Rauhkarlspitze (2619 m) über Südwest- und Westflanke


Publiziert von Wagemut , 29. Juni 2016 um 12:57. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:28 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Gasthof Wiesenhof

Es geht wieder los! Die Neugier treibt uns ins Karwendel, das sich nun doch weitgehend seines Winterkleides entledigt hat. Alte "Probleme" warten darauf, gelöst zu werden. Stichwort "Übergang Rauhkarlspitze/ Kaltwasserkarspitze"...

Bald wird man entgeistert angeschaut werden, wenn man sich noch aus eigener Kraft auf einem richtigen Radl durch das Hinterautal bewegt. Auf der Fahrt durchs Tal zum Radldepot bei der Kastenalm sind uns von den geschätzen 20 Rädern ganze vier ohne elektronische Unterstützung begegnet! Egal! Jeder nach seiner Fasson.

Aufstieg zur Rauhkarlspitze über die Südwestflanke:

Von der Kastenalm geht es gemütlich den Fahrweg Richtung Rossloch weiter. Dort, wo der Weg das erste Mal nah an den Moserkarbach heranführt, nicht sofort das ausgetrocknete Bachbett überqueren, sondern auf dem Fahrweg noch wenige Minuten weitergehen. Bald sieht man auf der anderen, jetzt wasserführenden Bachseite eine deutliche breit ausgeschnittene Gasse.

Diese nehmen wir und gelangen auf ebenem Pfad zu einer Feuerstelle. Dahinter biegt der Pfad ins Moserkar nach links ab. Der Weg ist in sehr gutem Zustand und leitet uns ohne Schwierigkeiten zur Kreuzung der Bäche vom Moserkar und Großen Kühkar. Wir überqueren den Moserkarbach und folgen einem steilen Latschenpfad Richtung Nordwesten. Auch dieser Pfad ist in gutem Zustand und im gelegentlichen Abgleich mit der Karwendelkarte nicht zu verfehlen. Am Ausläufer des Südostgrats des Unbenannten Gipfels P. 2526 m spuckt uns der Pfad ins beginnende Rauhkarl aus.

Zunächst steigen wir nordwestlich hinauf ins Rauhkarl und halten uns später gen Nordosten auf einem deutlichen Rücken im Kar, der Richtung Westliche Moserkarscharte zieht. Wir bleiben möglichst lange auf dem Rücken (ca. bis auf 2340 m) um kraftsparend über Altschnee und Schutt waagrecht nach links zum Fuß des Südgrats der Rauhkarlspitze queren zu können. Der komplette Südgrat wäre übrigens auch mal eine interessante und mit Sicherheit die festeste Variante auf die Rauhkarlspitze. Dafür vermutlich schwieriger zu klettern.

Unter den Felsen steigen wir am rechten Rand des kesselförmigen oberen Karbodens nach links (Nordwesten) aufwärts. Bei einer von unten verhältnismäßig wenig steil aussehenden Flanke (ca. 2440 m) steigen wir in die Felsen ein. An geeigneter Stelle suchen wir uns einen Weg über die doch beachtliche Randkluft des Altschneefeldes. Gleich zu Beginn plattig und relativ griffarm (III-), geht es wenige Meter über den Fels direkt empor. In der Folge halten wir uns über Schutt und mehrere brüchige Absätze tendenziell gegen links. Hinter einem waagrechten Felsriegel mit gelbem Gestein überwinden wir ein kurzes Wandl (schwierigste Stelle, brüchig, III-) Der Feslriegel ist auch aus dem Rauhkarl gut zu erkennen.
Nach dem Wandl halten wir uns weiter links aufwärts, bis wir rechts neben einem auffälligen, schmalen, hochaufgerichteten Turm den Westgrat der Rauhkarlspitze erreichen. Wenig unterhalb der Grathöhe geht es über vorsichtgebietendes, brüchiges und schuttiges Gelände hinauf zum Westgipfel der Rauhkarlspitze. Von dort unschwierig über den fast waagrecht verlaufenden Grat zum Ostgipfel. Wir rasten ausgiebig und saugen die Bergwelt um uns herum auf. Der obligatorische Gipfeljuchizer darf natürlich auch nicht fehlen.

Carsten hat wenig Bock nochmal über die Westflanke Richtung Kaltwasserkarspitze abzuklettern. Ich bin jedoch sehr neugierg auf den sog. "Grauen Kamin", der nahe der Scharte zwischen den beiden Gipfel Richtung oberer Ostgrat der Kaltwasserkarspitze zieht. Deshalb vereinbaren wir, uns kurz zu trennen und uns entweder im Rauhkarl oder, falls ich den Übergang mache, auf dem unteren Moserkarsteig (dort, wo der Pfad vom Heißenkopf runterkommt) wieder zu treffen. Carsten steigt über die Südostflanke des Gipfels ab. Ich gehe wieder die Schrofen der Westflanke an.

