Rad und Näbelchäppler


Publiziert von Delta Pro , 20. Januar 2009 um 07:41.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:17 Januar 2009
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Ski Schwierigkeit: S-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Glärnischgruppe 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 3000 m
Abstieg: 3000 m

3000 Höhenmeter Doppel-Skitour in der Einsamkeit des Klöntals

 

Das Ende der fast vierwöchigen Schönwetterperiode ist angesagt. Zwei formidable Skitourenberge im hinteren Klöntal habe ich noch nie besucht – beides Geheimtipps für sichere Lawinenverhältnisse. Grund genug, um auf meine erste 3000 Höhenmeter Skitour zu starten!


Das Rad ist ein unscheinbarer Gipfel zwischen den massigen Berggestalten von Bächistock und Bös Fulen. Als ich zusammen mit 3614adrian letzten Sommer auf dem Bächistock sass, machte er mich auf die idealen Abfahrtshänge am Rad aufmerksam. Diese sind nordexponiert und erhalten zu dieser Jahreszeit keinen Sonnenstrahl – ein Garant für Pulverschnee? Der Aufstieg zum Rad ist weit und landschaftlich eindrücklich. Der Fussweg von der Zeinenfurggel zum Gipfel ist im Winter nicht zu unterschätzen (Pickel, Steigeisen).

Der Näbelchäppler ist, obwohl noch immer ein Geheimtipp, deutlich häufiger begangen als das Rad. In der oberen Hälfte ist es eine geniale Skitour mit weiten, steilen Hänge und viel Aussicht. Die Waldpassage unter dem Schlattalpi ist ruppig. Rad und Näbelchäppler sind für sich alleine grosse Tagestouren (>1600 Höhenmeter). Kombiniert man die beiden kommt man kaum um müde Beine herum…

 

Rad (Skitouren: ZS, Bergsteigen WS+)

Start um 8.00 Uhr bei Plätz hinter dem Klöntalersee. Im Winter fährt man (trotz Fahrverbot) rund einen Kilometer weiter ins Tal als im Sommer (Parkplatz; der Sommer-Parkplatz ist nicht geräumt). Zügiger Aufstieg über Chäseren nach Wärben und dann zum Zeinenstafel. Hier biegen die Aufstiegsspuren nach links ab (Glärnisch). Das Rad wurde dieses Jahr scheinbar erst einmal ca. letztes Wochenende begangen, die Spuren sind zugeweht. Das Rad ist tatsächlich ein Geheimtipp! In eindrücklicher Landschafts-Szenerie steigt man durch die versteckte, 600 Höhenmeter lange Mulde gegen die Zeinenfurggel – die absolute Ruhe! Das letzte Drittel ist steil (bis ca. 37°). Skidepot in der Zeinenfurggel. Keine Spuren führen weiter gegen den Gipfel – scheinbar wird er im Winter nicht häufig angegangen, ein Gipfelbuch (in sehr schlechtem Zustand) befindet sich in der Zeinenfurggel. Zuerst in leichter Kletterei (I) über brüchigen Fels, dann in steilem Schnee, immer leicht links haltend bergauf. Ich fand eine recht spannende Linie mit kurzen Kletterpassagen, Schneerinnen und offenen Schneeflanken. Nach ca. der Hälfte wurde mir die Sache auf der hartgefrorenen Schneeunterlage ohne Pickel und Steigeisen im Gepäck zu heikel und ich begnügte mich mit einem Vorgipfel (ca. 2530 m.ü.M.). In der Abfahrt leider vorwiegend Bruchharst (Wind!). Nur unterhalb 1800 m.ü.M. gab es Pulver.

