Oberaarhorn


Publiziert von ᴅinu , 29. Juni 2016 um 06:40.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:25 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1766 m
Abstieg: 1766 m
Strecke:30 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Grimselpass.

Dies ist mein zweihundertster Bericht hier bei Hikr, unglaublich wie die Zeit vergeht! Im zweihundertsten Bericht durfte ich eine tolle Hochtour mit meinen drei Gästen geniessen.

Das Wetter für unser zwei Tages Weekend war ziemlich durchzogen. Wir entschieden uns zuerst Mal auf den Grimselpass hinauf zu fahren und bei einem Kafi & Gipfeli im Alpenrösli die Lage zu besprechen. Nach einem Telefon mit dem Hüttenwart entschieden wir uns, die 6 Kilometer über die Panoramastrasse zum Oberarsee zu wandern und bei der Staumauer das definitive Go/NoGo zu sprechen.

Der Nebel auf dem Grimsel löste sich immer mehr auf, so dass wir beim Restaurant Oberaar bereits bis zu unserem Ziel hinauf - dem Oberaarjoch - sahen. Hinter dem Oberaarjoch zeigte sich blauer Himmel welcher sich mit dem Wind in unsere Richtung bewegte. Somit war die Entscheidung leicht zu fällen: Go!

Der Panoramaweg ist in Rund einer Stunde machbar. Dank dem die Strasse gesperrt war sahen wir sehr viele Murmeltiere, welche das Salz auf der Strasse aufleckten und erst auf kurze Distanz in ihren Höhlen verschwanden. Auf dieser Strecke konnten wir auch zwei Schneehühner entdecken. Nachdem wir die Oberaarsee-Staumauer überquerten, schlenderten wir auf dem gut ausgebauten Wanderpfad, dem See entlang bis an dessen Ende, wo wir dann auch unsere Mittagspause aufsetzten. Nach dem Flussdelta querten wir die Talseite, den Steinmännchen entlang bis zum Gletschertor. Am Gletschertor rüsteten wir uns um für das Gletschertrekking.

In der unteren Hälfte nutzten wir noch oft die Moränen-Steininseln und kamen so recht gut vorwärts. Sämtliche Gletscherspalten waren noch eingeschneit und die Brücken hielten bestens. Das Vorspuren wurde immer anstrengender, teilweise sank man bis zu 30 Zentimeter ein. Das Wetter, das sich auf dem grössten Teil des Gletschers mit blauem Himmel und Sonne zeigte änderte rapid. Eine schwarze Wolke zeigte sich über dem Oberaarjoch und mit dieser begann es auch zu schneien. Je näher wir zum Joch kamen, umso schneller blies der Wind und umso kälter und nasser waren die Schneeflocken, bis wir mitten im Schneesturm standen. In Eisregen kämpften wir uns die knappe, restliche halbe Stunde hinauf zur Hütte. Der Hüttenaufstieg erwies sich als Schlüsselstelle. Im Schneesturm wählten wir die in Front der Leiter hängende Aufstiegsvariante mit dem Fixseil. Tiefer Nassschnee und eine lose Felspartie erschwerten den Aufstieg massiv. Mit letzter Kraft erreichten wir die Hütte und wärmten uns unter Schüttelfrost im Materialraum. Unsere Kleider waren zu einem grossen Teil mit einer dicken Eisschicht paniert, der Bart gefroren und aus den Nasenlöchern baumelten Eiszapfen.

Anstatt einem kühlen, erfrischenden Getränk stand nun ein warmer Tee zuoberst auf der Wunschliste :-) Die typisch österreichische Gastfreundschaft des neuen Hüttenpaares, sowie ihre feinen Kochkünste, liesen uns den Schneesturm vorübergehend vergessen. Der Schneesturm war nach Rund einer Stunde vorbei und die Sonne erkämpfte sich ihr Revier zurück.

Am Sonntag Morgen war das Wetter minim schlechter. Die Gipfel versteckten sich in den Wolken, sodass wir uns erst nach dem Morgenessen auf den Weg zum Gipfel gemacht haben. Zwischen den alten Toiletten und dem Winterraum geht es im 1. bis 2. Schwierigkeitsgrad, kraxelnd empor. Rote, gut sichtbare Markierungen weisen einem den Weg hinauf. Den ersten drittel konnten wir auf losem Geröll und Felsen zurück legen. Auf der mittleren, flacheren Etappe mussten wir in den Schnee ausweichen uns sanken teilweise bis zu 50 Zentimeter ein beim Spuren. Da der Gipfel immer noch in den Wolken weilte und keine Besserung in Sicht war, entschieden wir uns das Panorama unterhalb des Gipfels zu geniessen und uns wieder auf den Rückweg zu machen. Der Auf und Abstieg war auch für die zwei Hochtouren Neulinge - welche wir mit dabei hatten - problemlos machbar.

Nach einer kurzen Pause in der Hütte machten wir uns auf den sehr langen Rückweg zum Grimselpass, wobei der Nebel ab dem Oberaarsee immer dichter wurde.

Fazit: Es war eine tolle & lange Hochtour in einer ebenso tollen Männergruppe und leider - wie wir es uns dieses Jahr gewohnt sind - verschiedensten Wetter Kapriolen.

Learnings: Wenn eine Kaltfront auf einem zukommt sofort wärmer anziehen, vor allem dickere Handschuhe (Winterhandschuhe) / Sturmkappe. Wir vier Tourengänger hatten materialtechnisch alle unterschiedlichste Outdoor-Handschuhe in verschiedenen Qualitäten angezogen. Wir gehen davon aus, dass wir an den Fingerspitzen trotzdem Erfrierungen 1. Grades hatten. Nach dem Schneesturm hatten alle taube Fingerspitzen. Symptome der Folgetage: Rötung und "Ameisenrennen" in den Fingerspitzen. Die Symptome klangen bei uns erst nach 5-6 Tagen ab.


Tourengänger: ᴅinu


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