Magsteinwipfel 2761m - Ein Jagdterrier namens Georg


Publiziert von georgb , 6. Juni 2016 um 10:29.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 5 Juni 2016
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pustertal-Pfunders-Dun-Parkmöglichkeit unter dem Luzerhof
Kartennummer:tabacco Pfunderer Berge

Nicht, dass jemand meint, ich selbst wäre heute zum Terrier mutiert, obwohl es auf dieser wilden Runde manchmal den Anschein hatte ;-) Nein, mir ist heute ein Jägersmann mit seinem Deutschen Jagdterrier namens, man mag es kaum glauben, Georg, über den Weg gelaufen!
Bei der Tourenplanung habe ich mit Mühe Informationen über den Magsteinwipfel eingeholt. "Vi si accede facilmente dalla Valsscharte" lese ich in einem alten Führer, "per escursionisti esperti". Soweit mein Italienisch reicht, bedeutet das einfach und im Gehgelände, man wird sehen! Viele haben ihren Fuß noch nicht auf diesen unbekannten Pinggl gesetzt und das wird sich nach diesem Bericht wohl auch nicht ändern, man wird sehen!
Bis zur Valsalm folge ich bequem dem markierten Weg auf der Forststraße, mit der abweisenden Südwand des Magsteinwipfels direkt über mir. Nach den idyllisch gelegenen Hütten führen Tierspuren über einen steilen, von Felsplatten durchsetzten Wiesenhang links hinauf ins Obervalskar. Die Feuchtigkeit zwingt mich schon hier zu großer Vorsicht und vor mir baut sich unheimlich der steile Gipfelhang auf. Eine Trittspur quert weiter den felsdurchsetzten wilden Hang, schon hier braucht es teilweise beide Hände und jeder Schritt muss sitzen, Auslaufzonen gibt es nicht. Weiter oben erreiche ich einen Wiesenbuckel und darüber die letzten düsteren Höhenmeter zum Gipfel. Die dunklen Wolken und erste Graupel tragen nicht zur Steigerung meines Selbstbewußtseins bei und bald resigniere ich. Vor einer nassen, grasige Rinne, die steil ins Nichts abfällt, kauere ich mich zur Kontemplation nieder. 
Doch plötzlich erwacht der Terrier in mir und ich nehme den felsigen parallel dazu verlaufenden Aufschwung in Augenschein. Hier finden sich wenigstens Griffe und nach ein paar heiklen Metern im 2. Grad kann mich nichts mehr vom Gipfelsturm abhalten. Wenig später stehe ich am einsamen Steinmann, ohne Sicht und von dichten Wolken eingehüllt. Momente, in denen man am Sinn seiner Bergleidenschaft zu zweifeln beginnt ;-)
Die Wetterprognose verspricht Aufhellungen, aber so lange will ich nicht warten und steige unverzüglich wieder ab. In Zeitlupe schleiche ich mich den nassen Hang hinunter, im Zickzack, den vagen Tierspuren hinterher. Die glitschigen Felsen vom Aufstieg umgehe ich lieber, die grasige Rinne lässt sich besser als erwartet absteigen.
Auch der letzte Quergang ist irgendwann heil überstanden und während ich aufatme bescheinen erste Sonnenstrahlen den Magsteinwipfel. In diesen Tagen treffe auch ich nicht immer das perfekte Zeitfenster. Die wärmende Sonne tut gut und ich beschließe den Abstieg durchs Eisbruggtal. Zu meiner großen Überraschung sichte ich über mir am Pfunderer Höhenweg einen weiteren Menschen mitsamt Hund. Eine halbe Stunde später treffe ich auf die beiden, sie sind nicht weniger überrascht. Nach anfänglichem Abtasten kommen wir uns näher und als ich mich vorstelle, hellen sich die Augen auf, Namenskollegen, was für ein Zufall! Der Hundehalter ist ein versierter Pfundrer Jager und weist mich in die Umgebung ein, ganz nebenbei zeigt er auf ein Rudel Steinböcke unter uns, jetzt leuchten auch meine Augen. Mit einem herzlichen Händedruck verabschiede ich mich von den beiden Bergfreunden und ziehe hinunter ins Tal. An der Eisbruggalm vorbei lockt mich die Gampielalm und ich beschließe einen Einkehrschwung, sie ist mir vom Vorjahr noch in bester Erinnnerung. Mit dem erneut einsetzenden Regen erreiche ich die warme Stube, lasse mir einen vorzüglichen Kaiserschmarrn schmecken und hüpfe zurück zum Parkplatz. Auch heute bin ich wieder froh, am Ende des Tages, was hätte ich verpasst zuhause auf dem Diwan. Allein die Begegnung mit meinem Namenskollegen Georg war den wilden Ausritt wert!


Tourengänger: georgb


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Kommentare (2)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 8. Juni 2016 um 11:06
Ma dove caspita sei andato? Fammi capire... :)))

georgb hat gesagt: Ti farò vedere
Gesendet am 8. Juni 2016 um 13:16
Segreto!!! ;-)


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