Etosha National Park


Publiziert von Delta Pro , 30. Juni 2017 um 18:08.

Region: Welt » Namibia
Tour Datum: 5 Juni 2005
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: NAM 

Ein Erlebnisbericht aus der Ethosa Pfanne - dem Safari-Ziel für Anfänger, das sich nur wenige Namibia Touristen entgehen lassen

Mittags fahren wir durch das Nordtor in den Etosha-Nationalpark ein. Der Park ist halb so gross wie die Schweiz und mit einem hohen Zaun umgeben, einerseits zum Schutz der Tiere vor Wilderern und Krankheiten, andererseits, damit die Tiere dort bleiben, wo sie hingehören. Somit ist die ganze Einrichtung irgendwie ein überdimensionaler Zoo, in dem es keine Grenzen gibt. Im ganzen Park ist es verboten, das Auto zu verlassen. Das ist auch sinnvoll, denn es gibt Löwen und Geparden.

Unmittelbar neben der Strasse steht eine Herde Gnus. Die Tiere machen keine Anstalten sich wegzubewegen. Sie kennen keine Angst vor Menschen, da ihnen seit ihrer Geburt noch nie von einem der Geschöpfe in den Gefährten mit dem lauten Motor einen Schaden zugefügt wurde. In wenigen Metern Abstand liegen die hässlichen Antilopen im Gras. Mit ihrem schwarzen Bart und dem gebückten Gang sehen sie aus wie Clochards, so richtig abstossend. Da gefallen uns die Springböcke schon viel besser. Riesige Herden mit gegen Tausend Tieren grasen auf den weiten Ebenen. Eine Gruppe von Straussen wälzt sich im Sand, um das Gefieder zu reinigen.

Schon nach zehn Minuten in Etosha sind wir begeistert. So viele Tiere auf einem Haufen hätten wir nicht erwartet. So gut wie es begonnen hat, geht es weiter. Plötzlich taucht ein grauer Rücken über den niederen Büschen auf. Es ist ein Elefant! Das riesige Tier bewegt sich gemächlichen Schrittes auf ein Wasserloch zu und stellt sich mitten hinein. Zwei Oryx suchen das Weite. Zuerst wirbelt er mit schnellen Bewegungen seines rechten Vorderfusses das Wasser auf, damit es schlammig wird. Dann saugt er das Dreckwasser mit seinem Rüssel an und wirft es kunstvoll in die Luft, so dass es auf seinen Rücken niederprasselt. Das ist die Sonnencreme der Elefanten. Der Bulle ist riesengross und wiegt bestimmt fünf Tonnen. Mit den breiten Ohren fächert er sich Luft zu. Sein Rüssel reicht bis an den Boden. Um das Gewicht dieses multifunktionalen Organes zu entlasten, wird es manchmal kurzerhand über die Stosszähne gehängt, was ziemlich tollpatschig aussieht. Die Schritte des Elefanten sind unglaublich weich und kontrolliert. Da ist kein Stampfen zu vernehmen. Ab und zu stellt sich das Tier auf ein Hinterbein, um das andere vorübergehend zu entlasten. Lässig wird es über das belastete Bein gekreuzt und mit den Zehen angestellt. Menschen stehen genau gleich an einer Bar, wenn sie cool wirken wollen. Das sind tolle Tiere, diese Elefanten!

Die Pisten im Etosha-Nationalpark sind vorzüglich ausgebaut. Der Park umschliesst die riesige Etosha-Salzpfanne. Diese endlose, weisse Fläche ist nur nach ganz starken Regenfällen mit Wasser gefüllt. Jetzt wirkt die Fläche trostlos und langweilig – ein weisse Ebene ohne Abwechslung bis an den Horizont. Dort scheint es durch eine Luftspiegelung Wasser zu geben, doch das ist eine Illusion, wie so vieles andere auf der Welt. Wir fahren von Wasserloch zu Wasserloch. Mehrere Dutzend dieser Lebensquellen sind in der Savanne rund um die Salzpfanne verteilt. Dort hat man die grössten Chancen, Tiere zu treffen, da sich jeden Tag alle einmal dort einfinden müssen, um ihren Wasserbedarf zu decken. Als nächstes sehen wir eine Familie der grossen und scheuen Kudu-Antilopen. Sofort bringen sie sich ins nahe Gebüsch in Sicherheit. Auch Giraffen gibt es rauen Mengen. Und bald kommen wieder Elefanten des Weges. Diesmal sind es gleich drei, die sich zu einem Trinkgelage versammelt haben. Mit ihrem Rüssel befördern sie grosse Mengen des Wassers in den weit geöffneten Mund.  Wir fahren mitten durch eine Zebraherde. Die Tiere stehen teilweise nicht mehr als zwei Meter von uns weg und grasen gemütlich weiter. Die Musterung ihres Felles ist wunderschön!

