Gipfel um Fessis: von Äugsten nach Engi


Publiziert von Bergamotte , 21. Juni 2016 um 16:57.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:18 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1230 m
Abstieg: 1865 m
Strecke:15km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Äugstenbahn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Engi, Weberei
Unterkunftmöglichkeiten:Äugstenhütte
Kartennummer:1154 Spitzmeilen

Die Überschreitung des langen Grats zwischen Rotärd im Norden und Gufelstock im Süden ist eine äusserst lohnende Tour ohne besondere Schwierigkeiten (*klick). Da überrascht es nicht, dass für die restlichen Gipfelchen und Hügelchen im Gebiet wenig Aufmerksamkeit übrig bleibt. Warum sollte ein einigermassen vernünftiger Wanderer auch Fessisstock, Hatzgenstock oder Chilchli besteigen? Sicher nicht der angenehmen Zustiege wegen. Oder aufgrund des berauschenden Panoramas. Vermutlich einfach, weil sie da sind...

Heute war erneut Tagesgangwetter angesagt. Tatsächlich präsentierte sich das Glarnerland noch wolkenlos, als ich in den Zigerschlitz abbog. Das sollte sich sehr bald ändern. Kurz vor acht Uhr laufe ich auf Äugsten (1446m) los. Ab Start geht es steil los, Zeit zum Einlaufen bleibt da keine. Der Vorteil: Ohne Rumtrödeln kann man den Schafleger (2024m) in einer guten Stunde erreichen. Dieser gibt durchaus ein eigenständiges Tourenziel her, was man heute nicht von allen Gipfeln behaupten kann... Der Tiefblick aufs Glarner Unterland ist schlicht fantastisch. Hinzu kommt der typische Gebirgskranz mit Glärnisch, Chärpf und Hausstock. Wobei, die letzten beiden stecken bereits in den Wolken, in weniger als einer Stunde hat es stark aufgequellt.

Mit dem Schafleger habe ich auch den Neuschnee erreicht, vorerst bloss ein Schäumchen. Liegt dieses auf Gras, ergibt das eine äusserst schmierige Angelegenheit. Davon sollte ich später noch ein Liedchen singen können. Vorerst gibt's erst nasse Füsse, als ich vom Alpgelände von Fessis aus weglos Fessisstock (1934m) und Plattenstock (2074m) besuche. Bei ersterem sind zuletzt ein paar harmlose Kraxelgriffe nötig. Beide bieten einen ganz passablen Tiefblick nach Schwanden, ansonsten nicht viel. Im weiteren Anstieg Richtung Güntelchamm nimmt der Neuschnee rasch zu, hinzukommen Altschneefelder. Letztere sind im rauhen Karstgelände durchaus willkommen. Unterwegs sack ich noch die Hüenderchöpf (2235m) ein; kaum zu glauben, dass ich bereits zum zweiten Mal auf diesem bedeutungslosen Felsbalkon stehe. Anschliessend in mühseliger Spurarbeit zum Güntelchamm (2319m) hoch. Dessen Begehung ist gerade bei besserer Sicht durchaus lohnend und bietet dann schöne Ausblicke in alle Richtungen. Wie das Gipfelbuch beim Steinmann beweist (nicht bei der Kote), erhält er sporadisch Besuch, meist ab Kleintal via Gheist. Die bisherigen drei Einträge im 2016 (davon zwei im Januar) stammen vom gleichen Berggänger.

Der Südabstieg zum Chämmli (2193m) ist an und für sich unschwierig (T4). Trotzdem muss ich zum ersten Mal den Pickel zur Hand nehmen, als ich langsam die schmierige Rinne auf der Westseite des Felsgrats absteige. Im nachhinein hätte ich mich besser an den Fels gehalten, da grösstenteils schneefrei. Zum nahen Hatzgenstock (2158m) ist es ein Katzensprung - was für ein bedeutungsloser Gipfel ohne jegliche Prägnanz. Trotzdem handelt es sich um einen Triangulationspunkt 3. Ordnung.

Da schon mal in der Gegend, wollte ich noch das Chilchli anhängen. Dieses liegt keinen Kilometer Luftlinie entfernt, doch dazwischen eine felsdurchsetzte Steilflanke. Gemäss LK könnte das Gelände begehbar sein. Ein früherer Kommentar von PStraub zielte in die gleiche Richtung, also versuch ich es. Von oben können die heiklen Stellen nur schwierig eingesehen werden. Erstes Hindernis: das oberste Felsband, welches das Chämmli nach Osten begrenzt. Aufs Gratwohl steige ich ein, muss aber kurz vor Erreichen der Schneeflanke abbrechen; der rettende Zweimetersprung ist mir zu heikel. Also zurück auf Feld eins. Ich sehe mich bereits nach Gheist absteigen. Vorher inspiziere ich aber noch den SEE-Grat; und tatsächlich ergibt sich dort ein verwachsener Durchschlupf (T5). Anschliessend rutschiger Abstieg bis zur Rampe (auf LK gut erkennbar). Und hier wird's haarig: Im Steilgelände erreicht man bereits bei trockenen Verhältnissen knapp T6-Niveau. Ohne Pickel wär hier Schluss gewesen. So pickle ich mich rückwärts Meter um Meter (oder eher Zentimeter um Zentimeter) die feuchte, schrofige Steilrinne hinab. Richtige Tritte sucht man vergebens. Irgendwann ist der Kessel erreicht: aufatmen. Fazit: Ja, das Gelände östlich vom Chämmli ist begehbar. Möchte man das machen? Nein.

Über den Wanderweg erreiche ich in zehn Minuten Gufeli Oberstafel und kraxle von hier aufs Chilchli (2018m) hoch, ca. T4-. Die kecke Felspyramide kann durchaus ein eigenständiges Tourenziel sein, wenn man denn den Zustieg ab Engi nicht scheut. Und steht man erstmal hier, wäre der Gufelstock auch nicht mehr weit. Lohnend der Blick auf die Gipfel rund ums Mülibachtal: Bützistock, Heustock, Magerrain, Gulderstock. Nachdem alle schwierigen Stellen geschafft sind, ist es höchste Zeit für einen entspannten Lunch. Immer wieder drückt die Sonne durch, es ist plötzlich erstaunlich mild nach den winterlichen Verhältnissen am Güntelchamm. Geradezu sommerlich mutet der Schlussabstieg nach Engi (812m) an. Denn hat man sich erstmals von den Gipfeln entfernt, scheint die Sonne plötzlich omnipräsent.


Zeiten
1:00  Schafleger
1:00  Plattenstock
1:00  Güntelchamm
1:25  Chilchli
1:15  Engi

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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