Kurzbericht 

Der Giebel-Salobergrat - Ein feiner Allgäuer Steilgrasritt


Publiziert von Andy84 , 30. Dezember 2016 um 12:57.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:28 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:ca. 32km
Kartennummer:AV BY4 Allgäuer Hochalpen - Hochvogel,Krottenkopf

Das Hintersteiner Tal lockt den Bergsteiger mit einer Vielzahl sehr interessanter Touren, Gipfeln und Graten. Der Schrecksee ist eines der beliebtesten Wanderziele in den Allgäuer Alpen, der Hindelanger Klettersteig wird täglich von sehr vielen Klettersteigfans besucht, auch der Hochvogel über dem Prinz-Luitpold-Haus lockt viele Wanderer an. Hört sich nach einem komplett überlaufenen Gebiet an, es gibt aber auch sehr viele ruhige Flecken und Gipfel.
Der Pfannhölzer-Grat mit seinem tollen Gras-Schrofen-Fels Mix ist eigentlich nur den Einheimischen ein Begriff, der Wildengrat wird nur von erfahrenen Bruchliebhabern begangen. Aber auch die Steilgrasfreaks kommen im Hintersteiner Tal voll auf ihre Kosten.
Nämlich am wunderschönen Giebel-Salober Grat, welcher unser heutiges Tourenziel darstellt.


Nach der Arbeit geht es von Hinterstein mit dem Bike hinein ins Hintersteiner Tal. Bis zum Giebelhaus ist es eine gemütliche Radfahrt, der danach folgende Anstieg hinauf zur Pointhütte lässt die Beine dann erstmals schön brennen.
Von der Pointhütte geht es dann zu Fuß sehr steil hinauf auf der kleinen Klammenhütte vorbei zur Feldalpe. Hier ist nun erstmal Schluss mit dem einfachen Wandern auf breiten Wegen.
Weglos geht es hinauf zum kurzen Ostgrat des Giebels, die kleine Scharte zwischen 2 kleinen "Höckern" ist unser Ziel. Die letzten Meter sind recht steil und etwas trittarm, aber trotzdem noch gut zu gehen.
Am Grat angekommen merkt man sofort das es nun vorbei ist mit breiten Wegen, der Grat ist schmal und pfeift nach Norden fast senkrecht hinunter.
Ein kleiner Aufschwung stellt sich uns in den Weg, dieser wird über eine kleine Rinne erstaunlich einfach gewonnen (T5-, I). Danach geht es einer schwachen Spur folgend steil im Gras hinauf zum Gipfelkreuz. Ein Gipfel ist der Giebel eigentlich nicht wirklich, nur die letzte Schulter des langen Kammes vom Bergächtle kommend. Vom Tal wirkt er aber wie ein spitzer schwer zu erreichender Gipfel, so hat das Kreuz hier schon seine Berechtigung. Der Tiefblick ins Hintersteiner Tal ist wirklich klasse.

Weiter geht es direkt auf dem Kamm, ein schmale Spur führt nach Süden. Das gemütliche Flanieren ist jedoch nur kurz, der Grat schnürt sich scharf zusammen und es wird gleich ernster. Ein kurzer Abstieg erfordert bereits die volle Aufmerksamkeit, danach baut sich bereits der erste Gratkopf auf. Diesen kann man nun direkt auf der Kante (brüchig) erklimmen oder per sehr ausgesetzter Querung in der Westseite umgehen. Wir entscheiden uns für die Umgehung, welche durch die bis zu 65° steile Flanke führt. Ausrutschen ist hier strengstens untersagt, die Querung is jedoch recht gut gestuft. Danach in einfacherem und etwas flacherem Gelände wieder hinauf zum Grat. Dieser wechselt nun öfters seine Breite, mal auf schmaleren Abschnitten, mal auf breiterem Rücken geht es dem Bergächtle entgegen.
Mit dem Abstieg vom Bergächtle folgt dann auch schon der anspruchsvollste Teil der heutigen Tour. Über eine schmale und teils brüchige Schneide geht es teilweise in leichter Kletterei hinunter in die nächste Scharte. Hier gilt es besonders gut aufzupassen und auch das Gestein mehrfach zu prüfen.
Einfacher geht es danach dem nächsten Aufschwung entgegen. Mit dem Wissen im Hinterkopf des sehr anpruchsvollen Abstieges auf der anderen Seite entschliessen wir uns diesen ostseitig zu umgehen. Die Umgehung ist zwar auch nicht ganz ohne, aber wenn man nach dem Gratturm wieder auf dem Grat steht und zurück blickt, dann war es eindeutig die richtige Entscheidung. Der Abstieg schaut wirklich wild aus, Gras-Schrofen-Kletterei mit brüchigen Felseinlage über einem senkrechten Abbruch. Das dürfte reinstes T6, II-III Gelände sein. Wenn es nicht unbedingt notwendig ist, dann muss es auch nicht sein.
Der nun folgende Übergang zum Salober hat nur eine etwas schmalere Gratpassage, der Rest ist gemütliches Auslaufen. Der Gipfel mit schönem einfachem Kreuz ist bald erreicht und wir geniessen die Abendsonne und die schönen Ausblicke auch die umliegende Bergwelt.
Trotz Gipfelkreuz ist hier oben nicht allzuviel los, der Salober wird aber auch des öfteren im Winter mit Skiern bestiegen.

Für den Abstieg folgen die dem Grat ein kleines Stück zurück und steigen dann über teilweise sehr schlechten noch vom Schnee plattgedrücktem Untergrund  nach Osten über den "Normalweg" ab. Nach einen kurzem Kampf im hohen Gesträuch erreichen wir die Ochsenalpe und wandern auf dem kleinen Fahrweg zurück hinunter zur Pointhütte.
Mit den Bike geht es dann entspannend zurück nach Hinterstein.


Zeiten und Schwierigkeiten:

Hinterstein Pointhütte 60 min L
Pointhütte Giebel 75min T2 bis Feldalpe
T5-, I  Aufstieg Giebel
Giebel Bergächtle 20 min T5+
Bergächtle Salober 40 min T5+, I
Salober Pointhütte 50 min T4+ Abstieg vom Salober nach Süden
T2 Rest
Pointhütte Hinterstein 20min L


Fazit:

Der Giebel-Salobergrat ist wirklich ein wahrer Leckerbissen im Hintersteiner Tal. Steilgrasfreunde kommen hier voll auf ihre Kosten. Trotz der teilweise sehr exponierten Passagen am Grat liegen die Schwierigkeiten noch im moderaten Teil, das Gras ist gut gestuft und die kleine Spur führt gut über den Kamm. Es muss zudem erwähnt werden das sich die ganzen schweren Stellen größtenteils im Abstieg befinden und man dadurch die Ausgesetztheit klasse spürt. Ein Pickel ist hier sicherlich kein Schaden.
Ist man den Ansprüchen gewachsen so findet man hier eine wahre Genusstour vor. Wir kommen wieder.



Mit auf Tour:
Johannes von festivaltour.de

Tourengänger: Andy84


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