Huetstock 2676m - Nünalphorn 2385m


Publiziert von Bergamotte , 2. Juli 2016 um 13:13.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 1 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Östliche Melchtaler Alpen   CH-NW   CH-OW 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 2160 m
Abstieg: 2160 m
Strecke:18km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Melchtal, Turrenbach od. PW bis P. 1001 (ab hier Fahrverbot)
Kartennummer:1190 Melchtal

Letzte Woche hab ich die Gipfel westlich vom Melchtal überschritten (*klick) und konnte herrliche Blicke auf den mächtigen Huetstock auf der anderen Talseite werfen. Trotz seinen stattlichen 2676 Metern kann er häufig bereits ab Mitte Juni begangen werden, während anderswo auf gleicher Höhe noch Ski gefahren wird. Diese "Frühreife" verdankt der Alpinwanderer dem felsigen, exponierten NW-Grat. Bei Restschnee sehr heikel hingegen ist die Steiltraverse vom Juchli. Im Zweifelsfall steigt man also lieber via Alp Wend auf.

Das Auto lass ich in Turrenbach beim kleinen Parkplatz P. 1001 stehen (Fahrverbot). Schöner wär's, man könnte eine Fahrbewilligung bis zur Fomatt lösen. Natürlich geht's auch ohne, die Alp erreiche ich in gut vierzig Minuten. Ab hier wird das Gelände rauher und die Wegspuren spärlicher, verbleibt aber im harmlosen T2-Bereich. Auf der Alp Ober Wend (1935m) verlasse ich das offzielle Wanderwegnetz und peile weglos die Nünplatten und den Ofen an. Optisch bilden die beiden eine Einheit und sind vor allem als Klettergebiet bekannt. Kein Wunder, wenn man sich die mächtigen Wandfluchten auf der Südseite vor Augen hält. Von Norden lassen sich die beiden Klettergipfel relativ einfach erwandern, was ich auch dank der Begehung von Sputnik und Lulubusi weiss. Die Nünplatten (2070m) erreicht man in beliebiger Linie, das ist kaum eine T3. Eindrücklich sowohl der Tiefblick ins Melchtal als auch die Südwand runter.

Der Weiterweg über den Grat zum Ofen (2188m) ist eine Spur anspruchsvoller. Die ersten beiden Türme umgeht man vorzugsweise auf der Nordseite über das oberste, relativ breite Grasband: T4, bei Nässe aber heikel. Anschliessend einfaches Gehgelände bis zum Gipfel. Der Abstieg nach Unter Fed ist klassisches T5-Gelände. Der Grat ist gutgriffig und wenig scharf, gewöhnungsbedürftig hingegen der enorme Tiefblick die Ofenwand runter... Wem das zuviel ist, kann auf Grasbänder auf der Nordseite ausweichen. Da ich noch den Übergang von Ober Fed (2304m) inspizieren möchte, bleibe ich in Gratnähe und steige bei erstbester Gelegenheit (bei der kleinen Platte) wieder hoch, T4. Ober Fed verbindet die Wolfisalp mit dem Zigertal und wird selten benutzt, wieso auch?! Tobi hat ihn bei seiner "Stans-Engelberg Extrem"-Tour überschritten. Die Nordseite, welche ich anschliessend absteige, ist gutmütig (max. T4), die Südseite etwas anspruchsvoller.

(Bemerkung: Tobi hat mich im Nachhinein darauf hingewiesen, dass man von Ober Fed direkt über die Westflanke zum Huetstock-Gipfel aufsteigen kann. Das wäre deutlich effizienter und eleganter gewesen).

Im Zigertal liegen noch grössere Schneefelder. Teils tragen sie, teils breche ich knietief ein. Solche Situationen sollte man nicht unterschätzen. Ein Beinbruch ist schnell passiert und wenn dann der Handyempfang fehlt... Also vorsichtige Querung zurück zum (aperen) Wanderweg. Der Aufstieg Richtung Huetstock ist komplett schneefrei und Wegspuren bis zum Gipfel vorhanden. Im Vorbeigehen besuche ich den Zahm Geissberg (2514m) und ärgere mich wieder mal über die Meteorologen. "In den Bergen am Nachmittag teils aufkommende Quellwolken" hatten sie am Vorabend gequasselt. Blödsinn, bereits um 10 Uhr umwabern grosse Wolkenfelder sämtliche ersichtliche Gebirgsketten. Im Moment stört das noch nicht, im Gegenteil, den Fotografen freut's. Die Westflanke des Huetstock (2676m) ist von eher feinem Geröll geprägt und bietet technisch keine Schwierigkeiten. Zwei, drei Mal müssen die Hände benutzt werden, exponierte Stellen fehlen (bis T4). Oben freue ich mich, dass der Gipfel noch wolkenfrei ist, der Tiefblick ins Engelbergertal ist aber bereits arg eingeschränkt. Das Gipfelbuch verzeichnet eine Handvoll Einträge aus dieser Saison plus verschiedene Skibesucher im März. Für die Mittagrast verziehe ich mich auf die Südseite und geniesse den Ausblick auf Hanghorn, Rotsandnollen und Barglen. Zumindest ersterer wäre bereits begehbar.

Als nach einer knappen Stunde die Wolken zuziehen, breche ich auf. Bevor ich ins Juchli rüberquere, mache ich einen kurzen Abstecher zum Vorstegg (2167m), einem der vielen schönen Aussichtsbalkone im Melchtal. Hierzu verbleibe ich alles auf dem Gras-Fels-Grat, T3 bis T4. In der Traverse ins Juchli (2171m) beschränkt sich die Sicht auf ein Minimum. Ich kreuze zwei Wanderer, welche sich übers Wetter ärgern. Sie hatten zuvor das Nünalphorn (2385m) begangen, mein letzter Gipfel für heute. Man erreicht ihn unschwierig auf Wegspuren über die grasige Westflanke. Genau wie der Huetstock bildet auch er ein spannendes Skiziel. Und erneut entdecke ich im Gipfelbuch den Eintrag eines chilenischen Bergführers, der zurzeit im Melchtal arbeitet und im Mai beide Gipfel besucht hat.

Der Abstieg zurück ins Melchtal kommt mir ewig vor, auch wenn er schlussendlich nur 75 Minuten dauert. Immerhin zeigt sich der Sommer wieder von seiner besten Seite, sobald man die Gipfelzone verlassen hat.


Zeiten
2:15  Ofen
1:40  Huetstock
1:15  Nünalphorn
1:15  Turrenbach

Tourengänger: Bergamotte


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