Abstieg von der Rauhkarlspitze über Westflanke und Übergang (Versuch) zur Kaltwasserkarspitze:

Zunächst geht es über Schutt unterhalb der Grathöhe gerade nach Westen hinab bis zu dem auffälligen Turm im Westgrat. Dann wendet man sich kurz über Schutt und kurze brüchige Absätze nach Süden, um dann unterhalb des Turms auf einem schmalen Band Richtung Nordwesten zu queren. Über ein kurzes Wandl erreicht man schließlich direkt die Scharte zwischen den Gipfeln.

Nun geht es ein Stück die große Rinne hinab nach Süden. Bevor diese abbricht, halte ich mich rechts nahe der Felsen und quere an dem im AV-Führer beschriebenen gelben Riss vorbei zu einer Felsecke, in der sich der Einstieg zum Grauen Kamin befindet. (Der gelbe Riss ist auch kletterbar, allerdings länger und dem Augenschein nach im oberen Bereich durchaus brüchig).
Wenige Meter stemme ich den überzeugend festen Fels im Kamin hinauf. Leider muss ich aber feststellen, dass Schmelzwasser von kleinen Altschneefeldern den Kamin hübsch feucht halten. Außerdem wird der Kamin südlich durch einen Felsen teilweise verdeckt, sodass der Kamin vermutlich nur bei hohem Sonnenstand und hohen Temperaturen über die nächsten Wochen abtrocknen kann...Naja, für diese Mal soll es nicht sein.

Ich trete den Rückzug an, steige nochmal ein paar Höhenmeter Richtung Scharte an und wende mich dann auf einem steilen Altschneefeld abwärts ins Rauhkarl. Dort treffe ich auf Carsten und wir fahren im westlichen Teil des Kares schnell über Schnee und Schutt ab. Auf 1980 m betreten wir wieder den Pfad durch die Latschen und gehen auf dem gleichen Weg hinab ins Tal.

Schwierigkeiten:

Bei unserer Wegwahl Stellen III- in der Südwestflanke der Rauhkarlspitze. Geht aber bestimmt leichter (II), wenn man das Gelände etwas besser kennt.

Westflanke zur Scharte zwischen Rauhkarl- und Kaltwasserkarspitze I-II, gefährlich, sehr schuttig und brüchig, eine ungute Kombination, die einem sehr viel Konzentration abverlangt. Nur für Bruchfreunde, und vielleicht nicht einmal die, anzuraten. Mögliche Alternative: Abstieg über den Ostgrat Richtung Westliche Moserkarscharte, weiterer Abstieg durchs Rauhkarl und Querung unter der Rauhkarlspitze vorbei. Dann im Aufstiegssinn am linken Rand der Rinne zwischen Rauhkarl- und Kaltwasserkarspitze direkt zum Einstieg des Grauen Kamins.

"Grauer Kamin" zur Kaltwasserkarspitze? Vermutlich ein oberer IIIer, fester Fels. Gilt es noch genauer herauszufinden.

Fazit:

Eine wundervolle Tour in karwendeltypischer Landschaft. Große ausgedehnte Kare, Latschensteige, brüchiges Gestein und ...bombenfeste Kamine!:-)


Tourengänger: Wagemut, bula_f


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Kommentare (6)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 29. Juni 2016 um 13:00
Schöne Tour.
Aber ein paar Bildbeschreibungen wären schon sehr hilfreich ;-)
VG Andy

Wagemut hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2016 um 13:07
Wird erledigt!:-) Habs grad erst reingestellt und bin noch nicht ganz fertig.

Nic hat gesagt:
Gesendet am 29. Juni 2016 um 13:10
Schöner einsamer Gipfel. Gefällt mir gut. Muss ich irgendwann mal rauf.

VG Nico

Wagemut hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2016 um 14:41
Lohnt sich auf jeden Fall! Je nach Lust und Laune kann man's entweder überwiegend leicht (Südostflanke) oder etwas anspruchsvoller (Südwestflanke) gestalten. Leider gibts kein Gipfelbuch. Der ADI sollte eines seiner Gipfelgläser installieren.:-)

Der Joseph

frehel hat gesagt:
Gesendet am 29. Juni 2016 um 17:59
Wirklich schönen Tag mit tollem Licht habt ihr da erwischt für die Tour, bald ist auch der 'Graue Kamin' hoffentlich trocken. Ich hatte diesen Sommer die Kawaka über 'Grauen Kamin' mit Abstieg über Sägezahngrat auf jeden Fall fest eingeplant. Schließlich muss man da mal oben gewesen sein als Münchner.



VG,
Moritz

bula_f hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juni 2016 um 11:29
Hi Moritz,

beim Grauen Kamin bin ich dabei - Joseph sowieso :-).

Oben raus bis zum Einstieg knapp unter der Scharte zwischen Kawaka und Rauhkarlspitze wird es allerdings ein arger Schuttschinder sobald die Schneefelder mal weg sind. Von daher ist der Anstieg nur auf die Kawaka auf dieser Route eigentlich nicht sehr empfehlenswert. Aber wenn man den Grauen Kamin im Aufstieg klettern will, muss man das Schuttwühlen auf sich nehmen ;-).

BG, Carsten


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