt es über Ihn weder im Netz noch im AVF irgendwelche Infos, auch Bilder gibt's es, im Gegensatz zur recht bekannten und beliebten Höllensteinhütte, fast keine. Eigentlich kaum zu glauben. Seit dem ich diese einsame Gegend am nördlichen Ende des Tuxer Hauptkammes für mich entdeckt habe, sind schon einige Projekte verwirklicht worden und dazu zählt nun auch die Besteigung des Höllensteins. Nach den wenigen Fotos und Google-Earth wählte ich dafür den ausgeprägten N-Grat, der zunächst schroffig steil, dann aber als breite Abbruchkante zum Gipfel zieht.

Start ist in Juns, Parkplatz direkt beim, oder vor dem Ortsschild, derzeit allerdings Baustelle.
Von dort auf bequemen Steig, bzw Forsstrasse zur Höllensteinhütte, 1695m, T1, 45 min.370hm

Ich folgte nun dem Weg/Steig zur Griereralm, der über den Rücken des Wechselkopfes führt.
T2, 35min. 180 hm

Hinter dem Rücken kurz noch die Hänge querend erreichte ich dann steile freie Almflächen, über die es recht mühselig ob des steilen und unebenen Terrain aufwärts bis zur Wechselscharte geht.
T3, 50min. 250hm

Nun ist Schluss mit lustig - es gilt eine enorm steile Grasflanke hinaufzusteigen. Zugang vermittelt eine brüchig erdige kurze Grasrinne, die die Steilabbrüche durchzieht. Hier war mir trotz der Grödeln, die ich zur Unterstützung benutzte, nicht recht wohl, zumal alles, Gras, Moos, Erde, von den letzten Tagen noch komplett durchfeuchtet war. Oberhalb bleibt es weiter sehr steil, allerdings wird das Terrain nun etwas gestufter und man kommt, wenns auch sehr anstrengend ist, aufwärts. Dabei immer etwas leicht rechts haltend, erreichte ich schließlich eine kleine Scharte im Grat.
T4+, sehr steile Grasflanke, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind die Lebensversicherung - ein Ausgleiten ist hier definitiv das Ende !!, 1:05h 230hm

Nervlich etwas angekratzt schien mir der Grat zunächst doch deutlich schroffer und schärfer, als ich es vermutet hatte. Besonders ein weiter oben befindlicher Aufschwung sah zunächst überhaupt nicht vertrauen erweckend aus. Dazu passte auch die etwas dramatische Wetterstimmung, denn es brodelte doch ganz ordentlich im Gewölk und die Sicht wurde immer eingeschränkter - erinnerte mich irgendwie an den Fernerkogel N-Grat letztes Jahr, aber diesmal hielt dann das Wetter doch deutlich besser.
Also ran an den Grat. er präsentierte sich dann doch deutlich leichter als zunächst angenommen, eine Mischung aus Platten- und Grasschroffenkletterei, teilweise etwas brüchig, aber ganz gut zu machen.
Der  felsige Aufschwung wurde je näher ich kam immer gangbarer und war eigentlich die schönste Stelle, relativ fester plattiger Fels und deutlich flacher als aus der Ferne Angenommen.
Oberhalb wurde der Grat kurzzeitig etwa schmäler, mit brüchigen quergestellten Plättchen, etwas schmierig zudem, dann nochmals ein größerer Aufschwung, den ich links, einer Gamsmutter mit Kitz folgend, im erdigen Geschröff umging. Oberhalb folgte nun die Schlüsselstelle, eine kurze 3m hohe, recht flache Platte, reichlich brüchig und abwärts geschichtet.
Bis hier T4, Stellen I-II. 1:30h 300hm

Die letzten gut 250hm sind dann relativ einfach, große Plattenflächen, geröllbedeckt ziehen gen Gipfel. Ich wanderte immer an der  Geländekante entlang. Leider war der imposante Tiefblick durch die Wolken komplett  getrübt. Dann endlich der flache Gipfel mit dem großen Kreuz.
Da könnte man annehmen, das hier doch öfter mal was los ist, aber weit gefehlt. Ich war doch dieses Jahr tatsächlich der Erste, der sich ins Gipfelbuch eintragen durfte. Mehr als 10 Partien pro Jahr sind kaum zu verzeichnen, einige sogar mit Bergführer.
Die Aussicht war leider durch die Wolken recht getrübt, Gewaltig der Tiefblick ins Tuxertal.
T3, 50min. 220hm

So stieg ich nach kurzer Zeit auf der gleichen Route wieder ab. Dabei präsentierte sich der Grat jetzt doch deutlich leichter und ich lies nahezu alle Umgehungen, die ich teilweise beim Aufstieg noch gemacht hatte, aus. Beim Aufstieg hatte ich schon gesehen, das es leichter sein würde in das kleine Höllensteinkar abzusteigen, anstatt die steile Grasflanke wieder hinunter zusteigen. Ich folgte also dem Grat... und traf auf eine ziemlich heikle kurze Reitstelle, brüchiges Gras/Felsgeschröff, grad Fußbreit, links und rechts gings senkrecht runter - nochmals kurz T4+ und II. Dannach gings über steiles, aber gut gangbares Gras und Gebüsch hinuter zu einen breiten Sattel. Die gegenüberliegende zwei kleinen Zipfel der Wechselwand nahm ich auch noch mit - auch hier Vorsicht, ziemlich brüchig, dazu ausgesetzt, den gen Norden geht's gut 300m senkrecht in Plattenfluchten abwärts, sehr eindrucksvoll.
T4, I-II, 2:20h

Der Abstieg aus dem Kar erfordert dann nochmal etwas Wegegespür, bzw Steige und Wege gibt's hier nicht.
Über Geröll und durch Gebüsch geht's zuletzt doch recht mühselig zu dem kleinen Almboden hinab. Dabei weit rechts halten, den gerade stehen einige Gletscherschliffabbrüche im Wege.
Über die Almstrasse zurück zur Hütte und hinab ins Tal.
T3-4, dann T2-1, 2:30h

Fazit:
Grandiose Tour in ursprünglicher Landschaft, sehr einsam.
Orientierung relativ einfach. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind obligatorisch. Recht kraftraubend und anspruchsvoll, aber absolut lohnend.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (1)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 24. Februar 2019 um 23:29
Diese Tour hätte AKW verdient!


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