 

Näbelchäppler (Skitouren: S-)

Auf einer Höhe von 1150 m.ü.M. beginnt der Aufstieg zum Näbelchäppler. Ich kam mir schon etwas komisch vor nach 1700 Höhenmetern, die Felle nochmals für eine ausgewachsene Tour anzuschnallen. Zuerst auf dem Wanderweg durch den steilen Wald zur Alp Rossfelli. Dann weiter dem Sommerweg folgend in weiten Kehren zum Hinter Schlattalpli, wo sich der Blick endgültig öffnet. Der Aufstieg ist wunderschön und aussichtsreich, alles mit sanftem Nachmittagslicht beleuchtet. Allerdings hatten die mühsame Spurarbeit am Rad und die anschliessende Bruchharstabfahrt meinen Beinen doch stärker zugesetzt als erhofft und ich musste gehörig beissen. Der Aufstieg folgt schliesslich einem breiten Rücken, zweimal muss man kurze Abfahrten in Kauf nehmen. So gelangt man in den weiten Felskessel am Fuss des Gipfelhangs, der steil (ca. 37°) und etwas abgeblasen ist; trotzdem kann man mit den Skis bis auf den Gipfel marschieren. Abfahrt auf der gleichen Route bis zum Schlattalpli. Dort hält man leicht links und findet so eine Waldschneise, die steil (bis gut 40°) gegen die untere Alp leitet. Hart über einem Geländeknick quert man auf einem Weglein etwas ausgesetzt nach links und erreicht die Hänge kurz oberhalb der Alphütten. Die anschliessende Abfahrt bis in den Talgrund ist sehr ruppig, und wohl nur bei idealen Schneeverhältnissen ganz zu fahren. Ich habe die Skis zweimal kurz getragen. Rauschende Abfahrt auf dem Fahrsträsschen zurück an den Klöntalersee.

 

Fazit: Zwei coole Touren in acht Stunden unter die Skis gebracht – ein tolles Erlebnis!


Tourengänger: Delta


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Kommentare (3)


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Berglurch hat gesagt: wow....
Gesendet am 20. Januar 2009 um 08:33
... sowohl auf das Rad, als auch auf den Näbelchäppler wollte ich auch mal (ein Freund hat mich auf diese beiden Gipfel aufmerksam gemacht...), aber an einem Tag?! Respekt!


PStraub hat gesagt: Routenwahl Rad
Gesendet am 23. Januar 2009 um 08:14
Hallo Delta

Ich nehm' an, Dir ging es bei der Routenwahl am Rad - im Sinn von "Viel Front, viel Ehr'" - um den grösstmöglichen Aufwand ;-)
Als Skitour bietet sich nämlich die andere (nördliche) Seite an. Nicht nur sind die Hänge zwischen Alp Bächi und P. 2680 viel schöner als auf der Zeinen-Seite, man kommt ausserdem mit den Ski bis auf rund 2650 m, erreicht also praktisch die Gipfelhöhe des Rads. Den Gipfel im Winter von dieser Seite zu besteigen ist allerdings sehr anspruchsvoll.
Die Passage zwischen Zeinenstafel und Bächi erfordert bei erhöhter Lawinengefahr einige Vorsicht. Oben sollte der Grat nur an Stellen betreten werden, wo Fels sichtbar ist. Wächten, die 20 und mehr Meter Richtung Bächifirn herausragen, sind dort in stürmischen Wintern nicht ungewöhnlich.

Auf Deinem ersten Bild sind übrigens die vertikalen Platten, "Gassen" genannt, gut zu erkennen. Diese haben der Gruppe zum Namen "Gassenstöcke" verholfen.
Wer eine einsame (Sommer-)Tour sucht, ist dort am richtigen Ort. Vermutlich hats im Gipfelbuch auf dem Mittleren Gassenstock immer noch Platz auf der ersten Seite ..

Delta Pro hat gesagt: RE:Routenwahl Rad
Gesendet am 23. Januar 2009 um 09:17
Salut Peter,

Nun ja, zum Glück lernt man nie aus... Vielen Dank für die guten Tipps! Da war meine Routenplanung einfach zu wenig gründlich. Aber wie man so schön sagt: "Alle Wege führen nach Rom" - oder eben halt in die Glarner Bergeinsamkeit.

Gruss Delta


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