Der Höhepunkt des heutigen Tierbeobachtungstages steht uns noch bevor. Die Sonne neigt sich allmählich dem Horizont zu, als wir leise bei einem weiteren Wasserloch vorfahren. Wir trauen unseren Augen kaum. Am Wasser liegen drei Löwen!  Es ist eine Mutter mit zwei Jungen. Die Katzen stehen nebeneinander und schlürfen Wasser. Sie wollen für die nächtliche Jagd gut gerüstet sein. Alle scheinen im Moment recht faul zu sein. Träge liegen sie am Ufer des kleinen Sees und sonnen sich. Ihr Fell glänzt golden im Abendlicht. Auf dem Weg ins erste Camp trabt etwas schwarz-gelb Gepunktetes in die Büsche. Wir haben einen Gepard gesehen! Von diesen Tieren gibt es im ganzen Park nur rund siebzig Stück. Es gehört schon viel Glück dazu, einem solchen über den Weg zu laufen – aber das haben wir offensichtlich.

Der Etosha-Nationalpark ist Pflicht für jeden Namibia-Besucher. Die Infrastruktur ist entsprechend gut ausgebaut. Das Camp Namutoni ist von einem hohen Zaun umgeben. In der Nacht begeben sich die Menschen also in den Käfig, um vor den Tieren in Sicherheit zu sein – Rollentausch. Eine Übernachtung ist teuer, aber Alternativen dazu gibt es keine. Dafür können wir von einem kleinen Supermarkt profitieren. Die Einsamkeit findet man auf diesem Zeltplatz leider nicht. Er ist bis fast komplett belegt. Kurz vor dem Sonnenuntergang begeben wir uns zum Wasserloch. Es liegt direkt am Rand des Camps. Eine Tribüne mit Sitzen ist gebaut worden, die gut besetzt ist. Fast fünfzig Leute haben sich in andächtiger Stille vor dem Wasserloch versammelt. Zwei Giraffen geben sich die Ehre. Das alles kommt mir wie ein groteskes Theaterstück vor. In höchster Begeisterung sitzen die Menschen auf ihren sichern Stühlen und beobachten die Tiere, die nichts weiter tun, als zu leben. Eine Giraffe lässt ihre Bollen geräuschvoll auf den Boden fallen – ich befürchte, dass diese unerwartete Aktion gleich mit tosendem Applaus quittiert wird. Aber alles bleibt mucksmäuschenstill.

Um halb sieben am nächsten Morgen verlassen wir als erste das Camp und fahren mitten in den Sonnenaufgang. Früh morgens bei einem Wasserloch zu sein, verspricht die besten Chancen, nachtaktive Tiere wie Löwen zu sehen, die sich bald gut versteckt in die Büsche verziehen werden. Einen Löwen treffen wir nicht beim ersten Wasserloch, doch eine Tüpfelhyäne sucht das Weite. Diese Tiere sind in Etosha fast so selten wie Geparden. An der gleichen Tränke halten sich ebenfalls einige Zebras und Elen-Antilopen auf. Ein ganz junges Giräffchen springt mit kuriosen Verrenkungen seiner Mutter hinterher. Mit seinem flauschigen, tadellos sauberen Fell sieht es wie ein Plüschtierchen aus. Beim nächsten Wasserloch schliessen wir Bekanntschaft mit den Impala-Antilopen. Diese Gazellen sind nur wenig grösser als Springböcke und fein gebaut. Sie haben ein glänzendes, braunes Fell.

Das nächste Wasserloch bei Ockerfontein ist sehr ergiebig. Als wir ankommen, haben sich unzählige Zebras, einige Springböcke und Kudus eingefunden. Doch lange dauert die Idylle nicht. Ein Elefantenbulle kommt des Weges und beansprucht den Platz für sich. Inmitten der anderen Tiere beginnt er sich mit Schlamm einzuschmieren. Er wälzt seinen gewaltigen Körper im Morast und sieht bald eher aus wie ein lebender Dreckberg. Die Zebras liefern sich in der Zwischenzeit teils gehässige Zweikämpfe, bei denen viel Staub aufgewirbelt wird. Wir stehen fast eine Stunde bei diesem Wasserloch und beobachten das Schauspiel, das uns die verschiedensten Tierarten darbieten.

Bei der nächsten Station können wir trinkende Giraffen aus nächster Nähe beobachten. Es sieht genial aus, wenn die Tiere ihre Beine spreizen, vorne in die Knie gehen und ihren langen Hals bis hinunter ins Wasser neigen.  Dann lässt unser Erfolg nach. Ein Wasserloch nach dem anderen ist ausgetrocknet oder einfach verlassen. In der Mittagshitze haben sich viele Tiere in die kühleren Büsche verzogen. So legen wir die beträchtlichen Distanzen im Park zurück, ohne auch nur ein einziges Tier zu sehen. Bei Gemsbockvlakte erhält der Tag doch noch einen versöhnlichen Abschluss. Eine grosse Elefantenherde mit einem Dutzend Tieren hat sich zum abendlichen Umtrunk versammelt. Dicht an dicht stehen die grauen Leiber beieinander und befördern sich das Wasser mit dem gelenkigen Rüssel in den Mund. Alle grossen Tiere geben sorgfältig darauf Acht, mit ihren Füssen die Jungtiere nicht zu berühren. Das Kleinste springt flink zwischen den Beinen seiner Artgenossen herum und erprobt die Funktionsweise seines Rüssels. Zwei jugendliche Elefanten liefern sich einen freundschaftlichen Kampf, wobei ihre Rüssel nur so durch die Luft gewirbelt werden.

Um fünf Uhr sind wir im Camp Okaukuejo, das genau gleich wie das gestrige aufgebaut ist. Den Sonnenuntergang am Wasserloch wollen wir uns auch heute nicht entgehen lassen. Es hat viel Publikum – und das mit Berechtigung. Eine grosse Elefantenherde erfreut sich gerade an einem Bade im Tümpel. Die Tiere planschen ausgelassen im Wasser herum, offenbar glücklich, einmal einen Teil der Last ihres Körpers nicht selber tragen zu müssen. Manchmal tauchen sie so tief, dass nur noch der Rüssel, der auch als Schnorchel eingesetzt werden kann, an die Oberfläche kommt. Vor allem die jüngeren Grautiere geben sich gerne einem Kampf hin. Die erwachsenen Tiere füllen ihren Mägen mit langsamen, geschmeidigen Bewegungen mit Wasser. Ein riesenhafter Bulle steuert direkt auf die Zuschauertribüne zu. Ganz nahe bei den Menschen gibt es noch saftiges Gras, das sich bisher noch niemand zu essen gewagt hat. Schlussendlich ist das Tier nur noch drei Meter von uns entfernt. Eine wenig hohe Mauer trennt uns von ihm. Wir schauen dem Bullen gerade in die Augen. Man glaubt nur die Hand ausstrecken zu müssen, um ihn zu berühren. Das stört den Elefanten gar nicht und mit System beginnt er mit seinem kräftigen Rüssel das Gras abzuernten und es in sich hinein zu stopfen. Der blutrote Sonnenball sinkt hinter den Silhouetten der Elefanten hinter den Horizont. Das ist wieder einmal ein Sonnenuntergang à la Afrika.

Der Tag ist noch nicht zu Ende. Nach dem Abendessen beschliessen wir, einen weiteren Kontrollgang zum Wasserloch zu unternehmen. Auch diesmal werden wir belohnt. Nachdem die Elefanten das Feld geräumt haben, sind fünf Nashörner aufgekreuzt. Das Wasserloch ist mit Flutlicht beleuchtet. Es ist wie im Fussballstadion. Und die Akteure enttäuschen uns nicht. Zwei der schwerfälligen Tiere geraten aneinander und liefern sich schnaubend ein Kämpfchen. Die Spitzmaulnashörner haben spitze, gefühlvolle Lippen mit denen sie die geliebten Früchte der Nara-Pflanze aufpicken können. Ihr ganzer Körper sieht irgendwie archaisch aus, als ob er von einem dicken Panzer geschützt wäre, gleich wie bei einigen Dinosauriern. Ein mutiges Nashorn wagt sich gleich nahe an die Zuschauer heran wie kurz zuvor der Elefantenbulle. Das Nashorn bemerkt die Menschen wohl gar nicht, denn seine Augen und Ohren sind klein. Die Sinne der Nashörner sind nicht besonders scharf. Mehrmals schaut es zweifelnd nach oben und isst dann weiter. Erst nach mehreren Minuten wird dem Spitzmaulnashorn seine Situation bewusst und mit einem angstvollen Schnauben springt es auf und flieht in sichere Entfernung.


Tourengänger: Delta, Xinyca


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T1
9 Mai 16
Etosha Nationalpark · Max

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